Die Subbotniks nicht vergessen!

Redaktion – 9. August 2024

Die russische Oktoberrevolution stellte nicht nur einen Bruch in der Kontinuität der russischen Geschichte dar, sondern wandte sich auch gegen sämtliche Traditionen der Leibeigenschaft und der Lohnsklaverei weltweit und wies der Zukunft den Weg. Entscheidend war unter der Herausbildung einer neuen proletarisch-bäuerlichen Arbeitsdisziplin die Überbietung der kapitalistischen Arbeitsproduktivität. Das heißt, Lenin sah die Behauptung der Sowjetgesellschaft gegenüber der blutbesudelten imperialistischen Macht primär nicht als Gewaltfrage an. Auf dem Sektor der Ökonomie hatte sachgerecht die Entscheidung zu fallen.

Der 1. Mai ist der Allrussische Subbotnik, 1920 von Dmitriy Stakhievich Moor.

Ein Ausdruck dieser neuen Disziplin waren die auf Eigeninitiative „einfacher“ Arbeiterinnen und Arbeiter zurückgehenden Subbotniks, das bewusst Opfer bringende Heldentum der Arbeiter im Hinterland. Sie waren für Lenin von gigantischer Bedeutung. „Es ist dies der Anfang einer Umwälzung, die schwieriger, wesentlicher, radikaler, entscheidender ist als der Sturz der Bourgeoisie, denn dies ist ein Sieg über die eigene Trägheit, über die eigene Undiszipliniertheit, über den kleinbürgerlichen Egoismus, über jene Gewohnheiten, die der fluchbeladene Kapitalismus dem Arbeiter und Bauern als Erbe hinterlassen hat. Erst wenn dieser Sieg verankert sein wird, dann und nur dann wird die neue gesellschaftliche Disziplin, die sozialistische Disziplin, geschaffen sein; dann und nur dann wird eine Rückkehr zum Kapitalismus unmöglich, wird der Kommunismus wirklich unbesiegbar werden.“ Die Arbeitsproduktivität in den Subbotniks lag zwei- bis dreimal so hoch wie die der Lohnarbeit. Das waren neue, kapitaljenseitige ökonomische Beziehungen, Grundsteine der Errichtung einer neuen Gesellschaft. Das ist von geradezu entscheidender Bedeutung und ein von uns immer wieder hervorzuhebender gesellschaftswissenschaftlicher Faktor gegen die Lüge der dem Kapital hörigen Ideologen, dass in der auf Entfremdung basierenden Lohnarbeit die höchste Arbeitsintensität liege, in ihr die Zukunft liege und sie die historisch höchste Form gesellschaftlicher Arbeitsorganisation sei. Durch die Subbotniks liegt der Beweis vor, dass die bürgerlich-perverse, warenproduzierende Gesellschaft überboten werden kann. Die Arbeitsproduktivität steigerte sich im Laufe der Geschichte: Sie lag im Kapitalismus höher als im Feudalismus und in den sowjetischen Subbotniks höher als im Kapitalismus. Diese Höherentwicklung ist lediglich unterbrochen, aber nicht abgebrochen worden. Nicht widerlegt werden kann heute weniger denn je, dass der Sozialismus einen höheren Typus der gesellschaftlichen Organisation der Arbeit repräsentiert. Das ist der Kern der Sache. Darin liegt die Quelle der Kraft und die Bürgschaft für den unausbleiblichen, vollen Sieg des Kommunismus.“ Subbotniks stellten für Lenin den faktischen „Beginn des Kommunismus“ dar.

Der Sozialismus beginnt nicht parolenmäßig mit dem Skandieren von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, sondern in ihm wird alles auf die Arbeitsbedingungen zurückgeführt. Der Marxismus-Leninismus erschöpft sich nicht im Ausdenken von Parolen; den bürgerlichen Blendwerken stellte Marx die Forderung nach staatlicher Verkürzung des Arbeitstages entgegen, ohne die die schönsten Parolen Schall und Rauch bleiben. Der Marxismus-Leninismus zeichnet sich dadurch aus, dass er unter anderem eine wissenschaftliche Theorie der Arbeitsorganisation durch die Produktionsmittel verficht. Das stellt einen qualitativen Sprung dar von den bürgerlichen Aufklärercliquen in Pariser Caféhäusern, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aristokratenfeindliche Parolen aus ihren Gehirnen herausdestillierten, zu sozialistischen Theoretikern, die ihren Ausgangspunkt in der Arbeitswelt nehmen. Wir wissen, welche Bedeutung Marx den sogenannten „Blaubüchern“, den halbjährlichen Berichten der Fabrikinspektoren Englands, bei der Erstellung seines ökonomischen Hauptwerkes beimaß: „Die Berichte der Fabrikinspektoren, die kürzlich für das am 31. Oktober 1856 endende Halbjahr herausgegeben worden sind, stellen einen wertvollen Beitrag zur sozialen Anatomie des Vereinigten Königreiches dar.“ Die royalistischen Faktensammler hatten dem genialen Theoretiker das Material zu liefern.

