Zum 27. Januar, dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus

li.: Filmplakat "Die Kinder von Windermere". re.: 30. April 1945, Francisco Ripoll alias Wladimir Dubrowski, Freiwilliger in der Roten Armee, bei der Hissung der Roten Fahne auf dem Reichstagsgebäude in Berlin. Fotograf: Jewgeni Chaldej. Quelle: Bundesarchiv

Redaktion RoterMorgen & ElCantor – 27. Januar 2023

Die Kinder von Windermere

Verfilmung eines Stückchens deutsch-britischer Geschichte nach der Befreiung vom Hitlerfaschismus

Zum Gedenken an die Opfer des Holocaust sendet das ZDF „Die Kinder von Windermere„, einen Spielfilm über 300 jüdische Kinder, die in England das Leben wieder lernen sollten – Der Film ist sehenswert aber die Doku im Anschluss um so mehr. Film und Doku sind noch bis zum 27. April in der ZDF-Mediathek zu sehen.

Der Film spiegelt eindrucksvoll eine wahre Begebenheit wider. 300 jüdische Kinder, die nach dem Krieg von Prag aus nach England gebracht wurden stammen aus den Konzentrationslagern Auschwitz, Buchenwald und Theresienstadt. Sie sollten sich vier Monate lang auf dem Land, am schottischen Windermere-Seeum wieder ans Leben zu gewöhnen. Und an den Umstand, dass ihre Familien ermordet wurden. Das Projekt wurde vom deutschen Psychologen Oscar Friedmann geleitet und vom Briten Leonard Montefiore organisiert und finanziert.

Im Sommer 1945 nahmen die Briten 732 Kinder auf, die den Holocaust überlebt hatten. Der ZDF-Film „Die Kinder von Windermere“ erzählt ihre bewegende Geschichte. Auf dem Bild sieht man einige Darsteller mit den Zeitzeugen: Chaim „Harry“ Olmer, Kacper Swietek, Arek Hersh, Tomasz Studzinski, Pascal Fischer, Sir Ben Helfgott, Schmuel „Sam“ Laskier, Marek Wroblewski, Icek „Ike“ Alterman, Jakub Sprenger (von links). | Bild:  HELEN SLOAN SMPSP

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Hintergrund

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges organisierte der britische Autor und Philanthrop Leonard Montefiore, Großneffe von Moses Montefiore, die Aufnahme von 1000 Displaced Persons im Kindes- und Jugendalter, welche die Konzentrationslager überlebt hatten. Er überzeugte dazu die britische Regierung im Auftrag des Committee for the Care of Children from Concentration Camps (Komitee zur Betreuung von Kindern aus Konzentrationslagern), das die Zusage für 1000 Kinder erhielt. Tatsächlich wurden 732 Personen in Großbritannien aufgenommen, von denen nur 80 Mädchen waren. Am Morgen des 14. August 1945 wurden die Kinder und Jugendlichen mit zehn umgebauten Stirling-Bombern von Prag aus zur Luftwaffenbasis der Royal Air Force in Crosby-on-Eden bei Carlisle gebracht. Dort wurden sie registriert und anschließend mit Bussen nach Windermere gebracht, wo sie von Leonard Montefiore persönlich begrüßt wurden. Für die Unterbringung in Windermere entschied man sich, weil der Ort ruhig und abgelegen war. Die Unterbringung der Kinder erfolgte in den Baracken des Flugzeugwerks Short Sunderland, das im Krieg zum Schutz gegen Bombardierungen nach Windermere verlegt worden war.
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Zum Film

Der Film trifft einen durchweg positiven Ton und rückt eine kleine Gruppe 13- bis 17-Jähriger in den Mittelpunkt: Arek Hershlikovicz (Tomasz Studzinski), Ben Helfgott (Pascal Fischer), Ike Alterman (Jakub Sprenger), Sala Feiermann (Anna Maciejewska), Salek Falinower (Jakub Jankiewicz) und Sam Laskier (Marek Wroblewski). In einer geschützten Umgebung wird den traumatisierten Kindern wieder ein normaler, angstfreier und lebensbejahender Alltag gelehrt. Die Kinder lernen wieder, was es heißt, genug zu essen zu haben und allein in einem Zimmer zu schlafen. Außerdem lernen sie Englisch und bereiten sich mithilfe des einfühlsamen Trainers Jock Lawrence (Iain Glen) auf ein Fußballspiel mit den Einwohnern des Dorfes vor.

