„Corona-Proteste“: Auch „Mitläufer“ sind mündige Bürger

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Volkskorrespondent Heinz Michael Vilsmeier – 9. Januar 2022

Wird es der extremen Rechten gelingen, mithilfe der Pandemie ihre braune Schmuddelecke zu verlassen?

Heinz Michael Vilsmeier

In Reaktion auf meine letzten Beiträge werde ich gefragt, ob da nicht etwas durcheinandergehe … Es ginge nicht darum, mit Faschisten zu reden, sondern mit „den Mitläufern“, die oft kurz davor stünden, „mitlaufen zu wollen“. Und wenn man mit solchen nicht mehr spreche, stärke man die Rechten. – Der Unterschied sei wichtig.

Ich sehe das anders. Was würden denn die Bedächtigen den „Mitläufern“ erzählen wollen, was diese nicht schon wüssten? – Alle Fakten liegen auf dem Tisch!

Die „Mitläufer“ bei den sog. Corona-Spaziergängen sind keine Kinder, denen man noch irgendetwas erklären müsste, was sie nicht ohnehin schon wüssten. Was verleitet diejenigen, die meinen, die Mitläufer müssten aufgeklärt werden zu der Annahme, Sie selbst seien intellektuell überlegen oder wüssten mehr? M. E. schwingt da eine gefährliche Überheblichkeit mit, die zu einer grundlegenden Fehleinschätzung führt.

Sog. Corona-Spaziergang am 27.11.2021 in Hamburg. Bild: YouTube

Meine These ist: Auch „Mitläufer“ sind mündige Bürger, die bewusste Entscheidungen treffen. – Wenn sie sich entschließen, mit Reichsbürgern und Neonazis „spazieren“ zu gehen, dann wissen sie, was sie tun. – Viele der sog. Mitläufer waren schon bei den Pegida-Aufmärschen dabei. Sie stellen jene 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung, die einen anderen Staat wollen, einen, der eben nicht demokratisch verfasst ist. Jede westliche Gesellschaft hat einen antidemokratischen Bevölkerungsanteil, damit müssen wir wohl oder übel leben.

Selbstverständlich wollen Faschisten den gesellschaftlichen Diskurs mitbeeinflussen. Um dies zu erreichen, versuchen sie möglichst viele Themen ideologisch mit ihren faschistoiden Narrativen und Verschwörungserzählungen zu besetzen. Das lässt sich seit vielen Jahren beobachten, egal ob in der Friedenspolitik, in der Europapolitik, in der Ökologie, im Tierschutz, in der Landwirtschaft, in der Asyl- und Migrationspolitik – immer mit kleinen Schritten aber wachsendem Erfolg. Doch nun haben sie ein Thema gefunden, das die Existenz aller unmittelbar berührt, weil die Pandemie eben eine existenzielle Bedrohung aller ist. Die mit der pandemischen Bedrohung verbundenen Ängste öffnen dem demagogischen Populismus der Rechten Tür und Tor – auch weil die Bundesregierung in der Vergangenheit einiges verbockt hat. (Spahn war der falsche Mann in der Funktion des Gesundheitsministers.)

Wie dem auch sei, die Rechten haben Witterung aufgenommen und sie sind entschlossen, Covid-19 als historische Chance zu nutzen, endlich aus ihrer braunen Schmuddelecke herauszukriechen. Dazu nutzen sie alle Mittel, um sich mit dem demokratisch verfassten Staat anzulegen. – Ich hoffe sehr, dessen Organe werden sich überwiegend als Demokraten erweisen und endlich entschlossen dagegenhalten. – Obgleich: Sicher bin ich nicht, dass sie das tun werden, denn Polizei, Bundespolizei und andere Sicherheitskräfte sind seit Jahren Sammelbecken antidemokratischer Kräfte und keineswegs adäquate Abbilder der Zivilgesellschaft. (Das Versagen der Politik ist vor allem in diesem Bereich notorisch.)

