Heinrich Schreiber – 22. Januar 2024
Die Nato sieht sich – so macht der der Codename des angelaufenen Kriegsspiels »Steadfast Defender 2024« deutlich – als unerschütterlicher Verteidiger von angeblicher Demokratie und Freiheit. Es handelt sich um die größte Übung des Bündnisses seit 1988. Damals übten 125 000 Soldaten im kalten Krieg zwischen den Systemen. Seit fast zwei Jahren tobt nun ein heißer Krieg in der Ukraine.
Das größte Militärbündnis der Welt bemüht sich demonstrativ, seine Kampfbereitschaft zu steigern. US-General Christopher Cavoli erklärte in der vergangenen Woche, 90.000 Soldatinnen und Soldaten aus allen 31 Nato-Staaten sowie dem künftigen Nato-Land Schweden werden teilnehmen. Rund 50 Marineschiffe, 80 Flugzeuge und über 1.100 Kampffahrzeuge würden aufgeboten.
Wenn es nicht so gefährlich und kriegstreibend wäre, könnte man schmunzeln über die Aussagen der NATO-Militärs. Da verkündet Admiral Rob Bauer, Vorsitzender des Nato-Militärausschusses, Moskau fürchte etwas, »das viel mächtiger ist als jede physische Waffe auf der Welt – die Demokratie«. Bauer und andere Nato-Größen fordern vehement, dass Verbündete ihre industriellen Produktionskapazitäten ausbauen müssen und sich die Gesellschaften in Europa, die sich an den Frieden gewöhnt haben, besser vorbereitet werden müssten. »Wir suchen keinen Konflikt, aber wenn sie uns angreifen, müssen wir bereit sein«, so der niederländische Admiral. Die Menschen müssten verstehen, dass nicht alles planbar sei und in den nächsten 20 Jahren nicht alles gut laufen werde. Nach seiner Ansicht seien Russlands Landstreitkräfte durch den Krieg in der Ukraine zwar stark geschwächt, jedoch verfügten Marine und Luftwaffe weiter über beträchtliche Kräfte. Wenn es zum Schlimmsten komme, dann wäre die gesamte Gesellschaft in einen Krieg verwickelt, »ob wir wollen oder nicht«, so Bauer. Dass dies nur Ausdruck von Säbelrasseln beider Militärblöcke ist, unterschlägt der Vorsitzende des Nato-Militärausschusses allerdings.
Interessant sind aber dennoch die Bemerkungen.
Denn es geht offensichtlich nicht um militärische Notwendigkeit sondern um eine politische Demonstration mit militärischen Mitteln.
Boris Pistorius (SPD “Verteidiguns”minister) warb bereits mehrfach für eine kriegstüchtige deutsche Armee. Auch medial wird aufgerüstet. So »enthüllte« die Bild-Zeitung jüngst einen geheimen Plan der Bundeswehr. In ihm werde beschrieben, wie die Nato einen russischen Angriff parieren wolle. Was »Bild« beschrieb und andere Medien begierig aufgriffen, ist so banal wie öffentlich bekannt. Die Bundeswehr ist nicht – wie oft behauptet – überrascht oder überfordert von der »Steadfast« -Übung. Bereits während die Deutsche Luftwaffe im Sommer 2023 bei »Air Defender« ihre Fähigkeiten demonstrierte, bereitete das Heer bereits die Großübung »Quadriga 2024« vor. Laut »Quadriga«-Plan sollen mehr als 12 000 Bundeswehrangehörige die Alarmierung und Verlegung Landstreitkräften Richtung Bündnisgrenze-Ost trainieren. Die Pläne Volk ohne Raum scheint wieder aktiviert zu werden.
Von Mitte Mai an wird die 10. Panzerdivision auf verschiedenen Wegen Soldaten und Gefechtsfahrzeuge nach Litauen verlegt, um dort zu üben. So will man weitere Erfahrungen sammeln, um dort in Kürze eine gesamte deutsche Kampfbrigade dauerhaft zu stationieren. Die Verlegung größerer Einheiten verfolgt auch den Zweck, die Leistungsfähigkeit der nationalen Infrastruktur genauer zu bestimmen. Es gibt begründeten Zweifel, dass die deutschen Straßen- und Schienenwege – anders als zu Zeiten des Kalten Krieges – auf massive militärische Bewegungen und die Sicherung von Nachschub vorbereitet sind. Während die Form des Übungsgeschehens für jedermann sichtbar ist, bleiben Außenstehenden das Training im Cyberraum weitgehend verborgen. Klar ist lediglich: Auch dabei geht es um eine bessere Verzahnung militärischer und ziviler Möglichkeiten sowie eine Vorbereitung auf einen kriegerischen Wettstreit.
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Quelle: ND-Aktuell v. 21.01.24
Photos: Von DR bereitgestellt
Erstveröffentlichung am 22. Februar 2024 auf »DerRevolutionär«. Wir danken den Genossen Heinrich für seine gute Arbeit und der Genehmigung der Weiterveröffentlichung.
Über den Autor:
Als inzwischen „Best Ager“, ist die berufliche Vita schon etwas umfangreicher. Gelernter Photokaufmann, tätig als Werkzeug- und Kopierschleifer im Einzelakkord, aber auch viele Jahre als selbständig tätiger Wirtschaftsberater waren Heinrich’s beruflichen Herausforderungen. Bereits im Alter von 13 Jahren ist Heinrich mit Polizeigewalt bei einer Demonstration in der Kieler Innenstadt in Berührung gekommen. Hintergrund war der Schahbesuch 1967 in Berlin und die Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg durch die Berliner Polizei. Das hat ihn sehr früh politisiert und seine zukünftigen Aktivitäten als Jugendvertreter und in der Gewerkschaftsjugend, in der Roten Garde Kiel/ML und später KPD/ML waren daraufhin logische Konsequenz. Heinrich ist Vater von vier erwachsenen Kindern und begleitet das politische Geschehen mit Berichten und Kommentaren aus marxistisch-leninistischer Sicht.
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Die NATO darf nicht Russland angreifen!
Genau so ist das! Nicht nur darf die NATO Rußland nicht angreifen, was diese schon seit 2014 in einem „Stellvertreterkrieg“ tut, sondern der Unwertewesten darf Rußland auch nicht provozieren, was dieser im Grunde schon seit der Auflösung des Warschauer Vertrages tut.
Der Westen ist mit seinen Aktionen an einer Normalisierung der Beziehungen zu Rußland nicht interessiert sondern und vor allem an einer Destabilisierung in dieser Region.
Bei einer Eskalation wird über die Medien die Schuld ausschließlich Rußland zugeschoben – das Ziel ist weniger das Territorium an sich als kostengünstige Rohstoffe dieses Landes.