Afghanistan: Warum nur das Ende der Besatzung den Weg zur Befreiung öffnet

Redaktion – 16. Juli 2021

Der Sieg der Taliban über die NATO-Imperialisten ist das größte Ereignis nach der Flucht der USA aus Vietnam, Laos und Kampuchea 1975. Ein kleines mittelalterliches Volk hat gegen all die Dollars, Drohnen und Künstliche Intelligenz gesiegt. Das ist eine Ermunterung für alle Revolutionäre, denn es beweist das Widerstand auch im 21. Jahrhundert siegreich sein kann. Ein Sieg gegen Pessimismus und Siegesverdrossenheit, unabhängig von der reaktionären Ideologie der Taliban. Die islamisch-fundamentalistischen Taliban haben innerhalb kürzester Zeit nach Abzug der imperialistischen Besatzungstruppen Afghanistan erobert. Nun steht die vollständige Machtübernahme und eine Phase der fundamentalistischen Diktatur an.

Warum der Abzug dennoch notwendig ist, um einen harten und steinigen Weg zur Befreiung zu eröffnen schildert der Genosse Tim Losowski in einem Kommentar, der heut auf »perspektive« erschienen ist.

Tim Losowski
Afghanistas Präsident Ascharf Ghnai suchte das Weite und floh mit einem Hubschrauber ins Ausland, – Quelle: https://www.svz.de/33286662 ©2021

Am Sonntag hat die afghanische Regierung eine „friedliche Machtübergabe“ an die Taliban angekündigt, die bereits vor der Hauptstadt Kabul standen. Anschließend floh der afghanische Präsident von NATOs Gnaden, Ashraf Ghani, ins Exil nach Usbekistan. Er tat dies, um „Blutvergießen“ zu verhindern – vermutlich jedoch vor allem, um seine eigene Haut zu retten. Daraufhin nahmen die Taliban den Präsidentenpalast ein. – 3 Thesen zur Debatte:

1. Der Afghanistan-Einsatz war eine imperialistische Besatzung aus wirtschaftlichen und geostrategischen Interessen

In vielen Medienberichten und von Politiker/innen hört man nun, dass Deutschland verspiele, was man in „den letzten 20 Jahren erreicht“ habe. Solche Aussagen basieren auf der Legende, die NATO-Koalition sei vor mehr als 20 Jahren damit angetreten, Afghanistan für „Freedom and Democracy“ zu befreien. Tatsächlich ging es Deutschland darum, das Land in eine Neokolonie zu verwandeln, um eigene Interessen zu sichern.

Auf der Halbzeit des Krieges sprach das auch der deutsche Bundespräsident Horst Köhler mit Bezug auf Afghanistan in einem Interview aus: „Meine Einschätzung ist aber, dass insgesamt wir auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen, negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen. Alles das soll diskutiert werden und ich glaube, wir sind auf einem nicht so schlechten Weg. […] Es wird wieder sozusagen Todesfälle geben. Nicht nur bei Soldaten, möglicherweise auch durch Unfall mal bei zivilen Aufbauhelfern. […] Man muss auch um diesen Preis sozusagen seine am Ende Interessen wahren. […]“. Für seine Offenheit, die nur mit dem, was die Bundeswehr und auch CDU/CSU bereits öfter offen verkündet hatten, übereinstimmte, musste er seinen Hut nehmen.

