Die Öffentliche Meinung und der Krieg

Volkskorrespondenz zum Wochenede
Heinz Ahlreip – 31. Januar 2025

Heinz Ahlreip

Seit der Zeit der Aufklärung wurde deutlich, dass die Menschen zunehmend Einfluss auf politische Entscheidungen nahmen. Die einst von Adligen geführten Kriege wurden durch Flugblätter und Bilder, die auch Analphabeten erreichen konnten, einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Dadurch spielten nicht-militärische Mittel zur Beeinflussung von Kriegen eine immer größere Rolle. Der Militärtheoretiker Clausewitz stellte fest, dass der Krieg in sich widersprühlich sei. Karl Marx fügte später hinzu, dass jedes Ding sein eigenes Gegenteil in sich trage.

Jean-Jacques Rousseau sprach neben der Gewaltenteilung in Gesetzgebung, Regierung und Rechtsprechung von einer vierten Macht: der öffentlichen Meinung, die immer wichtiger wurde. Dies zeigte sich besonders 1781 in Wien, als nach gelockerter Zensur durch Kaiser Joseph II. plötzlich Tausende von Druckschriften erschienen. Statt blindem Gehorsam war nun Überzeugungskraft gefragt. Während der Französischen Revolution wurde das Überzeugen durch politische Agitation und Propaganda zur wichtigsten Waffe.

Die Aufklärung führte dazu, dass die Bevölkerung sich stärker in Kriegsfragen einmischte. Kriege wurden nicht mehr nur als Strafe Gottes oder als Mittel absoluter Herrscher gesehen. Der Wunsch nach Frieden wuchs. Im Jahr 1795 veröffentlichte Immanuel Kant seine Schrift „Zum Ewigen Frieden“, in der er erste Gedanken zum Zusammenhang zwischen Gesellschaft und Armee formulierte. Der Krieg wurde nun politisch hinterfragt, nicht mehr nur religiös begründet.

Erst Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Kants Idee greifbar. 1975 fanden in Paris Friedensverhandlungen zwischen den USA und Vietnam statt, begleitet von schockierenden Fernsehbildern aus dem Krieg. Der Vietnamkrieg wurde durch diese Berichte für Menschen weltweit erlebbar. Der Krieg war ins Wohnzimmer eingezogen und zeigte seine Grausamkeit auf Bildschirmen.

Die Protestbewegungen der 1960er Jahre brachten zahlreiche Studierende in westlichen Großstädten auf die Straßen. Sie demonstrierten gegen den Vietnamkrieg und machten deutlich, dass Kriege nicht nur auf dem Schlachtfeld entschieden werden. Doch der Krieg zeigte auch seine Hartnäckigkeit: Während in Paris verhandelt wurde, intensivierten die USA ihre Bombenangriffe. Die Vorstellung, dass Verhandlungen und Krieg sich ausschließen, gehört längst der Vergangenheit an.

Heute steht die Welt vor neuen Bedrohungen. Ein dritter Weltkrieg würde vor allem um die Kontrolle der öffentlichen Meinung geführt werden. Die weltweite digitale Vernetzung macht Informationen zu einem der wertvollsten Güter. Wer den Zugang zu verlässlichen Informationen kontrolliert, hat einen entscheidenden Vorteil. Geheimdienste und Informationskontrolle spielen eine zentrale Rolle in modernen Konflikten.

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Über den Autor:
Heinz Ahlreip, geb. am 28. Februar 1952 in Hildesheim. Von 1975 bis 1983 Studium in den Fächern Philosophie und Politik an der Leibniz Universität Hannover, Magisterabschluss mit der Arbeit »Die Dialektik der absoluten Freiheit in Hegels Phänomenologie des Geistes«. Forschungschwerpunkte: Französische Aufklärung, Jakobinismus, Französische Revolution, die politische Philosophie Kants und Hegels, Befreiungskriege gegen Napoleon, Marxismus-Leninismus, Oktoberrevolution, die Kontroverse Stalin – Trotzki über den Aufbau des Sozialismus in der UdSSR, die Epoche Stalins, insbesondere Stachanowbewegung und Moskauer Prozesse. Ahlreip arbeitete als Lagerarbeiter u. a. bei Continental in Hannover und bis zum Rentenbeginn als Gärtner für Museumsstätten und Friedhöfe.

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