Zehntausende Gewerkschafter/innen streikten in Südkorea für mehr Arbeitssicherheit


Redaktion Betrieb+Gewerkschaft – 24. Oktober 2021

80.000 Kollegen, Kolleginnen und ihre Familien beteiligten sich am vergangenen Mittwoch in 13 verschiedenen Städten an einem Generalstreik in Südkorea. Sie forderten das Verbot von „irregulären Arbeitsverhältnissen„, Mitspracherecht der Beschäftigten bei ökonomischen Fragen in Krisenzeiten und die Verstaatlichung der Schlüsselindustrien. Dabei setzten sie auch auf Kostüme mit Potenzial für mediale Aufmerksamkeit.

Die Korean Confederation of Trade Unions (KCTU), einer der beiden Gewerkschaftsdachverbände des Landes mit ca einer Million Mitglieder, hatte für den 20. Oktober zum Generalstreik und einer Großkundgebung aufgerufen, um im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr “den ersten Schritt zu tun, um das System der Ausbeutung zu durchbrechen”.

Yoon Taek Geun, amtierender Vorsitzender der KCTU, stellte fest, dass jedes Jahr mehr als 2.300 Arbeiter durch Arbeitsunfälle in Elend ums Leben kommen, und fragte, wer dafür verantwortlich gemacht werden sollte: 11 Millionen nicht regulär Beschäftigte oder eine kriminelle Regierung, die ihre Rechte nicht schützt? Gefordert werden daher die Stärkung der Arbeitnehmerrechte, wie die Abschaffung der unregelmäßigen, prekären Beschäftigung und eine allgemeine Überarbeitung der Arbeitsgesetze. Zu den dem KCTU angeschlossenen Gewerkschaftsgruppen, die sich bisher dem Streik angeschlossen haben, gehören die koreanische Gewerkschaft der Regierungsangestellten sowie Organisationen, die Metallarbeiter, Bauarbeiter und nicht regulär Beschäftigte vertreten.

Hier ein Video der KCTU, das obwohl in Koreanisch sehr gut
die Kampfesstimmung der koreanischen Kollegen/-innen widerspiegelt.

perspektive-online fasste heute u. A. zusammen:

(…) Trotz Corona-Demonstrationsverbot haben etwa 80.000 Mitglieder des südkoreanischen Gewerkschaftsbundes KCTU am Mittwoch in 13 verschiedenen Städten gestreikt. Sie forderten die Regierung des Landes auf, bessere Arbeitsbedingungen für atypisch beschäftigte Arbeiter:innen und eine Erhöhung des Mindestlohns durchzusetzen. Dabei setzten sie auch auf Kostüme mit Potenzial für mediale Aufmerksamkeit.

In Südkorea herrschen derzeit strikte Corona-Beschränkungen, maximal 8 Personen dürfen sich versammeln. Dennoch haben am Mittwoch zehntausende Arbeiter/innen gegen schlechte Arbeitsbedingungen und miserablen Lohn gestreikt. Den Corona-Schutz nahmen sie dabei mit strikten Abstands- und Masken-Maßnahmen selbst in die Hand.

Allein in der Hauptstadt Seoul versammelten sich am Mittwoch 27.000 Menschen, um zu protestieren. Dies veranlasste die Staatsgewalt, etwa 12.000 Polizist:innen zu entsenden, um „Busmauern“ und Zäune zur Kontrolle der Menschenmenge zu errichten, wie The Straits Timesberichtet.

Lim Yun Suk, der Leiter des koreanischen Büros für Channel News Asia, twitterte, dass einige Gewerkschafter:innen sagten, sie lebten wie die Charaktere in dem aktuellen Netflix-Hit „Squid Game“: „Auch sie kämpfen um ihren Lebensunterhalt.“, heißt es im Tweet.

Die Netflix-Original-Serie, die seit ihrem Debüt auf der Streaming-Plattform Mitte September weltweite Aufmerksamkeit erregte, dreht sich um 456 Erwachsene, die am Rande des finanziellen Ruins stehen. Sie werden „eingeladen“, gegeneinander Kinderspiele zu spielen, um 45 Milliarden Won oder etwa 40 Millionen Dollar zu gewinnen – oder aber zu verlieren und zu sterben.

Die Serie hat viel mit der Lebensrealität in Südkorea zu tun: Dort arbeiten die Lohnempfänger/innen im Durchschnitt 44,6 Stunden pro Woche – weit mehr mehr als die 32,8 Stunden im Durchschnitt der OECD-Länder.

„Einige Szenen waren sehr schwer zu sehen“, sagte Lee Chang-keun, ein ehemaliger Arbeiter beim Konzern Ssangyong Motors in Südkorea, der 2009 Tausende von Arbeiter:innen entließ, als er Insolvenzschutz beantragte, gegenüber ABC News.

„In ‚Squid Game‘ sieht man Charaktere, die nach ihrer Entlassung bei der Arbeit ums Überleben kämpfen, Schwierigkeiten haben, die versuchen, Brathähnchen-Restaurants zu führen oder als ‚Daeri‘-Fahrer zu arbeiten“. Dies ist ein Taxi-Service, bei dem Fahrer betrunkene Menschen in ihren eigenen Autos nach Hause bringen. Lee fügte hinzu: „Das hat mich an meine Kollegen erinnert, die gestorben sind.“

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2 Kommentare

    • Schade, das wir diesen Beitrag unter dem Artikel „Zehntausende Gewerkschafter/innen streikten in Südkorea für mehr Arbeitssicherheit“ _ stinkt es leicht nach Kommunistenhetze … Oder soll es gar beweisen, dass sich Kämpfen für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen der Generalstreik nicht lohnt?
      Unbeachtet der Tatsache, dass wir Marxisten-Leninisten nicht mit der Juche-Ideologie Nordkoreas am Hut haben, bezweifel ich die Richtigkeit der im verlinkten Artikel angegebenen Daten. Warum es mit der Lebensmittelproduktion- und Verteilung Probleme gibt, wird in einem Punkt angesprochen. Die Schließung der Grenze zu VR-China, in der der Corona-Virus wütet. Es wird aber noch einige Gründe mehr geben, warum ein Volk, das sich nicht für den Kapitalismus entschieden hat, zu wenig zu essen hat. Und diese Gründe liegen nicht im Inland!
      Das Regime in Südkorea muss weiterhin das Volk gut stimmen und ihnen all das geben, was in ihren Kräften steht. Wenn es ihm nicht gelingt, wird das vom kapitalistischen Ausland anvisierte Volk eine Einparteienherrschaft nicht mehr dulden und so wie in Südkorea die Machtfrage stellen. Schon das ist ein Grund an zu nehmen, dass an den berichten der bürgerliche Presse u zweifel ist. Aber auch grundsätzlich denke ich das die nordkoreanische Regierung aufrichtig alle Wege verfolgen wird, um den Lebensstandard stetig zu verbesser. Sie und das Volk haben schon Großes geleistet.
      So gibt es eben doch noch Unterschiede zwischen einer kapitalistischen Diktatur, wie wir sie kennen und einem szeudokommunistischen Staat wie in Nordkorea. Parallelen zur BRD und der DDR ist eindeutig zu erkennen.
      Fiete Jensen
      Red. RoterMorgen

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