Vor 65 Jahren – Die Geburtsstunde der Bundeswehr

Hosteni – 11. November 2020

Gegen den Willen des Volkes

Am 25. Februar 1955 ratifizierte der Bundestag die Pariser Verträge. Am 6. Juli 1956 wurde das Wehrpflichtgesetz vom Bundestag gegen die Stimmen der SPD verabschiedet. Und am 12. September 1955, also heute vor 65 Jahren wurden, von Bundespräsident Theodor Heuss, offiziell die ersten Ernennungsurkunden (Generalleutnanten, Oberstleutnanten, Majore usw.) überreicht. Dieser Tag gilt seither als Jahrestag der Bundeswehr.

Aber das Volk stimmte mit den Füßen ab: Zigtausende jungen Menschen flüchteten aus der Bundesrepublik in die DDR und wurden dort mit offenen Armen empfangen. Dort bestand bis Anfang der 60er Jahre keine Wehrpflicht. Die Wehrdienstflüchtlinge aus der BRD, waren seinerzeit die größte Gruppe der politischen BRD-Flüchtlinge, die in die DDR gingen. Vor der Verabschiedung des Wehrpflichtgesetzes schnellte die Fluchtwelle in die Höhe: So flüchteten allein im ersten Quartal 1955 rund 15.000 Jugendliche aus Westdeutschland in die DDR. Das die westdeutsche Jugend den Militärdienst in ihrer erdrückenden Mehrheit ablehnte, beunruhigte die Behörden in Bonn. Dennoch gingen sie den Weg der Remilitarisierung gegen den Willen des Volkes weiter.

Diese Tatsachen werden bis heute, wie so vieles, verschwiegen. Zu peinlich sind diese Fakten und passen nicht ins offizielle Geschichtsbild der Herrschenden.
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Des Teufels Generale prägten die Bundeswehr

»Wir haben auf Sie zurückgegriffen, um nazistische Einflüsse nach Möglichkeit auszuschalten«. Karrikatur: »Deutsche Welle«, München

Den militärischen Geist prägten in erster Linie jene ehemaligen Generale und Offiziere der faschistischen Wehrmacht, die an ihrer Spitze und in der Truppe auf allen Ebenen wirkten. So stammten von den ersten abgegebenen Freiwilligenmeldungen 40.613 von früheren Offizieren, 87.089 von ehemaligen Unteroffizieren und nur 24.464 von Ungedienten.

Das ein Teil der Bewerber, der die faschistische Diktatur noch in lebhafter Erinnerung hatte und aus tiefster Überzeugung ablehnte, tatsächlich glaubte, in einer neuen Armee zu dienen, ändert nichts am wahren Charakter der Streitkräfte der BRD. Sie waren nicht typisch. Bereits im September 1956 verließen 600 Freiwillige die Bundeswehr.

Am Aufbau der Bundeswehr beteiligten sich viele schuldige Hitler-Generale. Der ranghöchste General der Anfangszeit war A. Heusinger ( 1957 – 1961 Generalinspekteur der Bundeswehr).

Heusinger sprach mit General Speidel bereits 1949 beim hohen Kommissar der USA, McCloy, vor wegen Begnadigung und Entlassung der als Kriegsverbrecher verurteilten und inhaftierten Hitler-Generale, „weil sonst die deutsche Wiederaufrüstung blockiert“ würde.

Adolf Heusinger, 1957 – 1961 Generalinspekteur der Bundeswehr, 1923 über Hitler: »Adolf Hitler ist der von Gott gesendete Mann, der die Deutschen herausführen wird aus ihrer schrecklichen Konstitution“ (Vgl. Ch.R. Allen, Heusinger of The Fourth Reich, New York 1963)

Als Ia der Operationsabteilung im OKH und ab 1940 als Hitlers Operationschef konzeptierte er fast alle Aggressionspläne im militärischen Detail. Er gehörte zum engsten militärischen Beraterkreis Hitlers. Mit SS-General Bach-Zelewski war er zuständig für die Partisanenbekämpfung. Diese nutzte man für die, auf Befehl Hitlers, eingeleitete „Technik der Entvölkerung“. Ca. 30 Millionen „Juden und Slawen“ wollten Nazi-Führung und zuständige Heerführer ausrotten, um „deutschen Lebensraum zu schaffen“. Die „Richtlinien für die Bandenbekämpfung“ der „Jagdkommandos“ verfasste Heusinger. Hunderttausende wurden Opfer dieser „Richtlinien“. Was Heusinger zu verantworten hat, ist mehr als Massenmord; es ist ein Fall von Genozid. Eben „Technik der Entvölkerung“.

