»Weißes Gesindel und adlige Brut«

Linda Moulhem Arous am 16. Okt. 2019 in Hamburg. Bild: Nicola Hofediener

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Im Zusammenhang mit dem Gedenken zum Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus fiel mir ein, dass ich im Vorjahr eine Genossin kennen gelernt habe, die ihre Wurzeln in Russland hat. Anlässlich des Besuches des ersten kommunistischen Bürgermeisters der Türkei in Hamburg, sah ich das erste Mal die Studentin
Linda Moulhem Arou mit ihrer Gitarre.

Ich schrieb in der Linkskultur-Zeitung »ElCantor« darüber, dessen Chefredakteur ich bin. Ich denke das auch für Roter Morgen.eu die Pflege und Förderung proletarischer Kultur ein wichtiger Punkt ist und stelle die Texte von „ElCantor“ gerne zur Verfügung. Ebenso lade ich jede/n Leser/in dieser Zeitung ein, »ElCator« zu lesen und zu unterstütze

Nico

Linda Moulhem Arous sang im Saal der Alevitischen Gemeinde, am Nobistor in Hamburg

Linda (Jahrgang 1998) studiert Politikwissenschaft und ist aktives Mitglied der Partei DIE LINKE. in Hamburg-Langenhorn. Sie bloggt auf YouTube und hat dort schon eine beträchtliche Anzahl von Statements veröffentlicht.

Singen ist also nur ein Hobby von Dir? Fragte ich sie.

Linda: Ja, und das schon seit meiner frühen Kindheit, meine Mutter kommt aus Russland und mein Vater aus Syrien. Beide sind aber gar nicht musikalisch. Im Alter von 10 Jahren bekam ich meine erste Gitarre und habe auch einmal ein Jahr lang Gitarrenunterricht gehabt. Gesangsunterricht hatte ich nicht, ich mir alles selber beigebracht.

Nico: Du hast zwei Lieder mit bekannten Melodien gesungen. Kannst Du etwas über die Texte sagen?

Linda: Ja, das erste heißt »Krasnaja Armija wsech silnei«, zu deutsch: »Die Rote Armee ist am stärksten« (auch bekannt unter: »Weiße Armee, Schwarzer Baron«) und ist ein altes russisches Arbeiterlied aus dem Jahr 1920. Während der Revolution und im großen vaterländischen Krieg war es ein Kampflied der Roten Armee. Der schwarze Baron, der besungen wird, war Baron Wrangel, ein Konterrevolutionär und Generaloberst der antikommunistischen Weißen Armee. Die Melodie dieses Liedes liehen sich auch viele andere Arbeiterparteien aus und legten ihren Text darauf. Der bekannteste ist das Lied »Die Arbeiter von Wien« (1929) (Wir sind das Bauvolk der kommenden Welt) woraus 1978 auch das Lied »Lied der KPD/ML« (Des schweren Tagwerks Schinderei) entstand.
Mein zweites Lied, »Katjuscha«, ist ein in Russland sehr beliebtes Liebeslied, so eine Art Evergreen aus dem Jahr 1938. Hunderte von Künstler, Künstlerinnen und Bands von Walentina Batischtschewa, über Ivan Rebrov, Peter Alexander, dem Oktoberclub und die Modena City Ramblers bis hin zu Nat King Cole sangen diesen Song.

Nico: Deine Gesangsstimme ist sehr überzeugend. Warum hast Du dir diese beiden Lieder ausgesucht?

Linda: »Krasnaja Armija wsech silnei« (Weiße Armee, Schwarzer Baron) ist sehr revolutionär und für mich wegweisend für einen Sozialismus, wie ich ihn mir vorstelle. Gerade im Hinblick auf die den jüngsten Überfall der Türkei auf das befreite Rojava fand ich es sehr passend.
»Katjuscha« habe ich ausgewält, weil die Melodie sehr schön ist und aus der Überzeugung heraus das, wenn wir damals versucht haben den Faschismus und Antisemitismus zu bekämpfen, wir es heute erst recht tun müssen. Das Lied soll ein Weckruf sein und spornt mich dazu an viele Menschen zu ermuntern im Kampf nicht nach zu lassen.

Nico: Wie sind deine Pläne, willst Du neben deinem Studium der Politikwissenschaft auch dein Singen weiter voranbringen?

Linda: Also, ich will auf alle Fälle mein Studium zu Ende führen und auch noch den Master dranhängen. Wenn alles langfristig nicht klappt, kann ich mich immer noch auf das Singen besinnen. Bis dahin bleibt die Musik etwas im Hintergrund. Ich würde mich aber auch gerne mal in der Rapszene versuchen, weil es gerade sehr in ist, mir liegt und ich denke so einen besseren Zugung zu Jugendlichen zu bekommen.

Nico: Dann wünsche ich Dir viel Erfolg beim Studium und hoffe, dass wir bald wieder etwas von Dir hören werden.

Nico Diener

Lindas kleines Konzert
am 16. Oktober 2019 in Hamburg

Übersetzung
Weiße Armee, Schwarzer Baron
Übersetzung
Katjuscha
Weißes Gesindel und adlige Brut
baun am zaristischen Throne gar gut
doch von Sibirien zum Britischen Meer
die Rote Armee ist das stärkere Heer
es trägt die Waffen in Eisenfäusten
die rote Wehr voran zum Sieg
und unaufhaltsam Proletenreihen
vereinen sich zum letzten Krieg
Rote Soldaten, zum Sturme voran
Tönt das Signal folgen Mann für Mann
Denn von Sibirien zum Britischen Meer
die Rote Armee ist das stärkere Heer
es trägt die Waffen in Eisenfäusten
die rote Wehr voran zum Sieg
und unaufhaltsam Proletenreihen
vereinen sich zum letzten Krieg.
Schüret das Feuer,
das Welten verzehrt
Kirchen und Kerker auf ewig zerstört
Denn von Sibirien zum Britischen Meer
die Rote Armee ist das stärkere Heer
es trägt die Waffen in Eisenfäusten
die rote Wehr voran zum Sieg
und unaufhaltsam Proletenreihen
vereinen sich zum letzten Krieg.
Die Apfel- und die Birnbäume erblühten,
Nebelschwaden lagen über dem Fluss,
da ging Katjuscha hinaus aufs Ufer,
auf das hohe, steile Ufer.
Sie ging hinaus und sang ein Lied
über einen grauen Steppenadler,
über den, den sie liebte,
über den, dessen Briefe sie bewahrte.
Ach, du Lied, du kleines Lied eines Mädchens,
fliege hinter der hellen Sonne her
und bringe dem Krieger bei der fernen Grenze
von Katjuscha einen Gruß.
Er soll an sein einfaches Mädchen denken
und hören, wie sie singt,
er soll die heimatliche Erde beschützen
und Katjuscha wird ihre Liebe bewahren.
Die Apfel- und die Birnbäume verblühten,
Nebelschwaden flossen über dem Fluss hinweg,
Katjuscha verließ das Ufer,
trug das Liedchen mit nach Haus.
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Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

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