Der Krieg der Minderheiten: Der Klassenkampf zwischen Revolution und Ideologie

Redaktion RoterMorgen – 14. Oktober 2024

In kapitalistischen Gesellschaften bleibt wissenschaftliche Betätigung ein Privileg von Wenigen. Besonders in den Gesellschaftswissenschaften kann nur eine verschwindend kleine Gruppe revolutionärer Denker die klassenkämpferische Realität korrekt widerspiegeln. Die marxistisch-leninistische Avantgarde kämpft nicht nur gegen die ökonomische Vorherrschaft des Kapitalismus, sondern auch gegen die ideologische Macht der Bourgeoisie. Die Revolution erfordert mehr als theoretische Analyse – sie verlangt entschlossene Tatkraft und die Zerschlagung der kapitalistischen Herrschaftsapparate.
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Der Krieg der Minderheiten

In Gesellschaften, in denen die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen vorliegt, ist wissenschaftliche Betätigung stets das Privileg einer Minderheit. In den Naturwissenschaften umfasst die richtige Widerspiegelung von Naturprozessen durch die Koryphäen des Fachs eine größere Anzahl als in den Gesellschaftswissenschaften, in denen im Unterschied zu den Naturwissenschaften letztendlich nur eine verschwindend kleine Anzahl von bolschewistischen, dialektisch-materialistisch denkenden Berufsrevolutionären die klassenkämpferisch geprägte Wirklichkeit richtig widerspiegeln kann, da diese an eine das eigene Leben aufs Spiel setzende revolutionäre Praxis gebunden ist. Ohne revolutionäre Praxis unterliegen Analysen der bürgerlichen Gesellschaft statt der Helligkeit mobilisierender Aufklärung der Dunkelheit staatserhaltender Ideologie. Die kleinbürgerlichen und bürgerlichen Intellektuellen marschieren trotz verbaler Radikalität auf dem Mittelweg, sind kopfhängerisch und gehorchen dem Magen und der Geldbörse.

Es liegt auf der proletarischen Seite eine Verdopplung von Minderheiten vor: Die Berufsrevolutionäre und die politisch organisierte Arbeiterklasse, deren Mehrheit unorganisiert und nicht durchgängig politisiert ist. Unter den Berufsrevolutionären nehmen die marxistisch-leninistischen eine exzeptionelle Stellung ein, die über die richtige Widerspiegelung ökonomisch bedingter gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse hinaus über die Vergesellschaftung von Arbeit vermittelt ist. Marx hat als Theoretiker der gesellschaftlichen Organisation von Arbeit durch die Produktionsmittel in der ökonomischen Entwicklung des Kapitalismus eruiert, dass dieser selbst die Weichen zu seinem eigenen Untergang und damit zum Kommunismus dadurch stellt, dass er ökonomisch durch nur noch kollektiv anwendbare Produktionsmittel dessen Basis und politisch die Klasse hervorbringt, die den Tod der kapitalistischen Klasse bedingt.

Bürgerliche Ideologie scheut diesen ganzen Themenkomplex des ökonomisch bedingten historischen Vorübergehens von Gesellschaftsformationen, scheut die Einsicht in die Notwendigkeit, indem sie die Konjunktion Ökonomie-Politik kappt und sich selbst und der bürgerlichen Gesellschaft suggeriert, dass es eine Kunst der Politik gäbe, die gegenüber der historisch-ökonomischen Zwangsgesetzlichkeit Primärautonomie beanspruchen darf. Alle subjektiven Positionierungen von Einzelkapitalisten und/oder ihren Verbänden und die Anwendung des gehorsamen bürgerlichen Staatsterrorapparates als nationales Kriegswerkzeug des Kapitals gegen die Arbeit sind gegenüber der Diktatur des Ökonomischen zum Scheitern verurteilt, sind nichts als subjektive Einbildungen und Verblendungen. Nur kollektive, die die Konjunktion Stadt-Land berücksichtigende Positionen gemäß dem ökonomischen Diktat sind siegreich dem historischen Zwang unterworfen, Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse in Übereinstimmung zu bringen.

Lenin hat herausgearbeitet, dass in der Phase des Imperialismus als des höchsten Stadiums des Kapitalismus die Vergesellschaftung der Arbeit exorbitant geworden ist. Zwei Minderheiten stehen sich gegenüber: die über Milliarden proletarisch-bäuerliche Soldaten verfügenden Berufsrevolutionäre und die über Milliarden Dollar verfügenden Kapitalisten. Der Krieg liebt es, sich zu verbergen, lediglich Skizzen anzudeuten, und uns durch eine sehr tiefe Widersprüchlichkeit aus Abstoßung, Verdrängung und Faszination gleichzeitig zu repulsivieren und anzuziehen, sodass sich das innere Wesen des Krieges sowohl als zuerst imperialistischer und dann als revolutionärer Bürgerkrieg der grausamsten Art geschichtlich hervorzukehren hat. Clausewitz und die Dialektik lehren, dass der Krieg seine innere Widersprüchlichkeit bis zum Äußersten steigern muss. Stehen die Kollektive arbeitender Menschen im Mittelpunkt oder ist es der von Dollargier besessene Imperialist, der viele andere Imperialisten totschlägt? Anders stellt sich die Kernfrage für die arbeitende Menschheit heute nicht. Je mehr der „Herr Totschläger Imperialist“ dezimiert wird, desto mehr steigt unter den Genossinnen und Genossen die Arbeit von einer Last zu einer Lust.

Der Kommunismus ergibt sich nicht allein aus der objektiven Entwicklung der ökonomischen Gesellschaftsformation „Kapitalismus/Imperialismus“. Wir bräuchten dann keine Berufsrevolutionäre, sondern durch das Hinzukommen eines beharrlichen Arbeitens für die Revolution, dessen Kerngehalt die völlige Vernichtung der Bourgeoisie durch Zerschlagung ihrer volksfeindlichen Terrorapparate, insbesondere der stehenden Heere und der Polizeien, intendiert. Der Kommunismus ergibt sich aus ökonomisch bedingter Produktionskollektivität und politischer Kollektivrevolution, der Rücknahme der Staatsgewalt durch die Gesellschaft, sodass ökonomischer Zwang und politische Herrschaft als weltgeschichtlich aufgehoben zu verzeichnen sein werden.
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Der Text beruht auf einer Diskussionsvorlage von Heinz Ahlreip. Überarbeitet von der Redaktion DerRevolutionär und der Redaktion RoterMorgen

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