Gedanken zum 8. Mai

Volkskorrespondent Andreas Habicht, Malaga – 8. Mai 2021

Andreas Habicht

Zum 72. Jahrestag der Befreiung Europas vom Hitlerfaschismus

Zum zweiten Mal in der Geschichte Europas, ging vom deutschen Imperialismus im Jahr 1939 ein grausamer Krieg, der zweite Weltkrieg aus, der weltweit Schätzungen zu Folge, Kriegsfolgen und Verbrechen eingerechnet rund 80 Millionen Tote1) forderte. Alleine die Sowjetunion hatte rund 27 Millionen Kriegstote2) zu beklagen. Allerdings führte das verbrecherische Hitlerregime auch Krieg gegen sein eigenes Volk. Millionen, deren genaue Zahl sich nicht mehr ermitteln lassen dürfte, starben in Konzentrations- und Vernichtungslagern, die im gesamten Deutschen Reich und den besetzten Gebieten errichtet wurden. Nicht nur Juden wurden in Konzentrations- Vernichtungslager gebracht, sondern auch andere missliebige Personen, wie Kommunisten, Sinti und Roma (auch abschätzig als Zigeuner bezeichnet), Homosexuelle und natürlich auch Menschen, die offen Kritik am Naziregime übten. Zum großen Teil wurden die Opfer bis zum heutigen Tag nicht entschädigt.

Am 8. Mai 1945 (in Osteuropa am 9. Mai) feiern wir den Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus. Zum Verständnis, warum dieser Tag in Osteuropa auf den 9. Mai gelegt wurde, möchte ich anführen, dass in diesen Ländern die Moskauer Zeit zu Grunde gelegt wurde (die zwei Stunden später ist, als die Mitteleuropäische Zeit) 3).

Bereits am 07. Mai 1945 wurde in Reims, im Hauptquartier der alliierten Streitkräfte die bedingungslose Kapitulation Deutschlands vertraglich vereinbart. Aus protokollarischen Gründen erfolgte am späten Abend des 8. Mai die Gegenzeichnung durch die Oberbefehlshaber der Teilstreitkräfte im sowjetischen Hauptquartier in Berlin – Karlshorst. Diese Verhandlungen zogen sich bis 00:01 Moskauer Zeit hin 3) .

Der 8. Mai 1945 ist also der Tag, an dem die Völker Europas vom Joch des Hitlerfaschismus befreit wurden. Es ist also durchaus ein Grund zum Feiern, wenngleich geschichtsrevisionistische Kräfte im Sieg über den Hitlerfaschismus eine Niederlage Deutschlands sehen. Die Alliierten hatten den Brandherd ausgetreten, allerdings wurde vor allen Dingen in Westdeutschland zu wenig unternommen, um faschistisches, reaktionäres und geschichtsrevisionistisches Gedankengut ein für alle Mal auszurotten. So kamen viele der Inhaber wichtiger Ämter auch in der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland wieder in Amt und Würden. Auch der Deutschen Demokratischen Republik wurde und wird dies vorgeworfen. Allerdings gibt es hier sehr wohl einen Unterschied, der darin besteht, dass man sich in der DDR zumindest nicht mit der zweifelhaften Vergangenheit rühmen konnte. Dies wird leider all zu oft vergessen, wenn man vom ersten Staat auf deutschem Boden redet, der den Antifaschismus auf „seine Fahnen“ geschrieben hat.

Der 8. Mai 2021 sollte im Zeichen des Kampfes gegen Faschismus, Neofaschismus und Reaktion stehen. Heute ist es wichtiger, denn je, dass die demokratischen Kräfte in Deutschland und Europa, enger denn je zusammen stehen und diesem Gedankengut eine klare Absage erteilen.

