Redaktion RoterMorgen – 13. Oktober 2024
Ein Jugendbündnis formiert sich gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht und ruft zum Widerstand auf. Doch ist dieser Widerstand wirklich gerechtfertigt? In einer bissigen Polemik wird der Standpunkt vertreten, dass die Wehrpflicht ein unverzichtbares Instrument des Klassenkampfes sei. Während das Bündnis den Verlust der Selbstbestimmung beklagt, wir eine revolutionäre Umdeutung: Statt Flucht vor der Realität ist es an der Zeit, die Waffen zu ergreifen – und zwar im Interesse der Arbeiterklasse.
In der Oktoberausgabe 2024 des RotFuchs ist auf Seite 9 ein Artikel mit der scheinbar humanistischen Überschrift „Jugendbündnis ‚Wir sagen Nein zur allgemeinen Wehrpflicht‘ gebildet“ abgedruckt worden. Berichtet wird von einem bundesweiten Jugendbündnis gegen die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht, die durch den Minister von Guttenberg am 1. Juli 2011 ausgesetzt wurde. Wiedereinführung ist nicht ganz der passende Begriff – es müsste „Reaktivierung dieser Pflicht“ heißen. Kein bürgerliches Terrorregime wird so dumm sein, die allgemeine Wehrpflicht vollständig abzuschaffen, besonders nicht in Zeiten, in denen innerhalb von Tagen Massenaufgebote mobilisiert werden müssen.
Dem Jugendbündnis gehören bisher an: BAK Klassenkampf, die Internationale Jugend, die SDAJ, der SDS, das Studierendenkollektiv und die Linksjugend [’solid] Berlin. Laut RotFuchs steht das Bündnis zudem mit weiteren Jugendorganisationen, Gewerkschaftsjugendstrukturen und Schülervertretungen in Kontakt. Weiterhin wird der Gründungsaufruf abgedruckt, der sich mit dem am 12. Juni 2024 von Pistorius verkündeten „Fragebogenwehrdienst“ auseinandersetzt. Für junge Männer ist die Ausfüllung des Fragebogens verpflichtend, für junge Frauen nicht. Schlüsselsätze des Aufrufs lauten: „Die Wiedereinführung der Wehrpflicht ist nicht in unserem Interesse. Sie wird uns ein Jahr unseres Lebens nehmen, über das wir nicht mehr selbst entscheiden dürfen. Wir sollen kriegstüchtig gemacht werden.“
Hier muss dialektisch gedacht werden: Es geht darum, imperialistische Kriegstüchtigkeit in rote Bürgerkriegstüchtigkeit umzuwandeln. Das kann man nicht von zu Hause aus mit dem Handy machen – da muss man schon in der Kaserne präsent sein. Weiter klagen die Bündnismitglieder: Es gebe in der Bundeswehr Mobbing, sexualisierte Gewalt und faschistische Netzwerke. Warum denn keine roten Netzwerke aufbauen? Viele würden psychische Probleme davontragen, die Bundeswehr biete keine Perspektive für die Persönlichkeitsentwicklung. „Wir wollen stattdessen lernen, kritisch zu denken und uns für den Frieden einsetzen. Wir wollen über unser Leben und unseren Körper selbst bestimmen.“
Halt! Nicht so schnell. Nach Marx liegen uns noch zehn bis fünfzehn Jahre Bürgerkrieg bevor, ehe wir in die Frühphasen des Kommunismus eintreten. Die Wehrpflicht für Frauen wird kategorisch abgelehnt. Das Bündnis fordert Entspannung und Diplomatie statt Kriege und strebt eine breite Aktion gegen die Militarisierung der Jugend an.
Das alles ist wohlfeiles Gerede, Allerweltsphrasen aus dem Repertoire politischer Schwätzer – und meilenweit entfernt von marxistischer Dialektik, die auf die allgemeine Volksbewaffnung abzielt, hervorgegangen aus einem Bürgerkrieg und der Umkehrung der Gewehre. Es ist bitter zu sehen, wie früh diese jungen Leute schädliche, dekadente, urbane Neigungen offenbaren, wie sie sich vom Gedanken des Klassenkampfes und der Revolution entfernt haben.
Entwaffnung ist kein Kampf gegen die schlechte Wirklichkeit, sondern Flucht davor (vgl. Lenin, „Das Militärprogramm der proletarischen Revolution“, Werke, Band 23, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 80).
