Iran: Bericht am 33. Tag der Erhebung

Volkskorrespondent Reza – 19. Oktober 2022 ,

Tötet ihr einen von uns,
stehen Tausende hinter ihm!
(Ruf von Studenten der Razi-Universität, Bundesland Kermanshah, 15. Okt.)

Reza

Weiterhin schweigt die bürgerliche Presse über die nun seit 33 Tagen andauernden Kämpfe der iranischen Völker und deren Hintergründe.

Trotz Armee und Desinformation: Die Erhebungen im Iran gewinnen weiter an Stärke! Doch in den wenigen oberflächlichen Berichten werden die Forderungen nach Brot, Arbeit und Freiheit und eine Rätearbeiterkontrolle und Räte-Selbstverwaltung und die vielfältigen Aktionen verschwiegen. Fleißig ist man, wenn man Bilder zeigen kann, wie iranische Polizei und sog. Sicherheitskräfte auf das Volk einprügeln. Immer mit der Zweitbotschaf: „Seht mal wie gut es Euch hier in Deutschland geht!

Der revolutionäre Charakter dieser Bewegung wird vollends verschwiegen. Aber die Forderungen der Revolutionäre werden immer lauter! Linke Organisationen berichten, dass sich die Proteste mittlerweile auf alle 31 Provinzen des Irans und insgesamt 185 Städte ausgeweitet haben. Doch nicht nur geografisch, sondern auch politisch weitet sich der Protest immer weiter aus: Aus der Wut über die Sittenpolizei, und die Pflicht des Tragens einer Verschleierung ist eine umfassendere Ablehnung des ganzen islamistischen Regimes geworden. In mehreren Städten kam es zur Ausrufung von wilden Streiks zur Unterstützung der Proteste, so zum Beispiel in Abadan, Kangan und Bushehr im Südwesten Irans, wo Arbeiter der Petrol- und Raffinerieindustrie ihre Arbeit niederlegten. Diese Verbindung von frauenrevolutionären Kämpfen, studentischen Protesten und einer Erhebung der Arbeiter in verschiedenen Teilen des Landes, gibt uns die Hoffnung, dass aus den Protesten eine allumfassende revolutionäre Bewegung erwächst.

Doch nicht nur die Herrschenden mit den von ihnen gesteuerten Massenmedien verhindern, das wir uns umfassend über den Charakter der Bewegung im Iran informieren, und so unsere eigenen Schlüsse ziehen können. Auch sich als ‚Links Denkend‘ bezeichnende Menschen, wärmen jetzt ihre schon seit Jahren vertretenden eigen demoralisierenden Thesen mit ihren Halbwahrheiten und falschen Feststellungen wieder auf. Sie meinen, uns mit erhobenen Finger belehren zu können.
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Genosse Harri Grünberg, den die sozialdemokratische Partei „Die Linke“ zu ihrem Mitglied zählt, postete gestern auf Facebook:

„(…) Große Teile der Opposition im Iran arbeitet mit der CIA zusammen. Das kann nichts Gutes sein. Frauen werden im Iran unterdrückt. Aber die „Revolutionäre“, die die Demos und Auseinandersetzungen orchestrierten, waren keine linken Revolutionäre, sondern solche, die im Dienst der CIA stehen. Das Mullah-System überwinden ist richtig, aber dann von links. Keine Aktionseinheit mit den von ausländischen Geheimdiensten gesteuerten Bewegungen. Es ist kein Zufall, dass die Auseinandersetzungen mit dem Antrag auf Beitritt in die Schanghaigruppe begannen. Das ändert nichts daran, das linke natürlich gegen die Sittenpolizei Stellung beziehen müssen und für das Recht der Frauen eintreten müssen, unverschleiert in der Gesellschaft sich zu bewegen.
Dieses Recht sollten aber nicht nur die zur Elite gehörenden Frauen im Iran haben, sondern auch die Proletarierinnen und Landarbeiterinnen. Das erfordert eine Kulturrevolution aus dem Inneren des Iran heraus und nicht wieder durch NATO-Waffen angeblich die Frauen befreien zu wollen das ist schon in Afghanistan gescheitert.“

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Der parteilose Kommunist Stefan Messerschmidt schmeißt dazu unkommentiert ein Zitat aus einem Artikel der KP der Schweiz in die Diskussion.
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„Der Iran war in letzter Zeit häufig in den Schlagzeilen der westlichen Medien – und wie immer aus den falschen Gründen. Trotz des Medienrummels über eine angebliche «Revolution», die auf den Iran zukommen soll, haben die Ereignisse des letzten Monats einen eindeutig konterrevolutionären Beigeschmack. Dies ist klar der Fall, auch wenn es zweifellos berechtigte Beschwerden über die iranische Regierung gibt.“

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Dazu schreibt der Genosse Behrouz Rezvani, der vor 42 Jahren als Revolutionär den Iran verlassen musste u. a.:

