Redaktion – 19. Januar 2024
LENIN
Er rührte an den Schlaf der Welt
Mit Worten, die Blitze waren.
Sie kamen auf Schienen und Flüssen daher
Durch alle Länder gefahren
Er rührte an den Schlaf der Welt
Mit Worten, die wurden Brot,
Und Lenins Worte wurden Armeen
Gegen die Hungersnot.
Er rührte an den Schlaf der Welt
Mit Worten, die wurden Maschinen,
Wurden Traktoren, wurden Häuser,
Bohrtürme und Minen –
Wurden Elektrizität,
Hämmern in den Betrieben,
Stehen, unauslöschbare Schrift,
In allen Herzen geschrieben.
Text: Johannes R. Becher (1929)
Musik: Hanns Eisler (1953)
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Am 21. Januar 1924, also vor nun 100 Jahren, starb der Revolutionär, Marxist und Gründer der Sowjetunion, Wladimir Iljitsch Lenin. Schon im Alter von 30 Jahren gehörte er zu den führenden Marxisten der Welt. Während es den Revisionisten unter Chruschtschow immerhin erst 1961 gelang den Leichnam Stalins aus dem Mausoleum zu entfernen, ist es ihnen mit dem Körper Lenins, trotz vieler Initiativen, bis heute nicht gelungen. Zu groß ist die Liebe der arbeiteten Menschen Russlands, der Länder der ehemaligen Sowjetrepubliken und der Proletarier aller Länder zu diesen hervorragenden Revolutionär und Wegbereiter der Revolution. Sein Vermächtnis müssen wir hochhalten wie es die Partei der Arbeit Albaniens unter Enver Hoxha und die KPD/ML (KPD) stets getan hat. Auch wenn es zur Zeit schwierig aussieht zeigt uns doch das Beispiel Lenins wie aus einer hoffnungslos wirkenden Situation mit der richtigen Führung und Strategie der Sieg zu erringen ist.
Lenin starb auf den Tag genau 131 Jahre nach des Guillotinierens Ludwig XVI. als einem der Höhepunkte der klassischen bürgerlichen Französischen Revolution gar der entscheidende Höhepunkt? Jedenfalls sah Robespierre es so. Das Guillotinieren 1793 rüttelte die Völker wenigstens Europas schockartig auf, die von Lenin angeführte Oktoberrevolution, die Arbeiter und Kleinbauern aller Länder der Welt. Marx und Engels waren vor Lenin die größten praktischen, primär als analysierende, aufklärende und anfeuernde Redakteure von Revolutionszeitungen, Engels auch als Soldat in der 48er Revolution unter Willich im Badischen und theoretischen Helfer des Proletariats auf der Grundlage des wissenschaftlichen Sozialismus, man denke nur an das Manifest der Kommunistischen Partei oder an das Kapital von Marx, dem Schlüsselbuch der Weltgeschichte, beides theoretische Waffen, die die Arbeiterklasse über ihre welthistorische Mission aufklären und auf die gewaltige gewaltsame Revolution ausrichten. Sie nahmen bereits die klare Feindbestimmung vor, indem sie das Hauptaugenmerk der Arbeiterklasse auf die kapitalistischen Produktionsmitteleigentümer richteten, die sich in den Klassenkämpfen ihrer Zeit gegen den Feudaladel das Kommando über unbezahlte Lohnarbeit mit bäuerlich-proletarischer Hilfe erfochten hatten. Das Proletariat kämpft zunächst gegen die Feinde seiner Feinde, heißt es im Manifest. In diesem steht geschrieben, dass die proletarische Revolution im Gegensatz zu vorhergehenden bürgerlichen Revolutionen u. a. diese Spezifik aufweist: “Die Proletarier können sich die gesellschaftlichen Produktivkräfte nur erobern, indem sie ihre eigene bisherige Aneignungsweise und damit die ganze bisherige Aneignungsweise abschaffen. Die Proletarier haben nichts von dem Ihrigen zu sichern, sie haben alle bisherigen Privatsicherheiten und Privatversicherungen zu zerstören“.[1].
Marx starb 1883, Engels 1895. Nach beider Tod übernahmen Kautsky und Bernstein die polit-theoretische Führung der Arbeiterklasse, ohne jedoch mit einer Vertiefung der materialistischen Dialektik der Klassiker, nach Engels unser bestes Arbeitsmittel und unsere schärfste Waffe, aufwarten zu können. Die Schuhe waren zu groß. Die II. Internationale, die 27 Jahre von 1889 bis 1916 existierte, fuhr die Lokomotive der Revolution gegen die Wand. Ein deutliches Zeichen war Mitte 1914 die sozialistische Bewilligung von Kriegskrediten für von Monarchien ausgeführte imperialistische Kriege. Tiefer können sozialistische Parteien nicht fallen. 1912 wurde auf dem Internationalen Sozialistenkongress zu Basel noch beschworen, im Falle eines imperialistischen Krieges diesen sofort in einen Bürgerkrieg umzuwandeln, zum Sturz der verhassten blutsaugenden und kriegstreibenden Finanzkapitalisten.
