Homeoffice – »Die Welt vor dem Kampf um den Acht-Stunden-Tag«


Redaktion – 3. Dezember 2020

Viele Menschen arbeiten derzeit im sogenannten „Homeoffice“. Die Übersetzung dieses Begriffes bedeutet weit mehr als „Hausbüro“. Die Ansichten der Betroffenen darüber sind unterschiedlich. Die einen sind froh, dass sie dank der Digitalisierung nicht täglich ihre Kollegen treffen müssen. Die anderen ärgern sich, dass sie sie nicht mehr sehen und bemängeln die soziale Kälte.

Homeoffice ist nichts anderes als Heimarbeit und gehörte in die Zeit der frühen Industrialisierung. Symbolbild: Wachershausen.
Der Wecker klingelt. Frederike steht auf und macht sich im Badezimmer frisch. Dann geht sie ins Kinderzimmer und weckt die Älteste, denn es ist 6:30 Uhr und um 8:15 Uhr muss diese los zur Schule. Schnell ein kleines Frühstück und das Schulbrot gemacht und dann nochmal gucken ob die Tochter im Bad ist. Dann macht sie sich einen Kaffee und setzt sich auf die Couch, wo ihr Laptop auf sie wartet. Es ist acht Uhr morgens, die ersten Arbeitsaufträge prasseln bereits in Form von Chatnachrichten auf sie ein. Eigentlich fängt Frederike erst um neun Uhr an. Aber die Kollegen sind alle schon um acht online, auch, wenn sie früher im Büro immer erst um 9:00 Uhr kamen. Also fängt sie auch um acht Uhr an. „Bing“, diesen Ton am frühen Morgen kennt sie nur zu genau. Ihr Abteilungsleiter will wissen, ob sie fit ist und alles verstanden hat, was er ihr geschickt hat. Sie fasst sich kurz und bejahrt alles, obwohl sie noch gar keine Zeit hatte, es sich an zu gucken. 8:10 Uhr die Tochter muss angezogen, verabschiedet und zur Schule geschickt werden. Gegen 9:00 Uhr meldet sich in der Regel die Jüngste, der Kindergarten ist wegen Corona geschlossen und sie wird sie den ganzen Tag lang, neben der Arbeit, bei sich haben, mithelfen ihre Langeweile zu überbrücken, trösten, zusammen spielen, essen machen und aufräumen – Dabei weiß sie genau, dass sie bis 20 Uhr, wenn nicht noch länger, arbeiten wird. Überstunden, die nirgendwo festgehalten werden. Denn der Chef will, dass jeder Einzelne im Homeoffice 200 Prozent gibt. Wir befinden uns schließlich in einer Krise, da sei das normal – gerade jetzt müssen alle zusammenhalten wir sitzen doch alle im gleichen Boot. Frederike wird den Verdacht nicht los, dass sie ausgebeutet wird. Es gibt Kollegen und Kolleginnen, die sagen, sie schafften jetzt mehr als früher. Noch vor dem Zähneputzen würden sie schauen, was sich auf ihrem Computer tut und kurz vor oder gar Mitternacht schauen sie noch einmal nach.
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Die tückische Form der Ausbeutung
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Das alles gab es schon einmal. Es hieß Heimarbeit und gehörte schon zur frühen Industrialisierung.
Heimarbeit wie sie meine Vorfahren im 19. Jahrhundert in Waldkirchen im Erzgebirge betrieben. Symbolbild: unbekannt

