Der stille Kolonialismus des Kapitals – Wie US-Mega-Fonds Europa unterwerfen

 Heinrich Schreiber und Fiete Jensen – 19. April 2025

Ein marxistisch-leninistischer Blick
auf die neue Phase der imperialistischen Expansion

Die großen Namen des globalen Finanzkapitals – BlackRock, Vanguard, Fidelity, State Street, Morgan Stanley, JPMorgan Chase – kontrollieren heute gemeinsam ein Vermögen von über 36 Billionen US-Dollar. Diese Zahl steht nicht nur für Reichtum. Sie steht für Herrschaft. Die Konzentration dieses Kapitals in den Händen weniger US-Finanzakteure ist Ausdruck eines fortgeschrittenen Stadiums des finanzmonopolistischen Imperialismus, wie ihn Lenin bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Endphase des Kapitalismus analysierte.

Diese „Mega-Fonds“ sind keine neutralen Investoren, sondern Instrumente der US-Vorherrschaft. Sie greifen nicht mit Waffen an, sondern mit Bilanzen, Zinssätzen, Medienkampagnen und Gerichtsurteilen. Mit Unterstützung des US-Staatsapparates – einschließlich der Notenbank (Fed), der Justiz, der Sanktionspolitik und der Geheimdienste – betreiben sie einen systematischen Angriff auf die wirtschaftliche Souveränität anderer Nationen. Besonders Europa ist dabei zum Hauptziel dieser stillen finanziellen Kolonialisierung geworden.
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Finanzkrise als Hebel – Der organisierte Umsturz Europas

Der große Sprung dieser US-Fonds begann nach der Weltwirtschaftskrise 2008. Während Millionen Werktätige weltweit ihre Jobs verloren, nutzten BlackRock & Co. die Lage, um sich systemrelevante Vermögenswerte Europas unter den Nagel zu reißen. Zwischen 2008 und 2018 übernahmen US-Fonds die Kontrolle über die Mehrheit der 20 größten europäischen Banken – zu Spottpreisen.

16,7 Billionen Dollar an Vermögenswerten wurden für nur rund 300 Milliarden übernommen. Möglich war das nur, weil die Krisenlage gezielt verschärft wurde: durch die PIIGS-Staatenkrise, durch Manipulationen im Zinssystem (LIBOR- und Forex-Skandale) – und durch politische Eliten, die willfährig jede Maßnahme absegneten, die dem US-Finanzkapital nützte.
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Die Rolle Europas: Vom Partner zum Puffer

Im imperialistischen Weltgefüge dient Europa den USA inzwischen nicht mehr als Partner, sondern als Stoßdämpfer für die Krisen des US-Kapitals:

  • Die EU übernahm gigantische Risiken, um das US-Finanzsystem zu stabilisieren.
  • Höhere Rohstoffpreise – durch Spekulation und geopolitische Spannungen – importierten US-Inflation direkt nach Europa.
  • Unfaire Handelsabkommen wurden widerstandslos akzeptiert.

Zudem hält die US-Notenbank die Leitzinsen künstlich niedrig, was dazu führt, dass europäisches Kapital in Massen in US-Megafonds fließt. So fließt der globale Sparmarkt – rund 52 Billionen Dollar – direkt in die Taschen des US-Finanzkapitals. Die Folge: Europa wird ausgeblutet, während Washington seine Macht ausbaut.
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Politisches Personal als Komplize – Die gekaufte „Elite“

Diese ökonomische Unterwerfung Europas wäre unmöglich ohne ein Heer an politischen Befehlsempfängern, die sich freiwillig unter die Knute des US-Kapitals stellen. Ob in Brüssel, Berlin oder Paris – die bürgerlichen Eliten Europas haben ihre Loyalität nicht dem Volk, sondern den Fonds.

Schon 2017 standen 24 der 30 größten deutschen Unternehmen unter Kontrolle US-amerikanischer Finanzakteure. Gleichzeitig brach die Kapitalbasis deutscher Banken um mehr als 70 % ein. Das ist kein Zufall, sondern das gezielte Ergebnis einer transatlantischen Klassenkollaboration.
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Ukraine-Krieg: Der Vorwand zur Endetappe der US-Dominanz

Mit dem Krieg in der Ukraine seit 2022 verschärfte sich diese Entwicklung nochmals dramatisch:

  • Die Sabotage der russischen Energieversorgung (etwa durch die Zerstörung von Nord Stream) war ein Schlag gegen das industrielle Rückgrat Europas.
  • In der Folge musste Europa dreimal so teures US-Flüssiggas importieren – ein weiterer Geldregen für amerikanische Konzerne.
  • Während die Industrie in Deutschland kollabiert, reindustrialisiert sich die USA – mit europäischen Mitteln, europäischen Arbeitsplätzen, europäischem Elend.

Was wir erleben, ist kein „Kollateralschaden“ der Geopolitik, sondern ein zielgerichteter wirtschaftlicher Angriff der US-Bourgeoisie auf ihre „Verbündeten“.
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Fazit: Imperialismus ohne Uniform – aber mit Bilanzbuch

Die sogenannte „Globalisierung“ ist längst entlarvt: Sie ist die Verschleierung imperialistischer Expansion. Heute sind es keine Kolonialbeamten, sondern Fondsmanager, die fremde Länder ausplündern. Statt Bajonetten benutzen sie Investmentportfolios. Und während die Arbeiterklasse zahlt, feiern Aktionäre die Zerstörung von Sozialstaat und Souveränität.

Europa hat seine wirtschaftliche Eigenständigkeit längst verloren. Es ist kein freier Kontinent, sondern eine halbkoloniale Zone des US-Finanzkapitals. Doch diese Herrschaft ist nicht naturgegeben. Sie ist das Produkt von Klassenverhältnissen – und damit veränderbar.

Es liegt an der organisierten Arbeiterklasse, den transatlantischen Ausverkauf zu beenden. Es reicht nicht, BlackRock zu kritisieren oder gegen Hedgefonds zu demonstrieren. Es braucht eine revolutionäre Bewegung, die nicht an Symptomen herumdoktert, sondern die Herrschaft des Kapitals insgesamt bricht – ökonomisch, politisch, ideologisch und revolutionär.

Der Feind steht nicht nur in Washington – er sitzt in den Konzernzentralen, in den Regierungen, in den Aufsichtsräten. Aber seine Tage sind gezählt!

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