Hear our Voice – Hört unsere Stimme!

Redaktion – 8. März 2023

Die Preise steigen, die Reallöhne sinken und die Angriffe auf die Arbeiterklasse werden immer schärfer. Frauen sind durch DoppelbelastungAusbeutung am Arbeitsplatz, kapitalistische Krise, Flucht und Krieg besonders betroffen. Die Gewalt an ihnen und die patriarchale Unterdrückung nehmen zu. Es ist klar: Die Frauenbefreiung muss erkämpft werden!

So fanden heute wohl auf der ganzen Welt Demonstrationen und Veranstaltungen zum Internationalen Frauenkampftag statt. In allen größeren Städten Deutschlands, riefen feministische Bündnisse dazu auf, auf die Unterdrückung der Frau aufmerksam zu machen.

Die Genossin Kiki Rebell war dabei berichtet und kommentiert:

KikiRebell

Vergleicht man die Lage der Frauen auf der Welt, kann schnell der Eindruck entstehen, dass es zwischen den Lebensrealitäten der Frauen kein vereinendes Element gäbe, so unterschiedlich sind die jeweiligen Lebensbedingungen in den verschiedenen Ländern. Doch der Schein trügt: Egal ob im Iran oder der Ukraine, in der Türkei, Syrien, Kurdistan oder Deutschland – noch immer werden vor allem die Frauen der Arbeiterklasse weltweit unterdrückt und ausgebeutet.

So war denn auch die heute Kieler Demo eine internationale Anklage gegen die staatliche und patriarchalische Unterdrückung der Frau. Rund 1800 junge Frauen, Männer und Diverse* versammelten sich um 16 Uhr auf dem Platz der Kinderrechte, um begleitet von Einzelreden und kleinen Aktionen durch die Kieler Innenstadt zu ziehen. Das Bündnis „8M-Kiel Bündnis“ organisierte den Protestmarsch, der am Bahnhof vorbei über den Rathausplatz bis zum Wilhelmplatz führte. Die bürgerlichen „Kieler-Nachrichten“ lügen 400, der NDR 1000 (siehe unten) und die Polizei 1200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Eines der Transparente die den Cjharakter der Demo symbolisierten.

Das diesgährige Motto lautete: „Hear our Voice – Für die globale Befreiung von FLINTA*“. Die Abkürzung FLINTA* steht für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche (Personen mit körperlichen Geschlechtermerkmalen, die nicht ausschließlich männlich oder weiblich sind), nichtbinäre (Personen, die sich nicht ausschließlich als männlich oder weiblich identifizieren), trans (Personen, die sich nicht mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren) und agender (Personen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen) Personen. Das angehängte Sternchen dient dabei als Platzhalter, um auch alle weiteren Geschlechtsidentitäten einzuschließen.

Uff, das muss ein Ottonormalleser erst einmal ganz langsam auf sich einwirken lassen, um es dann verstehen zu können. Und für mich als Arbeiterkind wirkt es schon etwas ungeeignet, alle Menschen, die nicht dem männlichen Geschlecht angehören, nun mit der AbkürzungFLINTA*“ bezeichnen zu sollen. Und … was mir dabei noch aufstößt, ist der Umstand, dass dadurch gefühlsmäßig, die Ursachen für die Unterdrückung, der Frauen, der Gruppe aller Männer zugesprochen wird. Aber wir wissen spätestens seit Clara Zetkin, dass das kapitalistische Gesellschaftssystem die Schuld trägt und das die Existenz von frauenunterdrückenden Männern, nur durch sie ermöglicht wird. Deswegen forderte sie: Gleichen Lohn für gleiche Arbeit ohne Unterschied des Geschlechts.“

Entschlossen und motiviert, den Streik durchzuziehen. Die Kolleginnen der Kieler Kita Goethestraße. (Foto: © komba gewerkschaft schleswig-holstein)

