Redaktion – 15. September 2024
Zum derzeitigen Wahlkampf in den USA sei an eine Äußerung von Friedrich Engels¹ zu erinnern, dass es sich in den USA innenpolitisch um zwei große Banden politischer Spekulanten handelt: Demokraten und Republikaner. Zwar hat die US-amerikanische Popsängerin Taylor Swift² im US-amerikanischen Wahlkampf durch ihre Fürsprache für die US-Vizepräsidentin, die Demokratin Kamala Harris³, den Kampf aufgrund ihrer großen Fangemeinde, ihren „Followers⁴“, zum Nachteil von Trump beeinflusst, dennoch kann man nicht umhin, ihre „künstlerischen“ Darbietungen als Kitsch und Albernheiten zu bezeichnen. Es geht in ihnen um den obligatorischen Drehzapfen zwischen den Geschlechtern, keinesfalls um sozialkritische Klassenkampftexte demokratischen Inhalts.
Ihre Lieder sind unpolitisch, und sie ist zurzeit der Welttopstar als Exponentin einer faulenden, dahinsiechenden imperialistischen, grellen Dekadenzkultur. In Zeiten der imperialistischen Krise nimmt der Auflösungsprozess der kapitalistischen Gesellschaft einen sehr grellen Charakter an, und Swift verdient mit „perversem Dreck“ dekadente Milliarden US-Dollar. Sie und ihre charakterlich minderwertigen Hintermänner manipulieren eine ganze Generation weltweit zur Ausrichtung eines nicht-kollektiven, egoistischen, antisozialistischen, sexuell ausschweifenden Lebensstils, der buchstäblich als modern verkauft wird, aber das Gegenteil beinhaltet. Bereits Robespierre⁵ warnte während der Französischen Revolution die Soldaten der Revolutionsheere vor der Libertinage⁶, Lenin⁷ forderte durchgehend und „rot fädig“ eiserne Disziplin. Diese wird gerade durch die Swift-Musik freigegeben zur intellektfeindlichen Ausgelassenheit. Abschalten vom kapitalistischen Alltag, vergessend, dass die Imperialisten keinen Augenblick zögern, eine ganze Generation zum Abschlachten auf den globalen Kriegsfeldern zu hetzen.
Doch halt! werden Traumtänzer einwenden: Es handle sich hier um ästhetische Fragen, jeder dürfe doch wohl nach seiner Fasson selig werden. Einem jeden solle gefallen, was ihm gefällt. Eine derartige neutrale, pluralistische, sich an der gesellschaftlichen Oberfläche bewegende Toleranz kann in einer Klassengesellschaft nicht greifen. Kultur bedeutet nicht, dass alles geht; sie bedeutet, dass der freien künstlerischen Entfaltung der sich illusionär frei fühlenden kleinbürgerlichen und bürgerlichen Individualitäten Klassenschranken gesetzt sind. Die Konterrevolution will im kulturellen Sektor immer auf Chaos und Anarchie hinaus. Die Dekadenz ist am Zerbrechen von neuen Maßstäben interessiert, die kapitalistischen sollen, frei nach Schiller⁸, „festgemauert in der Erden“ sein.
Das muss aufgesprengt werden, denn der Maßstab der Asozialen, die nicht arbeiten, aber erwerben, muss ersetzt werden durch den der ausgebeuteten, fleißigen, arbeitsamen und ehrlichen Volksmassen, die noch nie in ihrem Leben nach ihrer Fasson selig werden konnten, sondern unter dem Joch des Kapitals Verstümmelungen über Verstümmelungen erlitten und am Lebensende ohne ärztliche Betreuung ihrer spezifischen Berufskrankheiten einen verpfuschten Lebensabend durchleben. Dieses aufzubrechen kann nicht das Anliegen kleinbürgerlicher und bürgerlicher Künstlergesindels sein, die sich in der Regel unter Verwendung von Klassenkampfvokabular auf dem krummgeschufteten Rücken der Proleten platzieren und dort schmarotzend leben.
Unser Maßstab kann nur die gesellschaftlich effektive, sowohl städtische als auch ländliche Arbeit sein, die Sonne, um die sich alles im menschlichen Leben dreht. Die Bauern, heute ausgesogen von den Kulaken⁹, liefern den Kindern in den Städten die Milch zum Überleben der Kleinsten der Kleinen. Der Hauer Stachanow¹⁰ förderte am 31. August 1935 als Hauer in einem Steinkohlenbergwerk im Donezbecken 102 Tonnen Kohle in einer Schicht. Das war das 13-fache der damals gültigen Arbeitsnorm. Das ist unser Maßstab. Der höchste Gipfel der menschlichen Arbeit in der Menschheitsgeschichte waren bisher die Subbotniks¹¹, ein Wort, mit dem Taylor Swift nichts anfangen kann. 1919 fingen diese Subbotniks in Russland auf Initiative der Arbeiter der Moskau-Kasaner Eisenbahn an, um an der Behebung der zerrütteten Wirtschaft Russlands mitzuwirken: Am Samstag freiwillig und vor allem unbezahlt eine Lokomotive in Gang zu setzen, also unbezahlte, freiwillige Samstagsarbeit. Lenin maß diesen Subbotniks gigantische Bedeutung zu.
