Redaktion – 10. Januar 2020
Die sogenannte »private Schwarzarbeit« ist in der kapitalistischen Gesellschaft eine erzwungene und notwendige Möglichkeit über die Runden zu kommen. Viele Kollegen und Kollegeginnen brauchen sie um ihre Familien ernähren zu können, weil sie sogar nach einem Achtstundentag nicht genügend verdient haben um ihre Lebenshaltungskosten bestreiten zu können. Putzen, Kinderbetreuung, Schreibarbeiten für Arztpraxen, Gartenarbeiten, Taxi fahren, Wochenendbaustellen und mal hier und mal da kleine Arbeiten annehmen ist seit jeh her gang und gebe.
Oftmals sind für arbeitslose Kollegen/-innen mit dem viel zu geringen Arbeitslosen- oder Kurzarbeitergeld, sowie für Kollegen/-innen aus dem osteuropäischen Ausland, die einzigen verfügbaren Jobs in der sogenannten »organisierten Schwarzarbeit« (auch als „informeller Sektort“ oder „Schattenwirtschaft“ bekannt) zu bekommen. Für sie gibt es nur Knochenjobs auf dem Bau, stundenlange Monotonarbeiten in den Großküchen und der Gastronomie oder gar im Drogenhandel. Besonders Geflüchtete ohne Arbeitsmarktzugang werden regelrecht in diese Art der Schwarzarbeit gezwungen, da sie infolge der gegenwärtigen Wirtschaftskrise sowohl die regulären Jobs wegfallen und die Konkurrenz um „heiß begehrte“ Arbeit wächst. Hinzu kommt das die Erlaubnis überhaupt arbeiten zu dürfen immens erschwert wird und oftmals der Willkür einfacher Bürokraten in den Ausländerbehörden unterliegt.
Die Folgen davon sind Beschäftigungen ohne soziale Absicherung und irgendwelchen Rechtsansprüchen. Konkret heißt das oft: schuften bis man umfällt, ohne Rechtsanspruch auf den Lohn, Lohnfotzahlung im Krankheitsfall, Urlaubsanspruch und Einfluss auf die tägliche Arbeitszeit. So sieht Arbeiten im hochgepriesenen » Sozialstaat Deutschland» aus.
Die »Schwarzarbeit« boomt in der Krise und die Unternehmer streichen die Differenz zu den Tariflöhnen und die Sozialabgaben für sich ein. Bereichern sich daran oder retten so ihren maroden Betrieb von der Übernahme durch die Konkurenz. So hat der Ökonom Friedrich Schneider von der Johannes-Kepler-Universität in Linz für WELT errechnet, dass in diesem Jahr die Schwarzarbeit von 9,1 auf 11,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) steigen wird. Umgerechnet auf das BIP 2019 wären das 380 Milliarden Euro. „Im nächsten Jahr dürfte die Schwarzarbeit noch mal um zehn bis zwölf Prozent steigen – das wären dann mehr als 420 Milliarden Euro“, erwartet Schneider. Schwarzarbeit ist ein Symptom der kapitalistischen Gesellschaftsordnung und besonders in Zeiten von Kapitalistischen Krisen weit verbreitet. Schon während der Finanzkrise 2009 wurde mehr schwarz gearbeitet als davor. Aus Schneiders Sicht wirkt das stabilisierend auf die Wirtschaft. Schwarzarbeit diene als entscheidender Puffer, damit die Krise nicht noch schlimmer ausfalle.“
Der Chef der sog. »Fünf Wirtschaftsweisen«, Lars Feld, kritisierte in diesem Zusammenhang den kürzlich vom Bundeskabinett verabschiedeten Gesetzentwurf, nach dem Werkverträge und Leiharbeit in der Fleischindustrie verboten werden sollen. „Der Staat sollte es unterlassen, mit zusätzlichen, unter dem Deckmantel der Corona-Krise getroffenen Maßnahmen Arbeitskräfte in die Schattenwirtschaft zu treiben“, sagte Feld der Zeitung. Grundsätzlich sieht dieser Typ in er in der zunehmenden Schwarzarbeit angesichts des historischen Wirtschaftseinbruchs kein Problem: „Die Schattenwirtschaft ist dann ein Ventil, das die Auswirkungen der Krise für die Betroffenen etwas abmildert“, sagte Feld. Erst wenn die Corona-Krise ausgestanden sei, solle der Staat wieder „dezidiert gegen die Schattenwirtschaft vorgehen„.“
Was in den bürgerlichen Medien zynisch als „stabilisierender Faktor“ für die Wirtschaft (d. h. den Kapitalismus) bezeichnet wird, bedeutet für uns hingegen weitere Verelendung und Ausbeutung, Entrechtung der verbliebenen Arbeitssicherheiten und Akkordarbeit bis zum Limit. Schwarzarbeit ist ein stabilisierender Faktor einzig für die Ausbeuter, denn sie profitieren davon mehrfach. Einerseits, indem sie Sozialabgaben einsparen, andererseits indem sie Arbeitsrechte wie den 8-Stunden-Tag einfach umgehen, und nicht zuletzt indem sie gänzlich auf Arbeitsschutz pfeifen.
Unsere Aufgabe ist es sich mit diesen Kollegen und Kolleginnen, den sogenannten „Schwarzarbeitern“, solidarisch zu erklären und sie in ihren gerechtfertigten Kämpfen zu unterstützen. Nicht nur ideologisch, indem man theoretisch die Solidarität mit ihnen bekundet, sondern hauptsächlich praktisch, indem wir ihre Kämpfe zu unseren eigenen machen und mit den tiefsten und breitesten Massen leben, arbeiten und kämpfen. Daher müssen wir als eine Klasse für unsere Rechte kämpfen!
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Wir fordern:
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Arbeiter mit und ohne Festanstellung sind eine Klasse und müssen gemeinsam handeln!
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!
Klasse gegen Klasse im Kampf
gegen »Schwarzarbeit«
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