Kapitalismus und Menschenrechte

Gastbeitrag von Heinz Ahlreip – 12. März 2023

Heinz Ahlreip

Der blutsaugende Kapitalismus ist unvereinbar mit der Ausgestaltung von Menschenrechten. In ihm ist die Demokratie Fassade, die Arbeitermassen “sind nicht nur Knechte der Bourgeoisklasse, des Bourgeoisstaates, sie sind täglich und stündlich geknechtet von der Maschine, von dem Aufseher und vor allem von dem einzelnen fabrizierenden Bourgeois selbst. Diese Despotie ist um so kleinlicher, gehässiger, erbitternder, je offener sie den Erwerb als ihren letzten Zweck proklamiert“ (Karl Marx, Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, Werke, Band 4, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 469).

In dieser gehässigen und terroristischen Despotie liegt der Schlüssel zur Entlarvung kapitalistischer Pseudodemokratie, in der für Millionen Menschen der weiße Lohnarbeitsplatzterror, Lohnraub, Wohnungsnotterror, Obdachlosigkeit, Inflation und Wühlen in Papierkörben von Supermärkten angesagt ist.  Das Schlimmste, was ich bisher gesehen habe, ereignete sich 2020 im Hauptbahnhof von Leipzig, ein circa 75 Jahre alter Mann wühlte in einem Papierkorb, fand eine Getränkedose, die anscheinend noch nicht ganz leer war, denn er setzte sie an den Mund und trank.

Symboldbild: Menschenrechte im Kapitalismus | Foto: Rui Camilo | YouTube

Da haben wir eine Frucht einer angeblich friedlichen Revolution, die in Leipzig ihren Schwerpunkt hatte. Die eben geschilderte Szene ist doch Ausdruck einer Konterrevolution ins Quadrat erhoben, wenn man noch seine fünf Sinne beisammenhat.  Die bürgerliche Ideologie hat bei der Frage der Menschenrechte einen individuellen Ansatz, für den wissenschaftlichen Sozialismus sind sie nur klassenmäßig zu erwerben. Für ihn handelt es sich bei dem Papierkorbmenschen nicht nur um einen armen Vogel, sondern um eine Anklage gegen die kapitalistische Raubdespotie. Menschenrechte sind an Kollektivität gebunden, man kann sie nicht aus der geschichtlichen Tendenz der kapitalistischen Akkumulation mit der Zentralisation der Produktion im Gefolge auslagern.

Frei wird der Mensch von seiner Entrechtung in der bürgerlichen Gesellschaft durch die ärgste Lohnsklaverei, der Idealist Hegel drückte es so aus: Dass der Geist umso größer ist, aus je größerem Gegensatz er in sich zurückkehrt, frei wird der Mensch durch die Ankettung als Glied in einer Ökonomisierung der Produktion, in der die Produktionsmittel nur noch gemeinsam verwendbar sind. (Vergleiche Karl Marx, Das Kapital, Werke, Band 23, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 790).  Diese nur erst kapitalistische, jedoch nicht unwichtige Kollektivität kann nur erst eine Zwischenstufe im Kollektivprozess der Menschenrechtserringung sein. Die Richtung stimmt im Gegensatz zur bürgerlichen Nomadenexistenz seiner Rechte. 1789 brachte nur Monaden hervor, als sei der Mensch kein menschliches Wesen, kein Gemeinwesen. Von Anfang an hat die bürgerliche Emanzipation insofern etwas Barbarisches an sich, als das Menschenrecht ideologiekonform nur als onanistisches zur Geltung kommen soll. Dagegen steht der Aufruf: ‘Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!‘ Dagegen nur über Konkurrenz setzt sich historisch der Kapitalismus als eine ökonomische Gesellschaftsformation durch, der es auf der Stirn geschrieben steht, dass der Produktionsprozess die Menschen, der Mensch noch nicht den Produktionsprozess bemeistert (a.a.O., Seite 95).

Symbolbild: Jugend in Armut und ohne Zukunft | Foto: lannyboy89 | pixabay free

Wer die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft und Menschenrechte zusammenbringt, versteht von beiden nichts. Was der Marx des Kapitals 1867 über das Ausgeliefertsein an den Produktionsprozess schrieb, das hatte er in der Frühschrift ‘Zur Judenfrage‘ 1843 nur erst in die Worte gefasst, dass der Mensch im Schacher nur ein Spielball fremder Mächte sei. Immer wieder kommt durch, wie sehr die Ökonomie die Mutter des Marxismus ist. Das ist die Emanzipation im Werk von Marx: Von einem schicksalhaften Spielball zur konkreten Benennung der wirtschaftlichen Faktoren, die das alltägliche Elend der arbeitenden Menschen verursachen. Lange Rede, kurzer Sinn: Man sollte einmal darüber nachdenken, welche ungeheure Brutalität in den Ideologen steckt, die die Bundesrepublik Deutschland als ein Eldorado der Menschenrechte zurechtlügen.

Es ist wahr, viele Strippenzieher der bürgerlichen Revolution von 1789 waren damals fortschrittliche Advokaten, aber was ist heute von einem bürgerlichen Advokatenpack zu halten, das aus dem Grund an den Universitäten Menschenrechte studiert, nur um den schnellen Euro zu machen. Was können diese Typen überhaupt von den Rechten des Menschen verstehen und wissen? Die Universitäten in der BRD haben einen falschen Ansatz. Wie wäre es mit diesem: “Die Lohnarbeit beruht ausschließlich auf der Konkurrenz der Arbeiter unter sich“ (Karl Marx, Fridrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, Werke, Band 4, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 473). Das ist ein Schlüsselsatz in der Menschenrechtsfrage, diese ist historisch an die Pariser Commune gebunden und an eine die Mehrheit der arbeitenden Menschheit vertretende ‘Internationale‘, NUR diese erkämpft das Menschenrecht.

Erstveröffentlichung: Der Weg zur Partei« 12.03.2023. Eine Weiterveröffentlichung des Textes ist gemäß einer Creative Commons 4.0 International Lizenz ausdrücklich erwünscht. (Unter gleichen Bedingungen: unkommerziell, Nennung der verlinkten Quelle (»Der Weg zur Partei«) mit Erscheinungsdatum). Hervorhebungen und Verlinkungen wurden von der Redaktion Roter Morgen vorgenommen.
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Über den Autor:

Heinz Ahlreip, geb. am 28. Februar 1952 in Hildesheim. Von 1975 bis 1983 Studium in den Fächern Philosophie und Politik an der Leibniz Universität Hannover, Magisterabschluss mit der Arbeit »Die Dialektik der absoluten Freiheit in Hegels Phänomenologie des Geistes«. Forschungschwerpunkte: Französische Aufklärung, Jakobinismus, Französische Revolution, die politische Philosophie Kants und Hegels, Befreiungskriege gegen Napoleon, Marxismus-Leninismus, Oktoberrevolution, die Kontroverse Stalin – Trotzki über den Aufbau des Sozialismus in der UdSSR, die Epoche Stalins, insbesondere Stachanowbewegung und Moskauer Prozesse. Ahlreip arbeitete als Lagerarbeiter u. a. bei Continental in Hannover und bis zum Rentenbeginn als Gärtner für Museumsstätten und Friedhöfe.

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