Was ist Kapital?

Sascha – 26. Juli 2020

Aufgrund seines aggressiven und räuberischen Charakters ist der Imperialismus immer wieder Quelle und Ausgangspunkt für zahlreiche Kriege und internationale Konflikte. Besonders beigetragen hat dazu die Hochrüstungs- und Konfrontationspolitik der USA, wodurch sich die internationale Lage gerade in den letzten Monaten immer mehr verschärfte. Doch das ist kein Zufall und keine Willkür, sondern eine Gesetzmäßigkeit des Kapitalismus. Karl Marx hat dieser Frage eine große Aufmerksamkeit geschenkt. Er schrieb: Die Produktion von Mehrwert ist „das absolute Gesetz dieser Produktionsweise“. Um das zu verstehen, muss man wissen, was Kapital ist, und wie Mehrwert entsteht. Sehen wir uns die Sache deshalb etwas genauer an.
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Was ist Kapital?

Imperialistische Kriege. So versucht sich nicht nur das USA-Kapital auf dem Weltmartk durchzusetzen. Bild: cvi

Kapital ist ein Wert, der seinem Besitzer durch Ausbeutung von Lohnarbeitern einen Mehrwert einbringt – oder anders gesagt: Kapital ist die Verkörperung des gesellschaftlichen Verhältnisses zwischen der Klasse der Kapitalisten und der des Proletariats. Diesen Mehrwert, der durch die Ausbeutung der Lohnarbeiter entsteht, eignet sich der Kapitalist unentgeltlich an.

Wodurch entsteht Kapital?

Geld, Waren und Produktionsmittel werden erst unter bestimmten gesellschaftlichen Bedingungen Kapital, näm­lich dann, wenn sie in den Händen von Privateigentümern durch den Kauf der Ware Arbeitskraft und der Produktionsmittel der Erzeugung und Aneignung von Mehrwert die­nen. Die gesellschaftliche Vorausset­zung für diesen Kreislauf ist die Konzentration der Produktionsmittel in den Händen weniger Privatei­gentümer auf der einen, die Tren­nung der Masse der Produzenten von den Produktionsmitteln und die Verwandlung ihrer Arbeitskraft in eine Ware auf der anderen Seite. Die historische Schaffung dieser gesell­schaftlichen Produktionsverhält­nisse erfolgte in der ursprüngli­chen Akkumulation des Kapitals.

Wie wurde die Gesellschaft gespalten?

Das Ergebnis dieser Anhäufung von Kapital ist die Teilung der Gesell­schaft in die Klasse der Kapitalisten (der Privateigentümer der Produk­tionsmittel) und die Klasse der Lohnarbeiter oder Proletarier (der Nichteigentümer der Produktions­mittel), die doppelt frei sind. Die Lohnarbeiter sind ökonomisch ge­zwungen, ihre Arbeitskraft, ihren einzigen Besitz, als Ware an den Ka­pitalisten zu verkaufen. Dieser Kauf bzw. Verkauf der Ware Arbeitskraft und die Vereinigung mit den Pro­duktionsmitteln unter dem Kom­mando der Kapitalisten sowie die Aneignung des Mehrprodukts durch die Kapitalisten drücken das Wesen der Ausbeutung im Kapitalismus aus.

„Zur Verwandlung von Geld in Kapital muß der Geldbesitzer also den freien Arbeiter auf dem Warenmarkt vorfinden, frei in dem Doppelsinn, daß er als freie Person über seine Arbeitskraft als seine Ware verfügt, daß er andrerseits andre Waren nicht zu verkaufen hat, los und ledig, frei ist von allen zur Verwirklichung seiner Arbeitskraft nötigen Sachen.“
(Karl Marx: „Das Kapital“ Erster Band. Dietz Verlag, Berlin 1983, Bd.23, S.183)

Warum gibt es keine Sozialpartnerschaft?

Der Antagonismus zwischen Arbeiterklasse und Bourgeoisie bringt gesetzmäßig den Klassen­kampf zwischen ihnen hervor. Der unversöhnliche Klassenkampf zwi­schen Kapital und Arbeit, zwischen Proletariat und Bourgeoisie besteht so lange, wie das kapitalistische Eigentum an Produktionsmitteln (d.h. Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand) existiert. Jede „Klassenharmonie“ oder „Sozialpartnerschaft“ zwischen Kapitalisten und Lohnarbeitern ist daher objektiv ausgeschlossen.

Worauf beruht die kapitalistische Ausbeutung?

Die kapitalistische Ausbeutung beruht auf den Gesetzen der kapitalisti­schen Warenproduktion und ist ein objektiver ökonomischer Prozeß. Der Kapitalist kauft auf dem Markt die Waren Produktionsmittel (Pm) und Arbeitskraft (Ak) zu ihrem Wert, also

Die Arbeitskraft hat aber einen speziellen Gebrauchs­wert, nämlich Quelle von mehr Wert zu sein, als sie selbst besitzt.

Wodurch entsteht der Mehrwert?

Im Produktionsprozess (… P …) produ­ziert die Arbeitskraft mit Hilfe der Produktionsmittel neue Waren. Sie überträgt dabei den Wert der vom Kapitalisten zur Verfügung gestell­ten Produktionsmittel durch die konkrete Arbeit auf das neue Pro­dukt. Sie schafft jedoch gleichzeitig durch die abstrakte Arbeit einen neuen Wert, der größer ist als der Wert, den der Kapitalist zum An­kauf der Arbeitskraft vorgeschossen hat, der also den Mehrwert ein­schließt.

