Auch das deutsche Kapital bangt um seine Russlandgeschäfte

Redaktion – 7. Februar 2022

Das Säbelrasseln in Osteuropa nimmt kein Ende! Am Wochenende hat die US-Armee ihre ersten „Verstärkungstruppen“ nach Polen entsandt. Weitere sollen folgen, davon sollen auch 300 Soldaten in Deutschland auf den Sprung Richtung Ukraine stationiert werden. Insgesamt werden 1700 US-Soldaten erwartet*. Gleichzeitig verlegte Russland Kampfflugzeuge vom Japanischen Meer nach Belarus in die Nähe der polnischen Grenze. Bundeskanzler Olaf Scholz bemüht sich diplomatisch in die Offensive zu kommen und zwischen der Ukraine und Russland zu vermitteln. Denn ein Krieg um die Ukraine ist vom deutschen Kapital nicht erwünscht.
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„Ein Krieg in Osteuropa würde „die europäische Wirtschaft um Jahrzehnte zurückwerfen“, Verkündete der „Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft“ in einer Stellungnahme. Ja die Interessen des deutschen Kapitals im Konflikt zwischen NATO und Russland waren schon immer geprägt von einem „Doppeltem Spiel“, das die Profite der nationalen Unternehmen sichern soll. Der Profit, den diese Unternehmen in Russland machen, und das Kapital, das sie dort investiert haben, wären im Falle eines Krieges massiv bedroht.
Noch gar nicht so lange her: „Mutti Merkel“ bittet bei Putin um „Schön Wetter“ für die laufenden wirtschaftbeziehungen mit dem deutschen Kapital. Bild: YouTube

Der Genosse Thomas Stark nahm sich dem Thema an und veröffentlichte gestern auf »perspektive online« einen Artikel unter dem Titel: „Ukraine-Krise: Deutsches Kapital sorgt sich um Russland-Geschäft“, aus dem wir nachfolgend die wichtigsten Passagen zitieren:

„(…) Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft für diplomatische Lösung

Unterstützung erhält die Bundesregierung nun von einem der wichtigsten deutschen Wirtschaftsverbände. Der „Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft“ wirbt in einer Erklärung seines Vorstandsvorsitzenden Oliver Hermes für „Helsinki 2.0 statt Kriegsgeschrei“. Der Titel bezieht sich auf die „Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“, die zwischen 1973 und 1975 in der finnischen Hauptstadt stattgefunden hat. Damals vereinbarten die Staaten der NATO und des Warschauer Pakts eine Reihe von Prinzipien für eine militärische Deeskalation sowie eine Zusammenarbeit in wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Fragen.

Eine solche diplomatische Lösung wünscht sich der Ost-Ausschuss auch in der aktuellen Krise zwischen Ost und West. Ein „Krieg in Osteuropa“ würde nach Aussage von Hermes „neben dem furchtbaren menschlichen Leid unseren ganzen Kontinent und mit ihm die europäische Wirtschaft um Jahrzehnte zurückwerfen“. Dies würde die deutschen Unternehmen besonders treffen, für die die wirtschaftliche Durchdringung Osteuropas seit Jahrzehnten ein elementar wichtiger Geschäftszweig ist.
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Ost-Ausschuss versammelt weite Teile des deutschen Kapitals

Dem Ost-Ausschuss gehört ein großer Teil des deutschen Kapitals an, von der überwiegenden Mehrheit der DAX-Konzerne (darunter Allianz, Deutsche Bank, Volkswagen, BMW, Bayer, BASF, Linde u.a.) bis zu mittelständischen Maschinenbauern. Getragen wird er zudem von sechs wichtigen Unternehmerverbänden wie dem Bundesverband der deutschen Industrie (BDI). Diese Unternehmen machen sich zu Recht Sorgen um ihre Investitionen in der Ukraine und Russland, sollte es zum Krieg kommen. Deutsche Unternehmen haben nach Angaben der Deutschen Bundesbank über 24 Milliarden Euro in Russland investiert und beschäftigen dort rund 280.000 Mitarbeiter:innen.

Der Profit, den diese Unternehmen in Russland machen, und das Kapital, das sie dort investiert haben, wären im Falle eines Krieges massiv bedroht. Das deutsche Russland-Geschäft leidet bereits seit 2014 unter den Sanktionen, welche die EU infolge der Annektion der Krim verhängt hat. 2011 waren noch 6.300 deutsche Firmen in Russland registriert, Ende 2020 nur noch 3.971. Der jährliche Handel zwischen beiden Staaten ist von 80 auf 60 Milliarden Euro zurückgegangen.