Für den Moment muss festgestellt werden, dass hier kein proletarischer Instinkt vorliegt, sondern das typische kleinbürgerliche Geplärre narzisstischer Abiturienten aus dem Milieu des Bildungsbürgertums. Diese pseudolinken Typen treten dem Marxismus-Leninismus ins Gesicht. Die Aussetzung der Wehrpflicht vor mehr als 13 Jahren hat die bolschewistische Sache in Deutschland ebenso zurückgeworfen wie dieses infantile Gejammer im RotFuchs. Der Artikel fördert die Neigung zur Fahnenflucht, die Lenin als große Dummheit bezeichnete.
Bereits im Januar 1865 bekannte sich Friedrich Engels zur allgemeinen Wehrpflicht:
„Je mehr Arbeiter in den Waffen geübt werden, desto besser. Die allgemeine Wehrpflicht ist die notwendige und natürliche Ergänzung des allgemeinen Stimmrechts; sie versetzt die Stimmenden in die Lage, ihre Beschlüsse gegen Staatsstreichversuche mit den Waffen in der Hand durchzusetzen“ (Friedrich Engels, „Die preußische Militärfrage und die deutsche Arbeiterpartei“, Werke, Band 18, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 66).
Vergleichen wir: Die Jugendlichen sagen Nein zur Wehrpflicht – Engels fordert deren konsequente Durchführung.
Lenin studierte Engels‘ militärtheoretische Schriften gründlich und setzte dessen Werk fort, durchzogen von Polemiken gegen die Sozialpazifisten und Entwaffnungsanhänger. In „Das Militärprogramm der proletarischen Revolution“ aus dem September 1916 schreibt er:
„Eine unterdrückte Klasse, die nicht danach strebt, Waffenkenntnis zu erwerben, ist es wert, unterdrückt, misshandelt und als Sklave behandelt zu werden“ (ebd., S. 75).
Wir dürfen den kleinbürgerlichen Sklavenmemmen, die den Klassenkampfstandpunkt aufgegeben haben, nicht folgen. Wir folgen Lenin, der sagt: „Je schneller die Militarisierung voranschreitet, desto näher ist der bewaffnete Aufstand gegen den Kapitalismus.
“Ein bürgerlicher Beobachter der Pariser Kommune schrieb 1871:
„Wenn die französische Nation nur aus Frauen bestünde, wäre sie eine schreckliche Nation. Frauen und Jugendliche kämpften während der Kommune an der Seite der Männer“ (ebd., S. 77).
Zwischen den jungen Modebolschewiki der BRD und den heroischen Kämpfern der Pariser Kommune liegen Lichtjahre.
Der RotFuchs sollte junge Menschen nicht in einen aussichtslosen Kampf hetzen. Die Reaktivierung der allgemeinen Wehrpflicht – hoffentlich auch für Frauen – ist unvermeidbar. Die Militarisierung durchdringt das gesamte öffentliche Leben. Der Imperialismus, erbittert im Kampf um die Aufteilung der Welt, führt zur weiteren Militarisierung. Proletarische Frauen sollten ihren Söhnen sagen: „Nimm das Gewehr, lerne alles Militärische, um nicht gegen deine Brüder, sondern gegen die Bourgeoisie zu kämpfen.“
Ich glaube, ich habe genug gesagt. Die konterrevolutionäre Physiognomie des kleinbürgerlichen Jugendbündnisses gegen die Aktivierung der Wehrpflicht ist klar gezeichnet. Lenin wusste: Der Kapitalismus ist untrennbar mit Krieg verbunden, und die Militarisierung wird weitergehen.
Der RotFuchs bleibt ein trauriges Kapitel in der Geschichte der linken Publizistik, von Sozialpazifismus und Revisionismus durchzogen.
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Der Text beruht auf einer Diskussionsvorlage von Heinz Ahlreip. Überarbeitet von der Redaktion DerRevolutionär und der Redaktion RoterMorgen
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Nun liegt die Novemberausgabe 11/24 des Rotfuchs vor. Eine Gegendarstellung, wie sie bei dialektisch denkenden Menschen zu erwarten und im Rahmen einer seriösen Presseberichterstattung selbstverständlich sein sollte, fehlt jedoch. Der Chefredakteur, Arnold Schölzel, scheut die Auseinandersetzung mit dem Marxismus-Leninismus. Schon in der griechischen Antike war es als wissenschaftliches Prinzip anerkannt, durch das Aufeinandertreffen entgegengesetzter Auffassungen die Wahrheit zu finden. Wann wird der Rotfuchs wenigstens dieses Minimalniveau erreichen, in einer Zeit, in der selbst die Spatzen eine dialektische Herangehensweise von den Dächern pfeifen? Der Aufklärung der Jugend, der Arbeiterklasse und – im Zusammenhang mit der allgemeinen Wehrpflicht – des gesamten deutschen Volkes und der Völker wird die kalte Schulter gezeigt.