Henry Kissinger (1923 – 2023)

Karrikatur von Carlos Latuff 2023 | Titel: "unveröffentlicht"

Redaktion – 3. Dezember 2023

Karrikatur Henri Kissinger | Quelle: YouTube

Am 7. November 1938 schoss der 17-jährige polnische Jude Herschel Grynszpan in Paris mit tödlichen Folgen auf den deutschen Diplomaten Ernst von Rath. Die Nazis deuteten diese Tat als „Angriff des Weltjudentums auf das Deutsche Reich“ und rechtfertigten damit die folgenden Pogrome. Henry Kissinger war zu diesem Zeitpunkt bereits 15 Jahre alt und lebte schon in New York. Er erfuhr aus der ‘New York Times‘ von den antisemitischen Vorfällen in seinem Heimatland.

Geboren wurde er am 17. Mai 1923 im fränkischen Fürth als Heinz Alfred Kissinger. Er bekam den Nazi-Terror unmittelbar mit. Sein Vater musste 1934 als Jude sein Lehrerdasein an einer Handelsschule beenden, ihm wurde der Besuch des Staatlichen Gymnasiums verwehrt, er musste sich in die Israelitische Realschule einschreiben. 1938 flüchtete sein Vater mit der ganzen Familie über London nach New York. Alle lebten jetzt in ärmlichen Verhältnissen. Tagsüber ging Henry schuften, abends belegte er politische Fächer auf der Abendschule.

1943 trat Henry Kissinger der US-Armee bei und gelangte als Mitglied einer Einheit für Spionageabwehr in sein Heimatland zurück. Nach dem Ende des Krieges nahm er ein Studium an der Harvard-Universität auf und schrieb seine Doktorarbeit über die Diplomatie Metternichs.  Er war, nachdem er es bis zum Professor dieser Elite-Universität gebracht hatte, bei seinem Thema angekommen, wie der Reaktionär Metternich stand auch Kissinger pragmatisch an der Spitze im Kampf gegen gesellschaftlichen Fortschritt, sei es im Vietnamkrieg, den er als Adjutant des Quäkers Nixon, der ihn mein ‘Judenjunge‘ nannte,  in der Phase einer bipolaren Welt nach 1945, die bis zum 26. Dezember 1991 (Zusammenbruch der Sowjetunion) hielt, nach Kambodscha hinein ausweitete, sei es am 11. September 1973 als einer der maßgeblicher Strippenzieher beim Militärputsch unter dem Code-Namen ‘Silencio‘ gegen den vom chilenisdhem Volk gewählten semi-sozialistischen Präsidenten Allende. Der US-Imperialismus, der bis heute das Trauma der Niederlage durch indochinesische Barfußsoldaten unter dem Kommando des Generals Giap nicht überwunden hat, macht noch heute zusammen mit NATO-Medien viel Krakeel um dem 11. September (2001), er hat aber einen viel perfideren 11. September an die Spitze Südamerikas herbeigeführt und zu verantworten. Es fällt natürlich auf, wenn Majid Sattar aus Washington in seinem politischen Nachruf am 1. Dezember 2023 diesen blutigen Putsch in der ‘Frankfurter Allgemeinen Zeitung‘ in seinem Beitrag auf Seite 10 ‘Vordenker im Spiel der Mächte‘ übergeht. Kissinger war während des Putsches bereits Sicherheitsberater und Außenminister in einer Person, womit er einzig dasteht, beides Ämter, womit er wiederum einzig dasteht, die zuvor noch nie ein Einwanderer erklommen hatte.  

Henry Kissinger mit Mao Tse-tung 1971 in Peking. Im Hintergrund Ministerpräsident Tschou En-lai | Bild Archiv RoterMorgen

Ein Ass war Kissinger auf dem Feld der Geheimdiplomatie. Er ebnete Nixon den Weg sowohl nach Peking als auch nach Moskau. Das waren die Hauptstädte zweier Großreiche, die ihn schon als Realschüler in Deutschland faszinierten. In die Watergate-Affäre war er nicht verstrickt, aber er selbst ließ auch Mitarbeiter rechtswidrig telefonisch abhören. Das gibt selbst sein Schmeichler Sattar zu.  Als Jimmy Carter 1977 als 39. Präsident der USA sein Amt antrat, wurde es vordergründig ruhiger um den Politiker Kissinger, aber eben nur vordergründig. Er baute mit seinen Beziehungen aus den Tagen der Pendeldiplomatie im Nahen Osten, als sich sein Arbeitszimmer im Flugzeug befand, eine eigene internationale Beratungsfirma auf. Er verfasste noch viele Bücher und war ein gesuchter Tippgeber. Im Alter von 100 Jahren starb er am 29. November 2023 in seinem Haus in Kent in Connecticut.

