Volkskorrespondent Rui Filipe Gutschmidt – 6. August 2022
Das, was man in Portugal und Spanien als „Wald“ bezeichnet, ist im Grunde genommen eine Ansammlung von Pflanzungen und eine Form von jahrhundertealter Kulturlandschaft, die durch das Eingreifen des Menschen immer mehr aus dem Gleichgewicht kam und bald völlig zerstört sein wird. Durch den Klimawandel werden Prozesse wie die Versteppung und die Erosion zusätzlich beschleunigt. Ich fuhr letzte Woche quer durch Portugal nach Südwest-Spanien und was ich sah war erschreckend und deprimierend. Die Untätigkeit von Politik und Zivilgesellschaft sind nur mit dem Egoismus einiger Profiteure und mit der Ignoranz der breiten Massen zu erklären.
Am 14. Juli 2022 publizierte die Parteizeitung des Linken Blocks folgenden Beitrag zu einem sehr treffenden Meinungsartikel:
Bei unveränderter Forstpolitik wird es bald keine Wälder mehr geben.
„Die Verantwortungslosigkeit für die Brände, die António Costa in den letzten Tagen verübt hat, war beschämend und inakzeptabel“, kritisiert ein Kollektiv, das die Notwendigkeit eines „klimaregulierenden Waldes, der Boden, Wasser, Biodiversität schützt und generiert und die Bevölkerung schützt“, verteidigt “.
Der Meinungsartikel, der in der Zeitung Expresso veröffentlicht und von einem Kollektiv von 15 Personen (siehe die Namen unten) „mit verschiedenen Berufen und aus verschiedenen Teilen des Landes“ unterzeichnet wurde, wirft die erschütternde Frage auf: „Was wäre, wenn dies der kühlste Sommer unseres restlichen Lebens ist?“
Der Artikel beschreibt ein Land, dass „auf dem richtigen Weg“ für neue Mega-Brände ist, kritisiert die „Weigerung, seit 2017 irgendetwas am Wald zu ändern“ und hebt die jedes Jahr gebrochenen Temperaturrekorde und die trockensten, längsten und heißesten Sommer hervor, die mit immer häufiger, heißer und länger werdenden Hitzewellen einhergehen.
Der Text kritisiert auch Premierminister António Costa, mit seiner portugiesischen Regierung und die europäischen Staats- und Regierungschefs für die Genehmigung von mehr Erdgas, und weil sie sich weigern, „die notwendigen Senkungen der Treibhausgasemissionen vorzunehmen“. Mit treffendem Sarkasmus beschuldigen die Unterzeichner Europas Entscheidungsträger, dass sie „sicherstellen, dass dies höchstwahrscheinlich ein kühler Sommer im Vergleich zu denen ist, die in den nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten auf uns und unsere Nachfahren zukommen werden“.
Unter Hinweis auf die verheerenden Brände von 2017 weisen die Autoren darauf hin, dass „keine Nachrichtenagentur verbergen kann, dass portugiesische Waldgebiete, selbst an so symbolträchtigen Orten wie Pedrógão, heute gefährlicher sind als damals. Es gibt eine größere Fläche mit Eukalyptusbäumen, es gibt eine größere Dichte an Eukalyptusbäumen, es gibt einen größeren Akazienbefall und sogar die Straßenschutzstreifen sind unpräpariert.“
„Die Wahl von Tiago Oliveira, einem Mitglied von The Navigator Company, einem Unternehmen das vom Eukalyptus lebt, die AGIF zu leiten, der Agentur, die ländliche Brände bekämpfen soll, hat die zu erwartende Wirkung erzielt – das Territorium ist schlechter als je zuvor“, klagen die Unterzeichner an und verweisen auf Florestagal, die „erste öffentliche Forstwirtschaft in Portugal zu gründende Verwaltungs- und Entwicklungsgesellschaft“ zur Durchführung der Umgestaltung zum Schutz des Territoriums beschränkt sich in drei Jahren auf die Umwandlung von 70 Hektar Eukalyptus in Mogadouro.
Pedrógão: Regierung und Zelluloseindustrie haben Bedingungen für eine „noch schlimmere Tragödie“ geschaffen.
„Die Abweisung der Verantwortung für die Brände, die in den letzten Tagen von António Costa begangen wurden, war beschämend und inakzeptabel“, tadelt das Kollektiv und weist darauf hin, dass „der Premierminister völlige Unverschämtheit zeigt, wenn er die Verantwortung für die Brände auf hypothetische Brandstifter abwälzt, Feste und Konzentrationen, Unfälle und Kleingrundbesitzer, ohne jemals die strukturellen Probleme zu berühren, in die sie hätte eingreifen müssen: die Zusammensetzung des Waldes, die Eigentumsordnung, die Aufgabe…“.
Abschließend argumentiert der Artikel: „Damit dies nicht der kühlste Sommer unseres restlichen Lebens wird, müssen wir auch einen echten klimaregulierenden Wald schaffen und pflegen, der Boden, Wasser, Biodiversität schützt und erzeugt und die Bevölkerung schützt.“ und weist darauf hin, dass „die Zivilgesellschaft angesichts der Weigerung der Regierung nicht länger stillstehen kann und will“.
