Volkskorrespondent Heinz Michael Vilsmeier – 2. Juli 2021
Als ich vor zwei Tagen meine kleine Tochter von der Schule abholte, kam sie mir ganz aufgeregt entgegengelaufen. Meine kleine Tochter wird in wenigen Monaten neun Jahre alt. Sie geht in die dritte Klasse unserer städtischen Grundschule.
Viel Präsenzunterricht hatten die Drittklässler/innen in diesem Schuljahr nicht. – Das bedeutet aber keineswegs, dass seitens der Schulbehörden in Bayern die Bewertung ihrer schulischen Leistungen nach Kriterien erfolgt, die den extrem schwierigen Bedingungen während der Pandemie Rechnung tragen. Beispielsweise wurde gegen Ende des ersten Schulhalbjahres in jedem Fach lediglich ein schriftlicher Test durchgeführt, dessen Note dann im Zeugnis erschien, egal, wie gut die Kinder im Homeschooling mündlich mitgearbeitet haben und wie sie ihre Arbeitsblätter bearbeitet haben. Damit wird die Leistung der Schüler/innen völlig einseitig ermittelt. Die Lehrerin erkennt zwar das Problem, doch nach ihrer Auskunft seien ihr die Hände gebunden, denn die Vorschriften der Schulbehörde seien nun mal so, dass in der Grundschule nur die schriftlichen Leistungen als Noten in die Zeugnisse einfließen dürften…
Doch zurück zur Aufgeregtheit meiner Tochter, als ich sie abholte: „Heute haben wir die Aufgabe gehabt“, erzählt sie, „aufzuschreiben oder zu erzählen, das durfte man sich aussuchen, wovor wir am meisten Angst haben. – Stellt dir vor, wovor M. [ein Junge aus ihrer Klasse] am meisten Angst hat! – Er sagte: „Ich habe Angst vor dem Gürtel meines Vaters!“ M. hat erzählt, wenn er schlechte Noten hat oder wenn er etwas falsch gemacht hat, dann muss er sich ausziehen und dann wird er von seinem Vater mit dem Gürtel geschlagen.“
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PS: Ich habe heute Abend von der Lehrerin erfahren, dass sie die notwendigen Schritte unternommen hat.
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