Es lag in der Natur der Sache, dass die bürgerlichen Gleichheitsparolen zur Erfassung der Massen Maximen gegen jegliche Privilegien enthalten mussten; nur dürfen wir heute nach dem aufklärerisch-entlarvenden Wirken von Marx darauf nicht mehr hereinfallen. Weder basiert die BRD auf natürlicher Freiheit noch auf natürlicher Gleichheit oder Brüderlichkeit, sondern auf deren Gegenteilen: auf einer perversen Lohnsklaverei, auf einer perversen Ungleichheit zwischen Arm und Reich und auf Mord und Totschlag. Aus dem „Kommunistischen Manifest“ lernen wir: „Fällt aber der Schacher, so fällt auch der freie Schacher. Die Redensarten vom freien Schacher, wie alle übrigen Freiheitsbravaden unserer Bourgeoisie, haben überhaupt nur einen Sinn gegenüber dem gebundenen Schacher, gegenüber dem geknechteten Bürger des Mittelalters, nicht aber gegenüber der kommunistischen Aufhebung des Schachers, der bürgerlichen Produktionsverhältnisse und der Bourgeoisie selbst.“

Kurz: „Einen im wahren Sinne des Wortes demokratischeren, mit den werktätigen und ausgebeuteten Massen enger verbundenen Staat hat es auf der Welt noch nicht gegeben.“

  1. Lenin, Die Große Initiative, Werke, Band 29, Dietz Verlag, Berlin, 1960, Seite 399
  2. a.a.O., Seite 409
  3. a.a.O., Seite 417
  4. Karl Marx, Die Lage der Fabrikarbeiter, Werke, Band 12, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 183
  5. Karl Marx, Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, Werke, Band 4, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 476
  6. Lenin, Die Große Initiative, Werke, Band 29, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 424

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1 Kommentar

  1. Das ist richtig!
    Aber, sie steht noch in der Tradition von kriegerischer Gewalt.
    Ein für wahr genommen gewonnener Krieg legt nämlich immer wieder den Grundstein für neue Kriege, für Barbarei.
    Denn, ein JEDER Krieg ist immer das Todesurteil für vom Zufall ausgewählten Männern, Frauen und Kindern, vollstreckt von Soldaten. Eine Überzeugung, die gerechte Kriege kennt, spielt FAKTISCH mit dem Leben von Männern Frauen und Kindern Roulette, um Rechte von Menschen zu gewinnen. ABSURD!

    Es bedarf dringend ein ENDE dieser Logik von Irreen

    Frei nach Buckminster Fuller:
    „Man erreicht niemals eine (nachhaltige) Veränderung, indem man das Bestehende bekämpft. Um etwas zu verändern, baut man neue Modelle, die das alte überflüssig machen“
    Und dies dann mit den Werten einer friedlichen Koexistenz, unter der Praxis als Kriterium der Wahrheit (frei nach Karl Marx/Lenin) für konkurrierende Vorstellungen und Ideen auf der Suche nach einer friedlicheren und sozial gerechteren Welt.
    Hierbei kennen die Werte einer friedlichen Koexistenz sehr wohl ein Recht auf eine angemessene Not- Wehr, jedoch verbunden mit einer Pflicht zur schnellstmöglichen Deeskalation.

    Denn, alle Rechte und Werte sind im Falle des Todes durch kriegerische Gewalt OBSOLET.
    Deshalb ist mit Recht laut Menschenrechtskonvention das ERSTE MENSCHENRECHT das Recht auf Leben eines jeden einzelnen Menschen !
    Auch revolutionäre Veränderungen müssen sich endlich von ihren barbarischen Methoden trennen !

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