Jedoch ist die Vergangenheit immer präsent, und einige erfahren erst in England, dass ihre Familie vollständig ausgelöscht wurde. In Windermere lernen sie wieder, was es heißt, zu leben und wie viel Glück sie hatten, die Schrecken des Lagers zu überstehen.

Zentrale erwachsene Figur ist der Psychologe Oscar Friedmann, gespielt von Thomas Kretschmann, der eine Art Vaterfigur für viele der Jugendlichen wurde und dessen Ziel es war, den jungen Heranwachsenden beim Bewältigen ihrer Erfahrungen zu helfen.

Packender Film nach einer wahren Geschichte über 300 Kinder, die den Holocaust überlebt haben und 1945 nach England gebracht wurden. Hier wird ihnen Hoffnung auf ein neues Leben gegeben.
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Kritische Betrachtung

»Wahre Begebenheit, viel Klischee«: Spiegel Kultur vom 24.01.2020
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Zur Dokumentation

Zu der filmischen Bearbeitung erfolgte bei ZDF-History eine Dokumentation über die Aktion von Montefiore und den Helfern. In dieser sind in historischen Aufnahmen Beteiligte wie Arek Hersh, Ike Alterman, Ben Helfgott, Chaim Olmer, Bela Rosenthal (heute Joanna Millan) und Sam Laskier zu sehen, wie sie u. a. in Prag ein Flugzeug der RAF besteigen. In der Die Kinder von Windermere – Die Dokumentation genannten Sendung kommen auch Helfer wie der RAF-Offizier Norman Shepherd, die österreichische Malerin und Psychoanalytikerin Marie Paneth und andere zu Wort.
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Erinnerungen von Sam Laskier

Sam Laskier †2020

„Wir kamen aus der Hölle in den Himmel“, erinnert sich Sam Laskier. Er war einer der 300 jungen Juden verschiedenster Nationalitäten, die sich nach der Befreiung der Konzentrationslager durch die Alliierten im englischen Windermere erholen sollten.

In der idyllischen englischen Landschaft rund um den See von Windermere fanden die Kinder eine erste neue Heimat. Mit psychologischer Unterstützung sollten sie lernen, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten.

Sam als 18-jähriger

Einige der letzten noch Lebenden des Kindertransportes berichten in sehr persönlichen Statements von ihren Erfahrungen. Wie andere, die sein Schicksal teilten, schildert Arek Hersh in der Dokumentation, was der Neuanfang für ihn bedeutete: „Ich begann wieder, mich als ein menschliches Wesen zu fühlen.“

Der therapeutische Umgang mit den traumatisierten Kindern beeinflusste die Entwicklung der Kinderpsychologie weltweit. Auch deshalb ging das „Windermere-Projekt“ in die Geschichte ein.
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Die Helden von Windermere

Die eigentlichen „Helden“, wenn man diesen Begriff gebrauchen möchte, sind die Initiatoren und Pädagogen, die dieses einzigartige Projekt initiiert, getragen und geleitet haben. Es war was Kinder- und Jugendpsychologie betrifft, ihrer Zeit weit voraus. Leider konnte von uns im Internetz nichts über die pädagogischen und psychologischen Ansätze gefunden werde, so das hier noch eine Recherchelücke klafft.

Von li. n. re.: Pädagoge Oskar Friedmann, Psychoanalytikerinnen Anna Freud, Organisator Leonard Montefiore   Sportlehrer Jock Lawrence und Psychoanalytikerin Marie Paneth. Von Leonard (Rabbi Weiss) existiert kein Foto.

 

Der Trailer (englisch):


Der Film (deutsch):


Die Doku (deutsch):

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Verfügbar bis 27.04.2023, in Deutschland,

Österreich und der Schweiz

 

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