„Alle Arbeit ist einerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft im physiologischen Sinne, und in dieser Eigenschaft gleicher menschlicher oder abstrakt menschlicher Arbeit bildet sie den Warenwert. Alle Arbeit ist andrerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft in besondrer zweckbestimmter Form, und in dieser Eigenschaft konkreter nützlicher Arbeit produziert sie Gebrauchswerte.“
(Karl Marx: „Das Kapital“ Erster Band. Dietz Verlag, Berlin 1983, Bd.23, S.61)

Die Teile des Kapitals, die der Kapitalist zum Ankauf der Arbeits­kraft und der Produktionsmittel vor­schießt, verhalten sich also ungleich. Unter Produktionsmittel verstehen wir die Arbeitsmittel (Werkzeuge, Maschinen usw.) und der Arbeitsgegenstand (Rohstoffe, Material usw.)

Was bleibt konstant und was verändert sich?

Von Standpunkt des Produktionsprozesses teilt sich das produktive Kapital in:

  • Konstantes Kapital (c): Der in Produktionsmitteln vorge­schossene Teil des Kapitals bleibt kon­stant, verändert seinen Wert nicht. (Maschinen, Anlagen, Werkzeuge, Fabrikhallen)
  • Variables Kapital (v): Der in Arbeits­kraft angelegte Teil reproduziert nicht nur den Wert des für seinen Ankauf verausgabten Kapitals, sondern produziert darüber hinaus einen Mehrwert (m). Er verändert seine Größe. (Löhne, Gehälter)

Der Wert der kapitalistisch produzierten Wa­ren setzt sich somit aus drei Bestand­teilen zusammen: c + v + m.

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Der Trieb des Kapitals zur schrankenlosen Ausdehnung der Mehrwertproduktion revolutioniert die Produktivkräfte ständig. Der Anteil des konstanten Kapitals wächst besonders schnell und treibt die Vergesellschaftung der kapitalistischen Produktion weiter voran. Die Beibehaltung der privatkapitalistischen Aneignungsweise ordnet jedoch die vergesellschaftete Produktion den Profitzielen der Kapitalisten unter. Dieser Prozeß wird im staatsmonopolistischen Kapitalismus auf die Spitze getrieben. Dadurch treten die Schranken des Kapitals deutlich wie noch nie in der Vordergrund.
..Die Tiefe und Schärfe des Grundwiderspruchs mit all seinen Erscheinungen wie Stagnation der Produktion, Inflation, Dauererwerbslosigkeit, gnadenloser Konkurrenzkampf, massenhafter Ruin von kleinen und mittleren Unternehmen u.v.a., verdeutlichen, daß das Kapital ein historisch längst überlebtes gesellschaftliches Verhältnis ist.
(Anm.: Das erleben wir gerade in beschleunigter Form durch die künstlich geplante „Coronakrise“)

Quelle: Jugendlexikon Politische Ökonomie, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1981, S.90f.
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Die Arbeitszeit

Die Arbeitszeit umfast die Zeit, in der der Mensch zur Schaffung und Verteilung des gesellschaftliche Reichtums beiträgt. Sie teilt sich in die Zeit für die

  • notwendige Arbeit – notwendig zur Reproduktion des Werts des für den Kauf der Ware Arbeitskraft vorgeschossenen Kapital (v) – und die
  • Mehrarbeit, in der der Mehrwert (m) produziert wird.

Das Verhältnis zwischen Mehrarbeit und notwendiger Arbeit oder zwischen m und v ist der Ausbeutungsgrad oder die Mehrwertrate. In der notwendigen Arbeitszeit erzeugt der Mensch das Äquivalent für die Mittel zu seiner und seiner Familie eigenen Erhaltung und Entwicklung. Die in der Mehrarbeitszeit hergestellten Produkte dienen zur Erweiterung der Produktion, der gesellschaftlichen Konsumtion und zu sozialen Zwecken sowie zur Bildung der Reserven. Im Kapitalismus entsteht der Mehrwert, den sich die Kapitalisten ohne Bezahlung aneignen. Das Streben der Kapitalisten richtet sich stets darauf, die Mehrarbeitszeit zu verlängern, um den Mehrwert zu vergrößern.

Wir unterscheiden zwischen individueller und gesellschaftlich notwendiger Arbeitszeit. Die einzelnen Produzenten benötigen zur Produktion einer bestimmten Waren verschieden lange Arbeitszeit. Als gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit gilt jedoch nur die Arbeitszeit, die im Durchschnitt erforderlich ist, um die Ware mit der notwendigen Qualität zu produzieren. Die Wertgröße einer Ware wird durch die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit bestimmt.

Quelle: Jugendlexikon Politische Ökonomie, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1981, S.32.

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Erstveröffentlichung am 24. Juli 2020 auf Sascha’s-Welt. Veröffentlichung mit freundlicher genehmigung des Herausgebers. Bilder und Bilduntertexte wurden teilweise von der Redaktion Roter Morgen hinzugefügt.

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Teil 2 folgt in Kürze

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Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.

Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.




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1 Kommentar

  1. Die Verelendung der Massen nach Karl Marx führt zur Revolution. Die Industrienationen unterliegen der Fehleinschätzung, das kann uns nicht mehr passieren; denn die Revolution in vollem Gange, wenn wir die Flüchtlingsströme der letzten 5 Jahre sehen. Der Imperialismus wird zum Bumerang.

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