Erst der am 22. April 1870 in Simbirsk geborene Wladimir Iljitsch Lenin wurde zusammen mit Stalin die würdigen Nachfolger von Marx und Engels. Insbesondere musste sich Lenin aufgrund der objektiven Klassenkampfgestaltung als Kritiker des Revisionismus profilieren, personell insbesondere gegen Kautsky und Bernstein. Die sich 1903 in Bolschewiki (Mehrheit gewinnende) und Menschewiki (Minderheit bleibende) spaltende Kommunistische Partei Russlands folgte die bolschewistische Seite als einzige Lenins Parteikonzept einer Partei neuen Typs, als eine der Massen mit elementaren Berufsrevolutionären an der Spitze, die er ein Jahr zuvor 1902 in seiner Parteischrift „Was tun?“ entworfen hatte, mit der er die Lehre von der Partei über Marx und Engels hinaus erweiterte. Die Partei nahm ab 1902/03 Kurs auf eine radikale Sozialrevolution im Sinne der Mobilisierung der großen Masse der Kleinbauern und der weniger zahlreichen Industrieproletarier in den großen Städten. Lenin oder Kautsky, das war bei strenger Sicht der Parteienentwicklungen schon ab 1902/03 die Frage, die ab 1910 für die Parteimitglieder wegen Kautskys Rechtswendung immer fassbarer wurde.
Nur in Russland wurden die Massen parteimäßig zum Sieg über die kapitalistischen Ausbeuter in den Städten und über die Kulaken (Großbauern, die Lohnarbeiter ausbeuteten) geführt, in Deutschland versagte die SPD nach der Billigung von Kriegskrediten 1914 auch 1918/19 erneut, und zwar in der Machtfrage, die die Novemberrevolution gestellt hatte. Sie unterließ Massenerhebungen und Massenbewaffnungen. So wurde das deutsche Volk am 28. Juni 1919 in Versailles zum Kotau vor den siegreichen imperialistischen Mächten des Ersten Weltkrieges gezwungen.
Lenin vereinte beides die Vertiefung der revolutionären Theorie und der materialistischen Dialektik von Marx und Engels, sie dem Imperialismus gemäß durch enge revolutionär-praktische Tätigkeit adäquat auszugestalten und dabei revolutionäre Standhaftigkeit an den Tag zu legen. Das allein hätte schon zu einer weltgeschichtlichen Größe ausgereicht. Zu seiner praktisch-revolutionären Tätigkeit zählt, dass er die revolutionärste kommunistische Partei seiner Zeit gegründet und gepflegt hatte und kadermäßig stählte. Diese politischen Meisterwerke wurden weiterentwickelt in der finstersten Zeit des Wütens der politischen Reaktion, der Zeit des ab 1906 tätigen Ministerpräsidenten Stolypin, den Lenin ‚Henker‘ nannte und der am 18. September 1911 von dem Sozialrevolutionär Bogrow ermordet wurde, nachdem die demokratische Revolution von 1905, die das Volk tief aufgewühlt hatte, brutal niedergeschlagen worden war. In ihr wurde eine bürgerliche Republik in der politischen Landschaft gefordert und der Acht-Stunden-Tag in den Fabriken alles auf tiefer Massenbasis und Rosa Luxemburg begriff, entgegen die opportunistische Mehrheit der SPD, die ganze Tiefe der sie begeisternden Revolution. Diese ging tiefer als die portugiesische und türkische. Nach ihrer Niederschlagung galt es, das Schiff der Revolution durch einen finsteren Ozean mit turmhoch schlagenden Wellen zu steuern. Viele Marxisten begannen zu schwanken, insbesondere auch weltanschaulich. Pseudomarxistische und offen antimarxistische Tendenzen u. a. durch die Positivisten Mach und Avenarius erfasste die russische Intelligenz. Es ergaben sich gefährliche Tendenzen, die die Parteisubstanz auszuhöhlen drohten. Mit seinem philosophischen Hauptwerk ‘Empiriokritizismus und Materialismus‘, dass die neuesten Erkenntnisse der Naturwissenschaften bei gleichzeitiger Vertiefung der materialistischen Dialektik berücksichtigte, errichtete Lenin 1908 ein Bollwerk gegen die philosophischen Grundlagen des Revisionismus. Er vertiefte u. a. das von Hegel, Marx und Engels bereits richtig gesehene Verhältnis zwischen Freiheit und Notwendigkeit. Blind ist die Notwendigkeit nur, insofern dieselbe nicht begriffen wird. Die Freiheit liegt in der Erkenntnis der Naturgesetze. Wenn es überhaupt philosophisches Potenzial für die Lösung der gegenwärtigen Naturkrise gibt, so liegt dieses im Marxismus-Leninismus. Gegen alle mittelalterlich-idealistischen Verdüsterungen müssen wir klar die Naturgesetze eruieren und die Verletzungen, die das kapitalistische Ausbeutungssystem einem gesunden Verhältnis zwischen Menschen und Natur antut, benennen. Nur der Marxismus-Leninismus gibt uns aufgrund seiner richtigen wissenschaftlichen