Frauen in der Revolution: Vom Frauenstreik zur Emanzipation

Streikende Arbeiter und Arbeiterinnen der Putilow-Werke beim ersten Tag der Februarrevolution in Sankt Petersburg (Russland) 1917. (© picture-alliance, Heritage Images)
Redaktion – 30. Dezember 2024

Die Rolle von Frauen in Revolutionen wird oft unterschätzt. Ein Blick auf die bürgerliche Revolution von 1789 in Frankreich und die Revolution von 1917 in Russland zeigt: Während in Frankreich Frauenrechte kaum Beachtung fanden, standen sie in Russland an der Spitze der Bewegung. Der Kampf für Brot, Gleichheit und soziale Rechte wurde zu einem zentralen Element des Klassenkampfes – und brachte Errungenschaften, die bis heute nachwirken.

Ein Vergleich zweier bürgerlicher Revolutionen – der von 1789 in Frankreich, die den Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus markierte, und der von Februar/März 1917 in Russland, die am Vorabend der sozialistischen Oktoberrevolution stattfand – zeigt den gesellschaftlichen Fortschritt, den der Imperialismus als Vorstufe zur sozialistischen Revolution mit sich brachte. In Frankreich setzten die bürgerlichen Revolutionäre nicht einmal das allgemeine Wahlrecht für Frauen durch; Rousseau entwarf in seinen einflussreichen Schriften klar patriarchalische Vorstellungen. Im Gegensatz dazu standen in Russland die Petrograder Frauen im Februar 1917 an der Spitze der bürgerlich-demokratischen Revolution, die durch den imperialistischen Krieg beschleunigt wurde. Die marxistisch-leninistischen Klassiker forderten dabei die vollständige Gleichstellung der Geschlechter.

Der Krieg brachte Tod, Zerstörung, Elend und Hunger. Frauen, die nicht zur Wehrpflicht gezwungen wurden, mussten oft allein ihre Kinder versorgen. Für sie war die „Brotfrage“ drängender als für viele andere. Als am 18. Februar 1917 nichts mehr zu essen war, gingen Frauen, die in der großen Putilow-Rüstungsfabrik arbeiteten, auf die Straße und begannen einen Streik, dem die Männer folgten. Lenin betonte: „Der Kampf um Brot ist der Kampf um den Sozialismus.“ Dieser Frauenstreik führte schließlich zur sozialistischen Revolution am 25. Oktober 1917. Der 18. Februar wurde zum Wendepunkt im Kampf um die Befreiung der arbeitenden Frauen.

Doch dieser Moment sollte nicht als allgemeine „kosmopolitische Sternstunde der Frauenbefreiung“ verklärt werden, wie es manche bürgerliche Feministinnen tun. Diese, oft aus kleinbürgerlichen Schichten mit akademischem Hintergrund, ignorieren die Klassenlinien, indem sie proletarische Errungenschaften für eigene Zwecke umdeuten. Solche Verallgemeinerungen verwischen die Fronten des Klassenkampfes. Bürgerliche Frauen stehen in der Regel auf der Seite der Klassenfeinde. Ein Klassenkampf darf nicht durch einen illusorischen „Geschlechterkampf“ ersetzt werden, der die Realität verzerrt. Ein „proletarischer Feminismus“ existiert nicht – die Frauenbefreiung ist Teil des Klassenkampfes.

Lenin sagte, dass jede Köchin lernen müsse, einen Staat zu regieren. Gemeint war damit kein bürgerlicher Staat, sondern ein Rätestaat nach dem Vorbild der Pariser Kommune. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit war ab 1917 in der Sowjetunion ein zentraler Grundsatz. In kapitalistischen Staaten bleibt dieses Prinzip unerreichbar, da der bürgerliche Staat darauf angewiesen ist, Arbeiterinnen und Arbeiter zu spalten. Selbst wenn gleicher Lohn durchgesetzt wird, bleibt das Lohnsystem selbst unmenschlich und ausbeuterisch.

Die Tradition und alte Gewohnheiten hemmten auch in Sowjetrussland die Frauenemanzipation. Während Textilarbeiterinnen in der Zarenzeit nur 30 % des Lohnes von Metallarbeitern verdienten, stieg dieser Anteil bis 1926 unter sowjetischer Herrschaft auf 70 %. Ohne den Sturz des Kapitalismus wäre dies jedoch nie möglich gewesen. In der Landwirtschaft war die Lage besonders schlimm: Frauen mussten oft umsonst arbeiten, und nur 6 % waren vor 1917 in der Industrie beschäftigt. Nach der Oktoberrevolution stieg der Anteil der Frauen in der Metallindustrie auf 25 % – im Vergleich zu 5,4 % in England und 3 % in den USA.¹

Mit der Oktoberrevolution wurde der Achtstundentag eingeführt, und in gesundheitsgefährdenden Berufen reduzierte sich die Arbeitszeit auf sechs Stunden. Männer und Frauen hatten Anspruch auf 28 Tage Urlaub bei voller Bezahlung. Frauen konnten erstmals frei ihren Wohnort wählen. Ein großes Problem war jedoch die hohe Analphabetenquote, besonders unter Frauen. 1917 waren nur 7,8 % der Parteimitglieder Frauen, die meisten lebten in traditionellen Haushalten und waren oft gezwungen, Zwangsehen einzugehen. Die Bolschewiki mussten eine breite kulturelle Brücke bauen, um Frauen aus dieser Abhängigkeit zu befreien.

Diese „Kulturrevolution“ wurde von Bolschewikinnen wie Alexandra Kollontai und Inès Armand vorangetrieben. Nach dem Frieden von Brest-Litowsk 1918 konnte der Aufbau der sozialistischen Großindustrie beginnen. Frauenversammlungen und Konferenzen wurden organisiert, und mit dem Zhenotdel wurde eine eigene Abteilung für Frauenarbeit geschaffen.

Der Humanismus der sozialistischen Wirtschaft zeigte sich besonders im Umgang mit schwangeren Frauen: Nachtarbeit und Überstunden wurden verboten, und sie erhielten zwei Monate vor und nach der Geburt bezahlten Mutterschaftsurlaub. Stillpausen wurden während der Arbeitszeit ermöglicht. In verstaatlichten Betrieben gab es Kinderkrippen mit eigenen Räumen, Bibliotheken und Klubs. Solche Errungenschaften sind im Kapitalismus undenkbar, da dieser auf Ausbeutung basiert: Die Lohnarbeit dient dazu, das Kapital zu mehren, während die Arbeiter verarmen.

  1. Vergleiche Kommunismus: „Zeitschrift für den Klassenkampf“, 10/11 2017, Seite 5

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