Denken wir an die Weber in Köln, Augsburg und Schlesien die mit ihrer gesamten Familie 14 Stunden am Tag, bei vollem eigenen Risiko bis zum Umfallen, schufteten. Oder die sogenannte Haute Couture, also die gehobene Schneiderei wurde oft in Heimarbeit produziert. Nicht in schicken Pariser Schneidereien, sondern in Bangladesch oder in den Slums um Neapel. Auch hier bei uns vor der Tür gab es viele Produkte die in Heimarbeit gefertigt bzw. montiert wurden. Der Brangenprimus unter den Pyrotechnik-Herstellern, die WECO GmbH, produzierte noch bis in die späten 1990er Jahre auch Heimarbeit. Eine der Filialen befindet sich bei mir im Kieler Stadtteil Friedrichsort und ich erinnere mich noch daran, das fast jede zweite Familie wöchentlich Pakete vor die Haustür gelegt kam, die dann eine Woche später wieder abgeholt wurden. Auch um damit einen kleinen, meist Zuverdienst, zu erzielen muss oft die Kinder oder Großeltern mit anpacken. Heimarbeit ist eine, immer wieder besonders tückische, Form der Ausbeutung. Die Heimarbeiter/innen sind meist selbst Unternehmer, aber dennoch vollständig abhängig vom Fabrikanten, der ihm das Material und die Arbeitsgeräte stellt und am Ende ihm die Produkte abkauft oder sie als Mangelware zurückweist.
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Das Rad der Geschichte zurückgedreht

Nichts anderes ist auch das Prinzip des Homeoffice und gehört zum Wesen „der Zeit vor dem Kampf um den Acht-Stunden-Tag“. Womöglich denken die einen oder anderen „Zu Hause – schuftenden“: Das läuft doch ganz gut, lass uns so weitermachen. Homeoffice-Konferenzen cool, einer sagt, wo und wie es lang geht, und jeder, der einen Einwand hat, hält auf oder steht gar im Weg – da kann ich dem Chef mal zeigen was ich kann und komme weiter auf der Karriereleiter. Nicht dass es das im üblichen Büroleben nicht auch gäbe, aber das Homeoffice und die dadurch sich ergebenden Kommunikationsformen verschleiern, zumindestens eine Zeit lang, den brutalen Charakter dieser Ausbeutungsvariante.
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Selbstausbeutung 24/7

Das Risiko der Selbstausbeutung wächst, wenn nicht nur die acht Stunden in der Firma zur Erledigung der Aufgaben zur Verfügung stehen, sondern alle 24, die ein Tag hat. Der Blick in die Geschichte muss uns Warnung sein! Da Homeoffice gesetzlich und tariflich (oder in Östereich per Generalkollektivvertrag) weitgehend ungeregelt ist, müssen dringend die Bedingungen bis ins Kleinste geregelt werden.
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Homeoffice entsolidarisiert

Wer heute das Homeoffice befürworte tritt den historischen Kampf der Arbeiterbewegung gegen die Ausbeutung in der Heimarbeit mit Füßen. Er setzt Errungenschaften des Kampfes der Arbeiterbewegung aufs Spiel. Dazu gehört auch die Trennung von wohnen und arbeiten und das Recht auf Freizeit. Die Form des Homeoffice entsolidarisiert und kommt den Arbeitgebern auch in dem Punkt entgegen. Gewerkschaftliche Organisierung, betriebliche Mitbestimmung und Kämpfe für bessere Arbeitsbedingungen haben so viel weniger Möglichkeiten, zu reifen und in Taten umgesetzt zu werden.
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Die Digitalisierung darf nicht Arbeitnehmerrechte beschneiden

Jetzt müssen die Gewerkschaften, ja alle Kollegen und Kolleginnen, für vertretbare Bedingungen „des arbeitens von zu Hause“ kämpfen. Homeoffice darf nicht zur Routine werden, sondern muss eine Ausnahmeerscheinung mit eindeutigen Vorteilen für die Kollegen und Kolleginnen sein!
Ich habe mich einmal in den Reihen der europäischen linken Organisationen und Gewerkschaften umgesehen und u. A. folgende Forderungen gefunden:

• Homeoffice kann grundsätzlich nur freiwillig sein: ein möglicher Rechtsanspruch darf nur auf Seiten der Beschäftigten existieren.