Heusinger am 27. September 1958 vor dem Offizierskorps: „Wir müssen uns an die Vergangenheit erinnern …Laßt uns festhalten an den alten Prinzipien, die wir noch gebrauchen werden“. (vgl. Ch.R.Allen)

General H. Speidel ließ als Stabschef im besetzten Frankreich 500 Geiseln erschießen. Auch für die Deportation von 3000 „Kommunisten und Juden“ in Vernichtungslager ist er verantwortlich. Aber nicht nur in Frankreich war er als Geiselmörder bekannt. Präsident de Gaulle verwies ihn 1963 als

Nachfolger von Heusinger und Foertsch wurde in den 60er Jahre der Ex-Offizier der Legion Condor, Heinz Trettner. 1940 verantwortete er die Bombardierung Rotterdams während eines vereinbarten Waffenstillstandes. Auf Kreta, im Raum Smolensk und später in Italien war er maßgeblich an der „Bandenbekämpfung“ beteiligt. Quelle: Bundesarchiv

Oberbefehlshaber von NATO-Mitte/Landstreitkräfte mit 48-Stundenfrist des Landes, als Einzelheiten seiner Verbrechen bekannt wurden.

Ein anderer „Techniker der Entvölkerung“ an der Spitze der Bundeswehr ab 1961 war General Foertsch, ein verurteilter Kriegsverbrecher. Er führte den „Führer“-Befehl aus (soweit es möglich war): Leningrad „dem Erdboden gleichzumachen“. Mehr als 800.000 Leningrader gehörten zu den Opfern.
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Der „alte Geist“ der Generale wirkte weiter

Daß der Aufbau der Bundeswehr in der Tradition der nazifaschistischen Wehrmacht und des deutschen Militarismus erfolgte, war kein „Ausrutscher“. Im Rahmen der Wiederherstellung der alten gesellschaftlichen Verhältnisse, war er nur folgerichtig. Die Bundesrepublik führte nicht nur die Geschäfte der Deutschen Bank, Siemens, Flicks, Abs, Krupps und Thyssens usw. fort, sondern sorgte für eine personelle Kontinuität in allen wichtigen Bereichen der Politik, Justiz, Bürokratie, Schule sowie auch bei Militär und Polizei. Viele der prominenten Politiker der Bundesrepublik waren Mitglieder der Nazi- Partei oder Offiziere der Nazi-Wehrmacht wie

  • der berühmte Alt-Nazi Globke, der  und Kommentator der Nürnberger „Rassegesetze“ von 1935 und spätere Staatssekretär bei Adenauer ab 1949,
  • der Präsident der BRD, H. Lübke, der einst Gestapo-Spitzel, dann Kommandeur beim Sklaveneinsatz von KZ-Häftlinge und KZ-Baumeister war,
  • Bundeskanzler Kiesinger, war von 1940 an Propagandachef im Auswärtigen Amt der Nazis,
  • Und im ersten Bundestag bestand die Mehrheit der Abgeordneten aus Mitgliedern der Nazi-Partei,
  • der Geheimdienst, der BND, genauso wie Polizei und Grenzschutz, wurden von Nazi-Kadern aufgebaut,
  • Bekannt ist auch, daß 1968 noch 520 Nazi-Diplomaten im Auswärtigen Dienst beschäftigt waren. In der Justiz befanden sich zur gleichen Zeit noch über 800 Nazi-Juristen u.s.w.

Daß solche nur beispielhaft angeführten Figuren zum Teil an der Spitze des Staatsapparates standen, zeigt deutlich die personelle Kontinuität des deutschen Faschismus damals zum deutschen Imperialismus.

„Diese (Nazi) Generale haben die heutige mittlere Offiziersgeneration ausgebildet und ihren Geist geprägt“, schrieb der SPD-Militärexperte Horn/MdB 1974. Und zu ihren Geist gehört auch die militaristische Tradition.

Zu dieser Tradition gehören außer Soldatenschinderei, Rassismus und Untertanenmentalität bekanntlich auch die Vernichtungskriege und schwerste Kriegsverbrechen.
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Zur Rolle der Sozialdemokratie

Die Nachkriegszeit und die Entwicklung der BRD wurde nachhaltig von der Sozialdemokratie (DEN ALT-REVISIONISTEN) geprägt.

In ihrer Fixierung auf das parlamentarisch-demokratische System bürgerlich- kapitalistischen Zuschnitts formulierten einzelne führende SPD-Politiker sogar ganz offen den integrativen Charakter der politischen Taktik der Sozialdemokratie. So berichtet Carlo Schmidt rückblickend, die SPD sei nach der ersten Bundestagswahl „bewußt in die Opposition gegangen“, weil die Parteiführung der Ansicht gewesen sei, „daß die parlamentarische Demokratie bei uns in Deutschland nur dadurch funktionsfest gemacht werden könne, daß eine starke Partei in Opposition geht, die den Staat bejaht, auch wenn sie die gegenwärtige Regierung schlecht findet. Nur so könne verhindert werden, meinten wir, daß die Unzufriedenen, die es ja immer geben wird, sich radikalen Parteien anschließen müssen, die den Staat verneinen. Diese Unzufriedenen haben so die Möglichkeit, sich einer Partei anzuschließen, die sich zwar gegen die jetzige Regierung stellt, die aber bereit ist, den Staat und seine Grundordnung zu erhalten und zu verteidigen“. (Schmidt, Carlo, in „Der Wähler“, Bonn, Heft 11/1955)