Widerspiegelung der Gesetze, der Natur und der Gesellschaft auf materialistischer Grundlage den richtigen Maßstab zur Messung bürgerlicher Abnormitäten im Verhältnis zu den arbeitenden Menschen, das eines der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft durch Lohnarbeit ist, und im Verhältnis zur Natur, das im Imperialismus eine nicht mehr zu überbietende Perversionsintensität erreicht hat, vielleicht nur noch zu überbieten – durch den atomaren Supergau. So stehen sich Materialismus und Idealismus gegenüber: Entweder durch den Idealismus und seiner ihm innewohnenden Verdüsterungen wissenschaftlicher Welterkenntnis durch Weltverdopplung (Idee bringe Materie hervor) den irrationalen Weg des imperialistischen Abstiegs zu beschreiten oder durch den Materialismus, konkret durch den dialektischen, bei zunehmender, nie absolut abschließender wissenschaftlicher Gewissheit der Existenz nur einer aus Materie bestehenden Welt, die bei Höherentwicklung einen qualitativen Sprung zu ersten Bewusstseinsformen macht, durch Welterkenntnis zu Herren der Industrie und der Natur zu werden. Es versteht sich sofort, dass es keinen dritten Weg geben kann. Was sich an Krauskopfartigen nach 1907 in der russisch-marxistischen Intelligenz erhob, das ergab sich in der Endphase der Sowjetunion auf ähnliche Weise. Alles Diffuse, philosophisch Unausgereifte und Irrationale wurde von westwärts angeschwemmt. Das Bollwerk dagegen war seit 1908 vorhanden, aber die Revisionisten hatten es ins hinterste Regal versteckt. Von Gorbatschow die Errichtung eines zweiten Bollwerks in Form einer Vertiefung des Leninschen Empiriokritizismus zu erwarten – das wäre als Kommunist seine Aufgabe gewesen – … wir bitten Euch … Zwischen Lenin und Gorbatschow liegen doch Lichtjahre. Genauso wie zwischen dem dialektischen Materialismus, der die Einheit zwischen den Gegensätzen als nur relativ, den Kampf aber als absolut begreift und der die Dialektik als Methode zur Erforschung des Wesens im Inneren der Dinge selbst begreift, und dem vulgären, einseitig naturwissenschaftlich fixierten Materialismus (es hat eine Natur vor dem Geist gegeben, der Mensch ist, was er isst) Lichtjahre liegen. Der spezifische sowjetunionistische Revisionismus musste sich natürlich marxistisch-leninistischem Vokabulars bedienen, aber sprengte es auch schon auf dreiste Art, als er die UdSSR als Volksstaat ausgab, als Staat des ganzen Volkes statt als Diktatur des Proletariats.
Das philosophische Bollwerk ist nicht das einzige Bollwerk, das Lenin uns hinterlassen hat. Alle diese sind aktuell, andere Bollwerke auf Augenhöhe existieren in der linken, fortschrittlichen Literatur nicht. Diese Bollwerke waren nicht nur für die Stalin-Ära aktuell, sie sind es auch heute bei relativ veränderter politischer Weltsituation. ‘Was tun?‘ ist und bleibt das Bollwerk der kommunistischen Partei, die Imperialismus Analyse ist und bleibt das ökonomische Bollwerk, ‘Staat und Revolution‘ ist und bleibt das Bollwerk und der Leuchtturm in der linken Revolutionsliteratur. Drei fundamentale Bücher Lenins sind durch die Oktoberrevolution heraufbeschworen worden: ‘Staat und Revolution‘, der ‘Renegat Kautsky‘ und der ‘Linke Radikalismus‘, in denen uns der Bolschewismus als Taktik für alle anvertraut wurde. Hatte Lenin 1908 ein Bollwerk gegen reaktionäre Philosophien errichtet, so 1917 gegen reaktionäre menschewistisch-sozialdemokratische Politströmungen. Russland sei noch nicht reif für den Sozialismus, schrien sie alle hysterisch im Chor. Lenin aber erläuterte in aller Ruhe seinen Bolschewiki: ‘15 bis 20 Jahre richtige Beziehungen zur Bauernschaft, und der Sozialismus ist in Russland gesichert‘. In der Tat, es ist nicht schwer zu erkennen, dass der, nach Lenin grobe Stalin, Lenins Linie vertrat und nicht die Anhänger Bucharins und Trotzkis.
Zur Taktik der Bolschewiki gehörte der Bankraub Stalins 1907 in Tiflis, ein Vorbild für alle heutigen Marxisten-Leninisten. Das Geld gehört dem arbeitenden Volk und darf natürlich nur zu volksbefreienden Zwecken verwendet werden. Mit der Anerkennung der Notwendigkeit des Bankraubs haben wir ein gutes Schibboleth (Merkmal), um die wahren Marxisten-Leninisten von den falschen zu trennen. Die Partei der Arbeit Albaniens unter der Führung Enver Hoxhas hat dieses nie in Frage gestellt. Auch in der KPD/ML (KPD) und Marxistisch Leninistischen Bruderparteien war dies Konsens.