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Anhang

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Der ausführliche Nachruf von Heinz Ahlreip

Henry Kissinger (1923 – 2023)

 

Warum ist Henry Kissinger frei

fragte sich die in Italien erscheinende Zeitung „Vocidallastrada“ am 16. Februar 2015, veröffentlichte diesen Steckbrief und schrie u. a.:
„(…) Henry Kissinger ist der staatliche Berater der nationalen Sicherheit der USA und einer ihrer wichtigsten wichtigsten Architekten für das  Bauwerk „Staatsanwaltschaft Chile“. Er war seit 1973 in Lateinamerika, Garant für das US-Kapital. Kissinger und sein Kapitän Richard Nixon setzten eine gewalttätige Tradition fort, die allen 20. Sekunden umgesetzt und im 21. Jahrhundert fortgeführt wurde. (…)“

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4 Kommentare

  1. Kissinger ist in ein Land gezogen, in dem Genoizide an den First Nations, die überlebenden zwangsungesiedelt wurden in Reservate. Das ist schon ein Skandal, dann herrschte in diesem Land die USA noch Rassentrennung und Rassismus! Und vergessen wir nicht den Black Holocaust in den USA!

  2. HAVARD-ABSOLVENT HENRY KISSINGER

    Mittelmäßige Köpfe lassen sich von dem Namen ‘Harvard‘ blenden, ohne dass ihnen in den Sinn kommt, dass diese Universität im Dollarkontext erstarrt ist, Brotgelehrte statt Genies hervorbringt. Der Schacher ist genuin geniefeindlich. In Nachrufen auf den am 28. November 2023 verstorbene US-Außenminister Henry Kissinger wird dieser in bürgerlichen Gazetten als Jahrhundertpolitiker gewürdigt. Er ist aber nicht ein Beispiel für den Glanz dieser Universität, sondern eines dollarorientierten Brotgelehrten. Das bürgerliche Studium an den Elite-Universitäten nicht nur der USA gleicht einem Krebsgang, wie es auf jeder Ein-Dollar-Note heißt: ‘In God we trust‘, ist das ganze Studium doch ein Inzest bürgerlichen Karrierismus. Die Wissenschaften werden als Brotstudium missbraucht und ihre Schulform ist dollargeprägt, statt im Dienst der proletarischen Befreiung vom Dollar zu stehen. Der Brotgelehrte ernährt sich von Formen der Sklaverei, hier der Lohnsklaverei, die er als zeitgemäß und als ewig anerkennen muss, will er denn weiter Regierungsbrot kauen. Die Karrieristen käuen immer wieder: ‘In God we trust‘ wie der Schacherjude seinen bornierten Kopf gegen die Klagemauer pendelt. Schiller hat in Jena in seiner Antrittsvorlesung als Professor für Geschichte am 26. Mai 1789, also noch vor dem Ausbruch der französischen Revolution am 14. Juli gleichen Jahres, vorgetragen, dass der Brotgelehrte nicht nach der Wahrheit forscht, “wenn sich Wahrheit für ihn nicht in Gold, in Zeitungslob, in Fürstengunst verwandelt“ (Friedrich Schiller, Was heißt und zu welchem Endzweck studiert man Universalgeschichte, in: Schiller als Philosoph, Wolf Jobst Siedler Verlag, Berlin, 2005,233). Nixon war Kissinger gnädig. Nun, im ‘Bürgerkrieg in Frankreich‘ von Marx steht der Satz, dass die Bourgeoisie nach der Niederschlagung der Pariser Commune den Platz des Feudaladels eingenommen habe. Die Vorlesung Schillers über Weltgeschichte aus dem Jahr der Geburt der bürgerlichen Gesellschaft ist also aktuell.

  3. Kissinger bekommt von mir den Nobelpreis für Kriegstreiberei !In seiner Heimatstadt wird er sogar noch öffendlich gefeiert!Er hat den Vietnamkrieg um Jahre verlängert und war treibende Kraft in Chile zu Putschen.
    eigendlich hätte er vor einem internationalen Gericht in Den Haag gestellt werden müssen!

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