Bundeskanzler Konrad Adenauer (Mitte) schreitet mit Verteidigungsminist Theodor Blank (links) beim Besuch der neu aufgestellten Bundeswehr in Andernach die Formation ab. Bild: Bundeswehr/Munker

Die gleiche zwiespältige Haltung war auch für die Politik der SPD-Führung in der Frage der Remilitarisierung bezeichnend. Die SPD und ihre Führung hat zu keiner Zeit nach dem Kriege eine Politik betrieben, die den Erwartungen ihrer Parteibasis und Wählerschaft gerecht geworden wäre.

Theodor Blank (r.) war der erste Verteidigungsminister der Bundeswehr. Hier mit dem Generalinspekteur der Bundeswehr, General Adolf Heusinger. Bild: Bundeswehr/Baumann

Die neue Strategie für die Bundeswehr, die in den 90iger Jahre festgelegt wurde, heißt Umbau der Bundeswehr auf „out of area“.

Die Umsetzung solcher Vorgaben werden in der Ausbildung geübt. Da erkennt der Soldat nach traditionellem Muster den Feind als „rohen und barbarischen Krieger“, der zu jeder „Grausamkeit …fähig ist“. (Vgl: Truppenpraxis 2/3- 1996) Die Gewaltverbrechen der deutschen Wehrmacht bleiben ausgeblendet, jene, die für ihre Emanzipation kämpfen und ihre Rohstoffe in eigener Verfügung behalten wollen, sind die „kleinen bösen Männer“!

Gewisse alte Traditionen erhalten heute neue gefährliche Brisanz in der bundesdeutschen Wehr- und Außenpolitik. Hakenkreuze und Hitlerverehrung in den Mannschaften sind nur Symptome veränderter politischer Bedingungen. Bereits am 30. Januar 1991 verkündete Kanzler Kohl: „Deutschland hat mit seiner Geschichte abgeschlossen. Es kann sich künftig offen zu seiner Weltmachtrolle bekennen und sollte diese ausweiten!“

»Nie wieder Krieg ohne Deutschland“. Karrikatur: unbekannt

Erstveröffentlichung in der Broschüre »Das Geheimnis, in dem der Krieg geboren wird” KPD/ML 2007. Bilder und Bilduntertexte wurden teilweise von der Redaktion Roter Morgen hinzugefügt.

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1 Kommentar

  1. Neuauflage: Imperialismus und Militarismus deutscher Prägung im 21. Jahrhundert.

    Aus: Beijing Rundschau · 17-09-2021 · Quelle: german.china.org.cn

    »China rufe Staaten von außerhalb der Region dazu auf, die Bemühungen der Länder der Region um Wahrung von Frieden und Stabilität im Südchinesischen Meer zu respektieren und eine konstruktive Rolle bei dieser Frage zu spielen, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums Zhao Lijian am Donnerstag als Antwort auf die Frage, warum China einem deutschen Kriegsschiff das Anlegen in einem chinesischen Hafen verweigert habe.

    Zhao sagte auf einer routinemäßigen Pressekonferenz, dass sich die Lage im Südchinesischen Meer durch gemeinsame Bemühungen Chinas und der ASEAN stabilisiert habe. In jüngster Zeit aber würden gewisse Länder von außerhalb der Region gehäuft Flugzeuge und Kriegsschiffe in die Region entsenden, um im Namen der „Freiheit der Seefahrt“ eine Machtdemonstration zu liefern, Unruhe zu stiften und mutwillig Konflikte über maritime Fragen vom Zaun zu brechen.

    China sei fest entschlossen, die territoriale Souveränität und die maritimen Rechte und Interessen des Landes zu verteidigen und werde darin fortfahren, Schwierigkeiten mit betroffenen Ländern zu verhandeln und angemessen zu lösen.
    {…}

    Zum ersten Mal seit fast zwei Jahrzehnten schickte Deutschland im August ein Kriegsschiff in das Südchinesische Meer, um dort mit anderen westlichen Nationen militärische Präsenz zu demonstrieren. Dies geht aus einem Bericht von Reuters hervor. Die Fregatte „Bayern“ wollte auf ihrem Weg ins Südchinesische Meer Station in Shanghai machen, was die chinesischen Behörden jedoch nach einer „Bedenkzeit“ ablehnten.«

    Vgl. beijingreview.com.cn am 17.09.2021
    18.09.2021, R.S.

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