»perspektive« – 26. November 2021
Während eines Einsatzes im April im Kölner Stadtteil Bickendorf werden fünf Polizisten verdächtigt, „übermäßige Gewalt“ angewendet zu haben. Ein 59-jähriger Italiener starb wenige Wochen nach dem Vorfall an den Folgen des Einsatzes im Krankenhaus.
Am 24. April 2021 kam es in Köln-Bickendorf zu einem Polizeieinsatz wegen Unfallflucht. Dabei kam es zu massiver Polizeigewalt. Ein 59-Jähriger Italiener, der selbst kein Beschuldigter in dem Verfahren war, musste noch am selben Tag mit mehreren Rippenbrüchen und Atemnot ins Krankenhaus. Danach konnte er das Krankenhaus nach ambulanter Behandlung verlassen. Im Juni 2021 musste er allerdings wieder ins Krankenhaus, dieses mal stationär. Nach zwei Wochen stationärem Aufenthalt starb er.
Die Polizisten, die an dem Tag an dem Einsatz beteiligt waren, wurden nun vorläufig suspendiert. Besonders brisant ist hierbei, dass auf den Handys der Verdächtigten strafrechtlich relevante Absprachen und Daten gefunden wurden. Laut dem Kölner Stadtanzeiger heißt es in den Chats, man habe „gerade einen umgeklatscht“. Die Beamten der Polizeiinspektion sollen auf Geheiß eines Polizeikommissars nach der Devise „kaputt machen.“ gehandelt haben, so die Zeitung.
Es gehe hierbei um mögliche Abmachungen zur Anwendung von Gewalt. Die beteiligten Polizisten sollen sich gezielt gemeinsam verabredet haben, „um eventuellen Widerstandshandlungen potentieller Beschuldigter mit übermäßiger Gewalt zu begegnen“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Augenzeugen berichten über den Einsatz im April, dass die eingesetzten Beamten unter anderem auf das gefesselte Opfer eintraten und -schlugen.
Weitere Angaben zu den Polizisten und zu konkreten weiteren Vorwürfen gibt es bisher nicht. Auch zur genauen Zahl der beamten, gegen die ermittelt wird, wurden keine Angaben gemacht. Es sind laut Staatsanwaltschaft alles Männer. Konkrete Hinweise auf ein möglicherweise rassistisches Motiv lägen in dem Fall bislang nicht vor, sagte der Sprecher.
Dieser Fall reiht sich ein in eine Reihe von Polizeigewalt und damit zusammenhängenden Toden. Zuletzt starb Giorgos Zantiotis Anfang November in Wuppertal, während er in Polizeigewahrsam war.
Erstveröffentlichung am 23. November 2021 auf »perspektive«. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers. Bilder und Bilduntertexte wurden ganz oder zum Teil von der Redaktion »RoterMorgen« hinzugefügt.
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Leider noch nicht. Aber es ist in Überlegung den Wochenrückblick als Newsletter zu versenden. https://rotermorgen.eu/?s=Wochenr%C3%BCckblick
Justiz und Polizei werden von unseren Steuergeldern bezahlt.. Und sie verdienen meistens nicht schlecht… Wenn so ein „brauner“ Staatsdiener seinen monatlichen Salär erhält, müsste er sich eigentlich schämen… Aber Scham kennen solche Menschen nicht….
Wenn es um Nazis geht, heisst es immer reflexartig „kein Haftgrund“. Welcher Jurist in alter brauner Tradition ist hierfür verantwortlich?
Ich verstehe nicht, warum man in der Bundesrepublik so lange braucht, um Ermittlungsverfahren abzuschließen. Es gibt offensichtlich niemanden, der darauf wirksamen Einfluss nimmt. Ich habe 7 Jahre lang als Staatsanwalt Strafverfahren bearbeitet. Dabei hatte ich die volle Kontrolle über und auch die Verantwortung für die Ermittlungen. Und dabei gab es konkrete Fristen. Vor allem wenn Untersuchungshaft angeordnet war. Und da vergingen ganz selten mehrere Wochen bis zur Anklageerhebung.