
Volkskorrespondenz zum Wochenede
Heinz Ahlreip – 7. März 2025

Zu den bedeutendsten wissenschaftlichen Leistungen des preußischen Generalmajors Carl von Clausewitz, der über militärische Fachkreise hinaus bekannt ist, gehört die Erkenntnis der engen Verzahnung von politischer und militärischer Entwicklung. Sein zentraler Lehrsatz lautet: „Der Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen, nämlich gewaltsamen Mitteln.“
Als bürgerlicher Theoretiker konnte er in den 1830er-Jahren noch nicht von Klassenpolitik sprechen. Diese Konkretisierung erfolgte erst durch die Marxisten-Leninisten. Doch das Fundament war gelegt: Marx, Engels, Lenin und Stalin bauten darauf auf und analysierten sowohl die bestialischen imperialistischen Kriege als auch die humanistischen revolutionären. Die zentrale Losung der Bolschewiki in Kriegsfragen lautete: Umwandlung des imperialistischen Krieges in einen Bürgerkrieg.
Das „Bündnis Sahra Wagenknecht“ gibt sich als linkspopulistische Friedenspartei aus. „Linkspopulistisch“ deshalb, weil eine wissenschaftliche Sozialistin das erste Dekret der Pariser Kommune berücksichtigen müsste: die Ersetzung des stehenden Heeres und der Polizei durch die allgemeine Volksbewaffnung. Nur so können Kriegsverbrecher im eigenen Land gestoppt werden. Dies stellt auch heute die entscheidende Friedensgarantie dar. Die Reden von Sahra Wagenknecht erfüllen den Straftatbestand der Volksverhetzung und fördern die Vorbereitung imperialistischer Kriege. Ihren Zuhörern werden elementare Tatsachen vorenthalten, etwa dass die Pariser Kommune die erste Herrschaft der Arbeiterklasse war. Unzählige Male ruft sie das Wort „Frieden“ in den Saal, doch „Arbeiterklasse“ fällt nicht ein einziges Mal. Damit ist ihre Botschaft wirkungslos.
Wie bereits erwähnt, unterscheidet der wissenschaftliche Sozialismus zwischen gerechten und ungerechten Kriegen. Befreiungskriege haben das Ziel, ein Volk entweder vor einem äußeren Angriff zu verteidigen, es vom Joch des Kapitals zu befreien oder koloniale Unterdrückung zu beenden. Ein imperialistischer Krieg hingegen dient der Eroberung fremder Länder und der Versklavung ihrer Bevölkerung. Natürlich wird ein ungerechter Krieg niemals als solcher dargestellt. Die Dialektik der Geschichte zwingt die Herrschenden, ihn als Volks- oder Befreiungskrieg auszugeben. Allerdings kann ein gerechter Krieg in einen ungerechten umschlagen und umgekehrt.
Marx, Engels, Lenin und Stalin vertieften die Erkenntnisse von Clausewitz. Sie wiesen nach, dass der imperialistische Krieg, den Clausewitz als Interpret der napoleonischen Kriege nicht kennen konnte, die Fortsetzung der Politik der militaristischen Bourgeoisie ist. Ihr Ziel ist es, das Privateigentum an den Produktionsmitteln zu erhalten und auszuweiten. Dessen Abschaffung durch die proletarische Revolution wird jedoch im aktuell schwelenden, mehr oder weniger verdeckten Bürgerkrieg vorbereitet. Die Bourgeoisie verlor darüber schon früh die Nerven.
In den 1960er-Jahren erschütterten weltweite antiimperialistische Proteste, Studentenrebellionen und Guerillabewegungen das Establishment. Der Vietnamkrieg lief nicht nach dem Plan der US-Imperialisten, und selbst der Papst setzte sich für die Freilassung des in Bolivien inhaftierten linken Guerillero Régis Debray ein. Angesichts dieser Entwicklungen wurden US-Ideologen beauftragt, den Bezug zwischen Krieg und Politik aufzubrechen.