Der Artikel ist unterzeichnet von: Ana Silva (Lehrerin, Cartaxo), António Assunção (Aktivist, Lissabon), António Rodrigues da Costa (im Ruhestand, Rio Maior), Armindo Silveira (Monitor, Abrantes), Eunice Duarte (Künstlerin, Coimbra), Fábio João Marçal (Aktivist, Sertã), Mário Montez (soziokultureller Animator, Coimbra), Matilde Alvim (Studentin, Palmela), Miguel Manso (Schriftsteller, Sertã), Margarida Marques (Architektin, Arganil), Maria Teresa Rito (Lehrerin, Figueira da Foz ), Paulo Pimenta de Castro (Ingenieur, Oeiras), Isabela Ferro (Feuerwehrmann, Proença-a-Nova), João Camargo (Forscher, Lissabon), Pedro Triguinho (Eisenbahn, Torres Novas).
Eigentlich alles gesagt, oder?
Ja, es ist eine akkurate Einschätzung der Situation, zumindest mal grob umrissen. Der Teufel liegt, wie so oft, im Detail. Die Zellstoffindustrie mit ihrem grenzenlosen Bedarf an Eukalyptus ist als einer der Hauptmissetäter längst identifiziert, aber ihre Lobbyisten schaffen es immer wieder ein endgültiges Verbot dieser Plage der iberischen Wälder zu verhindern. Dabei sollte die Wahl zwischen Profit und Menschenleben, zwischen Wüste und grüner Wälder, zwischen Hölle und Himmel für unsere Kinder, Enkel und auch uns selbst, so einfach sein.
Denn wir erleben bereits die ersten Auswirkungen des Klimawandels. Es wird jedes Jahr schlimmer und trotzdem tut die Politik nichts. Sie tun als ob, kündigen große Pläne an und lassen in der Praxis alles so weiterlaufen wie bisher. Manchmal denke ich, dass wir von Aliens regiert werden, aber leider ist die Realität viel schlimmer. Die Menschheit hat ein suizidales Selbstzerstörungsgen und einen eingebauten Egoismus, der nur schwer zu überwinden ist.
Für Portugal heißt es jetzt schnellstmöglich umdenken. Der Eukalyptusbestand nimmt mit jedem Großfeuer zu, da diese aus Australien stammende Baumart sich durch das Feuer fortpflanzt. Die Samen des Eukalyptus gehen erst bei den hohen Temperaturen eines Feuers auf und nur die äußere Rinde des Baums brennt ab, während der innere Stamm oftmals überlebt. Die ätherischen Öle in der Rinde fachen das Feuer dabei erst richtig an und wenige Tage nach dem Brand sprießt der Eukalyptus als erster wieder und kann sich dadurch konkurrenzlos verbreiten.
Große Hitzewellen und entsprechende Trockenheit tun ihr übriges, um die Brandgefahr zu erhöhen und so reicht ein Feuerzeug um einen Brand zu legen, der sich schnell zu einem Inferno entwickelt. Dabei gibt es den gelegentlichen Pyromanen, der tatsächlich psychisch krank ist. Doch die Mehrheit der Brandstifter werden von finanziellen Motiven geleitet. Dabei besteht sogar eine hohe Wahrscheinlichkeit darin, dass die Privatunternehmen, die Jahr für Jahr ihre Flotte an Löschflugzeugen und Helikoptern an die iberischen Staaten (u.a.) vermieten, sich ihre Arbeit zur Not auch mal selbst beschaffen… Bewiesen ist das nicht, aber Hinweise gibt es.
Zerstörung wohin das Auge blickt! Aber irgendwie wird von den notwendigen Maßnahmen abgelenkt, weil diese radikale Schritte notwendig machen, die sich kein Politiker zutraut. Die Wirtschaftsbosse schreien sofort „die Arbeitsplätze müssen geschützt werden“, die Großgrundbesitzer fragen wer die vielen Kleinbauern durch „Zwangsenteignung“ in die Misere schicken will und Lobbyisten aller Art weisen auf „endlose Kosten für den Steuerzahler“ hin. Doch was ist die Alternative? Verbrannte Erde! Wer zahlt diese Kosten? Wer zahlt verbrannte Häuser, Tiere, Menschen? Die Frage ist doch: „Wollen wir eine Zukunft für unsere Kinder, Enkel, Spezies, oder sind wir diesmal die Ursache für ein Massensterben?“ Wer braucht Meteoriten oder Vulkane, wenn Homo (nicht so) Sapiens den gleichen Effekt haben kann.
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Ein Wald brennt nicht, weil es warm ist, sondern weil irgendjemand unbedarft eine Zigarette wegwirft oder ähnliches.
Es genügt aber auch eine kaputte Flasche, ein defekter Stromanschluss oder ein Blitzeinschlag, und zwar so lange wie die Profite der Waldbesitzer wichtiger sind als die Sicherheit und das Hab und Gut vieler Tausend Menschen. Die Eukalyptus Kapitalisten und die Behörden schaffen erst die Voraussetzungen für diese verheerenden Katastrophen. Das belegt dieer Bericht sehr gut.
Deswegen ist es falsch einen anonymen Menschen die Schuld zu geben, der verantwortungslos seine Zigarette wegwirft. Damit legt man die Schuld von den Verursachern ab und alles geht weiter wie bisher.
Fiete Jensen
Redadaktion http://www.RoterMorgen.eu
Wann endlich werden die Verantwortlichen wach? Ganz Europa ächzt unter den Auswirkungen der Hitze und des Klimawandels. Welche Wälder wie gut wären, ist längst erforscht. Wann tut sich was? Sehenden Auges rennen wir in unser Unglück.