Volkskorrespondenz zum Wochenede
Heinz Ahlreip – 8. November 2024
Das 20. Jahrhundert weist als imperialistisches Zeitalter wahrlich einen Krisen- und Kriegscharakter auf, als Ausdruck eines Kapitalismus, der monopolistisch, parasitär und faulend ist. Es begann mit einem schlechten Omen, der Wirtschaftskrise genau im Jahr 1900. Der erste imperialistische Krieg von 1914 bis 1918 brachte millionenfaches Leid über die Arbeiter- und Bauernsoldaten. Besonders die russische Armee, eine stark ausgeblutete Bauernarmee, wurde als einzige durch die Oktoberrevolution aus dem weltweiten Gemetzel herausgerissen.
Von 1930 bis 1933 legte sich der schwere, düstere Albtraum einer Weltwirtschaftskrise über fünf Sechstel der Erdoberfläche. Diese Krise beinhaltete nicht nur industrielle Einbrüche, sondern auch eine agrarische Krise. Da die Rede von der Oktoberrevolution war, vergleichen wir einmal die Wirtschaftsdaten der Sowjetunion mit denen der kapitalistischen Welt in diesem Zeitraum: Die sowjetrussische Industrieproduktion stieg auf über das Doppelte und auf 201 % des Standes von 1929. Die Industrieproduktion der USA sank Ende 1933 auf 63 % des Wertes von 1929, die Englands auf 86 %, die Deutschlands auf 66 % und die Frankreichs auf 77 %. 24 Millionen Arbeitslose durchlitten furchtbare Qualen, ebenso Millionen Klein- und Mittelbauern.1 Großbauern betrachteten die Zwergbauern, wie Stalin richtig bemerkte, als „Material zur Düngung des Bodens für den Kapitalismus“.2
1933 kamen in Deutschland die Barbaren an die Macht, die sechs Jahre später, am 1. September, den zweiten imperialistischen Weltkrieg durch einen Angriff auf Polen vom Zaun brachen. Aus streng geschichtswissenschaftlicher Sicht kann dies nicht unkommentiert bleiben: Es ist eine eurozentristische Sichtweise und keine weltgeschichtliche. Deutschland hat den zweiten Weltkrieg nicht begonnen; das wurde dem deutschen Volk von imperialistischer Seite, insbesondere vom US-Imperialismus, eingeredet. Das faschistische Deutschland barg zwar bei weitem die größte menschenverachtende Bestialität in sich, doch den Krieg begann das imperialistische Japan, das bereits 1932 – die Weltwirtschaftskrise ausnutzend, die den Fokus der imperialistischen Kernländer auf Innenpolitik lenkte – ohne Kriegserklärung in die chinesische Mandschurei eindrang. Noch vor Deutschland war die Sowjetunion von Japan bedroht. Doch im imperialistischen Kriegstheater ist es nicht entscheidend, wer den Krieg begonnen hat; es handelt sich allesamt um Räuber unter sich. Weltwirtschaftskrise und imperialistischer Weltkrieg sind ineinander gebunden. Das Ende des verheerenden Weltkrieges bedeutete nicht das Ende imperialistischer Kriege, wie Beispiele wie Korea (1950 bis 1953) und Vietnam (1955 bis 1975) zeigen. Die größte Katastrophe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts jedoch war der am 26. Dezember 1991 vollendete Versuch der westlichen Imperialisten, die Festung Sowjetunion ab 1956 von innen heraus zu zersetzen. Versuche dazu gab es seit 1917, doch sie konnten durch die revolutionäre Wachsamkeit der von Lenin und Stalin erzogenen Revolutionäre stets abgewehrt werden. Kurz: Was Hitler nicht schaffte, gelang Gorbatschow. Die internationale kommunistische Arbeiterbewegung wurde Zeuge, wie imperialistische Schreiberlinge darangingen, die Oktoberrevolution ein für alle Mal historisch zu entwerten. Völlig verblendet war die Rede vom Ende der Geschichte, sprich: der Allmacht des Kapitalismus.