Die Lage für die Demokratie ist kritisch! Es kommt jetzt alles auf die Entschlossenheit der demokratischen Zivilgesellschaft an. Da Covidioten als „Querdenker“, „Impfgegner“ und „Spaziergänger“ verkleidet auf die Straßen gehen, müssen Demokraten/innen endlich dagegenhalten und zeigen, dass sie die weitaus überwiegende Mehrheit in der Gesellschaft sind, die nicht bereit ist, das Feld zu räumen.

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11 Kommentare

  1. Zu Volkskorrespondent Heinz Michael Vilsmeier – 9. Januar 2022

    Das kann ich so nicht nachvollziehen. Das mag ja lokal sehr unterschiedlich sein, aber z.B. hier im Südwesten schaffen es die Faschisten nicht, sich an die Coronaproteste anzuhängen, geschweige denn sie zu dominieren.(die BT-Wahlergebnisse zeigen ja nicht gerade auf einen Erfolg dieser Strategie der AfD hin) Bei der Unterstützung der Regierungspolitik, und damit auch der Verschlechterung unserer Kampfbedingungen, durch viele Linke entsteht für mich der Eindruck hier soll ein Burgfrieden zwischen der Bourgeoisie und der Arbeiterklasse im Kampf gegen Corona geschmiedet werden. Jeder dieser Burgfrieden ging und geht stets zu Lasten der Arbeiterklasse. (Ich brauche hier ja wohl nicht auf die Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums während der Pandemie hinzuweisen) Notstandsgesetze im Kapitalismus dienen nicht der Arbeiterklasse, sondern stets der Bourgeoisie, um besser für den unausweichlichen Kampf zwischen ihr und der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten gewappnet zu sein. Nicht zuletzt darf niemals aus dem Auge verloren werden, der Faschismus ist ein Kind und Werkzeug der Kapitalismus zur Unterdrückung der Arbeiterklasse für den Fall der revolutionären Situation – nicht Menschen, die für ihre Grundrechte auf die Straße gehen, holen den Faschismus aus der Schmuddelecke, sondern der Kapitalismus, stets dann, wenn er ihn mal wieder braucht.

  2. Man sollte „Spaziergänger“ stets mit einem fröhlichen „Helau“ und „Narrhallamarsch“ begrüßen und „Kamelle“ einfordern. Aber bitte nicht „Wolle mer se reinlasse?“ fragen.

  3. Grundsätzlich ist eine der wesentlichen Punkte bei jeder Therapie, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen.
    Aus meinem persönlichen Umfeld kann ich sagen, dass ich damit Erfolg hatte. Es ist mir gelungen nahezu alle Personen dieser Szene wieder zu entreißen. Jeder der das versucht sei jedoch gewarnt, es braucht enormen Einsatz, Geduld und massenhaft Frustrationstoleranz. Einfach wird das nicht.

  4. Das ist Alles komplett schräg.
    Zunächst mal gibt es sicherlich einen guten Grund zu protestieren, nach 2 Jahren Angstpropaganda, falschen Zahlen und jetzt Wortbruch.
    Viele Leute haben zu recht kein Vertrauen in Politik, Big Pharma und Medien.
    Dann die Behauptung die Proteste wären von Nazis oder Reichsbürgern geprägt.
    Gibt es da Belege?
    16000 Nazis und Mitläufer in Hamburg oder nicht doch eher „normale Leute“, die nur etwas skeptischer und kritischer sind?
    Was macht man in Städten wo Nazis oder was man so dafür halten möchte gar nicht in Erscheinung treten?
    Sich etwa mit den pseudolinken/ exlinken Mainstreamern der gelenkten „Zivilgesellschaft“ in die Gegendemo stellen?
    Impfpfllicht ganz toll?

  5. Absolut richtig – DAGEGENHALTEN, gegen die „Wölfe in Schafspelzen“: Wenn die Politiker sich nicht trauen, sich nachhaltig zu positionieren, muss es eben das Volk (das WAHRE – nämlich WIR) tun. Kein Fußbreit den NAZIS!

