Was ist sozialistische Planwirtschaft?

Planwirtschafr. Plakat aus der DDR. Bild: Bundesarchiv. Bea.: Roter Morgen

Sascha Iwanow – 10. Juni 2020

Ein neues Wirtschaftssystem ist fällig. Das Chaos bei der Herstellung lebensnotwendiger oder auch völlig unnötiger Güter, die durch die kapitalistische Überproduktion hervorgerufenen Wirtschaftskrisen, die zunehmende Verelendung ganzer Erdteile und Bevölkerungsschichten, die Flucht in die Rüstungsproduktion, die aufwendigen und oft ganz und gar überflüssigen Werbefeldzüge, die wuchernde Bürokratisierung, das kaputte Finanzsystem, die wachsende Schuldenlast der kapitalistischen Staaten, die Ruinierung ganzer Landstriche und der Ozeane durch die Großindustrie, die ständigen bewaffneten Auseinandersetzungen in der Welt – auf der anderen Seite: der unermeßliche Reichtum einiger weniger Menschen, all das sind Symptome einer durch und durch kranken Gesellschaft. Wer das nicht sieht, dem ist nicht zu helfen!

Neuwagenhalden – Kapitalistische Überproduktion. Bild: YouTube

Es dürfte klar sein, daß die Wirtschaft die Grundlage für die weitere gesellschaftliche Entwicklung eines Landes ist. Hier spielen sich die Auseinandersetzungen ab. Die Wirtschaft ist schließlich das Hauptfeld der Klassenkämpfe zwischen Lohnarbeitern und den Kapitalisten. Und so kann es nicht weitergehen. Auch wenn der einzelne Mensch die Geschichte kaum beeinflussen kann – die Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung gibt es. Sie wirken objektiv und sind unabhängig vom Bewußtsein. Doch nun genug der langen Vorrede.

Was ist eigentlich sozialistische Planwirtschaft?

Planwirtschaft (und zwar eine sozialistische Planwirtschaft!) ist erst dann möglich, wenn die Arbeiterklasse im Bündnis mit den Bauern und anderen Werktätigen die Macht erobert hat und sich die entscheidenden Produktionsmittel in den Händen des Volkes befinden. Wir sprechen hier von der Diktatur des Proletariats. Hier lenkt der sozialistische Staat die Wirtschaft mit Hilfe eines einheitlichen Planes. Dieser Plan wird auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus und unter der Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei entwickelt. Denn nur mit Hilfe einer wissenschaftlichen Weltanschauung ist es möglich, die objektiven Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung zu erkennen und bewußt zu nutzen.

Das wirtschaftliche Chaos beseitigen

Ruinen kapitalistischer Mißwirtschaft in China. Bild: YouTube

Der Sinn dieser Sache ist der, daß das kapitalistische Chaos verschwindet. Doch dazu bedarf es der schöpferischen Arbeit aller Werktätigen. Anders ist Planwirtschaft nicht zu verwirklichen. Die sozialistische Planwirtschaft ist ein wesentlicher Vorzug der sozialistischen Gesellschaftsordnung. Das Ziel der sozialistischen Planwirtschaft ist die immer bessere Befriedigung der materiellen und kulturellen Bedürfnisse der Menschen. Die zentrale staatliche Planung und Leitung des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses ist verbunden mit der Eigenverantwortung der Betriebe. Sie beruht auf dem Prinzip des demokratischen Zentralismus. Dabei gilt es, die vorhandenen Ware-Geld-Beziehungen so auszunutzen, daß die Vorzüge des Sozialismus zur Geltung kommen.

Ist die Planwirtschaft in der DDR denn nicht gescheitert?

In der DDR war die sozialistische Planwirtschaft in der Verfassung verankert. Es wurden einheitliche Volkswirtschaftspläne ausgearbeitet, die den Interessen der gesamten Gesellschaft entsprachen. Entsprechend den sich verändernden Bedingungen war die SED bemüht, die sozialistische Planwirtschaft weiterzuentwickeln, was jedoch immer weniger gelang und zu dirigistischen Leitungsmethoden (im Stile eines Günter Mittag) entartete. Die Erfahrungen der Sowjetunion waren dabei kaum hilfreich, denn die KPdSU hatte nach 1956 einen revisionistischen Kurs eingeschlagen, und es war eine zunehmende Abweichung von den Grundprinzipien des Marxismus-Leninismus zu verzeichnen. Daher konnte auch keine harmonische Gestaltung aller Bereiche der entwickelten sozialistischen Gesellschaft erreicht werden, und die sozialistische Ökonomische Integration innerhalb der sozialistischen Länder blieb auf der Strecke.

Die Wohnungsbauserie 70 (WBS70) wurde in den 70er Jahren in der DDR entwickelt. Sie war 30 Jahre lang der Schlager unter den Plattenbauten weil sie schnell zu errichten und funktional war. Bile: Bundesarchiv

Wie hätte es denn richtig laufen müssen?

Durch eine wissenschaftlich begründete Planung wird die effektivste Variante der volkswirtschaftlichen Entwicklung unter Berücksichtigung der realen Bedingungen ausgearbeitet. Sie ist danach konsequent umzusetzen. Die Funktionsfähigkeit der sozialistischen Planwirtschaft ist die entscheidende Voraussetzung für den Aufbau der entwickelten sozialistischen Gesellschaft. Die langfristigen Pläne, Fünfjährplane und Jahrespläne müssen gut vorbreitet und wissenschaftlich fundiert sein. Sie werden mit Hilfe der wirtschaftlichen Rechnungsführung kontrolliert und abgerechnet. Die Einbeziehung der Wissenschaft in den Reproduktionsprozeß, die Wechselbeziehungen zwischen Volkswirtschaft, Bildungswesen, Kultur und anderen gesellschaftlichen Bereichen führen dazu, daß die Pläne nicht nur die Volkswirtschaft zum Gegenstand haben, sondern mit ihnen die Entwicklung der gesamten Gesellschaft gelenkt wird. Die sozialistische Planwirtschaft entspricht den Interessen der sozialistischen Gesellschaft. In der Praxis beweist sich hier die Überlegenheit des Sozialismus gegenüber dem kapitalistischen Wirtschaftssystem. Und nur so kann aus historischer Sicht die Grundfrage „Wer-wen?“ zugunsten des Friedens, der Demokratie und des Sozialismus entschieden werden.

Siehe: Kleines Politisches Wörterbuch, Dietz Verlag, Berlin, 1973, S.787f.

Eine sehr aufschlußreiche Chronologie der Ereignisse finden Sie auch hier:
 Dr. Kurt Gossweiler: Die Taubenfuß-Chronik oder Die Chruschtschowiade (2 Bände.)
 Lies dazu: Wie konnte das geschehen?

Erstveröffentlichung am 4. Januar 2018 auf Sascha Iwanows Welt. Veröffentlichung mit freundlicher genehmigung des Herausgebers. Bilder und Bilduntertexte wurden von der Redaktion Roter Morgen hinzugefügt.

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Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

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