Warum zieht dann die Bundeswehr trotzdem ab, obwohl sie dort eigentlich die Interessen des deutschen Kapitals wahrt? Das hängt mit der strategischen Umorientierung der USA auf den Kampf gegen China zusammen, der in Hillary Clintons Erklärung vom „pazifischen Jahrhundert“ zum Ausdruck kommt. Dem lag bereits die Außenpolitik Trumps zugrunde und nun auch die von Joe Biden. Die Bundeswehr muss sich dem einfach fügen, da sie derzeit nicht auch nur annähernd eine Militärmacht wie die USA aufbringen kann. Auch wenn seit Jahren an deutscher Aufrüstung auf Hochtouren gearbeitet wird – der deutsche Imperialismus konnte so einen Einsatz nicht alleine stemmen und musste raus.
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2. Auf eine Besatzungsarmee kann man sich nicht verlassen

Dass der Abzug jetzt so panikartig geschieht, ist schon eine Blamage für die NATO-Imperialisten. Alle Völker dieser Welt, die noch von einer imperialistischen Besatzung betroffen sein werden oder sind, wird damit ein eindeutiges Signal gesendet: Wenn ihr mit den Besatzungstruppen kollaboriert, seid ihr denen letztendlich total egal.

Camp Marmal einst größter Bundeswehr-Stützpunkt in Afghanistan wird geräumt. Bild: YouTube

Wer hofft, durch Dolmetschertätigkeit, logistische Unterstützung, Spitzeldienste oder anderes in der Gunst der Besatzungsmacht zu steigen und damit ein mögliches besseres Leben für sich und seine Familie zu erreichen, wird im Zweifelsfall enttäuscht werden. Die Kollaborateure, die in westlichen Medien beschönigend als „Ortskräfte“ bezeichnet werden, werden nun einfach zurückgelassen und damit der vermutlichen Rache der Fundamentalisten ausgesetzt.

Selbst imperialistische Hilfe beim Aufbau einer „eigenen“ afghanischen Armee anzunehmen, funktioniert nicht – wenn es keine eigenständige Vision gibt. 83 Milliarden Dollar sollen die USA in die zuletzt auf 300.000 Mann bezifferte afghanische Armee gesteckt haben. Doch vor den fanatisch verhetzten Taliban ist diese Armee wie ein Kartenhaus zusammen gefallen.

Wofür sollten sie denn auch kämpfen? Für ihre Generäle, die sich alle als erstes ins Ausland absetzten? Für die Regierung, welche durch und durch korrupt war und nur unter Legitimation der NATO eingesetzt wurde? Der Siegeszug der Taliban zeigt die Bedeutung der moralischen Größe im Krieg – die Aussicht auf die Verteidigung eines morschen Marionetten-Staats war es offenbar für die afghanischen Soldaten nicht.
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3. Das Ende der Besatzung eröffnet die Möglichkeit zur wirklichen Befreiung

In einem SWR-Podcast brachte ein afghanischer Interviewter gegenüber der deutschen Journalistin die Ergebnisse des Afghanistan-Einsatzes auf den Punkt: „Ihr seid gekommen, um die Terroristen zu vertreiben, habt ihr gesagt, aber nun gibt es viel mehr davon“.

Die Taliban wuchsen von geschätzten 11.000 im Jahr 2008 auf mittlerweile 200.000 im Jahr 2021 an, da sie sich als Vorkämpfer gegen die Besatzung darstellen konnten. Das ist nun nicht mehr möglich.

Der Abzug der Besatzungmächte ist richtig, nicht nur, weil die Besetzung anderer Länder für die Interessen der eigenen Konzerne und damit Milliardäre falsch ist. Er ist auch richtig, da nur so in Afghanistan selbst die Klassenkonflikte sichtbar werden können.

Denn gerade weil die Taliban in Zukunft nun nicht mehr durch ihren „Kampf gegen die Besatzung“ von ihrer Rolle als feudaler Militärmacht ablenken können, wird der dauerhaft währende Klassenkampf zwischen ausgebeuteten Arbeiter/innen und Bäuer/innen auf der einen und lokalen Kapitalisten und Feudalherren auf der anderen Seite verstärkt an die Oberfläche treten können.

Auch wenn man sagen kann, dass die Taliban es geschafft haben, hunderttausende NATO-Soldaten letztendlich zum Aufgeben zu zwingen – eine Verbesserung der Lebensbedingungen der afghanischen Unterdrückten wird sich dadurch nicht wirklich einstellen.