Leider erleben wir momentan ein Erstarken der „neuen Rechten“, die sich allerdings nach Außen hin recht dezent und demokratisch gibt, bzw. geben möchte. Trotzdem verraten sich gerade diese „neuen Rechten“, die oftmals in ansprechendem Blau daherkommen, durch Äußerungen, die eigentlich besser in die Zeit von 1933 bis 1945 passen würden, als in die heutige. Sie geben vor, fortschrittlich und sozial zu sein und eine Politik des „Kleinen Mannes“ machen zu wollen. Allerdings, wenn man sich mit deren Programm und den verbalen Entgleisungen ihrer Parteispitze einmal auseinandersetzt, müsste eigentlich jedem recht schnell auffallen, was deren wahre Absicht ist. Nach außen hin gibt man sich zwar erst einmal empört, rudert zurück und behauptet, dass das nicht so gemeint war, wie es aufgefasst wurde, schaltet dann ein Parteigericht ein, mit der Konsequenz, dass rein gar nichts geschieht und diese Leute dann weiterhin ihren Einfluss auf diese besagte Partei behalten können.

Aber nicht nur von dieser Partei geht eine Gefahr für die Demokratie aus. Eigentlich ist die Demokratie, die wir zweifelsfrei haben, leider nur ein Nebenprodukt, das man aber nur dulden wird, solange von ihr für das internationale Großkapital keine Gefahr ausgeht, wie bereits von der Geschichte mehrfach bewiesen wurde (z.B. Chile 1973).

Auch Sabotageakte gegen die damals noch junge Deutschen Demokratische Republik sprechen hier eine sehr deutliche Sprache (wer sich näher mit diesem Thema befassen möchte, dem lege ich das Buch von Robert Allertz „Im Visir die DDR. Eine Chronik“, ISBN-10: 3-360-01039-6 ans Herz) und zeigen eigentlich sehr deutlich auf, dass es den westlichen Alliierten, allen voran den USA, nicht wirklich um Demokratie ging, sondern einzig und alleine, um die Ausweitung ihres weltweiten Einflusses. Die Reaktionen der Sowjetunion und ihrer Verbündeten, waren lediglich eine logische Konsequenz, um sich vor solchen Übergriffen, von denen man aus den offiziellen Medien nur die Spitze des Eisbergs erfährt, zu schützen und die verfassungsmäßige Ordnung aufrecht zu erhalten. So wird zum Beispiel der 17. Juni als ein Arbeiteraufstand verklärt. Richtig ist, dass die Arbeiter ihren Unmut bekundeten, was selbstverständlich auch in einem sozialistischen Land legitim ist. Allerdings eskalierte die Situation erst, als sich in Berlin Provokateure aus dem Westteil der Stadt unter die Demonstranten mischen.

Aus der ursprünglichen Unmutsbekundung wird zunehmend eine von außerhalb gesteuerte politische Aktion. Dabei tut sich besonders der Rundfunk im amerikanischen Sektor Berlins, der RIAS, hervor 4).

Grade heute werden die Stimmen, vor allem aus konservativen Kreisen lauter, dass man endlich einen „Schlussstrich“ unter die Geschichte ziehen sollte. Ein Vergessen fordern sie, ein Vergessen der Millionen von Toten, die vom deutschen Imperialismus ausgingen… Nein, damit wir uns nicht falsch verstehen- natürlich kann man die heutigen Generationen nicht für das verantwortlich machen, was die Generationen ihrer Väter und Großväter anrichteten; eine Kollektivschuld gibt es zweifelsfrei nicht- allerdings tragen wir alle sehr wohl die Verantwortung dafür, dass sich so etwas nie wieder wiederholt.

Auch 72 Jahre nach dem Sieg über den Faschismus ist es die Aufgabe aller Demokraten, sich dem neuen Erstarken nationalistischen und faschistischen Gedankenguts, entschiedener denn je, entgegen zustellen und jede Gelegenheit zu nutzen, dafür einzutreten, dass dieses keinen Einzug in die Köpfe der Menschen mehr nehmen kann. Wir dürfen keinesfalls zusehen, wie unsere Freiheiten nach und nach, in ihrem eigenen Namen abgebaut werden und es dann eine „Heldentat“ wird, seine Meinung zu vertreten!

