27 Schutzsuchende ertanken im eiskaltem Ärmelkanal

 

Redaktion – 26. November 2021

„Der Fischer Nicolas Margolle erklärte, er habe zwei kleine Schlauchboote gesehen – eines mit Insassen. Ein anderer Fischer habe die Seenotrettung alarmiert, nachdem er das leere Schlauchboot und fünfzehn leblose Menschen im Wasser gesehen hatte.“ berichtete Sky News berichtete am Donnerstag.

Am Mittwochnachmittag kamen im Ärmelkanal nahe der französischen Hafenstadt Calais mindestens 27 Menschen ums Leben, als ihr aufblasbares Schlauchboot in stürmischer See kenterte. Berichte hatten zunächst von 31 Toten gesprochen, doch diese Zahl wurde am Donnerstag von der französischen Regierung nach unten korrigiert.

Frankreichs Innenminister Gerald Darmanin bestätigte, dass sich auf dem Boot 34 Menschen befanden: „Unter den 31 Toten befanden sich nach unserem Kenntnisstand fünf Frauen und ein junges Mädchen.“ Zwei Personen wurden gerettet, eine weitere wird vermisst. Über die Überlebenden sagte Darmanin: „Es gibt zwei Überlebende… aber sie leiden an schwerer Unterkühlung und schweben in Lebensgefahr.“ Weiter erklärte er, das Schlauchboot der Flüchtlinge sei „sehr fragil“ gewesen, „wie ein aufblasbares Schwimmbecken für den Garten.“

Auf diesem kleinem Schlauchboot suchten 23 Schutzsuchende schon am 16. September 2021 die britische Küste. Ein Patrouillenboot der britischen Border Force, nahm sie auf. Bild: YoTube

Laut der Internationalen Organisation für Migration handelt es sich um den Einzelvorfall mit den meisten Todesopfern im Ärmelkanal seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2014.

Das Ausmaß der Katastrophe zeigt sich in der Tatsache, dass bisher der Tod von fünf iranischen Kurden im Oktober letzten Jahres der Vorfall mit den meisten toten Flüchtlingen im Ärmelkanal war. Mit 27 ist die Zahl der Todesopfer nahezu doppelt so hoch wie die Gesamtzahl von vierzehn Menschen, die dieses Jahr beim Versuch gestorben sind, von Frankreich den Ärmelkanal zu durchqueren.

London und Paris erklärten einmütig, dass Schleuser für die Tode verantwortlich seien, und dass ein härteres Vorgehen gegen Migranten die Antwort sei.

Ein Rettungswagen trifft am Mittwoch, den 24. November, im Hafen von Calais in Nordfrankreich ein. Mindestens 27 Flüchtlinge starben, als ihr Boot auf dem Weg nach Großbritannien im Ärmelkanal unterging (AP Photo/Michel Spingler)

Die Verantwortung für die Todesopfer liegt bei den Regierungen des britischen Premierministers Boris Johnson und des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Die Klassenbrüder, die vor imperialistischen Kriegen und schrecklichem Elend fliehen, werden von London, Paris und allen anderen europäischen Regierungen systematisch verfolgt. In diesem Jahr haben mehr als 25.700 Menschen in kleinen Kähnen und aufblasbaren Booten die gefährliche Reise über den Ärmelkanal, die am stärksten befahrene Seefahrtsroute der Welt, nach Großbritannien gewagt, was einem Anstieg um 300 Prozent entspricht. Alleine am Mittwoch haben es erneut 25 Boote versucht.

Eine Politik, die der Logik der Nützlichkeit zur Flucht oder Migration gezwungener Menschen, zum Zweck der Aufrechterhaltung leicht und billig ausbeutbarer Arbeitskraft dient. Es sind die real unterscheidenden Gesetze des deutschen Staates, die die Arbeiterklasse in Deutschland in „einheimische“ und „ausländische“ Arbeiterinnen und Arbeiter spaltet.
…Das dürfen wir nicht zulassen! Wir die Klassenbrüder und -schwestern der Schutzsuchenden müssen Partei ergreifen und für ihre Rechte eintreten! Die eingereisten Kolleginnen und Kollegen haben wenig Rechte und müssen immer mit der Ablehnung ihres Asylersuchens rechnen und das heißt Abschiebung in eine ungewisse Zukunft in neues Hungerelend, Verhaftung und mach mal auch Folter und Mord!

Vorwärts und nicht vergessen die Solidarität
mit unseren Kollegen, die hier in Europa Schutz suchen!

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5 Kommentare

    • Verstehe ich auch nicht. Wie die vor Ort die Klassenzugehörigkeit bestimmen wollen. Und wie ist das mit den Kindern? Gehören die automatisch der Klasse ihrer Eltern an? Wie früher, Ärztekinder machen kein Abitur?