Hinzu kommt, dass die deutsche Wirtschaft auf russisches Öl und Gas angewiesen ist. Russland ist Deutschlands größter Lieferant bei beiden Rohstoffen. Etwa ein Drittel der deutschen Rohölimporte kommt aus Russland, bei Gas sind es sogar 55 Prozent. Es ist daher kein Zufall, wenn mit Gerhard Schröder ein deutscher Vertreter im Rang eines ehemaligen Bundeskanzlers in den Aufsichtsräten der russischen Öl-und Gaskonzerne Rosneft und Gazprom sowie der Nordstream-Projekte sitzt.
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Deutschlands doppeltes Spiel

Deutschland spielt im Konflikt zwischen NATO und Russland seit jeher ein doppeltes Spiel. Dies entspricht den Interessen des deutschen Kapitals, das mit allen Seiten gute Geschäfte machen und andere Länder wirtschaftlich durchdringen will, ohne dass eine konkurrierende Macht dabei zu stark wird. Deutschland benötigt die NATO – also vor allem die USA – um Frankreich und Russland militärisch im Zaum zu halten. Deshalb muss Deutschland Sanktionen gegen Russland mittragen, auch wenn sie deutschen Unternehmen erst einmal schaden. Zudem hat Deutschland in der Ukraine selbst kräftig daran mitgewirkt, 2014 eine pro-westliche, von Faschisten getragene Regierung an die Macht zu bringen.

Gleichzeitig sucht Deutschland die Anbindung an Russland auch deshalb, damit die USA in Osteuropa – vor allem in Polen und der Ukraine – nicht zu stark werden. Auch das ist ein Zweck der Nordstream-Pipeline-Projekte, mit denen die osteuropäischen Staaten bei der Gasversorgung umgangen werden. Dass Deutschland die Anbindung an Russland zudem auch als Manöver gegen China verfolgt, hat der geschasste Marine-Inspekteur Kay-Achim Schönbach in seinem berühmt gewordenen Videoausschnitt kürzlich frei ausgeplaudert.

Die militärischen Drohgebärden der USA und Großbritanniens in der Ukraine-Krise richten sich vor diesem Hintergrund auch gegen deutsche Interessen – denn solange mit den Säbeln gerasselt wird, kann Deutschland die fertige Pipeline „Nordstream 2“ nicht in Betrieb nehmen. Indem die US-Regierung jetzt allein mit Russland verhandelt, torpediert sie offen Deutschlands bisherige führende Vermittlerrolle im Ukraine-Konflikt – ein Angriff, den Olaf Scholz und Annalena Baerbock nun versuchen abzuwehren.

Zudem drohen die deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen durch die Krise weiter in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Der Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft will dies jedoch nicht zulassen – und deshalb am 3. März wie geplant eine Konferenz mit Wladimir Putin veranstalten. (…)“

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Anhang der Redaktion:

* = Info-Kommentar von Reinhold Schramm über die Truppenstärke der NATO

Die US-Armee verfügt über 1,4 Millionen Soldaten, die US-Geheimdienste und Manipulationsmaschinerie über mehr als 2 Millionen hauptberufliche Mitarbeiter und zusätzliche Hilfstruppen im NATO-Militärbündnis, einschließlich des deutschen BfV, BKA, MAD und BND. Weitere Millionen Mitarbeiter und IM-Zuträger in allen bürgerlichen Parteien und der Beamtenschaft der Europäischen Union. Ebenso, im Nahen Osten, Indien und Japan, ganz Lateinamerika und ganz Afrika. Zudem verfügt das Pentagon und die politischen Eliten Nordamerikas über mehr als 800 militärische Basen weltweit. Nur der aktuelle Rüstungsetat liegt mit 768 Milliarden USD an der Weltspitze (ohne den nationalen Heimatschutz, mit jährlich über 400 Mrd. USD). Die US-Armee und die Nachrichtendienste kontrollieren die Russische Föderation, Islamische Republik Iran und Volksrepublik China nicht nur an den Land- und Seegrenzen und mit Flugüberwachung und Satellitenkontrolle, sondern auch mit Hunderttausenden Hilfskräften (m/w Kollaborateuren) im Innern. Die digital-elektronische und technische Überlegenheit der US-Armee besteht, trotz der mutmaßlichen Inszenierung der Anschläge vom 11. September 2001. PS: Die Treffergenauigkeit nuklearer Waffensysteme dürfte bei mehr als das 10-fache liegen, dabei auch ohne den Einsatz von Atomwaffen Frankreichs und Großbritanniens.

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8 Kommentare

  1. Das deutsche Kapital hat schon Interesse an einen Krieg gegen Russland. Sie haben inzwischen jedoch begriffen das heutige Russland ist nicht die Sowjetunion des Jahres 1941 und will sich selbst nicht weiterer Einflußgebiete entreißen lassen. Das deutsche Kapital hat jedoch inzwischen auch begriffen dass sie im Falle eines neuen Weltkrieges selbst wieder eines auf die Klingel bekommen. Darum will uns Olaf Bundeskanzler keinen Krieg in Europa, jedoch im südchinesischen Meer, nach den Olympischen Spielen, da könne Deutschland wieder kräftig mit spielen. Nuja, Immerhin waren ja noch keine Chinesen in Berlin einmarschiert und Tschingis Khan begnügte sich mit der Mongolei. Keinen Krieg – nirgendwo! Gegen jeden imperialistischen Krieg !