• Die Arbeitsmittel müssen ausnahmslos vom Arbeitgeber gestellt werden. Dies betrifft die technische und infrastrukturelle Einrichtung des Homeoffice-Arbeitsplatzes, allem voran die Fragen der generellen Zurverfügungstellung der Arbeitsmittel und den finanziellen Ersatz sämtlicher Aufwendungen, die die Beschäftigten zum Zwecke der Arbeitstätigkeit für erforderlich halten, aber auch Fragen des Gesundheitsschutzes: der ergonomischen Einrichtung des Arbeitsplatzes, entsprechende Lichtverhältnisse, etc.

• Entstehende Kosten müssen abgegolten werden: dies betrifft neben der Nutzung der privaten Internetverbindung und des Stromverbrauchs zum Beispiel auch Fragen von dadurch rapide steigenden Heizkosten im Winter sowie Kosten für eine Klimatisierung im Sommer.

• Keine Risikoverlagerung auf die Beschäftigten: wenn geplante Arbeiten aufgrund fehlender Arbeitsmittel oder technischer Probleme nicht geleistet werden können, ist das als Arbeitszeit anzurechnen.

• Weitere Entgrenzungen der Arbeitszeit müssen verhindert werden und vorhandene arbeitsrechtliche Schutzbestimmungen müssen strikt abgesichert bzw. kontrolliert werden.

• Fragen des Datenschutzes, wenn betriebliche Daten außerhalb der Betriebsstätte verarbeitet werden, müssen geklärt werden. Es kann nicht sein, dass ein hier auftretendes Risiko auf die Beschäftigten abgewälzt wird.

• Zur Kontrolle der Schutzbestimmungen müssen Regelungen gefunden werden, die sowohl dem Recht auf die Unverletzlichkeit des Wohnraums als auch den arbeitsrechtlichen Schutzbestimmungen gerecht werden.

• Neben einer allgemeinen gesetzlichen Regelung dieser Fragen, bedarf es auch des Rechts auf erzwingbare Betriebsvereinbarungen im Bezug auf Homeoffice durch den Betriebsrat.

• Insbesondere ist in diesem Zusammenhang auch zu regeln, dass Homeoffice nicht dazu führen darf, dass den Beschäftigten im Homeoffice geringer wertige Aufgaben übertragen werden, sich nicht nachteilig auf ihre berufliches Fortkommen auswirken darf, ihnen dieselben Weiterbildungen zu teil werden, ihr Recht den Betriebsrat aufzusuchen und an Betriebsversammlungen, Sprechstunden etc. teilzunehmen vom Homeoffice nicht tangiert ist …. (d.h. sämtliche Fragen der Gleichberechtigung umfasst)

• Zudem gilt es Optionen gegen beständiges Homeoffice zu entwickeln: etwa nur „tageweise“ mögliches oder (bloß) „alternierendes Homeoffice“; d.h. hiernach muss ein bestimmter Prozentsatz der Arbeitszeit im Betrieb geleistet werden und nur der anteilige Prozentsatz kann per Homeoffice von zuhause aus geleistet werden (so dass bspw. mindestens 40% oder zwei Tage – oder auch Fifty-Fifty über zwei Wochen – der Arbeitstätigkeit am betrieblichen Arbeitsplatz erbracht werden müssen und nur der anteilige Prozentsatz in Homeoffice geleistet werden kann – oder auch umgekehrt max. 2zwei im häuslichen Bereich und drei Tage im Betrieb.

• Eine arbeitsrechtliche Regelung auf das „Recht der Nicht-Erreichbarkeit“, muss grundsätzlich stehen!

Nun seid Ihr dran! Eure Meinungen sind gefragt und können hier gleich unten, platziert werden.