Zwar werden sie nicht mehr von NATO-Drohnen aus der Luft ermordet werden oder in einer von Korruption durchfressenen Scheindemokratie leben – doch nun dafür unter dem „Islamischen Emirat Afghanistans“. Ein Teil der früher regierenden Feudalherren („Warlords“) sind selber teils Taliban oder haben sich bereits mit ihnen darauf geeinigt, ihre feudale Herrschaft weiterzuführen.

Erst jetzt gibt es die Möglichkeit, dass diese in den Augen der breiten Unterdrückten augenfällig wird und diese ihre eigene Klassenrolle entdecken. Erste Keime eines selbstständigen Kampfes der Afghan:innen zeigten sich in den letzten Monaten, als offensichtlich wurde, dass sie auf sich alleine gestellt sind. Es entstanden kleine militärische Abteilungen von Frauen und Männern, die selber die Gewehre in die Hand nahmen, um sich gegen das Vordringen der Fundamentalisten zu verteidigen.

Foto: Frauen bewaffneten sich gegen den Vormarsch der Taliban; Twitter/ Sultan Faizy

Noch ist die afghanische Linke nicht stark genug gewesen, diese wirklich zu organisieren. Ihrem Aufbau und der fortschrittlichen Selbstorganisation von Arbeiter/innen, Bäuer/innen und Frauen – nun unter fundamentalistischer Herrschaft statt imperialistischer Besatzung – gilt jetzt unsere Solidarität, damit in Afghanistan wirkliche Befreiung einziehen kann.“

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Erstveröffentlichung am 16. August 2021 auf »perspektive«. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers. Bilder und Bilduntertexte wurden ganz oder zum Teil von der Redaktion »RoterMorgen« hinzugefügt.
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Lest dazu auch:

Afghanistan: Das Jubelgeschrei ist verfrüht

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12 Kommentare

  1. Das mag alles sein mit den Amis und war nicht das erste Mal.Vietnam, war auch nicht zu nehmen.
    Mir stellt sich jetzt die Frage, ob man eine Scharia Diktatur für gut heißen kann?!
    Ich jedenfalls, würde mich vor solch einer Diktatur fürchten!

  2. Die sind doch massiv von Saudi-Arabien unterstützt worden. Alleine hätten sie das nie geschafft. Wenn man bedenkt, daß die USA sie in den 1970er Jahren mit Waffen versorgt haben, kann man sagen, daß sich die Imperialisten selbst geschlagen haben. Sehr clever! 😀

  3. Das sind keine Muslime, daß sind Verbrecher, Mörder, die handeln nicht nach Gottes Wort. Sie handeln nur in ihren eigenen Interessen, die schon vor hunderten von Jahren abgeschafft wurden. Ich will gar nicht mehr hören :Taliban, die Gläubigen. Es sind und bleiben Verbrecher der übelsten Sorte.

  4. Die Besatzungstruppe des NATO-Kriegsvereines sind nicht abgezogen! Sie mussten Flüchten .Ehe diese Hungertruppen den Hintern (Arsch) voll bekommen. „Weltmächte -Millitärmächte“ mit modernen Waffen -Waffensysteme müssen vor solch einer Kamel-Gebirgstruppe -Islamistenherde sich zurück ziehen? Aber Großmäulig einen Krieg gegen Russland und Verbündete führen wollen? Dieser Krieg wird wohl nur eine Weltkomikeraktion werden. Mit dem Ergebnis-Erfolg der Selbstvernichtung. Atomwaffen werden und können nicht eingesetzt werden. Da die Selbstvernichtung-Gegenseitige Vernichtung dann feststeht. Alle Atomwaffen-Raketen können heute nicht mehr Abgefangen werden. Die durchkommen reichen zur Vernichtung. Wer zuerst Atomwaffen einsetzt ist heute schon sicher der zweite Tote in Folge.

