Kollege starb im Duisburger Thyssenkrupp Steel Werk

Über 2000 Arbeiter aus Bulgarien protestierten und forderten Aufklärung über den Tod ihres Kollegen


Redaktion Betrieb und Gedwerkschaft – 27. Oktober 2022

Der 26 jährige Kollege Refat Suyleyman, ein bulgarischer Arbeiter eines Subunternehmens wurde am 14. Oktober auf dem Werksgelände von Thyssenkrupp-Steel (TKS) in Duisburg tot aufgefunden.

Der Kollege Refat Suyleyman bei der Arbeit

Refat Suyleyman, ein bulgarischer Arbeiter eines Subunternehmens, 26 Jahre alt, wurde am Nachmittag des 17.10.22 auf dem Thyssen-Werksgelände in Duisburg tot aufgefunden. Er verschwand am Freitag (14.10.) gegen 9.15 Uhr nach einer Pause im Firmenfahrzeug auf dem Gelände. Seine Familie hatte ihn am Freitag als vermisst gemeldet, woraufhin eine Suche mit Hubschraubern und Drohnen gestartet wurde. Nach den vorliegenden Informationen untersucht die Polizei die Todesursache als Unfall oder Selbstmord. Kurz nach dem Fund des Leichnams kam es zu einem spontanen Protestmarsch mit knapp 2.000 Bulgarisch stämmiger Arbeitern vor dem Thyssenkrupp Werk in Duisburg. Sie forderten die restlose Aufklärung des Todesfalles und kündigten an das Werk zu blockieren, wenn der Fall nicht aufgeklärt wird.

Der Europäische Verband türkischer Arbeitnehmer teilte dazu unter anderem mit“:

Gerechtigkeit für den bulgarischen Arbeiter Refat Süleyman
„…
Den Angaben zufolge wurde Refat Süleyman am 14. Oktober, dem Tag des Unfalls, von seinem Vorarbeiter, mit dem er zusammenarbeitete, zum Frühstück zum Auto geschickt, was ihm während der Arbeitszeit zustand. Als der Vorarbeiter etwa 15 Minuten später zum Auto kam, konnte er Refat Süleyman nicht finden und begann ihn zu suchen. Trotz aller Bemühungen konnte Refat jedoch nicht gefunden werden. Wie viele andere bulgarische Arbeitnehmer hatte Refat Süleyman drei Tage vor dem Unfall seine Arbeit in einem Unternehmen aufgenommen, das billige Arbeitskräfte einstellte. Das Leihunternehmen vermittelte ihn an einen Subunternehmer für Industriereinigung bei  ThyssenKrupp Steel Europa (TKSE). Nach drei Tagen Arbeit wurde Refat Süleyman vermisst. Seine Tasche und seine Arbeitsjacke wurden im Auto gefunden, aber man hörte nie wieder etwas von ihm. (…) Der Tod von Refat Süleyman ist ein Beispiel der Realität der bulgarischen Arbeiter: Infolge des EU-Gesetzes über die Arbeitnehmerfreizügigkeit, das am 1. Mai 2011 in Kraft trat, kamen Hunderttausende von Arbeitnehmern aus Bulgarien und Rumänien in europäische Länder. In Bulgarien begannen Arbeitsmigranten in allen möglichen Berufen zu arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Viele Leihfirmen nutzten die sprachliche und kulturelle Bildung der Wanderarbeiter und begannen, sie einzustellen und an andere Unternehmen zu verleihen. (…)
Bei zahlreichen Bauarbeiten werden auch bulgarische Arbeitskräfte herangezogen. In vielen Städten gibt es einen Arbeitsmarkt, auf dem Subunternehmer Arbeitskräfte zu sehr niedrigen Löhnen, langen Arbeitszeiten und unter großem Druck beschäftigen. Viele dieser Beschäftigten werden angeblich nicht bezahlt und sind der Gewalt ausgesetzt. Viele bulgarische Arbeitskräfte, wie Refat Süleyman, arbeiten als Leiharbeiter für Subunternehmer bei TKSE. Die TKSE behauptet, dass sie der Arbeitssicherheit ihrer Mitarbeiter große Bedeutung beimisst und die Arbeitsunfälle allmählich zurückgehen, ist bei den Subunternehmern das Gegenteil der Fall.
Obwohl viele Leiharbeitskräfte kein Deutsch sprechen, werden ihnen die Sicherheitsvorschriften nicht in ihrer Muttersprache erklärt. Die Arbeitnehmer sind daher nicht ausreichend mit den Sicherheitsvorschriften vertraut. Die im Arbeitsschutzgesetz vorgeschriebene Kleidung wird den Arbeitnehmern nicht zur Verfügung gestellt, und wenn doch, dann zum doppelten Preis des Marktpreises. Nach dem Arbeitsschutzgesetz muss das Unternehmen selbst für diese Kosten aufkommen. Die bulgarischen Arbeitnehmer wissen dies jedoch aufgrund der Sprachbarriere nicht, und es wird ihnen in der Regel vom Lohn abgezogen. (…)
Es gibt viele solcher unrechtmäßigen Praktiken. Die großen Unternehmen und ihre Gewerkschaftsvertreter wissen das, ignorieren es aber. Sie vertuschen das, indem sie sagen: „Sie arbeiten sowieso nicht für uns, Sie arbeiten für den Subunternehmer“. Musste Refat Süleyman sterben, um der Stimme der bulgarischen Arbeiter Gehör zu verschaffen? (…)
Obwohl seit Jahren bekannt ist, dass Leiharbeitskräfte als moderne Sklaven beschäftigt werden, ist es nicht besorgniserregend, dass sich keine öffentliche Meinung dagegen gebildet hat, insbesondere nicht von den Gewerkschaften? War der Tod von Refat Süleyman notwendig, damit dies alles bekannt wurde? Wir alle müssen uns diese Frage immer häufiger stellen. Sollten wir nicht eine gemeinsame Kampflinie mit unseren Arbeitskollegen und Arbeitskolleginnen gegen die diskriminierenden, rassistischen und sklavischen Sanktionen gegen bulgarische Arbeitskräfte aufbauen? Die Antwort auf all diese Fragen ist ein großes JA…“

Hierzu noch ein Artikel eines TyssenKrupp-Kollegen
den ARTIK veröffentlichte

Gerechtigkeit für den bulgarischen Arbeiter Refat Süleyman

 

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1 Kommentar

  1. Moderner Sklavenhandel – Der Arbeiter wird solange von Verleihfirma zu Unterverleihfirma verkauft bis von seinem Lohn nichts mehr übrig bleibt. Arbeitsschutz bleibt dabei auf der Strecke, und wenn was passiert, ist keiner da der haftet. Pfui Teufel ihr Neoliberalen Kapitalisten und eure Helfershelfer in Justiz und der Politik!

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