Proletarischer und bürgerlicher Materialismus

Volkskorrespondenz zum Wochenede
Heinz Ahlreip – 27. Juni 2025

Heinz Ahlreip

In der menschheitsbedrohenden, gefährlichen weltweiten Entwicklung imperialistischer Kriege ist es geboten, den alten bürgerlichen Materialismus, der mitverantwortlich ist für die völkerverachtende Blindwütigkeit und Bestialität des Imperialismus, als philosophische Strömung von dem proletarischen genau zu unterscheiden und beide auseinanderzuhalten. Der proleptische Materialismus behauptet die ökonomische Gesellschaftsformation als besondere soziale Organisation.

Der bürgerliche Materialismus vertrat ein in der Mechanik verankertes Weltbild, was sich bei zunehmender Entwicklung industrieller Produktivkräfte mehr und mehr als hinderlich erwies. Wodurch hat der proletarische dialektische und historische Materialismus den alten bürgerlichen mechanischen Materialismus sehr stark außer Kraft gesetzt? In der Beantwortung dieser Frage gründet die Überlegenheit des proletarischen Materialismus über den heute veralteten bürgerlichen. Die Erkenntnis, dass die Welt aus sich selbst zu erklären und zu verstehen ist, dass wir von einer Selbstbewegung der Materie auszugehen haben, ist bereits von den einst fortschrittlich bürgerlichen Materialisten zur Genüge auseinandergesetzt worden. Was bei ihnen aber unterblieb, war das gemeinsame Arbeiten mit den vergesellschafteten Produktionsmitteln.

Der alte mechanische Materialismus erwies sich jedoch als unfähig, die Relativität allen menschlichen Wissens herauszuarbeiten, zu unterstreichen. Dass der dialektische und historische Materialismus jedes Wissen mit Absolutheitsanspruch zersetzt, verflüssigt, auflöst, überhaupt jedem obskuren In-Ewigkeit-Tun den Krieg ansagt, das konnte im metaphysisch-mechanischen Materialismus noch nicht erfasst werden, dass nur der Prozess der ewigen Entwicklung der Materie als ihre Selbstbewegung einzig die Entfaltung materieller Wirklichkeit richtig widerspiegelt, das konnte der mechanisch-metaphysische Materialismus des 18. Jahrhunderts noch nicht erfassen. Die fortschrittlichsten bürgerlichen Materialisten waren damals als französische Aufklärer wie folgt noch einem bürgerlichen Weltbild verhaftet, Maxime war, die Materie ist eine, absolut sich durch Widersprüche hindurch evolutionär entwickelnde, denn sie vertraten einen metaphysischen Materialismus der Abfolge von Ursache und Wirkung, ohne diese zur Wechselwirkung von Ursache und Wirkung sich zu steigern. Voll bildet dies erst Hegel aus. Zwei programmatische Bücher erschienen von dem mechanischen Materialisten La Mettrie, 1745 sein Buch mit dem Titel ‘Naturgeschichte der Seele‘, das diese an die Materie band, 1746 auf Beschluss des Parlaments in Paris verbrannt und 1746 ‘Der Mensch als Maschine‘.

Aus dem bisher Vorgegebenen ergibt sich schon als Grundmangel die Unkenntnis der Dialektik, das größte Leck der Mechanisten, eine derbe Überschätzung der Mechanik liegt vor, was der Entfaltung einer dynamischen Entwicklungsauffassung im Wege stand. Der historische Materialismus ist einstimmig der Verdienst von Karl Marx. La Mettrie, der in der Religion die Wurzel aller Übel sah, wie Voltaire ein Feind des Klerus, war so weit gekommen, dass sich das Denken mit den Organen des Denkens selbst entwickele, es also nicht von äußerer Provenienz kommen kann. Der objektive Idealist Hegel fiel dagegen zurück: ‘Wir haben nicht die Vernunft, die Vernunft hat uns’, während Feuerbach von La Mettrie ordentlich lernte.

Marx, Engels, Lenin und Stalin begriffen die Gesellschaft immer als einen lebendigen, sich in ständiger Entwicklung befindlichen Organismus und nicht als eine Verkettung von Gesellschaftselementen. Ein Organismus wird von reziprok-dynamischer Dialektik pulsierend durchwirkt.¹

Zur wissenschaftlich-dialektischen Durchdringung eines Gegenstandes ist im historischen Materialismus weiterhin das Erfassen, die Aufarbeitung der ganzen geschichtlichen Entwicklungen erforderlich, die Absage an isolierte Untersuchungen. Für La Mettrie wurde die Materie nicht erschaffen, sie existiert ewig. Er geht insofern über Spinoza hinaus, als er der Materie nicht nur die Qualität der Ausdehnung zukommen lässt, sondern, ein qualitativer Sprung, auch die der Bewegung. Der Erzmaterialist Baron Holbach begreift die Ideen als kausal entstehende Abbilder der unabhängig vom Bewusstsein existierenden Materie. Das ist die Kernaussage des reinen mechanischen Materialismus.

¹ Vgl. Lenin: Negation der Negation bei Hegel und Marx, in: Lenin, Über Hegelsche Dialektik, Reclam Verlag, Leipzig 1986, S. 266.

 

Über den Autor:
Heinz Ahlreip, geb. am 28. Februar 1952 in Hildesheim. Von 1975 bis 1983 Studium in den Fächern Philosophie und Politik an der Leibniz Universität Hannover, Magisterabschluss mit der Arbeit »Die Dialektik der absoluten Freiheit in Hegels Phänomenologie des Geistes«. Forschungschwerpunkte: Französische Aufklärung, Jakobinismus, Französische Revolution, die politische Philosophie Kants und Hegels, Befreiungskriege gegen Napoleon, Marxismus-Leninismus, Oktoberrevolution, die Kontroverse Stalin – Trotzki über den Aufbau des Sozialismus in der UdSSR, die Epoche Stalins, insbesondere Stachanowbewegung und Moskauer Prozesse. Ahlreip arbeitete als Lagerarbeiter u. a. bei Continental in Hannover und bis zum Rentenbeginn als Gärtner für Museumsstätten und Friedhöfe.

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