Politik, Krieg und Frieden

Redaktion – 11. März 2025

Politik, Krieg und Frieden sind sehr komplexe Themen. Sie betreffen viele Menschen, unterschiedliche Interessen und oft unvorhersehbare Entwicklungen. Deshalb ist es schwer, politische Situationen oder Kriege richtig einzuschätzen – Fehler in der Beurteilung sind fast unvermeidlich. Schon Lenin betonte, dass es besonders schwierig ist, einen Krieg genau zu verstehen und seine Folgen richtig vorherzusagen.

Zum Beispiel behauptet der bürgerliche Vulgärjournalismus oberflächlich, ein Land führe einen Krieg gegen ein anderes Land, eine Kriegskoalition führe einen Krieg gegen eine andere Kriegskoalition, eine Großmacht führe einen Krieg gegen eine andere Großmacht. Doch das Wichtigste bleibt dabei verborgen: Der Klassenkampf! Welche Klasse führt den Krieg? Jeder Krieg entspringt einer politischen Ordnung und ist mit dieser untrennbar verbunden. Im Kern ist es nicht die Großmacht, die den Krieg führt, sondern eine bestimmte Klasse innerhalb dieser Großmacht, die bereits lange vor dem Krieg eine bestimmte Politik verfolgt hat und diese mit Kriegsbeginn mit gewaltsamen Mitteln fortsetzt. Die Vorlaufzeit, die politische Vorgeschichte des Krieges, ist für dessen Verständnis unverzichtbar. Gerade diese Phase jedoch wird von bürgerlichen Ideologen bewusst verschleiert, um das wahre Wesen des Krieges zu verschleiern. Die Methoden der Massenmanipulation durch die bürgerlich-imperialistischen Massenmedien werden immer raffinierter. Ohne das Studium der Klassiker ist es kaum möglich, diesen Mechanismen zu entkommen.

Der Krieg, und das wird von der bürgerlichen Journaille oft übersehen, hat eine soziale Dimension. Es muss gefragt werden: Was sind die Ursachen des Krieges? Welche Ziele verfolgt er? Welche Klassen führen ihn? Im 19. Jahrhundert wurden nationale, antifeudale Befreiungskriege mit progressiven Elementen vor allem von den Industriekapitalisten angeführt. Doch im 20. Jahrhundert wandelte sich der kapitalistische Krieg in einen reaktionären imperialistischen Krieg unter der Führung der Finanzkapitalisten, die nur noch reaktionäre imperialistische Kriege führen können.

In der hektischen Vorbereitungsphase eines dritten Weltkrieges wird von der bürgerlichen Ideologie bewusst verschwiegen, dass der Krieg eine historische Erscheinung ist. Eine historische Erscheinung jedoch bedeutet, dass sie vergänglich ist – ebenso wie die antagonistische Klassenspaltung, die aus der frühen Geschichte der Menschheit übernommen wurde und letztlich überwunden werden kann. Metaphysische Ideologen hingegen behaupten, dass Kriege zum ewigen Wesen des Menschen gehören und dieses Wesen starr und unveränderlich sei. Sie betrachten lediglich die Erscheinungsformen dieses Wesens als wandelbar.

Aristoteles definierte Gott als den unbewegten Beweger, doch alle gesellschaftlich progressiven Strömungen wandten sich gegen diese Idee der Unveränderlichkeit, insbesondere in der bürgerlichen französischen Aufklärung. Aristoteles glaubte, Materie sei nicht fähig zur Selbstbewegung, weshalb er einen äußeren Beweger annahm. Im Gegensatz dazu geht die Dialektik – sowohl die idealistische als auch die materialistische – davon aus, dass die Bewegung aus den inneren Widersprüchen der Dinge selbst entsteht. Für Hegel entfaltet sich Gott nicht in der Geschichte, sondern als Geschichte selbst – als Gotteswerk und Gottesdienst zugleich. Die Metaphysik hingegen sieht das Wesen der Dinge als unveränderlich. Anders die materialistische Dialektik: Nicht nur die Erscheinungen sind vergänglich, sondern auch das Wesen der Dinge selbst.

