Redaktion – 11. April 2022
In der berühmt-berüchtigten antisemitischen Hetzschrift ‘Mein Kampf‘ hat der Autor Adolf Hitler bemerkenswerte Gedanken über die bürgerlich-politische Propagandaarbeit im 20. Jahrhundert, in der Phase des Imperialismus, verewigt: “Je bescheidener dann ihr wissenschaftlicher Ballast ist, und je mehr sie ausschließlich auf das Fühlen der Masse Rücksicht nimmt, um so durchschlagender der Erfolg“1. Das ist keinesfalls Schnee von gestern. Belege, die beweisen, wie wissenschaftlich unqualifiziert bürgerliche Massenmedien über den gegenwärtigen Krieg um die Ukraine berichten, liegen stapelweise auf dem Tisch. Sie erweisen sich als unfähig, den modernen imperialistischen Krieg zu lesen. Die bürgerliche Journaille steht wie versteinert vor der Lösung des Geheimnisses, aus dem jeder Krieg geboren wird2. Damit fehlt ihnen der entscheidende Schlüssel zur Interpretation des Krieges.
Man kann nach wenigen Sätzen sofort erkennen, dass der mikrofonhabende Journalist nicht eine Zeile von Carl von Clausewitz gelesen hat, dass er sich niemals die Frage gestellt hat, welche Klassen führen den Krieg und welchen Klassencharakter trägt er demzufolge? Auch können sich die bürgerlichen Schreibelinge unter dem Begriff ‘Imperialismus‘ nichts vorstellen, ebenfalls nichts über das Wechselverhältnis von Vorgeschichte des Krieges und dem Verlauf nach seinem Ausbruch – dass alles aber sind kardinale Gewichte in den Fragen des Krieges. Uns Betrogenen bleibt zunächst nur der Weg, für die Darbietung dieses Schrotts vorerst keine Rundfunkgebühren mehr zu zahlen. Nicht nur gegen Russland müssen Sanktionen verhängt werden, sondern auch gegen die Verdummungssender ARD, ZDF … usw.
Aber auch die Linken, die formal auf Lenin und Stalin schwören, sind von dem Krieg überrascht worden. Sie hat sich blauäugig einer vordergründig objektiven Friedenslage in Europa anvertraut, als ob der listige Krieg unfähig geworden sei, einen heimlichen Aufmarsch zu planen. So heimlich war er dieses Mal gar nicht. Je mehr bürgerliche Politiker Sätze mit dem Wort ‘Frieden‘ in den Mund nehmen, desto intensiver müssen Marxisten-Leninisten die Sätze Lenins über den imperialistischen Krieg studieren. Der erste und der zweite Weltkrieg, Hiroshima und Nagasaki sprechen es doch deutlich aus, dass der Imperialismus besonders kriegsschwanger ist und dass man eher Vierlinge denn Drillinge erwarten darf, kurz: Die Kriegsdichte des Imperialismus verlangt eine ständige Weiterentwicklung der marxistisch-leninistischen Kriegstheorie. Dazu darf man aber nicht auf bürgerliches Friedensgeschwafel hereinfallen und seine laue Befassung mit der Kriegsfrage bereits für Marxismus-Leninismus ausgeben, während sie bei Licht betrachtet, nur Ausdruck pazifistischer Hohlheit à la Chruschtschow ist. Man ist kein Marxist-Leninist mehr, wenn man verlernt hat, Kriege richtig zu lesen. Alle Marxisten-Leninisten sind sich einig, dass die Weiterentwicklung der marxistisch-leninistischen Kriegstheorie wichtiger ist als die Weiterentwicklung der Lehre von der Denkweise.
Hitler fährt dann fort: Die Propaganda “wird zu keinem Erfolg führen, wenn nicht ein fundamentaler Grundsatz immer gleich scharf berücksichtigt wird. Sie hat sich auf wenig zu beschränken und dieses ewig zu wiederholen“3. Fassen wir kurz die beiden Zitate zusammen: Bescheidender Anteil von wissenschaftlichen Aussagen, die zudem noch als Ballast bezeichnet werden, Emotionalität, Eindimensionalität, Wiederholung ein und derselben kurzen Schallplatte, ewig die gleiche Melodie abnudeln. Hatten Marx und Engels im 19. Jahrhundert nur vom Idiotismus des Landlebens gesprochen, so ist im Imperialismus der Idiotismus, der sich daraus ergibt, dass der Produktionsprozess die Produzenten beherrscht, zur allgemeinen Grundlage einer Troglodytenkultur geworden. Je primitiver, desto besser – das ist die reifste Frucht der bürgerlichen Aufklärung.
