Zwickau: VW-Zulieferer Adient will den Betriebsratsvorsitzenden an die Luft setzen

Redaktion – 12. September 2020

Wegen angeblich unterschiedlichen Meinungen und Forderungen über die Höhe des Kurzarbeitergeldes, will die Geschäftsführung des VW-Zulieferbetriebes Adient Zwickau GmbH, den Betriebsratsvorsitzenden an die Luft setzen. 

Grundlage der Auseinandersetzung war die Forderung des Betriebsrats, dass das während der Corona-Krise staatlich garantierte Kurzarbeitergeld von 60 bzw. 67 Prozent des Lohns von Adient auf bis zu 80 Prozent aufgestockt werden sollte.

Nachdem Adient die Forderung des Betriebsrates ablehnte, rief dieser durch seinen Betriebsratsvorsitzenden die Einigungsstelle an. Dies soll ihm, wenn es nach Adient geht, nun zum Verhängnis werden. Adient sieht die Forderung nach Aufstockung des Kurzarbeitergeldes als rechtswidrig an und will den Betriebsratsvorsitzenden daher seines Amtes entheben lassen.

Betriebsrat und Gewerkschaft sehen dies als absurd an, da der Betriebsrat bei Kurzarbeit Mitbestimmungsrechte hat. Eine grobe Pflichtverletzung, wie es das Gesetz zur Amtsenthebung eines Betriebsratsmitglieds vorsieht, liegt hier zudem überhaupt nicht vor, so Benjamin Zabel von der IG Metall Zwickau. Zabel berichtet von zahlreichen ähnlichen Fällen aus der Region bei denen Unternehmen die Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates nicht achten würden.

Ein Gütetermin vor dem Arbeitsgericht Zwickau hat bereits ohne Ergebnis stattgefunden. Im November soll dann der erste Kammertermin folgen. Bis dahin soll der Kollege weiter im Amt bleiben.

Die Adient Zwickau GmbH gehört mit seinen 300 Mitarbeitern zum internationalen Adient plc Konzern. Adient ist der weltweit größte Autositzhersteller, nach eigenen Angaben, mit einem Marktanteil von 33%. 2017 machte der Konzern weltweit einen Umsatz von rund 16,2 Milliarden Euro. Für das Unternehmen mit Hauptsitz in Dublin, Irland, arbeiten weltweit rund 86.000 Mitarbeiter.

Quellen:
>>>  Zu viel gefordert?, VW-Zulieferer Adient will Betriebsratschef loswerden, Freie Presse, 08.08.2020
>>> Schweinerei bei Adient Zwickau, IG Metall Zwickau Facebook, 31.07.2020

 

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1 Kommentar

  1. Schweinerei bei Adient Zwickau: Weil der Betriebsrat eine Aufstockung zum Kurzarbeitergeld vehement forderte und im Nachgang der Einigungsstelle die Belegschaft per Post informierte, hat der Arbeitgeber beim Arbeitsgericht Zwickau ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Betriebsratsvorsitzenden gestartet.
    Zur gestrigen Güteverhandlung solidarisierten sich einige Betriebsräte der Region mit dem BR-Vorsitzenden.
    Der Vertrauenskörperleiter der Volkswagen Sachsen GmbH Zwickau, Jan Andrä übergab mehrere Tausend Solidaritätsunterschriften der Volkswagen-Belegschaft. Die Kolleginnen und Kollegen zeigen sich empört über die Vorgehensweise bei Adient. Volkswagen ist aktuell der einzige Kunde des JIT-/JIS-Zulieferers, der jüngst in Meerane ein neues Werk eröffnet hat und zurzeit circa 300 Menschen beschäftigt.
    Eine gütliche Einigung war in der gestrigen Verhandlung nicht möglich. Der Arbeitgeberanwalt betonte, dass er ein „Angebot“ des Betriebsrates erwarte. Zugleich wiederholte er seine Auffassung, dass es „sach- und rechtswidrig“ wäre, wenn Betriebsräte Aufstockungsbeträge bei der Kurzarbeit forderten, um so die Entgeltverluste für die Kolleginnen und Kollegen zu verringern. Da kann man nur den Kopf schütteln.
    Ein Kammertermin wurde für November 2020 angesetzt, wir werden über die weiteren Ereignisse informieren.

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