      • Die die zur Kapitalistenklasse gehören müssen nicht flüchten. Die sind die Profiteure, egal um welchen Krieg es geht. Und wenn sie das nicht sind dann sind sie zumindest betucht genug um auf eigene Kosten im Privatjet flüchten zu können und sich n schönes Leben zu machen. Die Bedürftigen brauchen unsere Hilfe, so einfach.

  1. Für sozialrevolutionären Befreiungskampf vs. davonlaufen, soziale Flucht und Migration.

    In früheren Jahrzehnten sozialrevolutionärer und nationalrevolutionärer Befreiungskampf. – Heute, davonlaufen, in das erträumte westliche und imperialistische Konsumparadies.

    Eine Zusammenfassung von Reinhold Schramm

    »Ärmelkanal. Flüchtlinge zweiter Klasse. Die lebensgefährliche Überfahrt durch den Ärmelkanal ist für viele Migranten der einzige Weg nach Großbritannien. Nun will die Regierung die Asylgesetze verschärfen. Von Bettina Schulz, London.«

    Vgl. Zeit-Online *

    Leser-Kommentare:

    ►SDenner sagt: »Von Afrika nach Europa über das Mittelmeer. Zwar lebensgefährlich, aber denkbar, dass die Lebensumstände einen dazu bringen. Was aber ist die Motivation ebenfalls sein Leben zu risikieren um über den Ärmelkanal von Frankreich nach England zu kommen?« Vgl. *

    ►Igel17 sagt: »Es wäre interessant festzustellen, ob es die Verbreitung der Smartphones war, die dazu führte, dass Auswanderung machbarer erschien und derartig zunahm. Denn Probleme gab es immer. Derartige Auswanderungswellen jedoch seit langem nicht mehr in diesem Ausmaß.

    Wo früher Befreiungsbewegungen in diversen Ländern etwas zu ändern versuchten, gibt es jetzt nur mehr die Wanderbewegungen.

    Versuche, das eigene Land lebbarer zu machen, wurden offenbar in vielen Ländern von den meisten als aussichtslos aufgegeben, und stattdessen versucht man, in ein anderes Land zu kommen.

    Nur: Es gibt nur 10-15 Staaten weltweit, die als attraktive Auswanderungsziele gelten. Doch es gibt laut einer Gallup-Umfrage aus 2018 weltweit an die 700 Millionen Auswanderungswillige. Sogar wenn es nur ein Bruchteil davon sein sollte: Das geht nicht.

    Womit alle Aufforderungen, die paar Wunsch-Zielstaaten mögen sich doch bitte nicht so zieren und mehr Leute aufnehmen, realitätsfremd wird. Das würde noch mehr anziehen – das Potential ist enorm.

    Nein, ich habe auch keinen genialen Lösungsvorschlag. Aber die Produktion von Waren für Europa aus China abzuziehen und eher in der unterentwickelten Umgebung Europas anzusiedeln, das wäre vielleicht ein Anfang.« *

    ►KurtKristDave sagt: »Ob Smartphones oder Internet, ganz sicher führten auch neue Technologien zu einer höheren Auswanderungsrate. Die Menschen haben dadurch ja einfacheren Zugriff auf Informationen und erkennen schneller, wie sehr sie und ihre Vorfahren abgezockt wurden und noch immer werden von der modernen, ach so demokratischen Welt des Westens mit tollen Werten, die leider nur gelten, wenn man auch da geboren wurde oder lebt. Also machen sie rüber zu uns, um einmal zocken zu können. Um ein würdiges Leben.«

    ►OF-am-Meer sagt u.a.: »Wer aus Frankreich nach Großbritannien flüchten MUSS, weil er in Südasien schlecht auskommt und ein besseres Leben sucht, ist kein Flüchtling. Zumal laut gängiger Meinung dort der Gehörte herrscht und dank Brexit angeblich alles vor die Hunde geht.« Vgl.*

    ►CZ sagt: »Ich denke, dass das Problem ist, dass wir so starr an dem Konzept Staatsbürgerschaft bei Flüchtenden festhalten. Wenn alle Staaten verpflichtet wären, sich um die Menschen zu kümmern, die sich in ihrem Land aufhalten oder aufgehalten haben, hätten wir das Problem überhaupt nicht in dem Ausmaß.

    Wir prüfen derzeit Asylanträge von Menschen bezüglich Ländern, in denen diese teilweise gar nicht gelebt haben. Sinnvoller wäre es die Asylanträge gegenüber den Ländern zu prüfen, in denen die Menschen vorher wirklich waren.