Mit Soligruß Fiete Jensen
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26 Kommentare

  1. Ich habe 5 Jahre als Freelancer aus dem Homeoffice gearbeitet. Ingenieursarbeit. Ich war sehr zufrieden. Homeoffice ist für alle Fernpendler und alle mit langem Arbeitsweg eine gute Form. Die o.g. Forderungen sind richtig. Ich würde noch ergänzen: 1. Festlegung einer Kernarbeitszeit. Außerhalb dieser werden keine Antworten auf E-Mail erwartet. 2. Mindestens ein Teammeeting im Monat 3. Einfache Telefonverbindungsmoeglichkeit über das Firmenintranet, vor allem zu anderen Teammitgliedern und zum Betriebsrat.
    Schlimmer als Homeoffice finde ich die Vernichtung der Industrie. Ich würde von einem Meinungsforschungsinstitut schon gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, in der Landwirtschaft zu arbeiten.

    • Und? Könntest du dir das vorstellen? Du und Landwirt?

      Ich, für meine Seite gesprochen, würde sofort JA sagen, da ich als gelernter Landwirt in der Pflanzenproduktion meine ersten Arbeitsschritte getan habe. Diese Zeit habe ich nie bereut und ich wurde jäh aus diesem schönen Job, dank der Wende im Lande, geworfen 🙁

      Hierbei gibt es für mich jedoch ein ganz fettes ABER. Wenn wieder einmal Landwirtschaft, dann nur im Ostgebiet in einer Agrargenossenschaft. Als Einzelbauer kannste dir doch die Kugel geben, wie aktuell wieder zu sehen oder zu hören, in der Viehhaltung. Als Einzelbauer ist man ständig unter Druck, dem Burnout doch so nahe. Es gibt Dinge im Berufsleben, die funktionieren nur im Team, so auch eine vernünftige Landwirtschaft ohne Tierquälerei.

      • Ja, das ist so. Heimarbeit und Homoffice sind 2 Instrumente der monopolkapitalistischen Ausbeutergesellschaft. Ich verstehe nicht warum die Menschen so dumm sind und nicht erkennen wie die Ausbeutergesellschaft funktioniert.

  2. Ich denke, jedes Ding hat zwei Seiten, auf der einen Seite bietet Homeoffice für eine gewisse Zahl von Arbeitnehmern eine Menge Vorteile, denn nicht jeder arbeitet gerne mit anderen Menschen zusammen, ist evtl. produktiver und konzentrierter, wenn er/sie daheim in Ruhe arbeiten kann. Wenn zu viele Menschen im Homeoffice arbeiten, kann ich mir eine gewisse Vereinsamung schon vorstellen und irgendwie wird jeder zum Einzelkämpfer, was nur Vorteile für die Arbeitgeber hat, weil für sie die Gefahr geringer wird, dass sich die Angestellten organisieren. Homeoffice passt sehr gut ins neoliberale Weltbild – jeder kämpft für sich allein. Es nimmt dir auch den geschützten, privaten Raum, dein Arbeitgeber ist allgegenwärtig und erwartet natürlich, dass du immer erreichbar bist. Jeder steckt in seiner Box fest und füttert das System mit seiner Lebensenergie. Homeoffice sollte immer nur auf freiwilliger Basis sein, es muss ganz klar abgesteckte Grenzen geben, die deine Privatsphäre und deine Arbeitnehmer-Rechte schützen. In der jetzigen Situation macht homeoffice nur Sinn, wenn beispielsweise Eltern mit Kindern entlastet würden, durch kleinere Kinderbetreuungsgruppen. Als Mutter von drei Söhnen kann ich es mir absolut nicht vorstellen, mit meinem Kindern in einem Raum zu arbeiten. Sie würden mich ständig ablenken, was dazu führen würde, dass ich meine Arbeit auf die Zeit verschieben würde, in der die Kinder im Bett sind (sofern das ginge), das ist aber meine persönliche, meine eigene Zeit, die ist so kostbar, dass kein Arbeitgeber der Welt soviel zahlen könnte. Die Forderungen finde ich in Ordnung, würde aber auch die Vorschläge von Küchenmeister mit aufnehmen. Menschen die lieber im Homeoffice arbeiten, sollte man die Möglichkeit geben, das auch zu tun. Ich kenne Fälle, die jetzt lieber im Homeoffice wären, es aber nicht dürfen. Ich persönlich könnte mir das gut vorstellen auf einer fifty-fifty Basis, 14 Tage im Betrieb, 14 Tage daheim. Da ich selbst in der Pflege arbeite, stellt sich diese Frage für mich nicht. Ich muss immer da raus, gleichgültig, was da draußen los ist.