Es ist hier Gelegenheit, Bemerkungen zu der Tatsache anzubringen, dass Lenin die Ablösung Stalins als Generalsekretär der Partei wünschte, er sei zu grob, ihm fehle die feine Sensibilität im Umgang mit seinen Mitmenschen. Es kam anders und darauf hackt die Konterrevolution noch heute herum. Stalin war aber nicht der brutale, machtbesessene und blutrünstige Diktator, als den ihn die Konterrevolution zurechtstutzt und vorlügt. Nach dem Verlesen von Lenin sogenanntem Testament, das er seiner Sekretärin Lidja Fotjewa diktiert hatte, in dem die Grobheit Stalins fixiert vorlag, bot Stalin seinen Rücktritt an, doch die Mehrheit der Parteiführer lehnte das schon Anfang 1924 mit 30 zu 10 Stimmen ab. ab. Auf dem XIII. Parteitag, der vom 23. bis 31. Mai 1924 tagte, bot Stalin in Anbetracht der Kritik, die gegen ihn in ‘Lenins Testament’ erhoben worden war, seinen Rücktritt als Generalsekretär unter Verweis auf dieses an, doch die große Mehrheit rief: Bleib! Bleib! Im Übrigen darf eine Personalie auch nicht überbewertet werden. “Wenn es also darauf ankommt, die treibenden Mächte zu erforschen, die – bewusst oder unbewusst, und zwar sehr häufig unbewusst – hinter den Beweggründen der geschichtlich handelnden Menschen stehen und die eigentlichen letzten Triebkräfte der Geschichte ausmachen, so kann es sich nicht so sehr um die Beweggründe bei einzelnen, wenn auch noch so hervorragenden Menschen handeln als um diejenigen, welche große Massen, ganze Völker und in jedem Volk wieder ganze Volksklassen in Bewegung setzen; und auch dies nicht momentan zu einem vorübergehenden Aufschnellen und rasch verlodernden Strohfeuer, sondern zu dauernder, in einer großen geschichtlichen Veränderung auslaufender Aktion“[2].
Im Gefolge des Ersten Weltkrieges, als revolutionäre Situationen in einigen geopolitisch durchaus wichtigen Ländern herangereift und jeden Tag ausbrechen konnten, Lenin war sehr fixiert auf Deutschland und sah ein rotes Berlin als die halbe Miete der Weltrevolution an, erwies sich nur seine und Stalins Partei als eine konsequent revolutionäre. Stalin hatte 1917 wenig geschrieben, es war das Jahr zweier Revolutionen und der Schwerpunkt musste eindeutig auf der poltisch-revolutionären Praxis gelegt werden. Mit der Oktoberrevolution bewahrheitete sich eine Voraussage Lenins. 1915/16 hatte Lenin in einigen Schriften, insbesondere 1915 in der Schrift ‘Über die Losung der Vereinigten Staaten‘ und 1916 in ‘Das Militärprogramm der proletarischen Revolution‘ behauptet, irregulär gegen den Konsens einer nur international möglichen proletarischen Revolution, die in ihrer Klassik Engels in den ‘Grundsätzen des Kommunismus‘ 1847 vertreten hatte, der Sieg der Revolution sei aufgrund der ungleichmäßigen ökonomischen und politischen Entwicklung unter den Bedingungen des Imperialismus auch in einem Lande möglich. So kam es. Was Marx und Engels 1847 im Manifest geschrieben hatten, dass die deutsche bürgerliche Revolution also nur das unmittelbare Vorspiel einer proletarischen Revolution sein kann, in Russland trat es 1917 ein.
Eins war aber schon vor der Revolution klar: Die Frage der Gewalt. Marx hatte am 31. Juli 1844 die Revolution als einen notwendigen politischen Akt bezeichnet und ausgeführt, dass sich ohne Revolution, ohne Zerstörung des Alten der Sozialismus nicht ausführen könne. Wo aber der Selbstzweck hervortritt, “da schleudert der Sozialismus die politische Hülle weg“[3]. Auf dieses Fortschleudern der Politik kommt alles an. Und das ist ein gewaltsamer Akt. In seiner Polemik gegen den Professor Eugen Dühring hält Engels eine wahre Lobrede auf die gewaltsame Revolution. “Dass die Gewalt aber noch eine andre Rolle“ (als die einer Vollbringerin des Bösen) „in der Geschichte spielt eine revolutionäre Rolle, dass sie in Marx’ Worten die Geburtshelferin jeder alten Gesellschaft ist, die mit einer neuen schwanger geht, dass sie das Werkzeug ist, womit sich die gesellschaftliche Bewegung durchsetzt und erstarrte, abgestorbene politische Formen zerbricht – davon kein Wort bei Herrn Dühring. Nur unter Seufzen und Stöhnen gibt er die Möglichkeit zu, dass zum Sturz der Ausbeutungswirtschaft vielleicht Gewalt nötig sein werde – leider! Denn jede Gewaltanwendung demoralisiere den, der sie anwendet. Und das angesichts des hohen moralischen und geistigen Aufschwungs, der die Folge jeder siegreichen Revolution war! Und das in Deutschland, wo ein gewaltsamer Zusammenstoß, der dem Volk ja aufgenötigt werden kann, wenigstens den Vorteil hätte, die aus der Erniedrigung des Dreißigjährigen Krieges in das nationale Bewusstsein gedrungene Bedientenhaftigkeit (Untertanenmentalität) auszutilgen. Und diese matte, saft- und kraftlose Predigerdenkweise macht den Anspruch, sich der revolutionärsten Partei aufzudrängen, die die Geschichte kennt?