Im ersten Viertel des 21. Jahrhunderts erleben wir diesen von der bürgerlichen Ideologie angehimmelten Kapitalismus blühender Landschaften als krisenpotenzierend – Krisen, die ineinander geschachtelt sind, einander bedingen und sich gegenseitig zu globalem Ausmaß steigern. Der Himmel ist verdüstert, nicht nur hier und da, bei diesem oder jenem Erdbeben, sondern global, denn die Klassenkampfgeschichte schreitet durch ihre Extreme: Bürgerliche Barbarei, die ja auch immer eine tagtägliche Barbarei in der Arbeitswelt bedeutet, oder proletarischer Sozialismus – und nur der wissenschaftliche Sozialismus ist in der Lage, diese Alternative als die richtige Wirklichkeitswiderspiegelung zu erarbeiten. Dieser Sozialismus ist 1991 nicht untergegangen, sondern gibt unserem Jahrhundert das Licht richtiger naturwissenschaftlicher und gesellschaftswissenschaftlicher Erkenntnisse.
Am 5. November 2024 wurde in den USA ein Diktatoren bewundernder Barbar zum Präsidenten gewählt – ein Musterbeispiel dafür, dass im bürgerlichen Wahlsystem voll reaktionär gewählt werden kann. In Gottes eigenem Land wurden im Wahlkampf von beiden großen Banden politischer Spekulanten, Republikanern und Demokraten, Menschen als Tiere bezeichnet – auch das eine Vorform des Krieges. Die Wahl Trumps zeigt, dass die reaktionäre US-amerikanische Bourgeoisie die faschistische Herrschaftsvariante der liberalen bevorzugt. Ein böses Kriegsvorzeichen. In der BRD ist zwei Tage später aus einer seit ihrem Bestehen schwelenden Koalitionsregierungskrise ein gelbes Ampellicht ausgefallen. Was für ein erbärmliches Siechtum einer imperialistischen Regierung, die fieberhaft und planmäßig – unter anderem per Fragebogen-Wehrpflicht des Noskisten Pistorius ab dem 1.1.2025 – das deutsche Volk in einen dritten, krisenhaft-ökonomisch bedingten Weltkrieg hetzen will.
Die Geschichte geht durch ihre Extreme, ein militantes oder pazifistisches Zurück gibt es nicht. Es kann im Imperialismus nur eine fundamentale Wende durch ein militantes Vorwärts zum Sozialismus unter Führung einer bolschewistischen Partei geben, die revolutionär gegenüber dem bürgerlichen Staatsapparat und der imperialistischen Bourgeoisie auftritt – eine historische Notwendigkeit. Andernfalls ist ein dritter Weltkrieg vorprogrammiert. Das ist eine bittere Tatsache, der wir ins Auge sehen müssen. Die Bourgeoisie „gleicht dem Hexenmeister, der die unterirdischen Gewalten nicht mehr zu beherrschen vermag, die er heraufbeschwor“3. Schon im klassischen Konkurrenzkapitalismus, also vor 1900, gelangte Engels zu der Feststellung, dass die Bourgeoisie an ihrer eigenen politischen Herrschaft irre wird. Im Imperialismus hat sich dieser Irrationalismus verschlimmert und krassere Formen angenommen. Auch dieser Verlust an Rationalität fördert wiederum den Krieg.
- Vergleiche Geschichte der KPdSU (B), Kurzer Lehrgang, Verlag Roter Morgen, Dortmund 1976, Seite 374.
- Stalin, Josef: Fragen des Leninismus, S.332, in: Geschichte der KPdSU (B), Kurzer Lehrgang, Verlag Roter Morgen, Dortmund 1976, Seite 381.
- Karl Marx, Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, Werke, Band 4, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 467.
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Über den Autor:
Heinz Ahlreip, geb. am 28. Februar 1952 in Hildesheim. Von 1975 bis 1983 Studium in den Fächern Philosophie und Politik an der Leibniz Universität Hannover, Magisterabschluss mit der Arbeit »Die Dialektik der absoluten Freiheit in Hegels Phänomenologie des Geistes«. Forschungschwerpunkte: Französische Aufklärung, Jakobinismus, Französische Revolution, die politische Philosophie Kants und Hegels, Befreiungskriege gegen Napoleon, Marxismus-Leninismus, Oktoberrevolution, die Kontroverse Stalin – Trotzki über den Aufbau des Sozialismus in der UdSSR, die Epoche Stalins, insbesondere Stachanowbewegung und Moskauer Prozesse. Ahlreip arbeitete als Lagerarbeiter u. a. bei Continental in Hannover und bis zum Rentenbeginn als Gärtner für Museumsstätten und Friedhöfe.
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