  3. Also ich sehe Homeoffice als eine zusätzliche Möglichkeit für Arbeitnehmer im Büro, aber das darf niemals die Regel werden. Wir wissen doch das das manche Unternehmer und vorallem Konzerne, schamlos ausnutzen werden, nicht alle, aber einige sind da immer dabei. Nachdem Corona hoffentlich bald überstanden ist, sollte man zum normalen Arbeitslauf zurückkehren bzw. wenn Arbeitnehmer trotzdem gerne Homeoffice machen möchten, denn es hat ja auch für viele Vorteile, muss das rechtlich so abgesichert werden, damit da kein Schindluder mit betrieben werden kann.

  4. Zwei Hinweise (nur fürs Protokoll, ohne große Wertung):
    1. Im Spielzeugland Mittelfranken gibt es immer noch ein Stück traditioneller Heimarbeit zum gegenseitigen Vorteil. Ich kenn das z. B. von Herpa, wo meist „Landfrauen“ mit kleinen Kindern darüber froh sind, sich jede Woche die gewünschte Menge Bauteile zu bestellen, um fertige Modellautos abzuliefern.
    Aber natürlich ACHTUNG! Das ist die fast schon altmodische Form von Heimarbeit, die oft Müttern von kleinen Kindern einen Zuverdienst beschert. Und der imaginäre „Dorfkrug“ – also die soziale Kontrolle innerhalb der Gemeinde (wo jeder alles weiß und „Frau Meier“ alles brühwarm rumerzählt) – sorgt dafür, dass die jungen Damen nicht mal eine Gewerkschaft brauchen.
    Ich weiß sowas auch nur, weil ich selber mal bei Herpa gearbeitet hab und auf einer Weihnachtsfeier mal mit ein paar von ihnen geklönt hab … Die schienen sehr zufrieden zu sein … Aber das ist wahrscheinlich eine regionale Ausnahme (Spielzeugland!) im Heimarbeitsgeschäft, von dem man oft genug gehört hat, mit was für einem Beschiss das enden kann 🙁
    2. In Frankreich ist zurzeit Heimarbeit von der Regierung als Infektionsschutzmaßnahme angeordnet (!) wg. ÖPNV-Reduzierung (z. B. Pariser Metro und RER) usw. Arbeitgeber, die möchten, dass ihre Arbeitnehmer zum Arbeitsplatz kommen, müssen bei den Behörden Anträge stellen, die geprüft werden, und ihren Arbeitnehmern Bescheinigungen ausstellen, die sie bei Kontrollen ggf. vorzeigen müssen.
    Interessant ist, dass dort niemand darüber diskutiert, Kosten zu erstatten oder wenigstens Steuererleichterungen zu gewähren. Vermutlich geht man davon aus, dass das Ersparen von Verkehrswegen (und der Wegezeit, oft eine Stunde hin, eine zurück) Lohn genug ist.
    Soweit mein sachdienlicher (und hoffentlich abwägender) Detailbeitrag …

  5. Meine Freundin hat morgens und abends einen Arbeitsweg von ca. 1,5 Stunden, d.h. Sie ist drei Stunden am Tag nur mit Fahren beschäftigt, das fällt jetzt weg, darüber ist sie sehr froh. Allerdings hat der Arbeitgeber (eine Krankenkasse) nur einen relativ kleinen Pauschalbetrag für die Homeofficeausstattung gegeben, das finde ich definitiv nicht richtig, über Heizkosten etc. wird gar nicht gesprochen, da müssen definitiv Regelungen getroffen werden. Da sie relativ gut verdient, sieht sie dies momentan allerdings noch sehr entspannt, genau damit rechnen die Arbeitgeber.