Wie konnte es zu dieser Ausbreitung der Verflachung kommen, nicht bei einzelnen, sondern es sind ja Millionen und Abermillionen, die auf Primitives anspringen. Einen ersten Hinweis finden wir im Manifest: Der Arbeiter “wird ein bloßes Zubehör der Maschine, von dem nur der einfachste, eintönigste, am leichtesten erlernbare Handgriff verlangt wird“4. Hier haben wir sozusagen die Basis der physischen und psychischen Verkrüppelung der Arbeiter vor uns, hier liegt eine idiotische Eindimensionalität bzw. ein eindimensionaler Idiotismus vor, der Arbeiter arbeitet sich durch “seine“ Arbeit krank. Kein legales Wirtschaftssystem der Neuzeit wütet mehr unter der Volksgesundheit als die soziale Marktwirtschaft. Die Quelle für die Verrohung ist der kapitalistische Produktionsprozess, in dem kreatives Potential abgetötet und der Arbeiter Pauper, Woyzeck wird. Die Arbeit im kapitalistischen Produktionsprozess wird wie die Pest geflohen, aber acht Stunden netto wird der Arbeiter verpestet, seine Kreativität in ihn selbst zurückgestaucht, um in seinem Inneren zur rasenden Selbstzerstörung nach allen Richtungen auszugreifen. Es werden eindimensionale Menschen produziert. Ja noch mehr: “Ist die Ausbeutung des Arbeiters durch den Fabrikanten so weit beendigt, dass er seinen Arbeitslohn ausgezahlt erhält, so fallen die anderen Teile der Bourgeoisie über ihn her, der Hausbesitzer, der Krämer, der Pfandleiher usw.“5. Der Proletarier lebt in einem Milieu der sozialen Unterdrückung durch und durch, in einem Milieu der Ohnmacht. Zudem wird er von morgens bis abends von ekelhafter Warenwerbung berieselt, die folgendermaßen vorgeht: Bescheidender Anteil von wissenschaftlichen Aussagen, die zudem noch als Ballast bezeichnet werden, Emotionalität, Eindimensionalität, Wiederholung ein und derselben kurzen Schallplatte, ewig die gleiche Melodie abnudeln. Es soll sich etwas ganz Bestimmtes einprägen. Wir werden Zeugen eines durch Massenmedien hervorgebrachten Idiotismus.
Der Arbeiter, der in einer kulturellen Wüste dahinvegetiert, der interessiert sich aus einer totalen Leere heraus, in seiner Ohnmacht, in seiner Depression, in seinem Burnout, mit seiner Verletzung vom Arbeitsplatz, auch Mobbing, abends nicht mehr für Politik – und die Gaukler des Krieges haben leichtes Spiel. Alles wird auf ganz einfache, greifbare Sprüche reduziert. War der Spruch: ‘Die Juden sind an allem schuld‘ in der Nazi-Zeit die Eintrittskarte für den Zutritt zu höheren braunen Kreisen, so ist heute der Spruch: ‘Putin ist der Aggressor‘ die Eintrittskarte für die Teilnahme an der Münchener Sicherheitskonferenz.
Es gibt in Deutschland eine maoistische Sekte, die behauptet, in der Wüste des Imperialismus gäbe es statt totaler Leere einige Oasen der Lehre von der Denkweise, in denen die Arbeiter auftanken, eine proletarische Denkweise kultivieren könnten, und zwar aus sich selbst heraus. In diesen Oasen finde nun die Verschmelzung zwischen maoistischer Avantgarde und Denkweiseproletariern statt, vor denen die kleinbürgerlichen 68er zurückschreckten. Ein doppelter Fehler liegt vor: 1.) spricht Lenin im ‘Linken Radikalismus‘ davon, dass die Avantgarde sich nur bis zu einem gewissen Grad mit den Massen verschmelzen dürfe und 2.) gibt Lenin in ‘Was tun?‘ Kautsky ausdrücklich Recht, dass der wissenschaftliche Sozialismus den Arbeitern trotz wechselseitigen Lernprozesses nur von außen gebracht werden kann. Die Lehre von der Denkweise gibt die Denkweise einer sich selbst überschätzenden Arbeiteraristokratie wieder.