  5. Die hätten eine afghanische Armee nur aus Frauen aufbauen sollen.
    Die hätten den Taliban bestimmt mehr Widerstand entgegengetzt.
    Der Aufbau einer auf Menschenrechten basierenden demokratischen Gesellschaft war sicher nicht das Hauptziel des Afghanistaneinsatzes und wurde auch nicht konsequent durchgeführt. Dennoch gab es -besonders für Frauen – in dieser Zeit weit mehr Freiheit und Emanzipation als unter den rückwärtsgewandten Taliban.
    Meiner Meinung nach hätten da noch soviel Truppen bleiben sollen, dass man die islamistischen Barbaren in Schach halten kann.
    So ist es maximal schlecht gelaufen. Alles was an Humanität aufgebaut wurde, ist innerhalb weniger Tage verloren gegangen-

  6. Taliban sind nur Patschtunen. Die Turkmenen, Tadschiken, Usbeken und Kirgisen sowie die Hazara werden die Gebiete ihrer Ethnien verteidigen bzw. befreien. Dazu werden sie Hilfe von ihren Stammesbrüdern aus dem Ausland bekommen.

  7. Jetzt wird das Land nach islamische Gesetze regiert.
    Das heißt ungläubigen töten Frauen unterdrücken Kinder missbrauchen kurupzion und Drogen alles was für Menschen unangehm ist wird durchgesetzt.

    • Also wie unter der NATO und US Besatzung, für die Bevölkerung nichts neues.

      Vorher waren es Drohen, Bomben und modernde Söldner. Wo ist der Unterschied? In der Sprache.

  8. Die Taliban sind bewaffnet wie ein NATO-Staat. Wo die Waffen wohl herkommen? Hauptsache,die Gewinne stimmen. Zuletzt waren es über 1800 tote US-Soldaten und auch 59 Deutsche. Es ist eine Schande, das Soldaten getötet werden, wo die Waffen der Gegner aus den eigenen Ländern kommen.Und die Frauen in Afganistan dürfen jetzt wieder das Haus nicht mehr verlassen. Bestenfalls zum Tiere füttern. Bildung oder Karriere können sie auch vergessen. Verdammte dumme Menschheit. Geld, Geld, Geld, Macht, Macht, Macht.

  9. Imperialistische Migrationspolitik vs. revolutionären Jugendwiderstand.
    Der andere Blick

    Der ISLAM und Islamismus auf dem Weg ins westliche Konsum-Paradies!

    Oder: ISLAM und Islamismus ist wie Alkohol und Alkoholismus für Deutschland und EU-Europa.

    Sowohl die Touristen aus westlichen und fernöstlichen Wirtschaftsmetropolen, als auch die privaten [vorgeblichen] NGOs wie Militärs der NATO-Staaten im Auslandseinsatz, übermitteln weltweit ein Bild vom materiellen Überfluss und Reichtum. Hinzu kommen die elektronischen Medien mit ihren Botschaften vom grenzenlosen Konsum. Von überbordenden Konsummöglichkeiten wie sie für mehr als 80 Prozent der Menschheit in den weltweiten Armutsregionen niemals erreichbar sein werden. Verständlich, wenn die Jugend der Welt daraus ihren Anspruch auf Teilhabe ableitet. Da die große Mehrheit der Weltjugend keinerlei Möglichkeit hat und auch von ihren heimischen Oligarchien mit Gewalt von einer Teilhabe am vorhandenen Reichtum abgehalten wird. Dabei auch von westlicher Wirtschafts- und Geopolitik, unter Einsatz von westlicher Polizei und Militär. So machen Sie sich auf den Weg der medialen Verheißungen ins Konsumparadies nach Westeuropa. Insbesondere auch nach Spanien, Italien, Frankreich, Großbritannien, Deutschland und in die Beneluxstaaten und nach Dänemark, Schweden und Norwegen.