  6. Ich habe meine Werkstatt Zuhause, kann Arbeiten wann ich will und habe keinen Arbeitsweg, aber Homoffice an sich dürfte hier von Arbeitgebern ausgenutzt werden.

    • Der Beitrag ist weder blödsinnig noch überflüssig weil er Hintergründe beleuchtet und ganz klare Forderungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen trifft.
      Nun bitte ich Dich zu erklären was Du daran blödsinnig findest?

      • Es ist einfach nur blödsinnig, weil Behauptungen aufgestellt werden, die nicht wahr sind. Es prasseln ständig Chatnachrichten rein, man muss 200 % geben, man wird ausgebeutet….ich bin seit Jahren im Homeoffice, erst nur 2 Tage in der Woche, jetzt ganz. Ich habe einen anspruchsvollen Job, verdiene gut. Meine Arbeit ist die gleiche wie vorher, wir haben mehrmals wöchentlich Telefonkonferenzen und alles läuft prima. Ich hatte vorher einen weiten Arbeitsweg, jetzt spare ich das Benzingeld und mir geht es bestens.

        • Das hört sich sehr vorteilhaft an und ist berichtenswert.
          Aber irgendwie ist dabei die Höflichkeit d die Objektivität auf der Strecke geblieben.
          „Blödsinnige“ Beiträge werden von „blödsinnigen“ Journalisten verfasst. Der verfasser bi nich und ich weis ganz genau das ich nict blödsinnig bin.
          Ebenso bist Du in keiner Weise kritisch wenn Du Deine Situation so darstellst als ob Homeoffice immer so abläuft.

          • Ich kenne inzwischen viele Leute im Home office und niemand schildert das, was in dem Bericht steht.

            Es gibt gesetzlich vorgeschriebene Arbeitszeiten, das wissen auch die Arbeitgeber. Niemand muss rund um die Uhr erreichbar sein.

            Fiete Jensen:
            Ja, nur ist das nur die eine Seite der Medallie. Was geschieht wenn man z. B. um seinen Arbeitsplatz bangen muss. Dann machen viele ungerne Überstunden, damit sie nicht die nächsten sind die gehen müssen.
            Wie setzt man seine Rechte durch wenn man zu hause alleine ist und wenn man vielleicht auch gar keine Erfahrung im kämpfen hat. das ist alles sehr problematisch.
            Wir leben im Kapitalismus und müssen seinen Gesetzmäßigkeiten folgen aber für die Arbeitsbedingungen muss man gemeinschaftlich kämpfen, ansonsten verschlechtert sich alles von Tag zu Tag. Allein schon die sozialen Errungenschaften zu verteidigen ist heute eine große und wegen der entsolidarisierung, schwere Aufgabe.

    • Auch dann, wenn gesetzlich und tariflich die Bedingungen nicht festgelegt werden. Wenn Überstunden nicht bezahlt werden und wenn eine Verfügbarkeit rund um die Uhr erwartet wird.
      Und wie ist es mit der Solidarisierung? Wie werden Tarifkämpfe ausgefochten. Beteiligen sich die Homeofficekollegen/innen an Streiks, um ihre Existenz zu sichern?

      • Das hat aber relativ wenig mit Home-Office zu tun, in der modernen Arbeitswelt ist es auch ohne Homeoffice oft üblich nach Arbeitsschluss Mails zu beantworten und Überstunden zu schieben ohne sie aufzuschreiben, bzw. sich sogar bewusst auszustempeln, damit der Aufsichtsbehörde nicht auffällt, dass man mehr als 10h arbeitet. Ob sich ein Arbeitnehmer dagegen wehrt (z.b. um 17.00 die Verbidung zur Firma kappt) das hat mehr mit der Persönlichkeit des ANs zu tun, als mit Homeoffice oder nicht. Natürlich ist es absolut sinnvoll, dass der BR mit dem AG eine Betriebsvereinbarung zum HO schließt. Wenn es die gibt, sollten die Kollegen*innen geschützt sein. Dann sollte die die es wollen auch HO machen können

  7. Ich bin Azubi und bin ins Homeoffice geschickt worden, weil weniger Leute im Großraumbüro sitzen sollen. Ich habe viel Zeit zum lernen. Allerdings habe ich auch zugenommen.
    Ich denke es hängt sehr davon ab, was für eine Tätigkeit man im Homeoffice macht, ob es gut für den Lohnarbeiter ist oder nicht.