Erneut blieben auch heute viele Kitas in SH und HH geschlossen. Demonstrationen und Kundgebungen, der überwiegend weiblichen Betroffenen, gab es unter anderem in Neumünster, Lübeck und Hamburg. Die Gewerkschaften ver.di und Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatten zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Schwerpunkt war der Sozial- und Erziehungsdienst. Nach Angaben von ver.di sind 2.500 Beschäftigte dem Aufruf gefolgt. „Für Warnstreiks ist das eine sehr gute Beteiligung und, wenn schon bei Warnstreiks eine hohe Bereitschaft zur Durchsetzung der Forderungen besteht, wird das bei etwaigen unbefristeten Streiks eine massive Auswirkung auf das öffentliche Leben haben“, so ver.di Nord Sprecher Frank Schischefsky in einer Presseerklärung. Das nenne ich mal eine Ansage! Und nun stellt Euch vor, das künftig an jedem 8. März alle Räder, die durch Frauen, Männer und Diverse* betrieben werden, still stehen und sich erst wieder drehen, wenn sämtliche Kapitalisten ab sofort die Gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeitet gewährleisten! Derartige Forderungen habe ich auf den Spruchbändern in Kiel nicht lesen können.
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Schicksale die uns aufrütteln sollten!

Was mich ganz besonders berührt hat, war die Performanz einer Gruppe von afghanischen Frauen und Männern, die das Leben einer jungen afghanischen Frau darstellten. Eine Frau erzählte am Mikrofon ihre Geschichte, wie sie als kleines Mädchen mit anderen Kindern spielte. Plötzlichen wurden sie von Schüssen und herabfallenden Bomben gestört und auf dem Heimweg sahen sie überall Leichen. Die Taliban zwangen sie danach, eine Burka zu tragen und zur Schule durfte sie auch nicht mehr gehen. Sie hatte so viel Angst. Auch ihre Bücher haben sie verbrannt. Sie wollte so gerne Ärztin werden, doch das sollte nun nicht mehr möglich sein. Die Taliban schlugen ihre Mutter. Ihre Mutter hatte kein Geld, um die Familie zu ernähren. So sagte sie eines Tages, dass sie mit ihr auf dem Markt gehen wolle, um ihr ein Plüschtier zu kaufen, doch das war nicht die Wahrheit. Sie wurde an einen älteren Mann verkauft. Ihr Vater wurde als Soldat eingezogen und seitdem haben sie kein Lebenszeichen von ihm.
Amal Allouch

Eine der Rednerin, Amal Allouch von der SPD nahen „Hochschulgruppe Kiel“ betonte, dass sie sich nicht anmaßen möchte, für jemand anderen zu sprechen, vielmehr geht es ihr darum, dass Menschen die Rassismus oder intersektionale Diskriminierung erfahren, einen Raum bekommen, sowohl in ihrer Gruppe als auch auf der Demonstration. Die Demo soll auch als Solidaritätsbekundung gegenüber den Frauen in aller Welt gelten, die für ihre Rechte kämpfen und dabei auch ihr Leben riskieren – so wie aktuell bei den Protesten im Iran.
Amal Allouch hat auch persönlich häufig Erfahrungen mit Diskriminierung machen müssen. „Man wird häufig unterschätzt oder gar nicht wahrgenommen. Die Leute rechnen nicht damit, dass ich als Muslima oder mit interkulturellen Hintergrund eine höhere berufliche Position anstreben kann, oder auch einen akademischen Grad.“ Dabei studiert sie aktuell Spanisch, Geschichte und Philosophie im Master an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
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Die Demo war nur der Anfang

Neben der Demo sollen in der Woche auch noch weitere Veranstaltungen ein Rahmenprogramm zum feministischen Kampftag bilden. Dieses reicht von Filmvorführungen mit Diskussionsrunden über Workshops und Vorträge bis zu Poetry Slams und Partys. Neben der Demo sollen in der Woche auch noch weitere Veranstaltungen ein Rahmenprogramm zum feministischen Kampftag bilden. Dieses reicht von Filmvorführungen mit Diskussionsrunden über Workshops und Vorträgen u.A. Einen Überblick über die geplanten Veranstaltungen vom 9. bis zum 12. März findet sich auf der Instagram-Seite des 8M-Kiel-Bündnisses. Am 8.März ab 19 Uhr starte unter dem Motto „Wir bleiben laut! – feministisch, solidarisch, international, politisch“ ein Poetry-Slamm-Wetbewerb mit sechs im Norden bekannten Poetry-Slammerinnen Lena Meckenstock, Monika Mertens, Anna Bartling, Klara Györbiro, Michelle Boschet und Isabella Bögershausen. Sie sensibilisierten die Anwesenden Gäste  mit ihren teils feministischen Texten das Publikum – auch für die aktuelle politische Lage – und setzen ein Zeichen gegen zahlreiche Formen der Diskriminierung. Mit einer Mischung aus Humor und Ernst, Wortspielen, Prosa und Lyrik wurde auf die Wichtigkeit des Internationalen Frauentags aufmerksam gemacht.
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Internationaler Frauenkampftag ist nicht Valentinstag