[3]. Nur im Gefolge einer gewaltsamen Revolution gibt es einen wahren Aufschwung der Produktivkräfte. Es kommt aber nicht nur auf das Fortschleudern der Politik, sondern auch auf das Fortschleudern aller bürgerlichen überbauverankerten Gesellschaftswissenschaften an. Im Kommunismus haben die entfremdeten Wissenschaften keinen Platz mehr. Nehmen wir zum Beispiel die bürgerliche Soziologie. Sie ist eine bürgerliche Terrorwissenschaft, in der sich bürgerliche Kopfarbeiter über proletarische Handarbeiter positionieren und nur so lange in Lohn und Brot stehen, als die bürgerliche Terrorherrschaft existiert. Sie können kein Interesse an einer Diktatur des Proletariats haben, genau so wenig wie Dorf- und Stadtsoziologen ein Interesse an dem Verschwinden des Gegensatzes von Stadt und Land haben können. Sie tun dies nicht aus bösem Willen, auch wenn sie einen Professorentitel am Revers tragen, bewegen sie sich eingesunken anwesend-abwesend in ihren objektiv vorgegebenen Milieustrukturen. Die Dialektik der Geschichte zwingt die dem Kommunismus feindlichen klassenerhaltenden Gesellschaftswissenschaften, sich emanzipativ zu geben. Im Kommunismus herrschen nicht entfremdete Beziehungen, überschaubar transparente, also atheistische, wenn man so will, wie kann es da noch Lehrstühle für Theologie geben. Die marxistisch-leninistische Wissenschaftsgeschichte ist eine streitbar-antagonistische und auf Vernichtung von Gesellschaftswissenschaften angelegt. Je mehr der Revisionismus Boden gewinnt, desto mehr gewinnen die Gesellschaftswissenschaften an Gewicht. Im philosophischen Wörterbuch der DDR von Buhr/Klaus finden wir den Satz, im Kommunismus werden Natur- und Gesellschaftswissenschaften aufblühen und Wsewolod Sikorski schreibt im Philosophenlexikon in seinem Artikel: ‘Lenin‘, dieser habe die Einheit von Philosophie und Politik erstrebt[5]. Nichts liegt hier mehr vor vom Wegschleudern der Politik. Und die Philosophie wird doch arg gerupft im proletarischen Emanzipationsprozess: Was ihr bleibt, sind die Gesetze des Denkprozesses selbst, die Logik und die Dialektik aus der Natur und aus der Geschichte ist sie vertrieben[6]. Fakt ist und überprüfbar, dass die Arbeiterbewegung jegliche Politik aufheben wird, dass die öffentliche Gewalt ihren politischen Charakter verlieren wird, ganz konkret formuliert 1847 im ‘Elend der Philosophie‘, ein Jahr später im Manifest. Je mehr das Volk unterdrückt wird, desto mehr stehendes Heer und Überbau, je weniger das Volk unterdrückt wird, desto mehr Volksbewaffnung und desto weniger Überbau. Rücknahme der Staatsgewalt durch die Gesellschaft – das ist programmatisch. Wir kommen also zu einem anderen entgegengesetzten Ergebnis: Statt Aufblühen der Gesellschaftswissenschaften und Einheit von Philosophie und Politik, Naturwissenschaften, Logik und Dialektik. Alle heute existierenden Gesellschaftswissenschaften fehlten und fehlen bei der Idee ihrer Disziplinen: Wir heben uns auf, wenn es keine Herren und Knechte mehr gibt. Im Gegenteil, die bürgerliche Gesellschaft und ihre spezifischen Wissenschaften, die einen Sonderfall der Dialektik (für Marx war die bürgerliche Gesellschaft ein Sonderfall der Dialektik) darstellen, sind mit ihren exekutiven Dunkelkammern so konzipiert, dass sich ihre Ideologen in einen Terrorismus gegen die Arbeiterklasse verbohren müssen. In Latenz liegt die Tendenz zum Bonapartismus, Faschismus und zur Militärdiktatur vor. Es kann im Imperialismus kein freundliches Gesicht der Bourgeoisie mehr geben, sondern nur eine faschistoide Fratzenhaftigkeit zum Schutz für rechte Staatsstreiche und Polizeistiefeltritte in die Gesichter linker Demonstranten. Dialektisch ist Politik gegen sich selbst gerichtet, wie denn auch die Gründung einer kommunistischen Partei gegen sich selbst gerichtet ist. Der Dialektik ist das Selbstzerstörerische in seiner Totalität selbstverständlich immanent. Die Existenz von Marxismus-Leninismus und einer KP zeigt unvollendeten Kommunismus, Sozialismus an. Diese Fähigkeit zur Selbstnegation ist spezifisch kommunistischer Humanismus, die Unfähigkeit der geistig unbeweglichen Bourgeoisen ist eben Klassenterrorismus. Der Humanismus des Marxismus-Leninismus liegt einzig und allein in der völligen Vernichtungsbereitschaft des Klassenterrorismus, der Bourgeoisie und des kleinbürgerlichen Terrorismus. Bürgerliche Ideologie muss der weltgeschichtlichen Selbstnegation des geschichtlichen Naturprozesses entgegenschreien: Die Bourgeoisie ist ewig ein festgefrorener Kristall. Deshalb hat sie Angst vor dem Aufstieg der roten Sonne.