Der Wert künstlerischer Gestaltungen richtet sich also nach der höchsten proletarischen Sonne aus, nach der Erziehung zu einer Subbotnik-Grundhaltung durch Kunst. Denn die Kollektivarbeiten in der Sowjetunion waren noch rubelgebunden, und im Kapitalismus gilt der lohnsklavische Einzelvertrag zwischen zwei juristisch volksverblendend als gleich ausgegebenen Personen. Wir müssen dieses ganze L‘ Art pour l‘ Art¹² (Kunst um der Kunst willen) Gesindel, diese kleinbürgerlichen Asozialen und Arbeitsscheuen, diese „Künstlerinnen“ und „Künstler“, Lebenskünstler in den Kaffeehäusern usw. hart an die proletarische Kandare nehmen. Sie müssen umerzogen werden. Entweder sie richten sich nach den Bedürfnissen der Volksmassen und klären diese über die Hohlheit imperialistischer Dekadenzkultur à la Swift auf, die von den Volksmassen Milliarden einsammelt (man beachte die horrenden Ticketpreise für Konzerte), oder die proletarische Diktatur wird ihnen Pinsel, Kamera, Geige usw. aus der Hand nehmen und sie in die Hände von Arbeiter- und Bauernkindern legen. Es geht aber nicht zurück ins Kaffeehaus, sondern in die disziplinierten, sich mehr und mehr zusammenlegenden landwirtschaftlichen und industriellen Arbeitsheere.
Aber nicht nur in der Kunst geht es um den Maßstab, auch und besonders im gesellschaftlichen Klassenverkehr der Menschen untereinander. Wir vegetieren in einem spezifisch bürgerlichen Milieu, das uns deprimierend prägt, ob wir wollen oder nicht. Zugleich aber ist es eine herrliche Herausforderung, die Kräfte der Negation zu sammeln, zu organisieren und zum entscheidenden Vernichtungsschlag auszurichten. Lenin betonte, dass man in einer revolutionären Situation den entscheidenden Punkt sogar herausfühlen können kann – will sagen: In einer Revolution geht es nicht rein rational zu. Das wäre eine Verkürzung. Wir haben in einem Widerspruch auszuharren, dem sich niemand entziehen kann: Je dekadenter der Kapitalismus in sich fault, desto verfehlter ist der pazifistische Ansatz. Denn je dekadenter der Kapitalismus in sich fault, desto mehr zerstört er menschliches Leben. Der Imperialismus zwingt uns, unser Denken auf Millionen und Abermillionen Tote auszurichten. Der sich jetzt abzeichnende dritte Weltkrieg beschleunigt die Klassenkampfentwicklung und wird beim Ausbruch eine völlig neue Situation schaffen. Als Lenin seine Aprilthesen¹³ verkündete, waren die Kommunisten wie vor den Kopf geschlagen. Manche stürzten benommen aus der Versammlung, taumelnd vor Fassungslosigkeit. Plechanow¹⁴ sprach von einer Fieberphantasie, Lenin von „phantastischen Zickzackbewegungen der Geschichte“. Mit den Thesen setzte er die ganze bisherige Entwicklung der Februarrevolution aufs Spiel.
In den letzten Zuckungen der kapitalistischen Bestie muss der Revolutionär alles aufs Spiel setzen, den Sprung ins Ungewisse wagen. Wir entwickeln uns in Deutschland unweigerlich auf einen Zeitpunkt zu, in dem deutsche Aprilthesen im Lager der Revolution Spreu und Weizen trennen werden.
Für die Bemessung des Wertes eines Revolutionärs gibt es seit 1848, seit dem Erscheinen des Kommunistischen Manifestes¹⁵, einen Maßstab: Welchen Beitrag hat er, unter bürgerlichen Zwergmissgeburten arbeitend, a) zur Vorbereitung der Revolution der Arbeiter und Bauern, zu ihrer Volksbewaffnung, geleistet, und b) welchen Beitrag hat er zur Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus16 geleistet? Man kann a) Praxis nicht von b) Theorie trennen!
Am 13. September 2024, dieser Tage, verstarb der liberale Politiker Wolfgang Gerhardt17, von 1995 bis 2001 Vorsitzender der Liberalen. Lindner sagte über ihn, er sei gebildet und großzügig gewesen. Das mag durchaus sein – wie schön für ihn. Aber für die Befreiung des deutschen Volkes vom Kapital hat er nichts getan, im Gegenteil.
Erläuterungen:
- Friedrich Engels: Deutscher Philosoph, Mitbegründer des Marxismus.
- Taylor Swift: US-amerikanische Popsängerin und Songwriterin.
- Kamala Harris: US-amerikanische Politikerin, seit 2021 Vizepräsidentin der USA.
- Followers: Anhänger oder Abonnenten in sozialen Medien.
- Robespierre: Führender Politiker während der Französischen Revolution.
- Libertinage: Ausschweifender Lebensstil, oft moralisch negativ konnotiert.
- Lenin: Führer der Russischen Revolution und Begründer der Sowjetunion.
- Schiller: Friedrich Schiller, deutscher Dichter und Philosoph.
- Kulaken: Wohlhabende Bauern, die in der Sowjetunion als Ausbeuter galten.
- Stachanow: Alexei Stachanow, sowjetischer Bergarbeiter, bekannt für seine außergewöhnliche Arbeitsleistung.
- Subbotnik: Freiwillige, unbezahlte Arbeitsleistung in der Sowjetunion.
- L‘ Art pour l‘ Art: Kunst um der Kunst willen, künstlerische Bewegung, die Kunst als Selbstzweck versteht.
- Aprilthesen: Politische Thesen Lenins, die den Kurs der Russischen Revolution maßgeblich beeinflussten.
- Plechanow: Georgi Plechanow, russischer Sozialist und Philosoph.
- Kommunistisches Manifest: Manifest von Karl Marx und Friedrich Engels, veröffentlicht 1848.
- Leninismus: Der Begriff Leninismus tauchte erstmals 1904 bei Julius Martow, einem der führenden Köpfe der Menschewiki und Gegenspieler von Lenin innerhalb der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei auf.
- Wolfgang Gerhardt: Deutscher liberaler Politiker, ehemaliger Vorsitzender der FDP.
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