  8. Das ist die Einübung auf den Schwabismus. Wer allein zuhause hockt, wird sich nur schwer mit seinen Kollegen zum Kampf zusammenschließen können, wenn beim great reset die Arbeitsplätze wegdigitalisiert werden.

  9. Zwei Hinweise (nur fürs Protokoll, ohne große Wertung):
    1. Im Spielzeugland Mittelfranken gibt es immer noch ein Stück traditioneller Heimarbeit zum gegenseitigen Vorteil. Ich kenn das z. B. von Herpa, wo meist „Landfrauen“ mit kleinen Kindern darüber froh sind, sich jede Woche die gewünschte Menge Bauteile zu bestellen, um fertige Modellautos abzuliefern.
    Aber natürlich ACHTUNG! Das ist die fast schon altmodische Form von Heimarbeit, die oft Müttern von kleinen Kindern einen Zuverdienst beschert. Und der imaginäre „Dorfkrug“ – also die soziale Kontrolle innerhalb der Gemeinde (wo jeder alles weiß und „Frau Meier“ alles brühwarm rumerzählt) – sorgt dafür, dass die jungen Damen nicht mal eine Gewerkschaft brauchen.
    Ich weiß sowas auch nur, weil ich selber mal bei Herpa gearbeitet hab und auf einer Weihnachtsfeier mal mit ein paar von ihnen geklönt hab … Die schienen sehr zufrieden zu sein … Aber das ist wahrscheinlich eine regionale Ausnahme (Spielzeugland!) im Heimarbeitsgeschäft, von dem man oft genug gehört hat, mit was für einem Beschiss das enden kann 🙁
    2. In Frankreich ist zurzeit Heimarbeit von der Regierung als Infektionsschutzmaßnahme angeordnet (!) wg. ÖPNV-Reduzierung (z. B. Pariser Metro und RER) usw. Arbeitgeber, die möchten, dass ihre Arbeitnehmer zum Arbeitsplatz kommen, müssen bei den Behörden Anträge stellen, die geprüft werden, und ihren Arbeitnehmern Bescheinigungen ausstellen, die sie bei Kontrollen ggf. vorzeigen müssen.
    Interessant ist, dass dort niemand darüber diskutiert, Kosten zu erstatten oder wenigstens Steuererleichterungen zu gewähren. Vermutlich geht man davon aus, dass das Ersparen von Verkehrswegen (und der Wegezeit, oft eine Stunde hin, eine zurück) Lohn genug ist.
    Soweit mein sachdienlicher (und hoffentlich abwägender) Detailbeitrag …

  10. Ich finde den Artikel sehr gut und teile auch die Bedenken. Ich denke es fehlt ein Aspekt und das ist der Aspekt der Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen in die Arbeitswelt da könnte Homeoffice ein Baustein sein aber nur mir Arbeiter*innen freundlichen Gesetzen zur Eingrenzung der Arbeitszeit.