Nach der demokratischen Revolution im Februar, die den 300 Jahre alten Zarismus stürzte, gab es für die bolschewistischen Revolutionäre quälende Fragen über den weiteren Entwicklungsweg der Revolution. Zunächst eine Zeit der Wirren, die erst durch Lenins Rückkehr aus dem Schweizer Exil Anfang April endete, auch für Stalin. Gleich unmittelbar nach seiner Ankunft am 4. April verkündete Lenin auf einer Konferenz des Petrograder Sowjets im Taurischen Palast merkwürdig Neues, das als Aprilthesen in die Weltgeschichtsbücher eingehen sollte. Ich schreibe ausdrücklich Weltgeschichtsbücher, denn alles, was ab dem 4. April 1917 geschehen sollte, hat erstrangige weltgeschichtliche Bedeutung bis heute und für die kommenden Jahrhunderte. Nach dem Guillotinieren Ludwigs konnte der Sturz eines Zaren höchstens nationale Bedeutung haben. In ihnen wurde gefordert, dass das russische Proletariat die jetzige bürgerliche Regierung nicht anzuerkennen und nicht zu unterstützen, sondern zu stürzen habe, dass die bürgerlich demokratische Revolution überzuleiten sei in eine proletarisch-sozialistische. Am 4. April ging der Oktoberstern auf.
Diese Thesen waren ein Genieblitz, wie denn auch Lenins Gehirn nach seinem Tod von dem deutschen Professor Vogt aus Berlin als weltweit führenden Experten der Elitegehirnforschung untersucht wurde, der eine weit überdurchschnittliche Gehirnausgestaltung diagnostizierte. Dazu erschien von ihm ein Artikel in der Prawda. Die Gesamtausgabe Lenins umfasst 9000 Arbeiten, Artikel, Briefe und andere Dokumente und wurde in über 100 Sprachen übersetzt. Keine andere politische Partei auf Erden hat zusammen mit den Werken von Marx, Engels und Stalin einen solchen Schatz parat. Die kommunistische Partei ist keine von den anderen Arbeiterparteien abgesonderte. Sie ist der weitertreibende Teil der Arbeiterbewegung, hebt in ihr die internationalen und stets die Gesamtinteressen hervor. Lenin verstand es am besten, die politgeschichtliche Rolle der einzelnen Parteien im Kontext gesamtgesellschaftlicher Zusammenhänge, im gesamtgesellschaftlichen Umfang und in der epochalen Komplexität herauszukristallisieren, so natürlich auch welche Rolle spielen die russischen Klassen und Parteien in ihren klassenwidersprüchlichen Entfaltungen vor und während der Revolution, wie hängen sie in- und gegeneinander zusammen. Er verstand es, die politische Physiognomie jeder Partei prägnant zu zeichnen.
Im Gegensatz zu Marx und Engels, die Zeitzeugen einer nach 72 Tagen gescheiterten, extrem barbarisch niedergeschlagenen proletarischen Revolution wurden. Wer hätte gedacht, dass das Paris, die Geburtsstadt der roten Jakobiner, und in der Tat sah sich ein Teil der 71er Kommunardinnen und Kommunarden noch in der Tradition von 1793, was Marx Anlass zur Kritik gab, kleinbürgerliche Tradition bekommt in einer proletarischen Revolution einen reaktionären Charakter, zu so einer konterrevolutionären blutigen Grausamkeit, die an die Zeiten Sullas erinnert, fähig war, aber für die Großbourgeoisie ging es 1871 um alles. “Von dem Augenblick an, wo die Arbeit nicht mehr in Kapital, Geld, Grundrente, kurz, in eine monopolisierbare Macht, gesellschaftliche Macht verwandelt werden kann, d. h. von dem Augenblick, wo das persönliche Eigentum nicht mehr in bürgerliches umschlagen kann, von dem Augenblick an erklärt ihr, die Person sei aufgehoben“[7], im Gegensatz zu Marx und Engels also hatte Lenin eine siegreiche Revolution als Fortsetzerin des Vermächtnisses der Pariser Commune, man darf wohl widerspruchslos feststellen, als ihren primären Gestalter miterlebt. Die 71er Kommunarden hatten einen Brief nach London an Engels mit der Bitte geschickt, als Militärwissenschaftler hilfreich in den Revolutionsprozess einzugreifen, aber als der Brief ankam, war es bereits zu spät, die Niederlage war nicht mehr umzubiegen.
Auf dem Gebiet der marxistischen Theorie arbeitete Lenin die Spezifik des Imperialismus als letztes Stadium des Kapitalismus heraus. Er analysierte die Besonderheiten und Gesetzmäßigkeiten der Epoche des Imperialismus, der sich immer mehr verdichtenden Kollektivität des Proletariats unter dem imperialistischen Monopol. In der im Oktober 1916 verfassten Schrift ‘Der Imperialismus und die Spaltung des Sozialismus‘ gab er die präzisesten Bestimmungen der neuesten Entwicklungen in einer fundamentalen Prägnanz, mit der man gesellschaftswissenschaftlich arbeiten konnte. Für den Einstieg in die Thematik des Imperialismus ist diese kleine Schrift noch immer die vorzüglichste. Der Imperialismus bleibt Kapitalismus, bildet also keine eigenständige ökonomische Gesellschaftsformation. Lenin spricht von einer dreifachen Besonderheit des Imperialismus: er ist monopolistischer, parasitär-faulender und sterbender Kapitalismus. Heute findet er sich bereits in der Phase des Siechtums, er versucht, alles in den Völkern aufkommende Gesunde und Lebensfähige zu ersticken. Er ringt um seine historische Existenz. Worin besteht das Wesen des Imperialismus? Es besteht in der Ablösung der freien Konkurrenz durch das Monopol. Monopolismus ist das Schlüsselwort des Imperialismus. Und dieser tritt in fünf Hauptetappen hervor:
- Kartelle, Syndikate und Truste: die Produktion hat eine solche Stufe erreicht, dass sie diese monopolistischen Kapitalistenverbände hervorgebracht hat.
