Redaktion – 26. Dezember 2025
In der heißen Phase der Wahlvorbereitungen klingeln kleine Parteien an unseren Haustüren und bitten um Unterschriften. Doch sollten wir Parteien unterstützen, die wir selbst nie wählen würden? Ein Blick auf Verantwortung, Vertrauen und die Gefahren revisionistischer Ideologien.
In diesen Tagen kann es wieder vorkommen, dass es an der Haustür klingelt und eine der kleinen Parteien um unsere Unterstützung für ihre Kandidatur bittet. Aber warum sollte man die Kandidatur einer Partei unterstützen, die man gar nicht bereit ist zu wählen?
Der Einwand, der von den Unterschriftensammlern oft zu hören ist, lautet dann: „Sie müssen uns ja nicht wählen, aber unterstützen Sie uns wegen der Gleichberechtigung – kleine Parteien werden in diesem Staat massiv benachteiligt.“ Ja, das stimmt. Doch wir Marxisten-Leninisten haben klare Vorstellungen darüber, wem wir die Führung des Staates überlassen wollen. Daher gibt es keinen Grund, anderen Bürgern die Möglichkeit zu eröffnen, eine Partei zu wählen, die unserer Meinung nach nicht in der Lage ist, politische Verantwortung zu übernehmen. Alles andere wäre Betrug und ein Missbrauch des Vertrauens jener, die ihre Ohren für unsere Argumente geöffnet haben und mit uns diskutieren.
Auch innerhalb des kapitalistischen Gesellschaftssystems können wir nur Parteien unterstützen, die als Marxisten-Leninisten auf dem Boden der realen gesellschaftlichen Verhältnisse stehen. Wer die Dinge nicht wissenschaftlich durchdringt, kann auch die Dynamik eines Krieges nicht richtig verstehen.
Traumtänzerideologien, wie die der sogenannten „Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands“ (MLPD), dürfen nicht das Zepter eines revolutionären Kampfes schwingen. Stattdessen müssen sie immer wieder als revisionistische und äußerst gefährliche Entartung des Marxismus-Leninismus entlarvt werden.
Stalin steuerte zu dem Werk „Die Geschichte der KPdSU (B) – Kurzer Lehrgang“ einen theoretischen Exkurs bei, den er mit dem Titel „Über dialektischen und historischen Materialismus“ versah. Darin findet sich ein kurzer, prägnanter Satz, der die Essenz des Materialismus auf den Punkt bringt:
„Wie die Lebensweise der Menschen, so ist ihre Denkweise.“
Als Stalin diesen Satz formulierte, konnte er nicht ahnen, dass diese materialistische Auffassung in Deutschland später ins Gegenteil verkehrt würde. Am 20. Juni 1982 wurde mit der Gründung der MLPD die Perversion dieser Einsicht zum Idealismus eingeleitet und verkündet:
„Wie die Denkweise der Menschen, so ist ihre Lebensweise.“
Stalin stand mit seiner Aussage in voller Übereinstimmung mit Marx. Marx schrieb zwischen Dezember 1851 und März 1852 in seinem Werk „Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte“:
„Auf den verschiedenen Formen des Eigentums, auf den sozialen Existenzbedingungen erhebt sich ein ganzer Überbau verschiedener und eigentümlich gestalteter Empfindungen, Illusionen, Denkweisen und Lebensanschauungen. Die ganze Klasse schafft und gestaltet sie aus ihren materiellen Grundlagen heraus und aus den entsprechenden gesellschaftlichen Verhältnissen. Das einzelne Individuum, dem sie durch Tradition und Erziehung zufließen, kann sich einbilden, dass sie die eigentlichen Bestimmungsgründe und den Ausgangspunkt seines Handelns bilden.“
Die MLPD hingegen weicht einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit Marx und Stalin aus, isoliert sich ideologisch und verlässt den wissenschaftlichen Sozialismus. Ihre Anführer agieren nicht als Kommunisten, sondern als bloße Ideologen. Zur Bundestagswahl 2025 plant die MLPD, bundesweit anzutreten. Doch an eine derartige Politsekte sollte keine Stimme verschwendet werden.
Es ist für ein Volk gefährlich, wenn Politiker, die unwissenschaftlich und fern des Marxismus-Leninismus agieren, meinen, über Krieg und Frieden entscheiden zu können. Der Idealismus mag harmlos erscheinen, doch die Geschichte zeigt, dass Idealisten und Wissenschaftsfeinde immer an der Vorbereitung imperialistischer Kriege beteiligt waren. Engels sprach von „idealistischen philosophischen Schrullen“, etwa der Annahme, das Ding an sich sei nicht erkennbar. Solche Ideen mögen kurios wirken, doch die wahre Gefahr des Idealismus liegt in seiner Abkopplung von den konkreten Bedingungen des materiellen Lebens.
Die Marxisten-Leninisten hingegen gehen von den realen materiellen Bedürfnissen der Gesellschaft aus. Diese bestimmen den Verlauf der Geschichte, nicht abstrakte Prinzipien oder Ideen, wie sie von bürgerlichen Ideologen – und auch den Propagandisten der MLPD – propagiert werden. Mit ihrer „Lehre von der Denkweise“ kehrt die MLPD den materialistischen Ansatz auf den Kopf: „Wie die Denkweise der Menschen ist, so ist ihre Lebensweise.“ Das ist eine Verfälschung des wissenschaftlichen Sozialismus.
Ein weiteres Beispiel für unwissenschaftliches Denken findet sich in der Weihnachtsansprache von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 25. Dezember:
„Das Grundgesetz, unsere 75 Jahre alte Verfassung, wird uns auch in Zukunft tragen.“
Dieser Satz ist gefährlich und falsch, denn keine Verfassung „trägt“ eine Gesellschaft. Sie ist lediglich ein Ausdruck der Produktionsverhältnisse. Es sind die materiellen Lebensbedingungen, die den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozess bestimmen – nicht umgekehrt.
Die Bundesrepublik Deutschland wird nicht an ihrer Verfassung zugrunde gehen, egal ob diese schön oder hässlich ist. Vielmehr droht sie an der wachsenden Diskrepanz zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen zu scheitern. Diese Widersprüche bilden die ökonomische Grundlage für eine unvermeidbare soziale Revolution in Deutschland.
Klar ist: Diese Revolution darf nicht von Traumtänzern wie den Ideologen der MLPD angeführt werden, sondern von Marxisten-Leninisten, die die realen gesellschaftlichen Verhältnisse wissenschaftlich analysieren. Wer die Dinge nicht mit wissenschaftlicher Präzision durchdringt, kann auch die Dynamik eines Krieges nicht richtig verstehen.
- Vergleiche Geschichte der KPdSU (B), Der Weg zur Partei Nr. 9, Arbeitsgruppe Der Weg zur Partei, Hamburg, 2024, Seite 152.
- Karl Marx: Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte, Werke, Band 8, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 139
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