„Geht‘ s Noch!
Das ist jede Menge Schwachsinn, Verleumdung, Ahnungslosigkeit und eine Beleidigung an die Massenbewegung im Iran!
Was kann die Opposition im Iran dafür, dass ihr keine Ahnung von den bestehenden Verhältnissen in Iran habt? Weder aktuell noch seit 43 Jahren. Was können wir die Oppositionellen aus dem Iran und die Opposition im Iran dafür, dass für euch alles um Iran mit einer unbedeutenden Person wie M. Alinejad beginnt und beschränkt bleibt?
Ihr schreibt: „Ein Großteil der iranischen Opposition arbeitet mit dem CIA zusammen“. Doch die Wahrheit ist das wir die iranische Oppositionellen im Ausland und die aktive Opposition im Iran sind nicht nur gegen die Einmischung von Imperialisten, sondern auch gegen haltlose, frei erfundene miese Schriften kämpfen müssen, die unsere Arbeit untergraben.
Nieder mit theokratischem, kapitalistischem Mörderregime der islamischen Republik Iran und seine unterstützende Organe und Institutionen im Ausland!“

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EILMELDUNG: Seit gestern haben die Proteste von Arbeiter der Zuckerfabrik »Haft Tappah« begonnen. Sie weiten sich aus und werden immer größer – immer mehr Kolleginnen und Kollegen nehmen daran teil!
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Lest und seht dazu auch:

Streiken Arbeiter bei »Bushehr Petrochemical« rufen:
„Fürchte dich nicht, fürchte dich nicht, wir sind alle zusammen“.
 

Iran: Frauen und Jugendlichen kämpfen am vordersten Front – Arbeiter rufen zum Streik auf!

Abschiebung in den Iran geplant

Zum 34. Jahrestages der Massenhinrichtungen von politischen Gefangenen in iranischen Gefängnissen

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9 Kommentare

    • Entwickelt sich die aktuelle Massenbewegung im Iran zu einer Revolution – wenn die Revolution siegt, dann wird das Diktat der Weltbank Geschichte sein.
      Der jetzige Staat ist und handelt kapitalistisch! Der kapitalistische Staat kann und will nicht die Forderungen der Massen befriedigen.
      Mit einem sozialistischen Programm und -Strategie, Folglich steht die Machtergreifung durch Proletrariat und Entmachtung der nationalen Bourgeoisie an. Die Gründung revolutionären Räte, die Bildung eines Arbeiter Staates und damit Beginn der sozialistischen Revolution!
      Ganz wichtig zu erwähnen ist es: Würde die Revolution im Iran siegen, wird ihre Wirkung zu mindest auf die Nachbarländer, wenn nicht nicht weltweit groß und entscheidend sein.

  1. Muss man da nicht trennen?
    Weiterhin schweigt die bürgerliche Presse –> nein, die schweigt nicht!
    … gegen das verhasste Mullahregime –> richtig
    … theokratische … Diktatur –> richtig
    … kapitalistische Diktatur —> falsch
    … die dem Diktat der Weltbank folgt –> Nonsense.
    Rundumschläge helfen nicht – es geht um die Befreiuung von einer religiösen Diktatur
    … und für viele Frauen auch von der Dominanz der Männer!

  2. Wir Deutschen haben doch genug Probleme mit der Deutschen Regimeührung unter EU-Diktatur. Oder etwa nicht? Auch das Deutsche Volk ist in der Mehrheit gegen die Deutsche Führung-Regime.

    • Hallo Kurt,

      ich denke, dass Du die Begriffe Volk und Arbeiterklasse verwechselst, bzw. nicht auseinanderhältst.
      Im Iran ist das Volk an einer allgemeinen Veränderung interessiert. Auch die Arbeiter gehören dazu. Aber anscheinend wollen die Arbeiter mehr, sie wollen nicht die theokratische Diktatur gegen eine kapitalistische Diktatur wie im „Westen“ austauschen, sondern sich selber verwalten.

      Hier bei uns besteht das Volk auch aus verschiedenen Klassen und Schichten. Aber nur die Arbeiterklasse hat ein berechtigtes Interesse daran, die kapitalistische Diktatur zu stürzen. Andere Klassen und Schichten, die in der absoluten Minderheit sind, profitieren ja vom Kapitalismus. Sie wollen das alles beim Alten bleibt. Dazu gehören zuerst natürlich die Besitzer der Produktionsmittel, Banken, Immobilien und Ländereien, die Politiker, Beamte und Aktionäre.

      So betrachten ist es nicht das Gleiche, wenn das iranische Volk und Teile des deutschen Volkes auf die Straße gehen und für Veränderungen eintreten. Nur die Interessen der Arbeiterklasse sind hier und dort vollkommen identisch!

  3. Lieber zuverlässige und seriöse Berichterstattung abwarten, die aus dem Iran heraus schon im Normalfall nicht einfach, aber jetzt besonders schwierig ist. Außerdem berichtet die bürgerliche Presse natürlich sehr wohl im Rahmen der derzeitigen Möglichkeiten.

    • Wie soll eine Berichterstattung zuverlässig und seriös sein, wenn sie von denen kontrolliert wird, die hier bei uns das Volk unterdrücken, belügen und ausquetsechen?
      Waren die Berichte über den G8 Gipfel seriös?

      • Wir haben hier schon noch eine unabhängige Presse und wir haben zahlreiche Möglichkeiten, uns von allen Seiten zu informieren. Du klingst ein bisschen wie ein Wutbürger mit deinem Vokabular.

    • Sie schweigen nicht aber sie versuchen die Proteste als Parteinahme für den „freien Westen“ gegen die „Achse des Bösen“ umzudeuten.

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