
Redaktion – 8. Februar 2025
„Der Hunger in der Ukraine 1932/33: Eine Geschichte von Sabotage und natürlichen Katastrophen – und wie sie zur Propaganda wurde“
In der aktuellen politischen Lage der Ukraine gewinnen alte Narrative erneut an Bedeutung. Inmitten politischer Spannungen greifen bürgerliche Autoren und Schreiberlinge immer wieder auf die Legende des „sowjetischen Hungerterrors“ von 1932 zurück. Doch was steckt wirklich hinter dieser Geschichte? Wurde die Hungersnot durch böswillige Tötung durch Hunger verursacht, oder gibt es tiefere, komplexere Gründe für das Leid der Menschen?
Die „Frankfurter Rundschau“ berichtete am 23. Februar, dass „Stalin 1931 bis 1933 den Widerstand der Bauern gegen die Schaffung von Kolchosen durch die Vernichtung ihrer Ernten und Tiere brach. Allein in der Ukraine verhungerten zwischen zwei und drei Millionen Menschen.“ Diese Erzählung, die von vielen als Gräuelmärchen bezeichnet wird, hat eine lange Geschichte. Ursprünglich von den Nazis 1933/34 erfunden und verbreitet, griff die US-amerikanische Hearst-Presse diese Geschichte auf, um sie in der westlichen Welt weiter zu verbreiten. In den Jahren darauf fand sie immer wieder Eingang in antikommunistische Literatur. 2006 führte der damalige ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko ein Gesetz ein, das die „öffentliche Leugnung des sog. Holodomor“ als illegal deklarierte. Der Begriff „Holodomor“ bedeutet „Tötung durch Hunger“ und wurde teilweise als „Hungerholocaust“ übersetzt, um Parallelen zum faschistischen Völkermord an den Juden zu ziehen. Doch was war wirklich der Hintergrund dieser Tragödie?
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Die Hungersnot in der Ukraine von 1932/33 hatte mehrere Ursachen, die sich durch politische, wirtschaftliche und natürliche Faktoren vermischten.
Zunächst war sie das Ergebnis einer systematischen Sabotage an der Kollektivierung der Landwirtschaft, die 1929 in der sozialistischen Sowjetunion begann. Kulaken, also wohlhabende Bauern, sowie andere reaktionäre Kräfte versuchten, sich gegen die Entmachtung und Enteignung zu wehren. Für die breiten Massen der Bauern bedeutete der Zusammenschluss in Kolchosen eine Befreiung von Rückständigkeit und Armut, während die Kulaken erhebliche Privilegien und Besitz verloren. Wie der US-amerikanische Politikwissenschaftler Frederick Schuman berichtet, äußerte sich die Opposition der Kulaken zunächst durch das massenhafte Abschlachten von Vieh, um die Kollektivierung zu behindern. Der Rückgang der Viehzählung zwischen 1928 und 1933 war dramatisch: Der Pferdebestand fiel von 30 Millionen auf weniger als 15 Millionen, und die Zahl der Kühe sank von 70 Millionen auf 38 Millionen. Der Schaden war enorm, da das Vieh überwiegend in den Händen der Kulaken war.
Ein weiteres Problem war die Naturkatastrophe: In den Jahren 1930, 1931 und 1932 herrschte in der Ukraine eine schwere Dürre. Der Historiker Michael Florinsky bestätigte, dass die Dürre die Situation der Landwirtschaft verschärfte und zur Hungersnot beitrug. Zudem verschärfte eine Typhus-Epidemie die Lage, die mit der Hungersnot zusammenfiel. Der britische Wissenschaftler Horsley Gantt, der die Zahl der Hungertoten zunächst auf 15 Millionen ansetzte, gab selbst zu, dass es aufgrund der Typhus-Epidemie schwierig sei, den Hauptursache für die hohe Zahl der Toten eindeutig zu bestimmen.
Die vierten Ursachen lagen in den politischen und organisatorischen Herausforderungen der sowjetischen Landwirtschaftsreform. Obwohl die Kollektivierung ursprünglich als freiwillige Bewegung angedacht war, gab es unter einigen Parteifunktionären Zwangsmaßnahmen, was die Widerstände der Bauern verstärkte. In der Westukraine gab es Anfang der 1930er Jahre mehrere Aufstände gegen die Kollektivierung.
Die Kollektivierung und die damit verbundene Organisation von landwirtschaftlichen Betrieben in Kolchosen wurden durch eine Vielzahl von Maßnahmen unterstützt, um die Produktivität zu steigern. 1933 entsandte die KPdSU 17.000 Parteiarbeiter in die Kolchosen, was eine bemerkenswerte Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge zur Folge hatte. Außerdem erhielt die Ukraine zu Beginn des Jahres 1933 zahlreiche Hilfsmittel wie Saatgut, Nahrungsmittel, Viehfutter und Traktoren.
Trotz dieser Unterstützung und der erfolgreichen Ernte im Jahr 1933 gehen die Schätzungen der Opferzahlen weit auseinander. Realistische Schätzungen sprechen von etwa einer bis zwei Millionen Toten aufgrund der Hungersnot. Doch die Opferzahlen wurden durch die Propaganda des „Holodomor“ drastisch aufgebauscht. Zahlreiche Quellen, wie der Journalisten Thomas Walker und der Nazibeamte Otto Schiller, setzten die Zahl der Hungertoten auf mehrere Millionen an. Diese übertriebenen Zahlen trugen dazu bei, eine ideologische Basis für die Eroberung der Ukraine durch die Nazis im Zweiten Weltkrieg zu schaffen und die Hungersnot als politisches Werkzeug gegen die Sowjetunion zu nutzen.
Die Geschichte des „Holodomor“ bleibt ein umstrittenes Kapitel der sowjetischen Geschichte, das von verschiedenen politischen Kräften genutzt wird, um ihre eigenen Narrative zu stützen. In der Ukraine von 1932/33 spielten viele Faktoren eine Rolle, aber die wahre Tragödie lag nicht nur in der Hungersnot selbst, sondern auch in der Verzerrung der Ereignisse zu propagandistischen Zwecken.
Quellen:
- Douglas Tottle, Fraud, Famine and Fascisme, The Ukrainian Genocide Myth from Hitler to Harvard, Progress Books, Toronto, 1987, Seite 94.
- Ebenda, Seite 91.
- Ebenda, Seite 97.
- Zitiert nach Ludo Martens, „Stalin anders betrachtet“.
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