KARL MARX – geboren am 5. Mai vor 206 Jahren

Redaktion – 5. Februar 2024

Der am 5. Mai 1818 in Trier geborene Karl Marx schrieb als 23-jähriger Hegelianer seine Doktorarbeit über die Philosophie Epikurs. Nach dieser Arbeit wandelte er sich als Dr. phil. vom Idealisten zum Anhänger des materialistischen Philosophen Feuerbach, der auch atheistische Positionen vertrat. Aber Feuerbach ging vom abstrakten Menschen aus, der rein anthropologisch gefasst wurde. Ihn kritisierend führt Marx in der 6. Feuerbachthese aus, dass der Mensch in Wirklichkeit „das Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse“ ist.

Die elf Thesen über Feuerbach gehören zu den wuchtigsten Hammerschlägen, die in der Weltgeschichte und in der Geschichte der Philosophie jemals gegen eine alte Weltanschauung ausgeteilt wurden. In den ‚Deutsch-Französischen Jahrbüchern‘ (1844) tritt Marx bereits als Revolutionär auf. Auf seine Fahne hat er die rücksichtslose Kritik alles Bestehenden geschrieben und diese muss eine mit Waffen sein. Als Subjekt der Revolution hat er zusammen mit Engels in der ‚Heiligen Familie‘ die Volksmassen ausgemacht, deren Speerspitze das Proletariat bildet. Für es schrieb er zusammen mit Friedrich Engels das ‚Kommunistische Manifest‘, das im Februar 1848 erschien. „Mit genialer Klarheit und Ausdruckskraft ist in diesem Werk die neue Weltanschauung dargestellt: der konsequente, auch das Gebiet des gesellschaftlichen Lebens umfassende Materialismus, die Dialektik als die umfassendste und tiefste Lehre von der Entwicklung, die Theorie des Klassenkampfes und der welthistorischen revolutionären Rolle des Proletariats“.1 An der bürgerlichen 48er Revolution nahm Marx als Chefredakteur der ‚Neuen Rheinischen Zeitung‘ zu Köln teil, nach deren Niederlage musste er Deutschland verlassen und fand Zuflucht in London, die Stadt, in der er auch sterben wird. Marx lebte mit seiner Familie in bitterster Armut. Ohne die finanzielle Unterstützung von Engels wären sie „unvermeidlich in Not und Elend zugrunde gegangen“.2 Das hätte bedeutet, dass die damals noch fortschrittliche bürgerliche Menschheit zwar über die Errungenschaften der klassischen deutschen Philosophie, über die des französischen Sozialismus und über die der klassischen englischen politischen Ökonomie verfügt hätte, die große Volksmasse des städtischen und ländlichen Proletariats aber ohne das ‚System von Marx‘ dagestanden hätte,  ohne die Quintessenz der Resultate des fortschrittlichen Denkens, ohne Marxismus, ohne Anleitung zum revolutionären Handeln. Die totale Versklavung der Völker durch eine Handvoll Parasiten wäre ohne Ausweg geblieben. Der Materialismus wäre wohl in seiner Mechanik stecken geblieben und wäre nicht dialektisch auf die Geschichte und auf die Gesellschaft angewendet worden – das alte Gebrechen des bisherigen Materialismus neben seiner Unfähigkeit zur revolutionären praktischen Tätigkeit. Das Sein bestimmt nach materialistischer Auffassung das Bewusstsein durch Marx kam hinzu, dass das gesellschaftliche Sein das gesellschaftliche Bewusstsein bestimmt. Mit Idealismen war weder in der Geschichte noch in der Gesellschaft irgendetwas auszurichten, aber wie Marx fundamental erkannte, mit der Ökonomie. Er revolutionierte die Geschichtsauffassung, entfernte alles Geisterhafte aus ihr und revolutionierte zugleich die ökonomische Wissenschaft. „Der Marxismus wies den Weg zur allumfassenden, allseitigen Erforschung des Prozesses, der Entstehung, der Entwicklung und des Verfalls der ökonomischen Gesellschaftsformationen“.3 Marx entwickelte die Lehre vom Klassenkampf, die bereits bürgerliche Historiker der Restaurationsepoche (Thierry Guizot, Mignet, Thiers) als Schlüssel wenigstens für die französische Geschichte anerkannt hatten, als Triebkraft historischer Ereignisse weiter und wies nach, dass der moderne Klassenkampf in die Diktatur des Proletariats münden muss. Den Schwerpunkt legt der Marxismus auf die ökonomische Lehre, die Umwandlung der kapitalistischen Gesellschaft in die sozialistische wird von ihm nur aus den ökonomischen Bewegungsgesetzen der modernen Gesellschaft abgeleitet. Der Endzweck seines Hauptwerkes ‚Das Kapital‘ sei, so Marx, „das ökonomische Bewegungsgesetz der modernen Gesellschaft zu enthüllen“. Marx setzt in seinem Hauptwerk an mit der Analyse der Ware, die in der bürgerlichen Gesellschaft Millionen und Milliarden mal gegen Geld ausgetauscht wird. Diese Massenerscheinungen sind es, die Marx zugrunde