1 Adolf Hitler, Mein Kampf, München, 1938,198
2 Vergleiche Lenin, Notizen zur Frage der Aufgaben unserer Delegation im Haag, in: Lenin, Über den Kampf um den Frieden, Dietz Verlag, Berlin, 1956,296
3 Adolf Hitler, Mein Kampf, München, 1938,202
4 Karl Marx, Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, Werke Band 4, Dietz Verlag Berlin, 1960,468f.
5 a.a.O.,469
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Vorankündigung:
LENIN
ÜBER DEN KAMPF
UM DEN FRIEDEN
17 ausgewählte und kommentierte
friedenspolitische Schriften und Aufsätze
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Der 1951 zum 80. Geburtstag W. I. Lenins im Dietz Verlag erschienene Sammelband mit Lenintexten über die Eroberung und Erhaltung des Friedens ist nicht nur seit über 40 Jahren vergriffen, sondern auch antiquarisch nicht mehr erhältlich. Das gerade jetzt, wo sich viele Menschen das erste Mal ernsthaft Gedanken darüber machen, woher imperialistische Kriege überhaupt kommen. Der Krieg der Ausbeuterklasse ist nun wieder in Europa und so spinnen auch die Sozialdemokraten, Trotzkisten und Revisionisten aller Couleur ihre Thesen, die eines gemeinsam haben, den Feind im eigenen Land nicht zu erkennen und damit zu verschonen. Deshalb haben sich um die Gruppe RotePublischer« einige Marxisten-Leninisten gefunden, die Lenins Artikel und Aufsätze zum Thema „Kampf um den Frieden“ wieder aufgen werden. Außer Lenins Originaltexte findet man in der Veröffentlichung auch jeweils einen Kommentar, in dem der Genosse Heinz Ahlreip auf die Bedeutung des Textes und die Gültigkeit für heute hinweist und Letzteres mit Beispielen nachweist. So ist aus Lenins Textsammlung ein Arbeitsbuch entstanden, das jeder Marxist-Leninist lesen und nutzen sollte. Die 17 Lenintexte erscheinen als erste Nummer einer Broschürenreihe mit dem Namen „Der Weg zur Partei“ Herausgeber/innen dieses Blogs sind deutsche erfahrene, überwiegend ältere Marxisten-Leninisten, die sich aufgrund ihres Klassenstandpunktes, ihrer Kampferfahrung und ihrer Treue zum Marxismus-Leninismus zusammengefunden haben. Sie betrachten sich nicht als die einzigen Marxisten-Leninisten Deutschlands. Aber sie haben die Initiative ergriffen, wegweisende Schriften, die alle aus dem Blickwinkel des Marxismus-Leninismus erstellt wurden, zu publizieren. Diese Schriften sollen insbesondere jüngeren Genossen/-innen eine Hilfe im Klassenkampf und beim Aufbau einer marxistisch-leninistischen Arbeiterpartei für Deutschland sein. Broschüre »Der Weg zur Partei 2022/1«: Lenin über den Kampf um den Friegen, Hamburg im Mai 2022, 160 Seiten, Format DIN A 5, 7,00€/Stück, Auflage begrenzt. |
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Lest dazu bitte auch:
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„Wenn wir den dritten Weltkrieg nicht wollen“
Ex-Merkel-Berater Vad gegen Lieferung von schweren Waffen an Ukraine
„Wenn wir den dritten Weltkrieg nicht wollen, müssen wir früher oder später aus dieser militärischen Eskalationslogik heraus und Verhandlungen aufnehmen.“
Aus: Neue Zürcher Zeitung *
»Der ehemalige militärpolitische Berater von Altkanzlerin Angela Merkel, Brigadegeneral a. D. Erich Vad, hat sich gegen die Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine ausgesprochen. Solche Lieferungen seien potenziell ein «Weg in den dritten Weltkrieg», sagte Vad der Deutschen Presse-Agentur.