  2. Ja natürlich! Frieden ist für alle Seiten besser als Krieg! Kriege haben uns unglaublich weit zurück geworfen, ja sogar die Entwicklung über Jahre gehemmt. Verdient haben die Waffenhersteller. Das wars.

    • Für das herrschende Kapital ist in der Regel Krieg die bessere Lösung, um ihre Gier nach Profiten und Einflussgebieten zu stillen, am besten weit weg und nicht hier …
      Frieden ist demnach nicht für a l l e das beste, den diese „Alle“ gibt es ja gar nicht. Die Gesellschaft besteht aus Klassen, die haben unterschiedliche Interessen. Die Kapitalistenklasse (sie haben ihre Parlamente und das Militär) hat immer andere Interessen als die Arbeiterklasse.
      Wenn also heute das europäische Kapital lieber mit Sanktionen etc. kämpft und nicht mit Langstreckenraketen hat es den Grund, weil es einen Krieg auf „ihren“ Boden und die Zerstörung „ihrer“ Industrie nicht will.

  3. Das Kapital will keinen Krieg mit Russland? Kapital haben Kapitalisten. Kapitalisten wollen immer mehr Kapital. Um das zu erreichen ist es den Kapitalisten egal wie es sich vermehrt. Auch durch Rüstung und militärischen Gerät aller Art vermehren die Kapitalisten ihr Kapital. JEDERMANN weiss diese Wahrheit und dennoch ist der Frieden nicht das angestrebte Ziel menschlichen Zusammenlebens. Es geht um Gewinnmaximierung und um Machtausweitung. Nur das steckt hinter den Gelüste in der Ukraine einen Bürgerkrieg zu inszenieren. Die Menschen sollten sich erinnern wie der zweite Weltkrieg ausgelöst wurde und heute ist es nicht anders. Die Menschen im Donbass und der Lugansker Volksrepublik haben sich in freier Wahl entschieden nicht dem ukrainischen Unterdrückerstaat anzugehören. Die dort lebenden Menschen mit russischer Sprache werden durch die Ukraineregierung nur unterdrückt und verleumdet. So werden in der heutigen Zeit die Menschen gegeneinander gehetzt. Und wir schauen zu und lassen die Neofaschisten in der Ukraine gegen die Menschen in der Donetzker und Lugansker Volksrepublik hetzen. Jeder, der diese Seite unterstütztund nicht dagegen auftritt beteiligt sich an der Hetze gegen die in dieser Volksrepublik lebenden Menschen. Auch unser Wohlstand ist mit diesem Leid der Menschen eng verbunden.

    • Oh, das deutsch Kapital hätte nichts gegen einen Krieg mit Russland, wenn nach einem Sieg für sie der Rubel rollt. Wenn neue Einflussgebiete erobert werden, billige Arbeitskräfte rekrutiert und am liebsten noch viel Öl, Wasser und Lithium dabei rausspringt. Den dann am besten weit weg und nicht vor der eigenen Tür. Aber Du liest es im Artikel, wissen sie sie, das sie bei so einem Vorgehen garantiert den Kürzeren ziehen werden. Also kämpfen sie in diesem Fall und zu dieser Zeit lieber mit Strafzöllen, Sanktionen und Drohungen.
      Wie gesagt – in diesem Fall und zu dieser Zeit. Das schmälert nicht den aggressiven und kriegerischen Charakter des Kapitals, sie werden auch wieder anders entscheiden, – wenn wir es nicht verhindern.

  4. Die AM’s juckt’s nicht – im Gegenteil! Hauptsache, wir halten uns von R. fern. Und viel Kohle lässt sich auch machen. 🤑D. hat scheinbat gar keine eigenen Interessen mehr, außer Stiefellecken.🤮 Unsere Regierung ist einfach erbärmlich!

  5. Hoffentlich 🙏
    Eigentlich ist das Kapital an jeder Art von Krieg interessiert, denn nirgendwo wird so viel Geld verdient wie an einem Krieg. Traurig 😢

  6. Nun, „das Kapital“ ist nichts homogenes, dass eine zentrale Intelligenz aufweist. Die Rüstungsindustrie und was ich als „Rohstoffmafia“ bezeichne, sind die größten Kriegstreiber. Doch selbst die müssten erkennen, dass ein Atomkrieg keine Sieger hat. Deutsche Unternehmen haben kein Interesse an Krieg mit Russland.

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