„Made in Germany – Unternehmen und die AfD

Fotomontage der Redaktion RoterMorgen | "Müllermilch Schoko Caramel Cookie" (CC BY-NC 2.0) by Like_the_Grand_Canyon
Redaktion – 4. September 2024

Mit der Kampagne Made in Germany – Made by Vielfalt setzen sich zahlreiche Unternehmen für Weltoffenheit und gegen die AfD ein. Gleichzeitig wird die Partei von Teilen der deutschen Wirtschaft durch Spenden unterstützt. Die Frage bleibt: Wie geschlossen steht die deutsche Wirtschaft wirklich gegen die AfD?
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Unternehmen für Vielfalt: „Made in Germany – Made by Vielfalt“

Mit dem Slogan „Made in Germany – Made by Vielfalt“ möchten 50 Unternehmen, darunter bekannte Namen wie Hipp, Otto, Vorwerk und Würth, in Zeiten des zunehmenden Zuspruchs für die AfD ein Zeichen für Weltoffenheit setzen. Thomas Voigt, Direktor für Wirtschaftspolitik und Kommunikation bei der Otto-Gruppe, erklärt:

„Mit der Kampagne tragen wir eine Wahrheit in die Öffentlichkeit, die wir tagtäglich in unserem Unternehmen erleben: Menschen unterschiedlichster Herkunft arbeiten und leben friedlich und ohne Diskriminierung zusammen.“

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Vergangenheit und Gegenwart: Faschismus und die Wirtschaft

Ein Blick in die Vergangenheit wirft allerdings Fragen auf: Schon während der Zeit des Nationalsozialismus profitierten deutsche Unternehmen von Zwangsarbeitern – ohne moralische Bedenken. Unternehmen wie IG Farben (heute Bayer), Krupp, Daimler-Benz, Volkswagen, Siemens und Hugo Boss erwirtschafteten so ihre Gewinne. Vor diesem Hintergrund wirkt der Slogan „Made in Germany – Made by Vielfalt“ beinahe zynisch.

Doch wie geschlossen ist die deutsche Wirtschaft heute tatsächlich im Widerstand gegen die AfD und rechtsextreme Tendenzen?
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Unterstützung für die AfD aus der Wirtschaft

Tatsächlich erhalten viele Unternehmen seit Jahren Unterstützung von der AfD. Einer der prominentesten Unterstützer ist Theo Müller, einer der reichsten Deutschen, der sein Vermögen mit Produkten wie Müllermilch und Joghurt mit der Ecke gemacht hat. Wie er selbst gegenüber dem Handelsblatt bestätigte, traf er sich mehrfach mit der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel, um sich über das Programm der Partei auszutauschen.

Auch der Automobilhersteller Mercedes-Benz pflegt, trotz öffentlicher Distanzierung, Kontakte zu AfD-Politikern. Dies enthüllte das ARD-Politikmagazin Kontraste im vergangenen Jahr. Offiziell bekennt sich Mercedes-Benz zu „Toleranz, Offenheit und Fairness“. Diversität sei ein Erfolgsfaktor, so das Unternehmen.

Seit 2020 haben zudem zwei Großspender die AfD unterstützt: der rechte Aktivist und Bauingenieur Hartmut Issmer sowie der Berliner Immobilienunternehmer Christian Krawinkel. Krawinkel spendete 2020 100.000 Euro an den Thüringer Landesverband der AfD – angeblich für „mehr Demokratie im Land“. Später forderte er das Geld zurück, mit der Begründung, ihm seien „verfassungsfeindliche und undemokratische Tendenzen“ der AfD zuvor nicht bewusst gewesen. Oder erkannte er einfach, dass die Unterstützung der AfD in der breiten Gesellschaft noch nicht akzeptabel ist?.
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Spenden an die AfD: Zahlen und Fakten

Im Jahr 2022 erhielt die AfD 104.240 Euro an Spenden von Unternehmen, Verbänden und anderen Organisationen. Im ersten Halbjahr 2023 war die AfD mit 265.000 Euro die Partei mit den meisten Großspenden in Deutschland.
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Vielfalt als ökonomischer Vorteil

Ein zentraler Grund, warum viele Unternehmen auf Diversität setzen, liegt in der wirtschaftlichen Notwendigkeit. Vor allem in den ostdeutschen Bundesländern sind viele Betriebe auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen. Der Vorsitzende des Wirtschaftsverbands Thüringen, Christian Kreft, äußerte gegenüber dem Handelsblatt: „Wenn die AfD in Thüringen an die Regierung kommt, haben wir ein großes Problem, weil das die Zuwanderung, sowohl aus dem Ausland als auch aus anderen Bundesländern, abschrecken würde.“

Laut aktuellen Zahlen (Stand Ende 2023) erwirtschaften ausländische Arbeitskräfte 5,7 % der Bruttowertschöpfung in Thüringen – das sind etwa 3,9 Milliarden Euro. In den ostdeutschen Bundesländern insgesamt tragen ausländische Arbeitskräfte 24,6 Milliarden Euro zur Wirtschaft bei, was 5,8 % der gesamten Bruttowertschöpfung ausmacht. Seit 2018 hat sich der Anteil ausländischer Arbeitskräfte in diesen Regionen auf 8,6 % verdoppelt. Viele dieser Arbeitskräfte stammen aus Osteuropa, etwa aus Polen, Tschechien und Rumänien, aber auch geflüchtete Menschen aus der Ukraine und anderen Ländern spielen eine zunehmend wichtige Rolle.
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Diversität und Profitstreben

Deutsche Unternehmen sind also noch immer auf internationale Arbeitskräfte angewiesen. Eine allzu reaktionäre politische Stimmung könnte diese gefährden. Viele Firmen unterstützen die AfD deshalb (noch) nicht offen, weil sie befürchten, dass dies ihren wirtschaftlichen Interessen schaden könnte. Der Slogan „Made in Germany – Made by Vielfalt“ wird somit weniger aus Überzeugung für Toleranz und Weltoffenheit genutzt, sondern vielmehr, um ökonomische Vorteile zu sichern.

Faschismus und weitere Kriegen stehen vor der Tür, denn „Der Schoß ist fruchtbar noch aus dem das kroch1„!

Quellen:

  • Johann Seibold
  • TaZ
  • Alexandra Baer via PERSPEKTIVE online
  • Archiv RoterMorgen

Fußnoten

  1. Die Aussage Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch stammt von Bertolt Brecht. Sie steht am Ende seines Theaterstücks „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“, das 1941 veröffentlicht wurde. Mit dieser Aussage warnt Brecht davor, dass die Ursachen des Nationalsozialismus und der Faschismus nicht verschwunden sind und weiterhin eine Bedrohung darstellt.

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