Verkehrte Welt: „Bete und Arbeite“

Je mehr die Menschen ausbeutungsaufhebend arbeiten und in Einheit mit seinen Genossinnen und Genossen und mit der Natur sind, desto abwesender wird ein Gott
Heinz Ahlreip – 19. April 2024
Heinz Ahlreip

Schon die Philosophie der Renaissance steuerte durch die Neubearbeitung des urwüchsigen vorsokratischen, und anlachenden antiken Materialismus auf die Auffassung von Einer einheitlichen Welt zu, die von inneren Prinzipien gelenkt wird.

Der Blick nach oben wendete sich etwa ab 1450, als die Bourgeoisie in ihrer ökonomischen Zwangslage historisch zum Angriff auf die Feudalität angehalten war, zu einem weltimmanenten um, zwecks zu wissen, was die Welt in ihrem Innersten zusammenhält. Ora et labora, die Essenz der Ordensregel des heiligen Benedikt von Nursia, Arbeit christlich dornenreich als Mühe, Not, Anstrengung, hatte rangmäßig die falsche Reihenfolge, wenn der Mensch sein Gesicht von Gott abwendet und mehr und mehr atheistisch-emanzipativ die Arbeit als Sonne deutet, durch die er Souverän der Natur werden kann. Dieser Faktor macht den Unterschied zum Tier aus, das keine Zwecke in die Natur einprägt, keine meistens kausale Mechanismen kombiniert, sondern sie nur konsumtiv benutzt bzw. abnutzt. Es ist die Arbeit, die den Unterschied auch als einen zwischen kreativer Dynamik und Verharrung immer größer werden lässt. (Vergleiche Friedrich Engels, Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen, Werke, Band 20, Dietz Verlag, Berlin, Seite 452). Sozialistische Emanzipation verspricht die Umwandlung der Arbeit aus einer Last in eine Lust. 

In seinem epochemachenden Werk ‘De re metallica‘ (1556) hebt Agricola, weitgehend ein Zeitgenosse Luthers, der durch Entwertung pfäffischer Vermittlung zwischen Mensch und Gott keineswegs einen geringen Beitrag zur Verinnerlichung der Welt geleistet hat, berufspraktische Arbeit in polytechnischer Intention hervor. Kollektive polytechnische Ausbildung, so wissen wir heute, hat einen atheistischen Gehalt. Je mehr die Menschen ausbeutungsaufhebend arbeitend bei sich und in Einheit mit seinen Genossinnen und Genossen und mit der Natur sind, desto abwesender wird ein Gott. Es ist wieder die Arbeit, die den Unterschied ausmacht.  Agricola bürstet ordentlich gegen den christlichen Strich: Er leugnet Wunder in der Natur und die Unsterblichkeit der Seele im Menschen. Luther erkennt zwar deutlich die Gefahr, die dem christlichen Glauben und dem platonischen Idealismus durch die Renaissance droht, arbeitet ihr aber in der Abwehr eines abstrakten Jenseits, zu dem der Mensch keinen direkten Zugang habe, zu. 

Aber der Weg war lang und steinig, Pfaffentum und eine auf Grund ihrer ökonomischen Stellung religionsaffine, rotängstliche Bourgeoisie legten der säkularen Emanzipation jeglichen nur erdenklichen Widerstand in den Weg. Das Ziel ist aber wissenschaftsgeschichtlich erreicht:

„Im eigentlichen Sinne ist die Dialektik die Erforschung des Widerspruchs im Wesen der Dinge selbst: Nicht nur die Erscheinungen sind vergänglich, beweglich, fließend, nur durch bedingte Grenzen getrennt, sondern die Wesenheiten der Dinge selbst“.
(Lenin, Konspekt zu Hegels Geschichte der Philosophie, in: Lenin, Über Hegelsche Dialektik, Reclam Verlag Leipzig, 1986, Seite 179)

Die ökonomische Basis ist gesetzt, unterliegt aber Modifikationen durch den Überbau, es gibt durchaus Rückwirkungen auch gravierender Art. 

Also ein nahezu festgeschriebener immanenter Widerspruch, hinzu kommen immanente Triebkräfte.

„Die Philosophen wurden aber in dieser langen Periode von Descartes bis Hegel und von Hobbes bis Feuerbach keineswegs, wie sie glaubten, allein durch die Kraft des reinen Gedankens vorangetrieben. Im Gegenteil. Was sie in Wahrheit vorantrieb, das war namentlich der gewaltige und immer schneller voranstürmende Fortschritt der Naturwissenschaft und der Industrie“. (Friedrich Engels, Ludwig Feuerbach und die klassische deutsche Philosophie, Werke, Band 21, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 277). 

Ökonomie auf und unter der Erde, als relativ Bodenständiges, das wir mit „nüchternen Augen“ (Manifest) betrachten müssen, oder der spekulationstrunkene Kuckucksgott als Wolkenbewohner, die größte Differenz zwischen Basis und Überbau, das drückt heute den kalten Wissenschafts- bzw. Ideologiekrieg zwischen Progressisten und Reaktionären plastisch aus. Die Frage nach den Triebkräften der Triebkräfte scheint auf den ersten Blick eine Schlüsselfrage der reinen Metaphysiker zu sein, so haben diese doch immer die Gretchenfrage gestellt, welche Wesenheiten stecken hinter den Erscheinungen? aber an den Früchten werden wir sie erkennen.  

Die platten Zunahme- und Abnahmeevolutionisten landen früher oder später farblos und trocken bei einem äußeren Gott, bei einer Differenz von Untrennbaren, die Ökonomie kann als entscheidende, ebenfalls der Veränderung unterliegenden Wesenheit nicht einfach abgeschnitten werden; die dialektischen und historischen Materialisten in der Ökonomie. Widerspruch im Wesen der Dinge selbst, Gott oder Ökonomie, immer wieder kommen wir auf die Gegensatzkonstellationen: Äußerer und innerer Widerspruch, Geistiges und Ökonomisches verkehrt rum zurück, immer wieder auf dieses als die Urquelle der Lehre. Die Wichtigkeit der Ökonomie für die Gesellschaftswissenschaft hatten schon Rousseau 1756 in seinem Artikel ‘Politische Ökonomie‘ für Diderots fünften Band der Enzyklopädie und der Physiokrat Dr. Quesnay 1758 in seinem ‘Tableau économique‘ herausgehoben, aber erst durch den Marxismus-Leninismus haben wir bis heute das letzte Wort der Gesellschaftswissenschaft.   

 

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