Davon abgesehen könne man komplexe Waffensysteme wie den Kampfpanzer Leopard oder den Schützenpanzer Marder nur nach jahrelanger Ausbildung systemgerecht bedienen und einsetzen, sagte Vad. Sie nützten den Ukrainern militärisch gegenwärtig und auf absehbare Zeit also gar nichts.
«Wir machen im Moment sehr viel Kriegsrhetorik – aus guter gesinnungsethischer Absicht», sagte Vad. «Aber der Weg in die Hölle ist bekanntlich immer mit guten Vorsätzen gepflastert. Wir müssen den laufenden Krieg zwischen Russland und der Ukraine vom Ende her denken. Wenn wir den dritten Weltkrieg nicht wollen, müssen wir früher oder später aus dieser militärischen Eskalationslogik heraus und Verhandlungen aufnehmen.»
Vad warnte davor, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin das Menschsein abzusprechen und ihn zum krankhaften Despoten abzustempeln, mit dem man nicht mehr reden könne. So völkerrechtswidrig und furchtbar der Ukraine-Krieg sei, er stehe doch in einer Kette vergleichbarer Kriege jüngeren Datums. «Irak, Syrien, Libyen, Afghanistan – so neu ist das alles nicht», sagte Vad. Auch die viel zu vielen toten Zivilisten und die Massaker, die sich jetzt im Ukraine-Krieg ereigneten, seien leider nicht aussergewöhnlich.
«Im Krieg werden Unschuldige getötet. So ist der Krieg. Das ist leider systemimmanent.» Vad erinnerte an den Irakkrieg von 2003. In diesem Krieg und während der darauffolgenden Besetzung des Landes seien Hunderttausende von Zivilisten getötet worden. «Damit verglichen, fällt Putin nicht aus dem Rahmen. Hier muss man die Kirche im Dorf lassen – so erschütternd die Bilder auch sind.»
Wenn es zum Beispiel heisse, die Russen hätten eine Geburtsklinik unter Feuer genommen, dann schwinge dabei mit, dass dies absichtlich geschehen sei. «Es ist aber sicher nicht Putins Absicht gewesen – warum sollte er das tun? Er wird dafür weltweit an den Pranger gestellt. So schrecklich das ist, aber das und die Inkaufnahme Tausender toter Zivilisten hatten wir im Irak, in Libyen, in Afghanistan genauso.» Die sogenannten Kollateralschäden in der Ukraine seien bis jetzt sogar weitaus geringer als im Irak oder in Afghanistan.
Ebenso zweischneidig sei es, Putin vorzuwerfen, dass er die Ukraine und die Krim zur geopolitischen Einflusssphäre Russlands rechne. Es werde dann gesagt, dass das eine obsolete Sichtweise des 19. Jahrhunderts sei. «Doch für die Amerikaner gilt bis heute die Monroe-Doktrin, die besagt, dass auf dem amerikanischen Kontinent keine Interventionen fremder Mächte geduldet werden. Und die Karibik ist sicherlich auch eine Einflusssphäre, nicht erst seit der Kuba-Krise.» Auch wenn man in guter Absicht die Demokratisierung der Welt vorantreiben wolle, gehe es faktisch und machtpolitisch immer auch um das Ausdehnen von Einflusssphären.
Der Sicherheitsexperte und Militäranalyst geht davon aus, dass Putin den ursprünglich von ihm angestrebten Regimewechsel in der Ukraine nach dem weitgehenden Abzug aus dem Raum Kiew aufgegeben habe.
«Deshalb stehen die Chancen für Verhandlungen eigentlich nicht schlecht», sagte Vad. «Beide Seiten könnten gesichtswahrend da herauskommen. Die Ukrainer haben bewiesen, dass sie ihre Hauptstadt Kiew wirksam verteidigt haben und darüber hinaus einen erfolgreichen Abwehrkampf führen gegen einen überlegenen Gegner. Die Russen wiederum haben einige Landgewinne im Osten und an der Schwarzmeerküste erzielt. Das sind nicht die schlechtesten Voraussetzungen für Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen und ist für beide Seiten besser, als sich weiter in den Sumpf eines langen Krieges mit ungewissem Ausgang ziehen zu lassen.» (NZZ, 12.04.2022)
* Vgl. https://www.nzz.ch/international/deutschland-die-wichtigsten-meldungen-ld.1678327
18.04.2022, Reinhold Schramm (Bereitstellung)