    Diesem Fall würde Großbritannien dann zunächst die Fluchtgründe aus Frankreich prüfen. Falls keine Vorliegen wäre weiterhin Frankreich für diese Menschen verantwortlich. Falls welche Vorliegen würde Großbritannien die Menschen aufnehmen und gleichzeitig Druck auf Frankreich ausüben, um die Fluchtursachen zu bekämpfen.

    Im Gegensatz zu dem normalen oft beschworenen Fluchtursachenbekämpfung könnte dies sogar wirklich funktionieren, da ein Staat sich immer nur mit dem Problemen in seinen Nachbarstaaten beschäftigen muss. Das sind zum einen weniger und gleichzeitig hat man auf die Nachbarstaaten auch meist mehr Einfluss. Das Konzept weltweit alle Fluchursachen zu bekämpfen zu wollen, hat nur dazu geführt, dass am Ende gar nichts passiert ist.« Vgl.*

    ►Emanzipation sagt: »Das ist individuell verschieden: eine Frau aus dem Irak will nach GB, weil sie dort für Ihre Tochter eine medizinische Behandlung bezahlt bekommt, in Frankreich nicht. Andere wiederum wollen nach GB, weil sie dort Freunde/Verwandte haben. Und, was immer übersehen wird: wer will schon freiwillig Französisch lernen? Quatre-vingt-dix-neuf???« Vgl.

    ►Mainte sagt: »In dem Artikel wird etwas ausgelassen, dass Frankreich allemal ein sicherer Rechtsstaat ist – in dem diese Leute aber wohl nicht leben wollen. Das ganze Asylkonstrukt ist dafür gedacht, Schutz zu finden – aber nicht sich den Wunschlebensort auszusuchen
    Das bedeutet in der Konsequenz aber: Der Kanal überquert niemand aus Angst vor Verfolgung — sondern allein weil er unbedingt in GB leben will.
    Ein hoher Preis meine ich.« Vgl.*

    ►KurtKriseDave sagt: »Sie haben völlig recht aus ihrer Perspektive. Viele Flüchtlinge müssen in Europa jedoch Geld verdienen, um die Schulden ihrer Flucht in der Heimat abzubezahlen. Also suchen sie sich das Land, welches persönlich am besten zur Situation passt. Ob es Verwandte da sind, die Sprache, Jobmöglichkeiten, völlig egal. Hauptsache dahin, wo das gelobte Land zu sein scheint. So wie es jeder Mensch auf der Flucht dahin tun würde.
    Was das mit Asyl und oder Einwanderung zu tun hat, müssen die Gesetze entscheiden.« *

    ►Emersons Lehrjahre sagt: »Was zeigt uns das Verhalten der Migranten, die nach England wollen? Sie kommen ja eigentlich aus einem sicheren und humanen handelnden Land namens Frankreich und setzen ihr Leben aufs Spiel, um in ein für sie eher unfreundlicheres europäisches Land zu gelangen. Es ist das Bestreben, zu den bereits schon in einem bestimmten europäischen Land verankerten Verwandten und Freunden zu kommen, zur eigenen Community. Das schafft Vernetzung, Sicherheit, gegenseitige Hilfe und Identität in der Fremde. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass die europäischen Länder mit der großzügigsten Aufnahmepolitik zunehmend das Hauptziel werden. Merkels europäischer Alleingang 2015 hat genau das für uns bewirkt. Hier sind die größten Communitys entstanden und kein Land ist daher für Armutsmigranten begehrter. Die Briten könnten und sollten die wenigen Einreisewilligen aus Frankreich locker aufnehmen, denn die Größenordnungen sind im Vergleich zu unseren peanuts.
    Die Ampel aber sollte bei ihren aktuellen großzügigen Aufnahmeplänen den Vervielfältigungseffekt beim üppigen Vergrößern der Communitys als weiteren Pullfaktor nicht so stoisch und naiv ignorieren.« Vgl. *

    ►Kanndassein sagt: »Ist das hier jetzt zum Forum rechtsextremer, gefühlloser Hetzer mutiert? Viele Kommentare lassen jedes menschliche Maß vermissen und zeigen auf, wie weit die Verrohung in unserer Gesellschaft bereits gediehen ist.« *

    ►Baldur S. sagt: »Sie glauben doch nichts ernsthaft, dass rechtsextreme Hetzer im ZON Forum überhaupt durch die (Vor-)Zenzur kommen könnten.« Vgl. *

    * Vgl. Ärmelkanal: Flüchtlinge zweiter Klasse | ZEIT ONLINE
    https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-11/aermelkanal-fluechtlinge-grossbritannien-frankreich-seenotrettung?sort=des&page=4#comments

    30.11.2021, Reinhold Schramm (Zusammenfassung)

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