- Die Monopolstellung der Großbanken: Drei bis fünf Riesenbanken beherrschen das ganze Wirtschaftsleben Amerikas, Frankreichs, Deutschlands;
- die Besitzergreifung der Rohstoffquellen durch die Truste und die Finanzoligarchie (Finanzkapital ist das mit dem Bankkapital verschmolzene monopolistische Industriekapital);
- die (ökonomische) Aufteilung der Welt durch internationale Kartelle hat begonnen. Solcher internationalen Kartelle, die den gesamten Weltmarkt beherrschen und ihn „gütlich“ unter sich teilen – solange er durch den Krieg nicht neu verteilt wird –, gibt es schon über hundert! Der Kapitalexport, als besonders charakteristische Erscheinung zum Unterschied vom Warenexport im nicht-monopolistischen Kapitalismus, steht in engem Zusammenhang mit der wirtschaftlichen und der politisch-territorialen Aufteilung der Welt;
- Die territoriale Aufteilung der Welt (Kolonien) ist abgeschlossen“[8]. Diese neuen ökonomischen Erscheinungsformen bestimmen die politische Physiognomie des Imperialismus. Der ökonomischen Verwandlung der Konkurrenz ins Monopol folgt eine politische: “Dass der Imperialismus parasitärer oder faulender Kapitalismus ist, zeigt sich vor allem in der Tendenz zur Fäulnis, die jedes Monopol auszeichnet, wenn Privateigentum an den Produktionsmitteln besteht. Der Unterschied zwischen der republikanisch-demokratischen und der monarchistisch-reaktionären imperialistischen Bourgeoisie verwischt sich gerade deshalb, weil die eine wie die andere bei lebendigem Leibe verfault (was eine erstaunlich rasche Entwicklung des Kapitalismus in einzelnen Industriezweigen in einzelnen Ländern in einzelnen Perioden keineswegs ausschließt).[9]
Ohne diese theoretische Klärung bzw. Aufklärung über das Wechselverhältnis von ökonomischer und politischer Fäulnis wäre es nicht zum Sieg der Oktoberrevolution gekommen. Im Zusammenhang mit seiner Imperialismusanalyse fällt die Erkenntnis, dass es auch zu nationalen Befreiungsbewegungen in von Kolonialmächten Westeuropas ausgelaugten unterentwickelten Ländern kommen kann. Die Vorzüglichkeit dieser kleinen Studie von Lenin besteht u. a. darin, dass sie ein Bindeglied darstellt zwischen der Analyse des klassischen Konkurrenzkapitalismus von Marx im Kapital aus der Zeit der Herrschaft des Industriekapitals und der Analyse des Kapitalismus des 20. Jahrhunderts, dem Imperialismus, in dem der Monopolismus bzw. das Finanzkapital (Verschmelzung von Industriekapital und Bankkapital) politisch reaktionär herrschen.
Gegen die bürgerliche Herrschaft sind schon 1871 in der Pariser Commune Räte aufgestanden. Dann 1905 in der russischen Revolution, der historische Durchbruch gelang ihnen in der Oktoberrevolution, also erst im zweiten Demokratieschub der neueren Zeit. Zwei Demokratieschübe sind zu verzeichnen: In der bürgerlichen Revolution gegen den Feudalismus lag der Schwerpunkt in parlamentarischen Ausgestaltungen der bürgerlichen Demokratie, die gewählten Abgeordneten konnten frei die Interessen des Kapitals durchsetzen, ohne den Wählern rechenschaftspflichtig zu sein, es war eine falsche Demokratie, die wirkliche Regierungsarbeit wurde hinter den Kulissen, in den Stäben verrichtet. Der zweite große Demokratieschub ergab sich aus dem Kampf des Sozialismus gegen den Kapitalismus und in diesem lag der Schwerpunkt auf den Räten als Vertretern der Massen, qualitativ ein Sprung nach vorne, denn die mit allgemeinem Stimmrecht, auch dem der Frauen, das sich aus der französischen Revolution noch nicht ergeben hatte, bezirksmäßig gewählten Räte waren jederzeit rechenschaftspflichtig und absetzbar. Ihre Mehrheit bestand selbstredend aus Arbeitern; Bauern und Soldaten oder anerkannten Vertretern der Arbeiter, Bauern und Soldaten. Im Verlauf der Oktoberrevolution stellte sich nun heraus, dass der Renegat Kautsky die bürgerliche Demokratie argumentativ gegen die proletarische kehren wollte. Durch das Parlament werden die Arbeiter aber zertreten, sie können sich nur befreien durch ihre Räte. Es ist von allerhöchster politischer Wichtigkeit, dass Lenin die Räte als Keimformen des Absterbens jedes Staates bezeichnete. Das Hinwirken auf eine Rätedemokratie, die die Herrschaft der Produzenten über die Industriefabrik und den Ackerbau zur Voraussetzung hat, liegt uns natürlich gefühlsmäßig näher die zur Bedingung hat die Ersetzung des stehenden Heeres und der Polizei durch die allgemeine Volksbewaffnung. So lautete dann auch das erste Dekret der Pariser Commune. Das muss in den Köpfen revolutionärer Arbeiterinnen und Arbeiter sitzen: ERSETZUNG DES STEHENDEN HEERES UND DER POLZEI DURCH DIE ALLGEMEINE VOLKSBEWAFFNUNG. Aber dabei können wir nicht stehenbleiben oder gar das Hinwirken auf eine Rätedemokratie als ein