Ewigkeit ist das Horrorwort der Dialektik, denn angeblich ewige Wesen verflüssigen sich mit der Zeit qualitativ. „Die Handmühle ergibt eine Gesellschaft mit Feudalherren, die Dampfmühle eine Gesellschaft mit industriellen Kapitalisten“.1 Für die Dialektik ist das einzige Ewige die unendliche Entwicklung, die von der klassenlosen und unpolitischen Urgesellschaft bis zum ebenfalls unpolitischen Kommunismus reicht. Dazwischen jedoch existiert die bürgerliche Gesellschaft mit ihren ideologischen Reflexen in Form von Politik, Religion, Philosophie und Kultur. Die bürgerliche Klasse ist die politische Klasse schlechthin, in ihrer eigenen Eigentumsstruktur fest: „Was ihr für das antike Eigentum begreift, was ihr für das feudale Eigentum begreift, dürft ihr nicht mehr begreifen für das bürgerliche Eigentum“.2

Die Ursachen sowohl des imperialistischen Krieges als auch des klassenintern-nationalen Bürgerkrieges sind in der ökonomischen Grundlage der antagonistischen Klassengesellschaft zu suchen. Der imperialistische Krieg ist eine direkte Verlängerung des Privateigentums an den Produktionsmitteln – dies stellt die eiserne ökonomische Grundlage und die eigentliche Ursache des reaktionären imperialistischen Krieges dar, nicht etwa ein angebliches Wesen des Menschen. Die bürgerliche Ideologie verdreht dies jedoch und spiegelt die Wirklichkeit verzerrt, herrschaftsstabilisierend und volksfeindlich wider. Die materialistische Kritik hingegen dreht diese Verzerrung um, stellt die Wirklichkeit wieder auf die Füße. Marxisten-Leninisten müssen sich stets fragen: Spiegeln wir die Wirklichkeit richtig wider? Warum sind es nur die Marxisten-Leninisten, die die Wirklichkeit wissenschaftlich und nicht ideologisch erfassen? Dies hat zwei Gründe: Erstens sind sie eng mit den Volksmassen verbunden und nehmen deren Erfahrungen ernst. Zweitens überprüfen sie ihre Theorien kontinuierlich durch eine antikapitalistische, revolutionäre Praxis, die darauf abzielt, das Privateigentum zu überwinden. Die Bourgeoisie hingegen klammert sich daran und kann keine echte Wissenschaft hervorbringen, sondern nur ideologisches Stückwerk, das die objektive Wissenschaft aushöhlt. Ohne Wissenschaft aber sind die Völker gelähmt, gequält und ideologisch vergiftet. Eine zerfallende bürgerliche Klasse hat keine fortschrittlichen Impulse mehr zu bieten. Die Volksmassen verlangen nach Wissenschaft und Wahrheit – doch sie bekommen Wasserwerfer, Tränengas, Polizeiknüppel und Armeestiefel ins Gesicht.

Das Wesen der Bourgeoisie hat sich gewandelt. Es ist, wie gesagt, nichts Starres. Fortschrittlich war sie einst als junge Klasse im Kampf gegen den feudalen Klerikalstaat. Heute jedoch ist sie reaktionär und unfähig, nationale Befreiungskriege zu führen – sie kann nur noch reaktionär-imperialistische Kriege entfesseln. In der Phase des Imperialismus gibt es zwar verschiedene Kriegstypen, doch die Bourgeoisie selbst kann nur noch imperialistische Kriege initiieren. Alle heutigen kleinbürgerlichen und bürgerlichen Parteien fixieren aus Herrschafts- und Profitinteressen heraus den Krieg als eine angeblich unvermeidbare anthropologische Konstante. Dies ist das faulige Wasser der spätbürgerlichen Dekadenz. Nicht der Imperialismus soll schuld am Krieg sein, sondern die Arbeiterklasse, der „rohe Pöbel“, die Kleinbauern – aber nicht die Finanzkapitalisten.

Die bürgerliche Gesellschaft ist die politische Klasse schlechthin. Bereits in ihrer Emanzipationsphase war sie politikaffin und hatte nie die Absicht, weder Politik noch Krieg zu überwinden. Spätestens seit Clausewitz ist der Zusammenhang von Politik und Krieg als Gesetzmäßigkeit erkennbar. Heute besteht die Kunst bürgerlicher Politik darin, die arbeitende Menschheit auch 2025 ff. weiterhin ans Kreuz der Geschichte zu nageln – so wie einst 6.000 Spartakisten im Jahr 71 v. u. Z. an der Via Appia zwischen Capua und Rom gekreuzigt wurden. „Die Freiheit der kapitalistischen Gesellschaft bleibt immer ungefähr die gleiche, die sie in den antiken griechischen Republiken war: Freiheit für die Sklavenhalter.“3

  1. Karl Marx: Das Elend der Philosophie, Werke, Band 4, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 130.
  2. Karl Marx, Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, Werke, Band 4, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 478,
  3. Lenin: Staat und Revolution, Werke, Band 25, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 474.

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