Heinrich Schreiber – 27. Mai 2020
Wegen der Corona-Krise fordern Wirtschaftspolitiker der Union im Bundestag, den Mindestlohn in Deutschland abzusenken, oder eine Erhöhung im kommenden Jahr auszusetzen. Diese Empfehlung an die Mindestlohnkommission findet sich in einem „Wachstumsprogramm für Deutschland“ der AG Wirtschaft und Energie.
„Guter Lohn für gute Arbeit“
…diese Forderung wird von Arbeitnehmern aller Tätigkeitsbereiche und Branchen erhoben. Jetzt müsste man denken, wenn der Lohn nicht reicht, dann kann die Arbeitsleistung doch auch nicht ausreichend erwartet werden. Ein Witzbold wer so denkt. Arbeitgeber, ob groß oder klein, ob Industrie oder Kleingewerbe, alle erwarten Bestleistung. Wer mit seinem Einkommen nicht auskommt, wird zum Aufstocker gemacht. Nach den aktueller Statistik der Bundesagentur für Arbeit aus Januar 2020 (die Grundlage sind Zahlen aus 2018, die heute auf gar keinen Fall besser sind) liegt der Anteil der Hartz IV Aufstocker bei knapp über 26 %, was bedeutet, dass über ein Viertel aller Hartz 4 Bezieher einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Das ist unzweifelhaft ein Indiz für ausufernde Erwerbsarmut!
Zum 1. Januar 2019 wurde der Mindestlohn auf 9,35 Euro Stundenlohn angehoben. Die Unternehmen die hiervon betroffen waren, haben den höheren Lohn vor allem über eine Preiserhöhung ausgeglichen. Das gaben 44% der Unternehmen an. Aber 30% berichten, mit einer Verringerung der Arbeitsstunden reagiert zu haben. Das hat die neueste ifo-Randstad-Personalleiterbefragung ergeben. Kein Unternehmen gab an, sie hätten auf Gewinnanteile verzichtet. Das hätten die Leser dieses Blog’s auch ohne Statistik beantworten können.
Kinderarmut, Altersarmut und immer größer werdende Erwerbsarmut stehen steigende Gewinne und Dividenden entgegen. Das ist das Verständnis der ökonomisch stärksten Klasse und ihres bürgerlichen Staats.
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Erstveröffentlichung am 26. Mai 2020 auf Heinrich-Schreiber-Blog. Veröffentlichung mit freundlicher genehmigung des Herausgebers.
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