legt. Die Mitglieder der Arbeiterklasse, Männer, Frauen und Kinder, sind im Kapitalismus ebenfalls Waren, die ihre Arbeitskraft, da sie durch die sogenannte ursprüngliche Akkumulation sämtliche Produktionsmittel und alles Land verloren haben, an die Geldbesitzer verkaufen müssen. Marx entdeckt in der menschlichen Arbeitskraft eine Ware, die in ihrem Konsumtionsprozess nicht verschlissen wird, sondern sogar noch einen Wertschaffungsprozess konstituiert. Die Kapitalisten müssen darauf achtgeben, dass ihre Ware erhalten bleibt und geben den Werktätigen den entsprechenden Lohn zum Überleben, zur Beibringung von allen notwendigen Lebensmitteln für sie. Der Geldbesitzer kauft die Arbeitskraft zu ihrem Wert, der wie der Wert jeder anderen Ware durch die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit bestimmt wird, die zu ihrer Herstellung erforderlich ist. Dazu ist aber nicht der ganze Arbeitstag erforderlich. Über die notwendige Arbeitszeit hinaus arbeitet der Arbeiter ohne Bezahlung, ohne Gegenleistung für den Kapitalisten. Sobald an einem Arbeitstag die notwendige Arbeitszeit abgelaufen ist, beginnt die Ausbeutung der Arbeiterklasse durch die Kapitalistenklasse, wird ein vom Kapital unbezahltes Mehrprodukt geschaffen, das dann unter der unproduktiven Klasse verteilt wird. In jedem beliebigen kapitalistischen Land, in dem zersplitterte Warenproduzenten nur durch den Markt miteinander verbunden sind, ist weltweit zu konstatieren, dass sich auf der einen Seite der Gesellschaft Glanz und Reichtum ansammeln, auf der anderen Not und Elend. Und diese „Martyrologie der Produzenten“ wird immer krasser und immer schlimmer. Jedes Jahr sterben neun Millionen Menschen an Hunger, d. h. alle drei Sekunden stirbt ein Mensch. (>google<: Hunger und Ernährung, Daten und Fakten). Die Frage, wie kommt es, dass die Arbeit der Vielen in den Reichtum der Wenigen mündet, ist von Marx beantwortet worden. Eine Handvoll Schmarotzer schöpft den arbeitenden Menschen aller Länder den Rahm ihrer Leistungen ab und stürzt die Völker aller Länder aus Profitgier in Kriege. Profit ist das Verhältnis des Mehrwerts zum gesamten in einem Unternehmen investierten Kapital. Auch die Klassenwurzeln der Kriegspest sind somit aufgedeckt. Der Klassenantagonismus zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten aber treibt auf eine geschichtliche Entscheidung, auf einen Bürgerkrieg, zu dem sich niemand entziehen kann. Wer die Arbeiterklasse vom Weg des bewaffneten Aufstandes ablenkt, fügt den Völkern großen Schaden zu. Es wurde oben von der Dialektik als der tiefsten Lehre von der Entwicklung gesprochen. Neben der sogenannten ursprünglichen Akkumulation, d. h. der Verdrängung des selbsterarbeiteten, auf Verwachsung des einzelnen unabhängigen Arbeitsindividuums mit seinen Arbeitsbedingungen beruhende Privateigentum durch das kapitalistische Privateigentum, welches auf Ausbeutung fremder, aber formell freier Arbeit beruht, spricht Marx auch noch von der geschichtlichen Tendenz der kapitalistischen Akkumulation. „Was jetzt zu expropriieren ist, ist nicht länger der selbstwirtschaftende Arbeiter, sondern der viele Arbeiter exploitierende Kapitalist“4 Dieses Musterbeispiel der dialektischen Figur der Negation der Negation ist kein persönliches Vermächtnis von Karl Marx an die Arbeiterklasse, sondern der objektive geschichtliche Gang von Millionen und Abermillionen Ausgebeuteter weltweit zwingt zu dieser Expropriation, die aber nicht im objektiven Selbstlauf stattfindet, sondern eminent hohe revolutionäre Anstrengungen, äußerst diszipliniertes wissenschaftliches Denken, Kritik und Selbstkritik, Kollektivität und Autorität und die Bewaffnung der Ausgebeuteten erfordert. Nicht erst im ‚Manifest‘, bereits im ‚Elend der Philosophie‘ hatte Marx darauf hingewiesen, dass ab einer bestimmten Phase des Klassenkampfes die Aufrechterhaltung der Vereinigung der Arbeiterklasse wichtiger werde als die Behauptung des Lohnes. Dabei ist nicht der Bauer zu vergessen, denn im Kapitalismus unterscheidet sich die Ausbeutung des Bauern von der Ausbeutung in der Industrie nur formell. Der Prolet, der arme Bauer und das Landproletariat haben einen gemeinsamen Exploiteur: Das Kapital. Während aber die Landarbeiter über größere Flächen zerstreut werden, wird die Arbeiterklasse in den Industriestädten konzentriert. Auf dieses Ziel, die proletarische Revolution, auf die Einigung gerade dieser Klasse, ist hinzuarbeiten unter der Parole:

