Gedenken an Melchior Nonnenmacher und Jäcklein Rohrbach

Ausschnitt aus einem Flugblatt des Aktionsbündnisses für ein würdiges Gedenken an Melchior Nonnenmacher und Jäcklein Rohrbach
Redaktion – 14. Mai 2025


  Serie 500 Jahre deutscher Bauenkrieg 


Gedenkveranstaltung auf dem Schlüsseläckerplatz
in Maichingen

In der Nähe Maichingens wurde 1525 Melchior Nonnenmacher, bekannt als der „Pfeifer von Ilsfeld“, bei lebendigem Leib verbrannt – ein grausames Ende, das sich kurz nach der verlorenen Schlacht bei Böblingen ereignete. Aus Sicht des Aktionsbündnisses ist dieser Ort besonders geeignet für eine Gedenktafel, die an das Geschehen erinnern soll.

Am 12. Mai 1525, unmittelbar nach der für die aufständischen Bauern verheerenden Niederlage bei Böblingen, wurde Nonnenmacher in Sindelfingen von Georg Truchsess von Waldburg – auch „Bauernjörg“ genannt – persönlich gefangen genommen.

Noch am selben Abend wurde er im Heerlager nahe Maichingen auf grausame Weise bei lebendigem Leibe zu Tode „gebraten“. Sein Schicksal besiegelte seine Beteiligung an der Hinrichtung des Grafen von Helfenstein und weiterer Adliger am Ostersonntag zuvor in Weinsberg.

Nur wenige Tage später ereilte auch den Bauernführer Jäcklein (Jakob) Rohrbach aus Böckingen bei Heilbronn dasselbe gnadenlose Schicksal – ebenfalls wegen seiner Beteiligung an den Weinsberger Ereignissen. Er wurde nahe Neckargartach hingerichtet.

Das „Aktionsbündnis für ein würdiges Gedenken an Melchior Nonnenmacher und Jäcklein Rohrbach“ erinnerte mit einer Gedenkveranstaltung auf dem Maichinger Schlüsseläckerplatz an die Hinrichtung von Melchior Nonnenmacher am 12. Mai 1525 durch Georg Truchsess von Waldburg. Auf dem Foto (von links): Niels Clasen, Günter Randecker, Andrea Boysen und Siegfried Müller.

Arbeit-Zukunft bewertete heute die Geschehnisse und berichtete von der Gedenkveranstaltung wie folgt:

„Truchsess Georg, auch „Bauernjörg“ genannt, Feldherr der gegen die Bauern losgeschickten Söldnerarmee des schwäbischen Bundes der Feudaladligen, hatte unmittelbar davor das Bauernheer des „Hellen Christlichen Haufens“ bei Böblingen vernichtend geschlagen und unter den Aufständischen ein Massaker mit tausenden Toten veranstaltet.

Nahe Maichingen, im Heerlager des Bauernjörg, wurde dann Nonnenmacher, der „Pfeifer von Ilsfeld“, hingerichtet. Günter Randecker von der Wilhelm-Zimmermann-Gedenkstätte in Dettingen (Erms) zitierte dazu den ersten wissenschaftlichen Historiker des Bauernkriegs, Wilhelm Zimmermann:

„Der Truchsess, der Nonnenmacher kannte, ließ ihn „mit eiserner Kette an einen Apfelbaum binden, unweit Maichingen, dass er zwei Schritt weit um denselben laufen konnte, befahl gut Holz herbeizubringen, das ließ er anderthalb Klafter vom Baume herumlegen; er selbst, der Truchsess, dann Graf Ulrich von Helfenstein … und die anderen Ritter trugen jeder ein großes Scheit herzu, dann wurde es angezündet. Es war Nacht, die Sterne gingen herauf am Himmel; seitab, weithin übers Feld zerstreut, standen und lagen verlassene Wagen, Karren, Geschütze, Zelte, Waffen, Gerät aller Art, und dazwischenhinein lagen die Toten still, röchelten die Sterbenden und Verwundeten; im weiten Heerlager lärmte das Zechgelage der Sieger. Um den gebundenen Pfeifer im Ring frohlockten die Edeln, und der Holzstoß schlug in Flammen auf, in dessen Feuerkreis der Unglückliche, den Herren zum Gelächter, schnell und schneller umlief, ‚fein langsam gebraten‘, schwitzend und brüllend vor Qualen: Bilder des Entsetzens! Weiß wie Stein standen die andern Gefangenen. Endlich schwieg er und sank zusammen …“ (aus. W. Zimmermann, Allgemeine Geschichte des Großen Bauernkriegs).

Nonnenmacher, wie auch dem nur wenige Tage später auf genau die gleiche Weise bei Neckargartach hingerichteten Bauernführer Jakob (Jäcklein) Rohrbach, warf der Truchsess vor, sie seien am Ostersonntag 1525 an der Hinrichtung des Grafen Ludwig von Helfenstein und anderer Adliger in Weinsberg (Weinsberger Blutrache) beteiligt gewesen.

Präsentation des Bauernkriegs-Gemäldes von Marco Schaub

Diese dramatischen Geschehnisse wurden vor den rund 30 Leuten, die nach Maichingen gefunden hatten, ausführlich erläutert. Ein weiterer Höhepunkt war unter großem Beifall die öffentliche Präsentation des Bauernkriegs-Gemäldes von Marco Schaub aus Gera – ein echter Hingucker. Das Bild zieht die Verbindung vom Aufstand vor 500 Jahren zur heutigen Aktualität, auch zu den Bauernprotesten des letzten Jahres.

Symbolisch an einen benachbarten Baum befestigt, hinterließ die Kundgebung eine Gedenktafel, vorerst nur einen Entwurf, der an diese schrecklichen Verbrennungen erinnert (siehe Titelbild).

Eine weitere Überlegung sollte sein, sich bei der Gemeinde Sindelfingen/Maichingen für eine feste Gedenktafel einzusetzen.

Anstatt – wie die Redner des Bündnisses tags zuvor eingeweihten Böblinger Bauernkriegsdenkmal von Peter Lenk kritisierten – die Delinquenten bis heute dem schallenden Gelächter der Peiniger auszusetzen, greift dieser Entwurf auf die als empathisch empfundene Darstellung dieser Hinrichtung durch Victor Schivert zurück. Dieser illustrierte (zusammen mit Emil Otto Lau) 1891 die vom württembergischen Sozialdemokraten Wilhelm Blos besorgte Dr. Wilhelm Zimmermanns Großer Deutscher Bauernkrieg – Billige Volksausgabe. So wurde die Maichinger Aktion auch zu einer Würdigung des Werkes von Wilhelm Zimmermann und Schivert.

Wolfgang Rund von der Gruppe „Lebenslaute – klassische Musik, politische Aktion“ steuerte bekannte Bauernkriegslieder und einige Stücke aus der „Bauernoper“ von Yaak Karsunke und Peter Janssens bei.

Der Platz in Maichingen wäre ein guter Ort für eine Gedenktafel, so das Aktionsbündnis.“

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Unsere Serie „500 Jahre deutscher Bauenkrieg“
wird mit dem Schwerpunkt der Beurteilung
und Lehrender Ereignisse
aus der Sicht der Marxisten-leninisten weiter geführt.


Bisher ist erschienen:

Warum dürfen wir de Nazis net totschlage?

Thomas Müntzer – Prophet der Gerechtigkeit und radikaler Widersacher Luthers

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