Erneute Hausbesetzung und Räumung in Berlin – 85 Wohnungen sollen vernichtet werden!

Redaktion – 1. November 2020

Am 29. Oktober 2020 haben mutige obdach- und wohnungslose Menschen ein leer stehendes Haus in der Berliner Habersaathstraße besetzt. Sie forderten, dass das Haus beschlagnahmt und für Wohnungsbedürftigte zur Verfügung gestellt wird. Die Polizei unter dem Rot-Rot-Grünen-Senat räumte das Haus noch selben Abend und setzte die Besetzer/innen auf die Straße.

Wenn Du aufgrund von rassistischer Benachteiligung keine Wohnung findest, ist das nicht deine Schuld!

Wenn Du zwangsgeräumt wirst, weil das Amt deine Miete zu spät zahlt, ist das nicht deine Schuld!

Wenn Du keine barrierefreie oder bedürfnisgerechte Wohnung findest, ist das nicht deine Schuld!

Wenn du aus dem Knast oder der Psychatrie kommst oder von deinen Eltern rausgeworfen wirst und dann keine Wohnung findest, ist das nicht deine Schuld!

Wenn du dir keine teuren Wohnungen leisten kannst, ist das nich deine Schuld!

Das Problem ist der Kapitalismus, Reichtum und Privilegieen für wenige!

(Worte einer Rednerin auf der Kundgebung vor dem besetzten Haus)

Nach Angaben der Initiative »Leerstand Hab-Ich-Saath« hatten sich Donnerstagmittag jeweils zwei bis drei Menschen in acht leerstehenden Wohnungen in der Habersaathstraße 46 aufgehalten. Vor dem Haus hatten sich zwischenzeitlich rund 100 Menschen versammelt. Die Aktivisten wollten, nach eigenen Angaben, in der Corona-Pandemie auf fehlenden Raum für wohnungslose Menschen aufmerksam machen. „Alle sollen möglichst zu Hause bleiben. Aber diese Menschen haben kein Zuhause“, sagte ein Sprecher. Aus den Fenstern des Wohnblocks hingen Transparente mit Aufschriften wie „Stay at home – draußen nicht geht“.

Die Polizei räumte am Abend das Haus, alle Personalien wurden festgestellt. Der Eigentümer erstattete Anzeige wegen Hausfriedensbruch und die rund 60 Besetzer/innen mussten wieder auf die Straße.

Dieses, noch völlig intakte Haus in der Habersaathstraße soll abgerissen werden um für ein neues lukrativerers Imobilienprojekt Platz zu machen. Bild: Jo Helmich
Die Luftaufnahme zeigt den Umfang des Wohnblocks mit insgesammt 85 Wohnungen

Viele Wohnungen stehen leer – das Haus soll abgerissen werden

Um das Haus mit guter Bausubstanz gibt es seit langem Streit. Es wurde 1984 als Schwesternwohnheim der Charité erbaut und seitdem mehrmals verkauft worden. Im August 2018 hat ein neuer Immobilienspekulant den Wohnblock erworben, den Abriss verkündet und den verbliebenen Bewohnern gekündigt.

Die Bezirksverordnetenversammlung Mitte unterstützte im Juni die Forderungen der »Interessengemeinschaft Habersaathstraße«. Die Kaufverträge und die darin enthaltenen Schutzklauseln für Mieterinnen und Mieter seien offenzulegen und die Rekommunalisierung durch das Land Berlin anzustreben, hieß es in einer Entschließung. Der Erhalt des Wohngebäudes müsse mit der schnellstmöglichen Beendigung des dortigen Wohnungsleerstandes und der Vermietung der Wohnungen einhergehen. Ein großer Teil der Wohnungen steht nach Angaben der Initiative aber weiterhin leer.

Doch in Berlin ist die Not an bezahlbarem Wohnraum ins Uferlose geraten und der Leerstand zwecks weiteren Immobilienspekulationen zur Profitmaximierung derjenigen, die eh schon viel zu viel haben, so groß wie in keinem anderen Bundesland.

Das nach folgenden Video von den Protesten zur Zeit der Besetzung zeigt anschaulich, worum es den Besetzern geht und das endlich etwas geschehen muss. Dank an Klasse gegen Klasse-TV für den Zusammenschnitt.

Die Besetzer sind im Recht und es ist moralisch auch rechtens leerstehenden Wohnraum in Besitz zu nehmen.

Deswegen fordern wir zusammen mit den Berliner Wohnungslosen:

Solidarität mit den Besetzer/innen!

Für die Enteignung aller Immobilienkonzerne mit leerstehenden Wohnungen!

Menschenleben vor Wirtschaftsinteressen!

Straffreiheit für alle Hausbesetzer/innen!

Das Recht auf Wohnraum muss ein Grundrecht sein!

Für die sofortige Aufnahme aller geflüchteten Menschen an den EU-Außengrenzen – wir haben Platz!

 * + ** = Worte einer Rednerin auf der Kundgebung vor dem besetzten Haus

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Berlin: Polizei im Einsatz für eine Stadt der Reichen

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