All das ist bekannt. Viele Forderungen dagegen jähren sich jetzt schon zum 100. Mal. Es bleibt wichtig, auf diese himmelschreienden Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen und sich nicht an sie zu gewöhnen. Das geht aber nur, wenn nicht Make-Up und Blumen den politischen Charakter des Tags verdrängen. 

Danke Genossen
Der 8. März ist ein Kampftag. Es ist ein guter Tag, um zurückzuschauen und dankbar für all die mutigen Frauen zu sein, die diesen Tag ermöglicht haben. Es gilt aber vor allem, nach vorne zu schauen. Unsere Töchter sollen am 8. März nicht auch noch die immer selben Forderungen vorbringen müssen! Deshalb lasst uns zusammen unbeugsam dafür kämpfen, die verdammte Ungleichheit zu beseitigen.
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Kämpf für den Sturz der kapitalistischen Gesellschaftsordnung!

,,Niemand darf wegen seines Geschlechts benachteiligt werden.“ So steht es im Artikel 2 des Grundgesetzes der BRD. Alles Heuchlerei! Denn die Wirklichkeit sieht anders aus. Im Gegensatz zu den Verfassungsphrasen wird die Lage der werktätigen Frau bei uns nach wie vor durch die doppelte Ausbeutung und Unterdrückung bestimmt, der die werktätige Frau im Kapitalismus ausgesetzt ist. Natürlich ist es richtig, wenn die Frauen gegen die rückschrittliche Ideologie ihrer Männer kämpfen. Trotzdem ist diese Frage nicht in erster Linie ein Problem zwischen den Eheleuten. Der Kapitalismus hat die proletarischen Frauen als billige Arbeitskräfte in den Produktionsprozess einbezogen. Rund 30% der Werktätigen sind heute Frauen. Die gleichberechtigte Teilnahme an der Produktion und damit die Aufhebung der wirtschaftlichen Abhängigkeit der Frau vom Mann, ist eine Voraussetzung für die gesellschaftliche Gleichstellung von Frau und Mann!
Lasst Euch nicht gegeneinander ausspielen, kämpft zusammen und übernehmt selber die Macht! Erst dann haben wir letztlich die Möglichkeit, als „FLINTA“ und Männer völlig gleichberechtigt unsere Geschicke zu lenken! Erst dann können Männer, Frauen und Diverse gleichberechtigt sein!
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Hier noch ein paar Schnappschüsse von Fiete Jensen, die die Vielfalt aber auch die Mängel der heutigen Demo zeigen:

Kurzvideo des NDR von heute

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Lest bitte auch:

Frauen die kämpfen! Der internationale Frauenkampftag in Hamburg

8. März – Kämpfen statt feiern – Frauenstreik statt Feiertag!

https://anfdeutsch.com/aktuelles/kck-wir-grussen-alle-fur-freiheit-kampfenden-frauen-36558

 

https://anfdeutsch.com/aktuelles/kck-wir-grussen-alle-fur-freiheit-kampfenden-frauen-36558

 

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1 Kommentar

  1. Danke Kiki für deine umfassende Eindrücke von der Demonstration zum Internationalem Frauentag am 8.März in Kiel. So ähnlich ist es in vielen Städten zugegangen. Bei diesen Demonstrationen haben wir noch viel aufzuklären, aber auch die Chance die Fortschrittlichsten zu gewinnen

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