Lenin zur »stetigen Verfügbarkeit von billigen Arbeitskräften« und der Sprache des Imperialismus

Symbolbild: "Kostenfaktor" Erntehelfer | Bild: YouTube, Quelle: BR

Redaktion – 31. März 2022

In der spanischen Provinz Almería hat sich seit Beginn der 1970er-Jahre eine gigantische Gemüseproduktion entwickelt, die mittlerweile eine Fläche von circa 30.000 Hektar Plastikgewächshäusern umfasst. Diese Entwicklung bildet die Grundlage für den wirtschaftlichen Aufschwung der Region und dem unermesslichen Reichtum der Plantagenbetreiber. Er kommt nur durch die perverse Ausbeutung marokkanischer Arbeitskräfte in Almerías Gewächshäusern, die von den Bossen verächtlich als „manos de cosecha”, was so viel heißt wie »Erntehände«, bezeichnet werden, zustande. Die „Herren“ schätzen, wie sie sich ausdrücken, die »stetige Verfügbarkeit« von billigen Arbeitskräften. (BR berichtete).

Wir leben heute in einer extrem perversen Situation, im stinkenden, absterbenden, faulenden und dahinsiechenden Kapitalismus, in der man gar nicht so viel fressen kann, wie man kotzen muss, und haben eine Grenze erreicht, an der die Frage aufgeworfen werden muss, ob denn noch die alte, biblische – ich möchte nicht mehr von unserer Sprache reden, schon gar nicht von der Schönheit deutscher Sprache – ob überlieferte Sprache überhaupt noch ausreicht, die Tiefe der ekelhaften, uns täglich und stündlich erstickenden Perversion adäquat auszudrücken. Der Imperialismus leiert unbarmherzig alle Sprachen zu leeren aus und nur sich noch verständigen könnende Völker können Ufer erblicken, die Bestand haben könnten.

Bei uns beginnt in diesem Jahr so früh wie nie zuvor die Ernte des sog. „königlichen Gemüses“, dem Spargel. Zigtausende von sog. „Erntehelfer/innen“ werden dann aus Rumänien, Bulgarien und Polen herangekarrt, um die Kassen der Spargelbosse zu füllen. RoterMorgen berichtete mehrfach darüber. Der Druck der sog. Mitbewerber im Kapitalismus ist groß und so ist wie immer der „Kostenfaktor Arbeitskraft“, der so zum Gegenstand wird entscheidend. Ekelige, inhumane und verächtliche Begriffe waren schon immer ein Teil der Sprache der Betriebswirtschaft. Der Mensch als Kostenfaktor wird zum Gegenstand mit einem Wert, einem Preis, den man kalkuliert und den man drücken kann, um die Gewinnmarge zu erhöhen. So etwas wird hierzulande als »Lohndumping”, “Informelle Arbeiter“ und „Preis-Leistungs-Verhältnis der Humanproduktivität“ bezeichnet.

Arbeitssklavin in Indien, bezeichnet als “Informelle Arbeiterin“ | Flickr CC 0

Plutarch hatte völlig recht mit seiner Aussage, die Geldgier sei die einzige Begierde, der der Mensch die nie müde wird“.
Und in der sprachlichen Alltagspraxis liegt eine Tabuisierung des Glücks der Völker vor, dass das Ende der Lohnarbeit voraussetzt. Erst mit deren Aufhebung, die nur das Werk der Lohnarbeiter selbst sein kann, beginnt eine Periode der Weltgeschichte, in der das Wort »Glück«, das St. Just 1792 als eine neue Idee für Europa verhieß, eine massenhafte und markige Substanz in sich birgt. Welche Sprache man auch nimmt und aus ihr alles Pejorative, sie bleibt ungenügend, das Höllische dekadenter Kultur schauend wiederzugeben. Die imperialistische “Kultur“ hat alle sogenannten großen Weltsprachen in eine nachtgraue Sackgasse geführt und die Siebenmeilenstiefel der Warenwerbung zertreten jeden zarten Keimling einer weiterzuentwickelnden Sprachkreativität, die Gassenhauer lassen einem Orchester virtuoser Sprachmusik keinen Platz mehr. Immerhin ist das politökonomische Vokabular des Marxismus-Leninismus ein internationales und hochaktuelles, aber zurzeit ein so peripheres, dass eine Kritik an ihm unterschwellig, gleichwohl gefährlich, bleibt. Dafür danken die Kapitalisten den durch Bestechung aus Extraprofiten gemästeten Arbeiteraristokraten. Lenin sagt:  WENN SIE NICHT DIE FÜHRUNG DER ARBEITER IN IHRER HAND HÄTTEN, SO KÖNNTE SICH DIE BOURGEOISIE NICHT BEHAUPTEN1.

1 Lenin, Über den Kampf um den Frieden, Dietz Verlag Berlin, 1956, Seite 263).

.

zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

.

1 Kommentar

  1. Nennt sich Humankapital. Wird sich so lange es den Kapitalismus gibt nicht ändern, die letzte Bundestagswahl zeigt was die Bevölkerung will .

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*