Heinrich Schreiber – 7. August 2021
Bei den Kolleginnen und Kollegen der Deutschen Bundesbahn rumort es. Die Stimmung unter den Kollegen ist schlecht. Die Gewerkschaft GDL – Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer fordert bereits für dies Jahr eine Lohnerhöhung von von 1,4 Prozent und für 2022 ein Plus von 1,8 Prozent, die Laufzeit soll am 30. Juni 2023 enden.
DB will in diesem Jahr allerdings gar keine Erhöhung. DB-Personalchef Seiler kritisierte: Streiks wären „gerade jetzt, wo wir wieder mobil werden“ eine „Attacke auf unser Land“.
Die Urabstimmung läuft und viele Kollegen haben bereits ihr Votum angegeben. Die GDL hatte 2014 und 2015 in neun Monaten insgesamt neun mehrtägige und flächendeckende Streiks bei der Bahn organisiert. Die Arbeitsniederlegung im Mai 2015 dauerte sechs Tage, es war der längste Streik in der Geschichte der DB. Den Tarifkonflikt beendete damals eine Schlichtung.
Mehr Reisende, mehr Güter, mehr Umsatz. Mit diesen Worten verbreitete der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn Richard Lutz in der virtuellen Pressekonferenz zur Halbjahresbilanz am 29. Juli 2021 viel Optimismus. Auch die Verluste seien deutlich geringer als im Vorjahreszeitraum.
Als Hauptschuldigen für das Minus von 975 Millionen Euro wurde wie üblich die Pandemie ausgewiesen. Für die Kollegen Lokomotivführer ist jedoch klar: Die Hauptursachen dieser Verluste und insbesondere der 32 Milliarden Euro Schulden sind weltweite Einkaufstouren, unrentable Prestigeobjekte, ein aufgeblähter Wasserkopf und ein jahrzehntelang vernachlässigtes Schienensystem. Darüber wurde naturgemäß auf der Pressekonferenz von Seiten der Deutschen Bahn nicht gesprochen.
Olaf Scholz hatte Ende 2019 mal wieder tief in die Tasche gegriffen. Mit insgesamt 11 Milliarden Euro, innerhalb der nächsten zehn Jahre, soll das Eigenkapital aufgestockt werden. Besonders unsozial sind auch die Fahrpreiserhöhungen, die ohne jegliche Vorankündigungen durchgezogen wurden.
Die Deutsche Bahn hat nach Angaben von Verbraucherschützern im Juni 2021 Ticketpreise ohne Ankündigung erhöht. Die Tickets zum sogenannten Flexpreis können jetzt bis zu 20 Prozent mehr kosten als Tickets zum Normalpreis. Das gab es in dieser Dimension bisher nicht. Gerade Pendler sind von diese Erhöhung betroffen. Denn über Zuschläge versucht die Bahn, besonders ausgelastete Strecke zu entlasten. Für Wochenendpendler, die keine Alternativen haben, bedeutet dies, dass sie deutlich mehr zahlen müssen als im vergangenen halben Jahr.
Besonders aufgebracht sind die Kollegen über eine Erpressung der Geschäftsleitung auf dem Rücken der Flutopfer. So wird den DB-Mitarbeitern derzeit nahegelegt, ihre Überstunden und Urlaubstage abzubauen und den Flutopfern zu spenden. Wer das nicht tut, wird als „unsolidarisch“ gebrandmarkt.
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Erstveröffentlichung am 7. August 2021 auf »DerRevolutionär« . Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers. Bilder und Bilduntertexte wurden ganz oder zum Teil von der Redaktion »RoterMorgen« hinzugefügt.
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