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1 Kommentar

  1. Aspekte der historischen Wirklichkeit.

    Musste die deutsche Bevölkerung in ihrer Mehrheit „gewaltsam umprogrammiert“ werden? Nein!

    ►Vor und nach Kriegsende hat es keinen [nennenswerten] Widerstand gegen das kapital-faschistische Deutschland gegeben!

    ►Immerhin waren zwischen 8 und 9 Millionen freiwillig in der NSDAP* und wurden nach 1945 als brave Antikommunisten gegen die UdSSR weiterhin massenpsychologisch in Stellung gebracht und als vorgeblich unbescholtene weiß gewaschen.

    * Jede zweite Familie hatte ihren freiwilligen Partei- und [unbewussten] Terror-Kameraden in der NSDAP.

    ►Nach der militärischen Niederlage von Stalingrad 1942/1943 gab es keinen Widerstand** gegen das kapital-faschistische, antisemitische und staats- terroristische Regime Deutschlands.

    ** Auch nicht aus den [Weimarer] Reihen der deutschen Arbeiterklasse!

    ►Die Kriegsproduktion erreichte selbst noch im Frühjahr 1944 ihren Höhepunkt und brach erst mit dem Ausbleiben der Versorgung mit den hierfür benötigten Rohstoffen – vor allem aus den vormals besetzten Gebieten Europas – zusammen.

    ** Übrigens, die stärkste Partei der deutschen Arbeiterklasse war die NSDAP. Der Anteil der freiwillig in ihren Reihen organisierten „Arbeiter“ lag laut NS-Statistik bei 30 Prozent. Damit hatte die NSDAP mehr „Arbeiter“ in ihren Reihen als vor 1933 in der Weimarer Republik die SPD und KPD jemals zusammengenommen erreichten, rund 2,5 Millionen.

    ►Nicht nur das widerstandslose Verbot der antifaschistischen KPD 1956, sondern auch das Überlaufen der ostdeutschen Bevölkerung und deren freiwilliger Anschluss an das westdeutsche Konsumparadies nach der Wendezeit von 1989/1990 zeigt uns die ideologisch-psychologisch ungeschminkte Wirklichkeit:

    Eine antifaschistische und antikapitalistische Alternative zum deutschen Imperialismus konnte selbst die KPD-SED und das MfS nicht aufrechterhalten. Ganz im Gegenteil, die große Mehrheit aus FDGB und SED, NVA und MfS ermöglichte erst die Implosion der DDR und den relativ friedlichen Übergang ins erträumte Schlaraffenland und in das imperialistische Konsumparadies der NATO-Staaten.

    PS: Natürlich, auch nach 1945/1949 bis heute, mussten alle privaten Konzern-, Wirtschafts- und Massenmedien, so wie auch die öffentlich-rechtlichen heute, so wie vor 1945 und auch in der Weimarer Republik und Kaiserzeit, stets das Massenbewusstsein [erfolgreich] bearbeiten. So auch im privaten und staatlichen Ver-Bildungssystem und Uni-Hochschulsystem heute.

    [- unvollständig]

    Lese-Empfehlung

    Sebastian Haffner: Der Verrat 1918/1919 – als Deutschland wurde, wie es ist.

    Kurt Pätzold und Manfred Weißbecker: Geschichte der NSDAP 1920 bis 1945.

    Wilhelm Reich: Die Massenpsychologie des Faschismus.

    Sergej Leonidowitsch Rubinstein: Sein und Bewusstsein.

    Vgl. Kommentar auf KenFM:
    HIStory: Friedenssehnsucht, Totalitarismus und Gewerkschaften | KenFM.de
    https://kenfm.de/history-friedenssehnsucht-totalitarismus-und-gewerkschaften/#comment-226107

    26.05.2021, Reinhold Schramm

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