    ►Eine Alternative wäre der sozialrevolutionäre Jugendwiderstand gegen die heimischen Oligarchien und korrupten Eliten in den sogenannten Schwellen- und Entwicklungsländern. Dabei müssten die jungen Menschen ihren nationalen und regionalen, wirtschaftlichen und sozialen Befreiungskampf, aber auch gegen die Präsenz ausländischer Söldner und Militärs richten.

    Erwiderung von Herbert S.-G.:

    »Finde es schade, Herr Schramm, daß Ihre Analyse, die sich mit den Ursachen befaßt, hier den Bach runtergeht.
    Ich finde, Herr Laschet hat das Richtige zur Situation gesagt in Bezug auf die Menschen, die aus Afghanistan jetzt herauswollen.
    Für das globale Problem des Migrationsdruckes auf die „reichen Staaten“ gibt es keine echte Lösung.
    „Der sozialrevolutionäre Jugendwiderstand“, den Sie sich vorstellen, hat in Ägypten nichts gebracht… und er kann auch nichts bringen, denn er verbraucht seine Energie im KAMPF GEGEN etwas und „Kämpfe gegen“ etwas sind nicht konstruktiv, erzeugen nur „Gegen-Kämpfe“.
    Besser scheint es mir, wenn jeder versucht, so gut es seine Fähigkeiten und die Umstände zulassen, dafür zu sorgen, dass es ihm/ihr relativ gut geht.« {…}
    Vgl. Kommentare auf NZZ *

    Antwort von R.S.:

    Wenn die arabische, asiatische und afrikanische Jugend sich nicht gegen die jeweils heimischen Oligarchen und korrupten Eliten – deren Zusammenarbeit auch mit internationalen Rüstungs- und Rohstoffkonzernen – zusammenfindet, dann kann sie ihre soziale, wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Befreiung nicht durchführen. Die Oligarchen bleiben dann im Geschäft mit internationalen westlichen und fernöstlichen Konzernen bei der Ausbeutung und Plünderung der Reichtümer an Rohstoffen und Bodenschätzen in den jeweiligen Armutsregionen und sog. Entwicklungsländern.

    Die deutsche Bundeswehr wie auch die anderen NATO-Verbände haben nicht die Aufgabe die Lebensinteressen der jeweiligen Völker zu verteidigen. Hier geht es nicht um „Demokratie“ und „Frauenrechte“. Hier geht es um wirtschaftliche und geopolitische Interessen der jeweiligen Wirtschaftsmetropolen, so für die USA, FR, GB und BRD. Aber auch für Finanzinteressen, nicht nur in der pseudo-‚demokratischen‘ Schweiz und Liechtensteins.

    * Vgl. Kommentare, Neue Zürcher Zeitung am 18.08.2021: »Bloss kein zweites 2015 – Warum Armin Laschet recht hat. Der Spitzenkandidat der Union hat es gewagt, die Deutschen an den migrationspolitischen Kontrollverlust vor sechs Jahren zu erinnern, und sofort die Quittung bekommen. «Herzlos» und «beschämend» sei das, schimpfen die linken Leitmedien. Sie haben aus der letzten Flüchtlingskrise nichts gelernt.«
    Laschet hat recht: 2015 darf sich nicht wiederholen (nzz.ch)
    https://www.nzz.ch/meinung/der-andere-blick/laschet-hat-recht-2015-darf-sich-nicht-wiederholen-ld.1641076?reduced=true

    19.08.2021, R.S.