  6. Naja, dass die Covidioten den Rechten bewusst hinterherlaufen, macht ihre dämlichen Argumente nicht besser! Ich denke, da muss keine Überheblichkeit im Spiel sein, wenn man bei deren Argumenten und Informationsquellen die Nase rümpft! Ganz im Gegenteil, die grenzenlose Überheblichkeit sehe ich eher auf der andren Seite, die grundsätzlich jedes vernünftige Argument ins lächerliche zieht und den vernünftigen Teil der Bevölkerung nach allen Regeln der Kunst verhöhnt! Ich stimme in fast allem mit dir überein, aber beim Punkt Überheblichkeit sehe ich das ein klein wenig anders!

  7. Autoritäre Regime (oder Organisationen die ein solches anstreben) brauchen Feindbilder, um den Menschen Angst zu machen und dann als „Retter der Nation“ aufzutreten. COVID-19 ist nur ein Beispiel einer ganzen Reihe von Verschwörungstheorien. Sie leugnen die Wissenschaft, Geschichte, Fakten. Ihre Lügen widersprechen sich teilweise untereinander, was diese Leute einfach ignorieren. Von der Diffamierung der Juden bis zu den heutigen Hassparolen, die Strategie bleibt immer gleich. Die Lügner bezichtigen den Rest der Welt der Lüge, fordern „Freiheit“ um den Menschen die Freiheit in einem autoritären Regime wieder zu nehmen.
    Das Problem hier? Viel zu viele Menschen glauben eher den Rechtspopulisten als den offiziellen Quellen. Dabei macht es aber durchaus Sinn, wenn man mit diesen Leuten redet. Es ist nicht leicht und viele wollen die Wahrheit nicht sehen, selbst wenn sie ihnen mit dem nackten Arsch ins Gesicht springt (wie meine Berliner Oma so gerne sagte). Doch wenn man nur einen überzeugen kann, dann ist der Weg frei das gesamte Lügengerüst einstürzen zu lassen.

  8. Meines Erachtens ist es – egal, ob Demo, Spaziergang, oder was auch immer – die stets gleiche Sache der Veranstalter, Organsiatoren, Initiatoren: stete, klare und deutliche Distanz vor allem Extremismus, Hass, Hetze, Nazitum, Rassismus!

  9. Nach meinem Eindruck als Teilnehmer und Beobachter gehen bei den grossen Demos gegen die Corona-Massnahmen völlig normale Leute mit, primär Lohnabhängige ohne akademische Bildung. Viele sind geimpft, viele Eltern sind dabei, die den Einfluss der Massnahmen auf ihre Kinder sehen. Das Problem ist doch, dass Linke in der Corona-Krise Opposition gegen die REgierung aufgegeben hat. Jetzt also unterstützen Linke die Regierung und bekämpfen REgierungsgegner zusammen mit der Regierung. Wie kann man als LInker glauben, dass es der REgierung wirklich primär nur um Pandemie-Bekämpfung geht? Habt ihr denn vergessen, wem die REgierung dient? Wenn der obige Volkskorrespondent meint, Spahn wäre der falsche Mann gewesen – dann glaubt er also das der „richtige Mann“ an dieser Stelle alles richtig gemacht hätte! Ein anderer MInister einer neoliberalen Regierung, die im Interesse des kapitals handelt, hätte also viel besser handeln können. Diese Einschätzung scheint mir völlig an der Aufgabe einer Regierung im Kapitalismus vorbeizugehen.

  10. Mein Kommentar zu heutigen Demos in MVP in Tageszeitung Nordkurier:
    Wirklich große Probleme sind zu hohe Preise für Miete,Strom,Gas,Benzin und keine Erhöhung der Löhne, Hartz-IV oder Sozialhilfe bzw.Armutsrenten.DAFÜR gehen diese Freiheitsheldinnen und Helden nicht auf die Straße, warum? Lasst euch impfen oder nicht. ABER haltet die Maßnahmen friedlich ein aus Solidarität und ebenso Respekt für uns Geimpfte. Wer Akzeptanz für sich einfordert, der sollte sie auch uns als Mehrheit entgegen bringen. Distanziert euch von Radikalen und Gewaltbereiten auch für eure und unsere Kinder und Enkelkinder.

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