Vermächtnis Lenins ausgeben. Marx, Engels, Lenin und Stalin waren Kommunisten, keine Demokraten, denn: Demokratie ist eine der Formen des Staates, Staat bedeutet aber Sklaverei. “Demokratie ist nicht identisch mit der Unterordnung der Minderheit unter die Mehrheit. Demokratie ist ein die Unterordnung der Minderheit unter die Mehrheit anerkennender Staat, d. h. eine Organisation zur systematischen Gewaltanwendung einer Klasse gegen die andere, eines Teils der Bevölkerung gegen den anderen“[10]. Wenn der Kommunismus unvereinbar ist mit jeder Demokratie, so gehört Demokratie zu den Fetischbegriffen der Entfremdung. Unbewusst wird es reichlich ausgenutzt, im politischen Getriebe unserer Zeit muss man Demokrat sein, jeder Reaktionär, jeder Nationalist, jeder Spießer muss sich heute akzeptabel als Demokrat ausgeben. So ist Demokratie zu einem der großen Täuschungswörter geworden, im Imperialismus sowieso mit seiner Tendenz zur politischen Reaktion. Die Demokratie hat historisch ihre Zeit mit durchaus progressivem Gehalt gehabt, wer sich heute aber als Demokrat ausgibt, ohne zu bedenken, dass die Demokratie nur ein Moment der Geschichte ist, ist reaktionär. SPD, CDU, FDP … auf Parteien dieser Art trifft das zu.
100 Jahre nach dem Tod dieses Klassikers stehen wir heute vor der Frage Revolution oder Barbarei. Die Konzentration des Kapitals hat ein noch nicht dagewesenes Ausmaß erreicht. Selbst der Nukleargau kann nicht ausgeschlossen werden. Genau wie es Marx, Engels, Lenin uns Stalin in präziser Beweiskette dargelegt haben. Auf der einen Seite bietet diese Konzentration beste Voraussetzungen, da ja nur ein winziger Teil der Menschheit einen der Allgemeinheit zur Nutzung zuzuführenden Besitz zu verteidigen hat, anderseits ist der Staat mit seinem Apparat, Polizei, Armee und sonstigen Hilfskräften bis an die Zähne bewaffnet. Unsere unmittelbare Aufgabe muss also sein, die Marxisten Leninisten zu vereinen, die am Boden liegende Fahne des Marxismus Leninismus aufzuheben, die Kommunistische Partei aufzubauen. Die Forderung muss immer wieder lauten Allgemeine Volksbewaffnung – das müssen wir in den Köpfen der Arbeiterklasse, Landarbeitern und Kleinbauern verankern.
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Fussnoten:
- Karl Marx, Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, Werke, Band 4, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 472
- Friedrich Engels: Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie, Werke, Band 21, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 298
- Karl Marx: Kritische Randglossen zu dem Artikel eines Preußen, Werke, Band 1, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 409
- Friedrich Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaften, Werke, Band 20, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 141
- Wsewold Sikorski, Lenin, in: Philosophen Lexikon, Dietz Verlag Berlin, 1984, Seite 547
- Vergleiche Friedrich Engels: Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie, Werke, Band 21, Dietz Verlag Berlin, 1906, Seite 306
- Karl Marx, Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, Werke, Band 23, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 102f.
- Lenin: Der Imperialismus und die Spaltung des Sozialismus, Werke, Band 23, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 102f.
- a.O., Seite 103
- Lenin: Staat und Revolution, Werke, Band 25, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 469
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Erstveröffentlichung »RoterMorgen« 19. Januar 2024. Eine Weiterveröffentlichung des Textes ist gemäß einer Creative Commons 4.0 International Lizenz. ausdrücklich erwünscht. (Unter gleichen Bedingungen: unkommerziell, Nennung der verlinkten Quelle (»RoterMorgen«) mit Erscheinungsdatum)
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Diese Bereitstellung erscheint als theoretisches Organ.
»Der Weg zur Partei« Nr. 11 | 50 Seiten
erschein Ende Jannuar 2023
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Ein Nukleargau kann in der Tat nicht ausgeschlossen werden. Die Erde ist unter den imperialistischen Raubmächten aufgeteilt, es gibt keine freien Flecken mehr. also MUSS es zur gewaltsamen Neuaufteilung kommen. Dabei wird wie schon seit dem Aufkommen des Imperialismus um 1900 mit bürgerlichen Verdunklungen gearbeitet. Der Zusammenhang des Krieges mit der Jahre vor ihm betriebenen auf Raub spekulierenden Politik wird nicht aufgezeit, man vergisst die Geschichte des Finanzpkapitals, man täuscht vor, dass die Arbeiter ein Vaterland hätten, ihr Vaterland verteidigen. Da sind zehntausende Kulis am Werk, zum Teil hochbezahlt, die Völker über die Ursachen der Kriege im Dunkeln zu lassen.