  10. Ob die Machtübernahme der Taliban ein großes Ereignis ist?
    Nach 20 Jahren, in denen internationale Militärpräsenz in Afghanistan herrschte, das Land in 2 Wochen zu übernehmen – Ja, durchaus ein großes Ereignis.
    Insbesondere durch die Folgen des Ganzen, die dann aber -bei aller Ablehnung der US-Außenpolitik- in Afghanistan doch nicht so revolutionär sind, wie manche glauben oder hoffen mögen. Mit religiösen Fundamentalist*innen funktioniert die Umwälzung bestehender Verhältnisse (Revolution) gesellschaftlich gesehen nur in Richtung Mittelalter… und das war auch unter Karsai schon absehbar, der unter Druck der Taliban stand.
    Was war denn so üblich, als die Taliban zuletzt in Afghanistan regierten?
    Frauen (und sogar schon Mädchen ab 8 Jahren) wurden nicht nur unterdrückt, sondern soweit es ging, aus dem öffentlichen Leben gedrängt – Insbesondere sich ohne einen Mahram, d.h. einen männlichen Verwandten, außerhalb des Hauses bzw. der Wohnung fortzubewegen. Nicht nur Bildung und Erwerbsarbeit, ja selbst der Zugang zu medizinischer Versorgung war derart eingeschränkt, dass man schon von einem mehr oder weniger schleichenden Femizid sprechen kann.
    Gewalt gegen Frauen war alltäglich und z.T. auch öffentlich.
    LGBT durften mindestens mit langjährigen Haftstrafen rechnen, wenn nicht gar mit der Todesstrafe. Bacha Bazi war trotz allem durchaus recht verbreitet.
    2019 meinte ein Sprecher der Taliban, diese seien kein Teil des Staates, sondern, dass sie Afghanistan seien.
    Was dem Verständnis von Monarchen während des Absolutismus gleichkommt.
    Damit ist an der (erneuten) Machtübernahme der Taliban nichts Revolutionäres dran.
    Denn auch, wenn sie sagen, dass Frauen unter ihnen (mittlerweile?) ein Recht auf Bildung hätten – Die hatten auch behauptet, mit ihren Edikten Frauen schützen zu wollen und trotzdem (bis auf ein paar Ausnahmen) Menschenhandel, zumeist mit Frauen, betrieben.
    Fortschrittliche Politik, Emanzipation – Das ist mit religiösen Fundamentalisten nicht machbar! Sondern das Letzte, was die wollen. Die streben nach Macht auf allen Ebenen, wie es schon die Herrscher des Absolutismus taten.

  11. Aufbauarbeit.

    Afghanen sollten nicht ins imperialistische Konsum-Paradies davonlaufen!

    Afghanistans Männer dürfen nicht davonlaufen, sondern sie müssen beim Aufbau helfen!

    Das untere soziale Deck in Afghanistan sind nicht die Ortskräfte, wie in den westlichen Medien falsch behauptet. Das untere Deck sind die in den letzten zwanzig Jahren sträflich vernachlässigten Menschen vor allem in den ländlichen Regionen Afghanistans.

    Vergleichsweise privilegiert, lebten die sozial abgesicherten Kollaborateure der vom Westen eingesetzten Regierung, dabei auch unter Mithilfe der deutschen Parlamentsmehrheit und Bundesregierung. Besonders extrem profitierten die Warlords und Stammesführer vom Rauschgifthandel und der materiellen Korruption und Unterschlagung von westlichen Hilfsgeldern für die weiterhin notleidende Bevölkerung.

    Ein Ergebnis der westlichen Förderung verbundener feudaler Stammesführungen und der afghanischen Bourgeoisie, mehr als dreiviertel der afghanischen Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze: weniger als zwei Dollar pro Kopf und Tag zum Überleben.

    PS: Es könnte nur besser werden für die afghanische Bevölkerung, würden sich die vom Westen materiell und sozial privilegierten Ortskräfte und wenigen Fachkräfte nicht absetzen und ihrer Verantwortung für die afghanische Gemeinschaft nachkommen. Dazu gehört auch die Rückkehr der in Europa beruflich qualifizierten Afghanen und deren persönlicher Einsatz beim wirtschaftlichen und sozialen Aufbau ihrer Heimat Afghanistan!

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