PROLETARIER ALLER LÄNDER VEREINIGT EUCH!


ANMERKUNGEN:

  1. Lenin: „Karl Marx“, Broschüre erschienen im Dietz Verlag Berlin, 1952, Seite 7
  2. a.a.O., Seite 8
  3. a.a.O., Seite 18
  4. Karl Marx: „Das Kapital“, Werke, Band 23, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 790

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5 Kommentare

    • Wie schön das wir davon nicht betroffen sind. Hier gehts um Wissenschaft, die Wissenschaft des Marxismus-Leninismus. Beim Personenkuld gehts um die Lobhudelei der Ansichten eines Menschen. Z. B. in der VK Korea.
      So, und nun interessieren mich Deine Ansichten zum Inhalt des Artikels.
      Gruß Fiete Jensen,
      Redaktion Roter Morgen

  1. Ein Personenkult ist dem Marxismus-Leninismus wesensfremd, aber es hat ihn in seinem Namen gegeben. Der Repräsentant dieser Fehlentwicklung heißt Mao Zedong. Mao wurde am 26. Dezember 1893 im 2. 900 Seelen zählendem Dorf Schaoschan in der Provinz Hunan geboren. Einer der Höhepunkte der Revolution war der 73. Geburtstag Maos am 26. Dezember 1966. Fünf Tage bevor das Jahr 1967 begann, erklärte er es zu einem Jahr des Bürgerkrieges, in dem es schon nicht mehr allein um Kulturkreise von Intellektuellen und deren Korrektur ging. Mao galt als der abgesicherte Große Vorsitzende, als die röteste aller roten Sonnen, er war es auch als Vorsitzender der Zentralen Militärkommission der Kommunistischen Partei Chinas, er hatte die höchste politische und militärische Position inne. Ein Personenkult nahm überhand. Schoenhals weiß zu berichten, dass Soldaten der Volksbefreiungsarme in Zhejiang 146 Zivilisten erschossen, damit Maos Sonderzug komplikationsfrei den Bahnhof der Stadt durchrauschen konnte. (Vergleiche Michael Schoenhals, Kulturrevolution, in: Brunhild Staiger, Stefan Friedrich, Hans-Wilm Schütte, Das Grosse China Lexikon, Institut für Asienkunde, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, Primus Verlag, Sonderausgabe 2008,412). Das war die bizarrste Blüte des personenkultischen Exzesses, den wir weder mit Marx und Engels noch mit Lenin und Stalin assoziieren können, nicht einmal mit dem französischen Sonnenkönig Ludwig XIV.

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