Fridolin Tschernig – PERSPEKTIVE»online – 26. Mai 2024
Am Donnerstag ist in den Sozialen Medien ein Video aufgetaucht, das für Schlagzeilen sorgt. Es zeigt eine tanzende Menge im Sylter Nachtclub „Pony“ – 150 Euro kostete hier der Eintritt am Pfingstwochenende. Die Gäste: Junge reiche Deutsche, manche mit Gläsern in der Hand, Sonnenbrillen auf dem Kopf, Polo-Shirts und umgebundenen Pullovern.
Zusammen grölen fast alle gemeinsam: „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“. Einer imitiert Adolf Hitler und zeigt den Hitler-Gruß. Die Parolen haben sie von einem TikTok-Trend, bei dem der Song „L’Amour Toujours“ von Dj Gigi D’Agostino mit eigenem Text übergrölt wird. Videos davon waren erstmals im Januar durchs Netz gegangen.
In der Pony-Bar haben die faschistischen Parolen an dem Abend weder aus der feiernden Menge heraus, noch von den Mitarbeitern Widerspruch zu spüren bekommen.
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Reaktionen von SPD und Co.
„Deutschland den Deutschen – die unsere Demokratie verteidigen“ – das schrieb die SPD kurz danach in einem Post auf Instagram. Damit forderten sie aber nicht wirklich etwas großartig anderes als die jungen Rechten auf Sylt. Nach einem kleinen Shitstorm löschte sie den Post wieder. Zu sehen ist die Haltung der SPD auch an einem Tweet von Kanzler Olaf Scholz auf X: „Solche Parolen sind eklig. Sie sind nicht akzeptabel #Sylt“.
„Eklig“ wird es jedoch dann, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass Kanzler Scholz vor ein paar Monaten eigentlich fast das Gleiche wie die grölenden Partygänger:innen auf Sylt gesagt hatte: Sein Ausspruch „Wir müssen endlich im großen Stil abschieben“ – praktisch ein „Ausländer raus“ in gehobener Sprache – aus dem Oktober 2023 ist den meisten Menschen im Gedächtnis geblieben. Auch in den Handlungen der SPD und Ampel-Regierung zeigt sich diese Art rassistischer Politik gegenüber Migranten und Geflüchteten in Deutschland, u..a. mit der Einführung des „Rückführungsverbesserungsgesetzes“ oder der GEAS-Reform auf EU-Ebene.
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Konsequenzen?
Folgen hat das Video für die Darsteller auf jeden Fall: zum Teil wurden Namen und Arbeitsort herausgefunden und öffentlich gemacht. Der „Staatsschutz“ ermittelt wegen Volksverhetzung und das „Pony“ hat den Feiernden Hausverbot ausgesprochen – fast eine Woche nach der rechten Feier. Die Bar erklärte dazu, dass die Mitarbeiter an dem Abend nichts davon mitbekommen hätten. Ohne das virale Video hätte es vermutlich also keinerlei Konsequenzen gegeben.
So inhaltsleer die Abgrenzungen von CDU oder SPD auch sein mögen, so viel sagen sie auch: An der Situation in Deutschland wird sich nichts verändern. Abschiebungen gehören zunehmend zum traurigen Alltag, die Medien hetzen weiter gegen „kriminelle Ausländer“, und Faschisten wie die AfD gewinnen immer mehr an Zuspruch. Das bereitet den Nährboden für viele weitere solcher Partys wie auf Sylt, bei denen rechte und faschistische Positionen wortwörtlich den Ton angeben.
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Erstveröffentlichung am 26. Mai 2024 auf »PERSPEKTIVE>>«. Wir danken den Genossinnen und Genossen von »Perspektive« für ihre gute Arbeit und der Genehmigung der Weiterveröffentlichung. Bilder und Bilduntertexte wurden ganz oder zum Teil von der Redaktion »RoterMorgen« hinzugefügt.
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ANHANG: Stellungnahme des Pony-Club-Betreibers Tim Becker
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/sylt-video-rassismus-nazi-parole-100.html
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