Ihre Methode? Eine entpolitisierende, waffentechnische Argumentation. Henry Kissinger, ein blutrünstiges Monster, das durch die künstliche Verlängerung des Vietnamkrieges zehntausende Leben auf dem Gewissen hat, erklärte nach 476 Seiten seines Buches: „Die traditionelle Methode der militärischen Analyse, welche im Krieg eine Fortsetzung der Politik mit eigenen Mitteln sah, ist nicht länger anwendbar.“¹ Zwei Jahre später behauptete ein US-Soziologe, die nukleare Bedrohung habe die marxistisch-leninistische Verbindung von Krieg und Politik untergraben.² Ein weiterer US-amerikanischer Militärtheoretiker schrieb, der Krieg trage mittlerweile ein „absolutes Antlitz“ und könne nicht mehr als Fortsetzung der Politik akzeptiert werden.³ 1968 ließ Possony schließlich die Katze aus dem Sack: „In vieler Hinsicht bleibt der Unterschied zwischen gerechten und ungerechten Kriegen künstlich.“⁴
Die Quintessenz dieser Manipulation ist die Trennung von Politik und Krieg, um das Proletariat von der Hochrüstungspolitik fernzuhalten. Dies ist keine wissenschaftliche Vorgehensweise. Statt einer objektiv-dialektischen Analyse werden einzelne Elemente herausgepickt: Atomwaffen als absolute Bedrohung, Atomraketen als Schicksalsmächte. Doch der erste praktische Einsatz der Atombombe im August 1945 über Hiroshima und Nagasaki zeigte ihre politische Bedeutung: Militärisch war ihr Abwurf nicht mehr notwendig, Japan lag am Boden. Aber in Wirklichkeit wurden diese Bomben im Geist über Moskau und Leningrad abgeworfen.
So beginnt es: Die Atomwaffen hätten Clausewitz entwertet, seine Theorie sei nur noch auf vergangene Kriege anwendbar. Bald folgt die Behauptung, auch die materialistischen Klassiker der proletarischen Revolution seien überholt. Doch so rasant sich die Waffentechnik auch entwickelt, sie kann die Verbindung von Krieg und Politik nicht lösen, die aus der bürgerlichen Revolution als politisches Prinzip hervorgegangen ist. Napoleon diktierte auf St. Helena seinem General Coulaincourt: „Die Politik ist unser Schicksal.“ Der Bau der Atombombe war kein technischer Selbstläufer, sondern von imperialistischer Gier nach Weltherrschaft motiviert.
Durch Fortschritte in elektronischer Rechentechnik, Robotik, Digitalisierung und künstlicher Intelligenz treten heute immer mehr Ideologen auf, die sich technische Stellvertreterkriege ausmalen – ohne Menschen, ohne Klassen, ohne soziale Ursachen, ohne dialektisch-materialistische Analyse. Sie ignorieren, dass ungerechte Kriege auf Raubpolitik basieren. Diese Phantasien sind nur ein Reflex darauf, dass die Produzenten unter kapitalistischen Bedingungen der Herrschaft ihrer eigenen Produkte unterworfen werden.
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Quellen:
- Henry Kissinger: Problems of National Strategy, A Book of Readings, New York/Washington/London, 1965, Seite 477.
- W. Wolfe: Sowjetische Militärstrategie, Köln und Opladen, 1967, Seite 92.
- A. Craig: Krieg, Politik und Diplomatie, Wien/Hamburg, 1968, Seite 316.
- T. Possony: Zur Bewältigung der Kriegsschuldfrage. Völkerrecht und Strategie bei der Auslösung zweier Weltkriege, Köln und Opladen, 1968, Seite 45.
Über den Autor:
Heinz Ahlreip, geb. am 28. Februar 1952 in Hildesheim. Von 1975 bis 1983 Studium in den Fächern Philosophie und Politik an der Leibniz Universität Hannover, Magisterabschluss mit der Arbeit »Die Dialektik der absoluten Freiheit in Hegels Phänomenologie des Geistes«. Forschungschwerpunkte: Französische Aufklärung, Jakobinismus, Französische Revolution, die politische Philosophie Kants und Hegels, Befreiungskriege gegen Napoleon, Marxismus-Leninismus, Oktoberrevolution, die Kontroverse Stalin – Trotzki über den Aufbau des Sozialismus in der UdSSR, die Epoche Stalins, insbesondere Stachanowbewegung und Moskauer Prozesse. Ahlreip arbeitete als Lagerarbeiter u. a. bei Continental in Hannover und bis zum Rentenbeginn als Gärtner für Museumsstätten und Friedhöfe.
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