Der Winter naht, doch man kann den Armen nichts geben, wenn man den Reichen nichts nimmt

Volkskorrespondenz zum Wochende von Fiete Jensen – 12. November 2023

Fiete Jensen, Gruppe RoterMorgen

Eine Vergesellschaftung der leerstehenden Wohnungen und der Villen der Superreichen ist überfällig

Wie die deutsche Tagesschau am 10. November berichtete wird die Zahl der Obdachlosen in der BRD zum Jahreswechsel ´23/24 auf über 600.000 steigen. Das ist im Vergleich zum Vorjahresswechsel eine Steigerung von 58 %. Keiner weiß, wie die höhere Wettergewalt den Würfel Richtung Plus und Minus werfen wird, keiner weiß, wie hoch die Dunkelziffer über den geschätzten 600.000 Ärmsten der Armen liegt. Eines steht aber schon heute fest: Es wird wie in jedem Winter Arbeitslosigkeit und in ihrem Gefolge Obdachlosigkeit und Erfrierungstote geben. Dieses ist ein elementarer Bestandteil der kapitalistischen Produktionsweise ­­– eingeplant und durchaus gewollt.

In jedem Jahr das gleiche Schauspiel: Je mehr in der Winterzeit die Temperaturen fallen, desto mehr erwärmen sich die die Herzen deren die nicht erkennen oder bereit sind das Übel an der Wurzel zu packen: Spenden, Suppenküchen, Winterwagen, ein paar Zelte und mobile Notunterkünfte, am sogenannten Heiligen Abend eine Gänsekeule, das ist es, was die kleinbürgerliche Denkweise für die Ärmsten der Armen erübrigt. Marx und Engels stellen sich schon 1848 im „Manifest der Kommunistischen Parteien“ gegen „Vereinswesen“, heute würde man „Initiativen“, „Bewegungen“, „Bündnisse“ oder „Aktionsgruppen, sagen, die sich die Verbesserung der Lage der arbeitenden Klassen zum Ziel gesetzt haben, an der Herrschaft des Kapitals aber nicht rütteln. Es ist eben nur eine Täuschung, denn allein auf Grund der objektiven ökonomischen Gesetzmäßigkeiten der Krisen im Kapitalismus ist die Zahl der Obdachlosen um 58 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. 

Auch Friedrich Engls setzte sich 1872 mit der Wohnungsfrage im Kapitalismus auseinander. Er kritisierte gerade die kleinbürgerlichen Scheinheiligkeiten und die reaktionären kleinbürgerlichen Konzepte, etwa die des „Anarchisten Proudhon“, der dafür plädierte, dass die Wohnung nach einer bestimmten, mehrjährigen Mietzahlungszeit in das Eigentum der Arbeiterfamilie übergehen könne. Auch das sei eine ohnehin illusionäre reaktionäre Lösung, denn so wird der Arbeiter Kleinkapitalist und den großen Immobilienhaien wird kein Haar gekrümmt. Die sofortige Lösung der Wohnungsfrage im Kapitalismus liegt seit 1872 auf dem Tisch: Enteignung (Expropriation) eines Teils der den besitzenden Klassen gehörenden Luxuswohnungen und die Einquatierung (Bequartierung) des übrigen Teils1“. Engels hat als alter Klassenkämpfer Recht und wir müssen von ihm lernen: Man kann den Armen nichts geben, wenn man den Reichen nichts nimmt. Das ist sonnenklar und dennoch ruft es bei den Eigentumswohnungen besitzenden Kleinbürgern Angst und Denkblockaden hervor.

Die heutigen Aktivitäten der sog. NGOs, also den nicht staatlichen Organisationen und dazu zählen wir Marxisten-Leninisten in diesem Fall auch Initiativen die in Kirchengemeinden aufgekeimt sind, Wohnungslosen vor dem Erfrieren zu retten, sind zu begrüßen. Soweit dieses keine Alibiaktionen sind, werten wir dieses als Klassensolidarität. Solidarität von Unten für Unten. Die Marxisten Leninisten haben die Aufgabe solche Initiativen zu Unterstützen, aber auch unnachlässig auf die Ursachen hin zu weisen.  Auf zu zeigen das die alleinige Bekämpfung der Ursachen niemals grundlegende Veränderungen hervorrufen werden. Das Engagement für die schwächsten unserer Klasse muss in den Kampf zur Befreiung unserer Klasse übergehen.

Die Dialektik lehrt uns, dass die Gegensätze ineinander umschlagen. Warum sollen nicht kapitalistische Blutsauger, die sich auf Kosten des arbeitenden Volkes vollgefressen haben, obdachlos werden und am Straßenrand nach einem Stück Brot betteln? 

Es gibt Gerechtigkeit und Gerechtigkeit, Gänsekeulengerechtigkeit und Klassenkampfgerechtigkeit. Der Regisseur Sergei M. Eisenstein hat in der Sowjetunion den Monumentalfilm „Iwan der er Schreckliche“ über den Zaren gedreht, die Schlussszene zeigt das Portrait des Zaren im Großformat, die Worte, die er vortrug, sind von Stalin verfasst worden: Es ist die Aufgabe des Zaren, die Kleinen und Schwachen zu schützen, aber hart und grausam gegen die Reichen und Mächtigen zu sein. Wenn er dies jedoch nicht vermag, dann ist er kein Zar‘.

Heute muss man nicht mehr hart und grausam gegen die Reichen und Mächtigen sein und das Leben als Berufsrevolutionär ist garantiert. Den Revisionisten um Chruschtschow passte es schon nicht, hart und grausam gegen die Reichen und Mächtigen vor zu gehen, so stand denn auch in der DDR der Film auf dem Index, man sprach doch jetzt von friedlicher Koexistenz.

Heute sind in ihre Stapfen die Wagenkechts, Lafontaines, und zwielichtige Gestalten aus der sog. Linken Szene getreten. Sie alle garantieren dem Kapital seine weitere Existenz und helfen somit mit, dem Volk eine Demokratie vor zu gaukeln, die es nie gab.
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Eine der wenigen Ausnahmen. May Bryan, selber einmal Wohnungslos gewesen, gründetet die Obdachlosenhilfe-Hamburg. Er organisiert, mobilisiert, deckt auf und klagt Staat und Senat an!

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1) Friedrich Engels, Zur Wohnungsfrage, in: Marx, Engls, Gesammelte Werke, Band IV; Dietz Verlag Berlin, 1988, Seite 228

Ergänzende Literatur
Wladimir Iljitsch Lenin: Staat und Revolution“ IV. Kapitel

Dank an Heinz Ahlreib für die wegweisenden Impulse

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2 Kommentare

  1. Die Bundesregierung fördert mit 8 Milliarden Euro im nächtem Hahr den Krieg um die Ukraine. Das Geld fehlt dann hier für soziale Projekte! Damit verdoppelt die Bundesregierung den Etat für die Ukraine!

  2. Wenn ich das immer von der Umverteilung lese, könnte ich nur noch 🤮. Der Staat sollte einfach mal seine Ausgaben überdenken, wo er doch Rekordsteuereinnahmen hat. Vielleicht erstmal ums eigene Land kümmern, bevor Geld in die ganze Welt verteilt wird.

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