Redaktion – 26. Juli 2023
Das Putin-Regime in Russland verfolgt nicht nur Kriegsgegner, sondern schon seit seinem Bestehen auch Kommunisten und andere linke Aktivisten. Dieses wird von den den hiesigen bürgerlichen Medien kaum erwähnt und in Russland totgeschwiegen. Der Genosse Boris Kagarlitzki, Chefredakteur des Online-Portals Rabkor (abgek. für Arbeiter-Korrespondenz) wurde nun wieder inhaftiert um ihn mundtot zu machen.
Erklärungen zur Verhaftung und Anklage von Boris Kagarlitzki, die Solidarität mit Kagarlitzki wird in der russischen Linken (zumindest unter denen, welche sich nicht völlig verkauft haben) in der nächsten Zeit eine wichtige Rolle spielen.
Boris Kagarlitzki ist einer der bekanntesten linken Theoretiker Russlands. In seinen Arbeiten erläutert er anschaulich den Aufbau des heutigen Kapitalismus und Probleme der linken Bewegung. Sein Kanal «Rabkor» ist zu einer Informationsplattform geworden, welche die verschiedensten Menschen mit linken und allgemein-demokratischen Ansichten vereint.
In sowjetischen Zeiten kritisierte Boris Kagarlitzki, laut Union der Marxisten die UdSSR für das Abrücken von marxistischen Positionen. 1982 wurde er im Zusammenhang mit den «Jungsozialisten» festgenommen und im Lefortowo-Gefängnis inhaftiert. In den 90ern sprach sich Kagarlitzki gegen die Auflösung des Obersten Sowjets aus. Nach dem Beginn der Spezialoperation hielt er an internationalistischen Antikriegs-Positionen fest. Im Jahre 2022 wurde er zum Ausländischen Agenten erklärt.
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Appell der Redaktion von „Rabkor“
Wie ihr wahrscheinlich alle wisst, legt man Boris Kagarlitzki Teil 2 §205.2 des StGB der Russischen Föderation (Rechtfertigung von Terrorismus) zur Last. In diesem Zusammenhang tritt die Redaktion mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit und drückt ihre Solidarität mit unserem Chefredakteur und allen Genossen aus, bei denen Durchsuchungen und Verhöre stattfanden:
- Mit Alexander Artschagow (im Augenblick in Freiheit)
- Mit dem Redakteur des Telegramkanals und der VK-Gruppe Artjom (im Augenblick in Freiheit)
- Mit dem Mitarbeiter des Rabkor-Studios Waleri (im Augenblick in Freiheit)
Außerdem drücken wir unsere Unterstützung und Solidarität mit allen Nahestehenden und Angehörigen von Boris Juljewitsch aus.
Boris ist nicht nur linker Intellektueller und Wissenschaftler von Weltruf, sondern auch Marxist, welcher seine Kenntnisse unter anderem auf den Feldern des Klassenkampfes gewonnen hat, war linker sowjetischer Dissident und könnte nun zu einem politischen Gefangenem im putinistischen Russland werden. Er ist Teil der weltweiten sozialistischen Bewegung und hat nicht nur eine Generation Marxisten erzogen und bleibt seinen Prinzipien schon viele Jahre treu.
Kagarlitzki darf nicht im Gefängnis sitzen, denn im Jahre 2023 kann und darf Politik kein Verbrechen sein. Wir sprechen uns kategorisch gegen seine Festnahme aus.
Wir arbeiten weiter. Rabkor – das ist nicht nur Boris Kagarlitzki. Das ist auch eine Text-Webseite mit Redakteuren und Administratoren, die Leitung des Youtube-Kanals und diejenigen, welche hinter dem Vorhang arbeiten. Das Wichtigste, was unser Team jetzt für Boris Juljewitsch machen kann, ist es Rabkor zu bewahren und zum zentralen Element der internationalen Solidaritätskampagne für die Befreiung von Kagarlitzki zu machen.
Wir rufen alle linken sozialistischen Bewegungen zur Solidarität und Bekanntmachung der Situation auf.
Unsere Stärke liegt in der Solidarität!
Freiheit für Boris Kagarlitzki!
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Kontakt: Info@RoterMorgen.eu
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Auch ich empfinde es als sehr traurig, dass speziell linke Intellektuelle und Gegner des Kriegs in Russlands Gefängnissen weggesperrt und mundtot gemacht werden! Andererseits verstehe ich, dass ein Vielvölkerstaat eine Meinungseinheit herstellen muss, um nicht zu zerbrechen. Siehe Yugoslawien.
Genau, wie in der Ukraine… Da sitzen etliche Kommunisten im Gefängnis, um die sich keiner schert… Die aktuellen Jugendvorsitzenden werden aktuell sogar mit dem Tode bedroht und rufen inzwischen eindringlich um Hilfe!
Das ausgerechnet die MLPD sich für einen Trotzkisten einsetzt ist bezeichnend. Hauptsache gegen Russland, das ist wohl die Parole dieser Partei.
Kritik geht anders Jan!
Du möchtest erklären das Boris Kagarlitzki ein Trotzkist ist? Dann mache es bitte.
Und was hat nun die MLPD damit zu tun? Den Artikel kenne ich nicht.
Fiete Jensen
Red. Roter Morgen
Kagarlitzki kann man vielleicht als Trotzkisten bezeichnen, wenn auch nicht als klassischen Tortzkisten westlicher Prägung. Bei ihm gibt es keine der typischen Phrasen und er vertritt auch nicht die „Permanente Revolution“ und dergleichen. Es gibt keinen Trotzki-Kult bei ihm – er kritisierte ihn sogar. Aber im großen und ganzen hat er die historische Figur Trotzki verteidigt. Kagarlitzki ist aber jemand, der mit allen redet. Erst wenige Tage vor seiner Verhaftung gab es eine Diskussion auf seinem Youtube-Kanal über die historische Rolle Stalins mit Verteidigern und Kritikern Stalins (ohne Kagarlitzki selbst). Er ist aber deswegen bei Linken verschiedenster Strömungen (auch Anarchisten und Sozialdemokraten) respektiert.
Aber gut, nehmen wir an Kagarlizki ist ein böser Trotzkist. Und? Rechtfertigt das seine grundlose Verhaftung? Er wird doch nicht vom Putin-Regime verfolgt weil er den Sozialismus in einem Land ablehnt, sondern weil er Antikriegspositionen vertritt. Und jeder, selbst unsere politischen Gegner, sollte man gegen ungerechtfertigte Verfolgung verteidigen. Ja, selbst Nawalny und Igor Strelkow sollten nicht wegen fingierten Verbrechen einsitzen. Ich geh sogar noch weiter, wenn ein Nazi aus rein politischen Gründen eingesperrt wird, ist das auch falsch und ich hoffe dass man im Sozialismus die „Diktatur des Proletariats“ nicht dementsprechend auslegt. Es gibt Gesetze und konkrete Verbrechen nach denen wird bestraft. Dass wir jemanden nicht leiden, ist kein hinreichendes Kriterium für Repressionen. Ansonsten sind wir auch keine Demokraten.