  11. Eine spannende Diskussion, die ihr da aufwerft. Aber sie greift noch zu kurz. Insofern nämlich das bisherige Homeoffice im wesentlichen den Bereich der geistigen Arbeit erfasst. Doch denke ich an 3-Drucker z.B., dann fällt mir ein, dass auch wieder direkt produktive Tätigkeiten ins Homeoffice verlagert werden können. Eine janusköpfige Tendenz, wie alles in dieser Frage. Einerseits erweckt es den Eindruck, als hebe das die wichtigste Bedingung der kapitalistischen Produktionsweise auf, die Trennung von Konsumtion und Produktion, andererseits bleibt dennoch die Produktion für den Markt, den wiederum das Kapital beherrscht. Technisch setzt sich das also fort, was das Informationszeitalter insgesamt darstellt, nämlich die Tendenz zur Aufhebung der Arbeitsteilung bis hin zur Aufhebung der Klassenteilung. Es findet also eine Revolutionierung der Produktivkräfte auf eine Weise statt, dass die Aufhebung der kapitalistischen Produktionsweise zum Greifen nah erscheint. Doch gleichzeitig verschärft das die Bedingungen der Ausbeutung derart, dass diese Tendenzen sofort wieder vernebelt werden. Aufgabe der Kommunisten ist dieser Vernebelung durch Aufklärung und solchen Forderungen, die dieser Aufklärung dienlich sind, entgegen zu wirken. Also dir technische Entwicklung als solche zu begrüßen, will heißen: die Option der klassenlosen Zukunft darin zu beschreiben, und dabei ökonomische und politische Forderungen ins Zentrum zu stellen, die diese Tendenz aufzuhellen vermögen. Das heißt, dass wir Forderungen aufstellen, die der Vereinzelung der Beschäftigten nicht nur entgegen wirken, sondern kollektive Formen der Arbeit begünstigen. Mit dem 3-Drucker steht auch die Kinderarbeit wieder im Zentrum. Die Produktionsstätte Kinderzimmer sozusagen. Und das darf man durchaus mit der gegenwärtigen Verschärfung der Bildungskrise ob der Lockdownpolitik im Zusammenhang sehen, nämlich als eine Tendenz zur Ent-Bildung. Doch darin sehe ich nicht nur eine Krise der bürgerlichen Pädagogik, sondern vor allem auch der Bürger Familie, denn gleichzeitig auch die beschleunigte Politisierung der Kinder. Eine positive Tendenz in Richtung „Ende der Kindheit“, wie vor Jahren einmal der konservative US-Literat Neil Postman so erschütternd antizipierte. Dies lange allerdings vor dem sog. Informationszeitalter. So betrachtet, stehen sich in der Heimarbeit die revolutionäre Option und die barbarisierende unmittelbar gegenüber. Schreien geradezu nach dem Klassenkampf. Die wichtigste Aufgabe der Kommunisten ist das zu problematisieren und in eine revolutionäre Richtung zu lenken. Das ist auch und vor allem ein theoretischer Diskurs, den ich bis dato nirgendwo geführt sehe. Siehe auch diese Beiträge von mir: http://blog.herold-binsack.eu/…/die-aufhebung-des…/; und: http://blog.herold-binsack.eu/…/stillschweigende…/; und: http://blog.herold-binsack.eu/2016/12/travel-pussys/

    • Was denn? … dass du nebenbei kochen kannst? Hilfe, es brennt an ☺️
      Kommunikation in einem Team ist notwendig und essentiell – Schwab ist Theoretiker – der Mann ist ein Akademiker… sitzt im Vorstand von Großkonzernen…
      Isolation ist erwünscht – so wie die Masken, Abstand halten – NUR keinen Austausch bitte…

  12. Ich kannte vor der Pandemie einige, die ihr Büro zu Hause eingerichtet hatten und das ganz schnell wieder geändert haben, weil man dann quasi nie Feierabend hat. Jetzt in der Pandemie finde ich, dass das erst einmal so sein muss und natürlich bringt die Digitalisierung auch Probleme mit sich, aber dafür wird es Lösungen geben. Es gibt übrigens auch noch Menschen, die ihre Arbeit lieben und die in dem was sie machen aufgehen. Das wird in dem Artikel gar nicht erwähnt. Mich stört es immer, wenn einseitig negativ berichtet wird.. Den Artikel der über die Lügen der herrschenden Klasse ist mir zu nah dran an „Lügenpresse“ und das stimmt so nicht. Wir haben immer noch eine freie Presse und so einen Artikel würde ich auch nicht hier frei geben. Ansonsten ist es natürlich immer gut im Gespräch zu bleiben.

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