Redaktion – 1. November 2020
Im 1,4 Milliarden Einwohner zählenden Indien sind am vergangenen Donnerstag über 250 Millionen Arbeiterinnen und Arbeiter in den Streik getreten. Auch Landarbeiter/innen, Bauern und andere Werktätige haben sich angeschlossen. Der Streik ist ein gewaltiger Schlag gegen die kapitalistische Ausbeutung und gegen die arbeiter- und volksfeindliche Regierungspolitik. Sie ist Ausdruck und Katalysator des Klassenbewusstseins der Arbeiterklasse.
Bereits im Januar dieses Jahres haben in Indien sehr viel an Menschen gestreikt. Damals richtete sich der Streik vor allem gegen Privatisierungen, den Ausverkauf indischer Ressourcen sowie eine antimuslimische Änderung des Staatsbürgerschaftsgesetzes. Auch in den Jahren davor haben die indischen Arbeiterinnen und Kollegen und Kolleginnen immer wieder neue internationale Rekorde in der Streikbeteiligung aufgestellt bzw. ihre eigenen Rekorde gebrochen. Wie schon die vergangenen Streiks, so wurde auch der jüngste Streik unter wesentlicher Beteiligung der indischen Mitgliedsorganisationen des Weltgewerkschaftsbundes (WFTU) geführt.
Die wiederkehrenden Streiks der letzten Jahre sind Antworten auf ebenso wiederkehrende Angriffe auf die Arbeiterklasse: So wurden der 8-Stunden-Tag abgeschafft und das Recht zu Organisierung und Protest beschnitten. Befristete Beschäftigungsverhältnisse wurden als eine lukrative Option für die Unternehmen eingeführt. Auch ins soziale Netz wurden Löcher geschnitten, und das alles vor dem Hintergrund wachsender Ungleichheit.
Die staatlichen Autoritäten haben im Vorfeld versucht, den Streik zu sabotieren: So wurden mindestens fünfzig Gewerkschaftsführer während der Vorbereitungen für den Streik festgenommen. Zu den Forderungen des Streiks gehört nunmehr auch die Freilassung dieser Gewerkschafter.
Weitere Forderungen sind die Rücknahme von arbeiter- und bauernfeindlichen Gesetzesänderungen, finanzielle Unterstützung sowie Nahrungsmittel für bedürftige Familien, die Ausweitung der Beschäftigungsgarantie für Landarbeiterinnen und Landarbeiter von bisher 100 auf 200 Tage pro Jahr sowie höhere Löhne, ein Ende von Privatisierungen und von Kündigungen im öffentlichen Sektor sowie eine generelle Erhöhung der Pensionen.
Bereits am Vorabend haben in Hunderten Industriegebieten, Arbeiterkolonien, Slums und an öffentlichen Plätzen Demonstrationen und Fackelzüge zur Unterstützung der Forderungen stattgefunden. Gestern dann der Streik, abermals mit unzähligen Massenveranstaltungen. Die Regierung hat mit Repressionen geantwortet und beispielsweise versucht, mit Drohnen, Tränengas, Containern, Kränen, Baumaschinen, Wasserwerfern, Betonschutzkräften und Tausenden „Sicherheitskräften“ die protestierenden Bauern davon abzuhalten, Delhi zu erreichen. Die Bauern blockieren nun sämtliche Fernstraßen nach Delhi, und zwar laut dem nationalen Sprecher des indischen Bauernverbandes BKU so lange, bis ihre Forderungen erfüllt werden. Bis dato halten die regierungsnahen Bundesstaaten am harten Durchgreifen gegen die Proteste fest, welches bereits im Vorfeld angekündigt worden war. Im Schatten dessen sind Schlägertruppen aus dem Umfeld der Regierungspartei BJP in das Büro der Kommunistischen Partei Indiens im Bundesstaat Tripura eingebrochen und haben es komplett verwüstet.
Wir fordern: Die sofortige Freilassung aller inhaftierter Gewerkschaftler/innen und das Recht auf freie politische Betätigung im Betrieb und der Gesellschaft.
Unsere Solidarität gehört unseren Klassenbrüdern und – schwestern in Indien.
RoterMorgen wir weiter über die Klassenkämpfe in Indien berichten.
Quellen:
WFTU / solidnet.org / newsclick.in /Zeitung der Arbeit – Größter Streik der Weltgeschichte
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Lest dazu auch:
Aus dem Archiv des Roten Morgen
„Volkskriege in Idien“
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